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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Ereignishorizont relativ?


JoAx
09.12.09, 09:38
Hallo zusammen!

Ich habe mich gefragt, ob EH für unterschiedliche Beobachter nicht unterschiedlich sein könnte?

Nehmen wir ein rotierendes SL. Für diesen müsste man zunächst eine Kerr-Lösung benutzen. Nehmen wir noch drei Beobachter, die auf unterschiedlichen Bahnen das SL umkreisen. S1,S2 und S3, mit Radien r1<r2<r3, wobei r2 ein Geostationärer Orbit wäre. Für S1 und S3 dreht sich das SL (in verschiedene Richtungen), für S2 dreht das SL nicht. Kann es sein, dass S2 die Schwarzschild-Lösung, für das Ausrechnen des EH's nehmen könnte?

Oder bin ich da auf dem Holzweg?


Gruss, Johann

SCR
09.12.09, 13:22
Hallo JoAx,
nein, ein Kerr-Loch ist immer absolut kleiner als die korrespondierende Schwarzschild-Lösung - und das begründet.
Und natürlich absolutes "IMHO". ;)

möbius
09.12.09, 15:42
Kann es in der Wissenschaft ein absolutes "IMHO" geben ....:confused:
Grüsse, möbius ;)

George
09.12.09, 22:36
Hallo JoAx,
nein, ein Kerr-Loch ist immer absolut kleiner als die korrespondierende Schwarzschild-Lösung - und das begründet.
Und natürlich absolutes "IMHO". ;)

Hallo SCR,

Ist das gerade nicht der "Knackpunkt"? Für den sich mitrotierenden Beobachter fällt ja der Drehimpuls des SL weg. Demgemäß fällt auch der Kernparameter weg. Man müsste dann irgendwie auf ds²(Kerr)=ds²(Schw.S.) kommen. Ich glaub in dem Fall wäre das SL auch nicht "absolut kleiner", da es gerade mit der Schwarzschild- Lösung zu beschreiben wäre.

Gruß,
George

Marco Polo
09.12.09, 22:59
Ich habe mich gefragt, ob EH für unterschiedliche Beobachter nicht unterschiedlich sein könnte?

Nehmen wir ein rotierendes SL. Für diesen müsste man zunächst eine Kerr-Lösung benutzen. Nehmen wir noch drei Beobachter, die auf unterschiedlichen Bahnen das SL umkreisen. S1,S2 und S3, mit Radien r1<r2<r3, wobei r2 ein Geostationärer Orbit wäre. Für S1 und S3 dreht sich das SL (in verschiedene Richtungen), für S2 dreht das SL nicht. Kann es sein, dass S2 die Schwarzschild-Lösung, für das Ausrechnen des EH's nehmen könnte?

Oder bin ich da auf dem Holzweg?

Hallo Johann,

ich denke du bist da tatsächlich auf dem Holzweg.

Bei einem rotierenden SL wird die Raumzeit ausserhalb des SL´s mitgerissen und es bildet sich so eine Art Raumzeitwirbel.

Da kann man z.B. schon mal nicht in entgegengesetzter Richtung um das SL kreisen. Zumindest nicht in dessen Nähe.

Man wird schliesslich mit der Raumzeit mitgerissen und das in Abhängigkeit mit der Entfernung.

Auch eine geostationäre Umlaufbahn ist nicht so ohne weiteres realisierbar. Bei entsprechendem Abstand könnte ich mir eine solche aber zumindest vorstellen.

Dieser Abstand müsste aber zum äusseren EH praktisch Null betragen, da nur dort die Raumzeit genauso schnell rotiert, wie das SL.

Wir haben aber auch in dieser hypothetischen geostationären Umlaufbahn den zum Rotationsellipsoid verformten äusseren EH vorliegen.

Also nix mit Schwarzwaldmetrik, oder wie hiess die doch gleich? :rolleyes:

Gruss, Marco Polo

JoAx
09.12.09, 23:54
Hallo Marc,


Bei einem rotierenden SL wird die Raumzeit ausserhalb des SL´s mitgerissen und es bildet sich so eine Art Raumzeitwirbel.


das ist mir klar (ist es das?), aber was ist das BS in diesem Fall? Ist die Rotation in der ART noch absolut??? Hmmmm....?
Hat das etwas mit dem Newtonschen Eimerexperiment zu tun?


Da kann man z.B. schon mal nicht in entgegengesetzter Richtung um das SL kreisen. Zumindest nicht in dessen Nähe.


Genau. Und dieses - "Nähe" - liegt (in natürlichen einheiten) zwischen M und 2M (Stichwort - Ergosphäre). M ist dann der Fall, wenn das SL die maximale Rotationsgeschwindigkeit aufweist, 2M - wenn die Rotation bei Null ist.

Das sind aber nur zwei Extrema, die eher die Ausnahme bilden. In der Regel liegt das EH irgendwo dazwischen. Hält EMI deswegen an M als das tatsächliche EH (ohne es zu begründen/kommentieren) fest, weil dieses dann tatsächlich nicht mehr "unterschritten" werden kann?


Man wird schliesslich mit der Raumzeit mitgerissen und das in Abhängigkeit mit der Entfernung.


Das heisst aber nicht, dass die Bewegung in der Ergosphäre nicht von dem Bewegungszustand in zum g-Potential senkrechter Richtung unabhängig ist. (?)


Dieser Abstand müsste aber zum äusseren EH praktisch Null betragen, da nur dort die Raumzeit genauso schnell rotiert, wie das SL.


Das denke ich nicht. Dann wäre eine Geostationäre Umlaufbahn für die Erde auch unmöglich. (?) Wie gesagt, es muss nicht die maximale Rotation sein. Nehmen wir ein SL mit der Masse der Erde und ihrer Rotationsgeschwindigkeit an, dann würde die entsprechende Bahn genau dort liegen, wo auch unsere geostationären Bahnen liegen, das EH wäre (nach Kerr) aber unter 2M.

@George
Ja, in die Richtung grübble ich. :)

Gruss, Johann

SCR
10.12.09, 01:38
Die nach außen ersichtliche Größe eines SL (in Form des EH) wird ausschließlich durch die Geodäten(form) hinter dem EH bestimmt.
Es ist unerheblich ob man um das SL eine geostationäre Umlaufbahn beschreiben würde oder nicht: Oder erscheint für einen realen Satelliten z.B. deswegen die Erde größer? :rolleyes:

IMHO, IMHO, IMHO, IMHO, IMHO, ...

Wir haben aber auch in dieser hypothetischen geostationären Umlaufbahn den zum Rotationsellipsoid verformten äusseren EH vorliegen.
Es tut mir leid aber das ist falsch, Marco Polo: Verwechselst Du möglicherweise den EH mit der Ergosphäre? Die Ergosphäre bildet ein Rotationsellipsoid, befindet sich aber außerhalb des EH (und der dortige Frame-Drag ist eigentlich nichts anderes als ein starker Lense-Thirring-Effekt - noch nicht singulär).
Der äußere EH einer Kerr-Lösung bildet dagegen trotz Rotation stets eine perfekte Kugel.
Googlet vielleicht einmal nach den Begriffen "marginale stabile Bahn" (bzw. rms oder "innermost stable circular orbit") und "Ergosphäre":
Dann klärt sich womöglich auch noch das ein oder andere.
Das war's jetzt aber endgültig meinerseits.

möbius
10.12.09, 12:00
...
IMHO, IMHO, IMHO, IMHO, IMHO, ...

= 5 * IMHO...+ x ...;)
Gruß, möbius

Marco Polo
10.12.09, 17:20
@ Johann und SCR:

bevor ich jetzt antworte und möglicherweise Stuss erzähle, versuche ich erst mal genauere Infos über Kerr-Löcher zu finden.

Meine obige Antwort fusste auf meinen eher rudimentären bis nicht vorhandenen Kenntnissen über Kerr-Löcher. Bis morgen dann.

Gruss, Marco Polo

JoAx
12.12.09, 10:41
Hallo zusammen!

@Moderation :)

Da hier:
http://www.quanten.de/forum/showpost.php5?p=46166&postcount=1
unterstellt wurde, dass das Thema dieses Threads nichts mit Standrdphysik zu tun hat, stelle ich Euch frei, diesen ins "Jenseits..." zu verschieben, wenn Ihr der selben Meinung seid.
Mir ist es herzlichst egal, welche Überschrift das Unterforum hat, solange die Frage geklärt wird. Ich wäre auch mit Plauderecke hier höchst zufrieden. :D

Ansonsten kann ich nur versprechen, dass ich nicht mehrere zehn Seiten lang sich dumm stellen werde, wenn eine Erklärung geliefert wird. Für mich steht der Ausgang der Frage nur offen.


Gruss, Johann

Timm
12.12.09, 14:12
Hallo zusammen!

@Moderation :)

Da hier:
http://www.quanten.de/forum/showpost.php5?p=46166&postcount=1
unterstellt wurde, dass das Thema dieses Threads nichts mit Standrdphysik zu tun hat, stelle ich Euch frei, diesen ins "Jenseits..." zu verschieben, wenn Ihr der selben Meinung seid.
Mir ist es herzlichst egal, welche Überschrift das Unterforum hat, solange die Frage geklärt wird. Ich wäre auch mit Plauderecke hier höchst zufrieden. :D


Hallo Johann,

ich sehe keinerlei Anlaß, Dein Thema zu verschieben. Du hast eine Fragestellung in Zusammenhang mit rotierenden SLern aufgeworfen. SLer werden im Kontext der ART behandelt, und nicht jenseits davon,

Gruß, Timm

Timm
29.12.09, 17:19
Man wird schliesslich mit der Raumzeit mitgerissen und das in Abhängigkeit mit der Entfernung.

Auch eine geostationäre Umlaufbahn ist nicht so ohne weiteres realisierbar. Bei entsprechendem Abstand könnte ich mir eine solche aber zumindest vorstellen.



Hi Marc,

Die Kerr Metrik dürfte für den geostationären Orbit keine große Rolle spielen, wenn man sich das Größenverhältnis Orbit Radius / Schwarzschild Radius anschaut. Bezogen auf die Erde komme ich auf ca. 10^9. In dieser Entfernung kann frame-dragging eigentlich keine Rolle mehr spielen.


Dieser Abstand müsste aber zum äusseren EH praktisch Null betragen, da nur dort die Raumzeit genauso schnell rotiert, wie das SL.

Mit "äußerem EH" meinst Du vielleicht die statische Grenze eines rotierenden schwarzen Loches. Hier könnte eine Rakete ein Mitgeschleppt werden aufgrund des Lense-Thirring Effektes gerade nicht mehr kompensieren. Der EH ist innerhalb dieser Grenze. Wie auch immer, Inertialsysteme mit gleicher Winkelgeschwindigkeit wie das rotierende SL, sind in solcher Nähe nicht möglich,

Gruß, Timm

P.S. Nachtrag. Die Betrachtung ist insofern nicht realistisch, als SLer wohl sehr viel schneller rotieren dürften, als die Erde. Der Radius eines geostationären Orbits ist

r = (GM/w^2)^1/3, wobei w die Winkelgeschwindigkeit ist.

Eine Abschätzung, bei welcher Winkelgeschwindigkeit frame-dragging dann doch relevant wird, dürfte nicht ganz einfach sein. Hast Du vielleicht Unterlagen darüber? Ich habe nichts gefunden.

Timm
02.01.10, 15:42
Hi Johann und alle,

Du hast im alten Jahr die interessante Frage nach dem "geostationären" Orbit um ein Kerr-Loch aufgeworfen.

Ich habe jetzt mal ein bißchen recherchiert und hoffe, der Sache näher gekommen zu sein. Der EH (bei r=M, geometrisierte Einheiten) eines extremen Kerr-Lochs rotiert am Äquator mit c. Und mit ihm der Raum. Mit zunehmenden Radius R > r nimmt die Winkelgeschwindigkeit w des mitrotierenden Raumes nach Edwin F. Taylor in "Exploring Black Holes", F-16 Ring Riders, gemäß

w = 2M^2/(rR^2) ab (geometrisierte Einheiten).

Die Dimension einer reziproken Länge für die Winkelgeschwindigkeit ist erklärungsbedürftig. Grund dürfte sein, daß an der statischen Grenze (bei r=2M), also dem äußeren Horizont der Ergosphäre, aus der zeitlichen Koordinate eine metrische wird.

Die Angelsachsen nennen mit gleicher Geschwindigkeit wie der Raum tangential mitrotierende Beobachter ZAMOs (zero angular momentum observers).

Nun könnte man "geostationärer Orbit" übertragen auf das extremale Kerr-Loch "ZAMO Orbit" nennen. Davon gäbe es allerdings beliebig viele, mit einer von R abhängigen Winkelgeschwindigkeit. Die Überlegung scheitert aber daran, daß ZAMOs langsam nach innen spiralen. Es gibt hier demnach keine Orbits, die man geostationär nennen könnte.

Wenn wir schon bei Orbits sind. Welche stabilen Orbits gibt es überhaupt, also unabhängig von "geostationär"? Bei Schwarzschild Löchern liegt der innerste stabile Orbit bei 3r(s). Bei Kerr Löchern bin ich nicht fündig geworden. Weiß das Jemand?

Gutes neues Jahr!

Gruß, Timm

P.S. Kann mir Jemand sagen, wie ich der Tastatur griechische Buchstaben entlocken kann?

JoAx
02.01.10, 16:02
Hi Timm!


P.S. Kann mir Jemand sagen, wie ich der Tastatur griechische Buchstaben entlocken kann?

Zunächst nur das:

http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?p=37255&highlight=Zeichentabelle#post37255


Gruss und frohes neues Jahr!
Johann

Timm
02.01.10, 16:18
Hi Timm!



Zunächst nur das:

http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?p=37255&highlight=Zeichentabelle#post37255


Gruss und frohes neues Jahr!
Johann

Vielen Dank, Johann, ich werd's mal versuchen.

Gruß, Timm

JoAx
05.01.10, 09:50
Hi Timm!

Dank deines Einsatzes bin ich auf folgendes gestossen:

http://www.eftaylor.com/pub/SpinNEW.pdf

Jetzt muss ich mich durch den Text (und interessante quests :)) durchkämpfen.


Nun könnte man "geostationärer Orbit" übertragen auf das extremale Kerr-Loch "ZAMO Orbit" nennen. Davon gäbe es allerdings beliebig viele, mit einer von R abhängigen Winkelgeschwindigkeit. Die Überlegung scheitert aber daran, daß ZAMOs langsam nach innen spiralen. Es gibt hier demnach keine Orbits, die man geostationär nennen könnte.


Wie ich die ZAMO's verstanden haben, so entsprechen diese Beobachtern, die keine tangentiale Geschwindigkeit haben, also, direkt runterfallen (lokal betrachtet = shell ?). Wir bräuchten aber Beobachter, die die selbe Winkelgeschwindigkeit haben, wie das SL.


Bei Schwarzschild Löchern liegt der innerste stabile Orbit bei 3r(s). Bei Kerr Löchern bin ich nicht fündig geworden. Weiß das Jemand?


Ich vermute vorerst, dass es für die Kerr-Löcher genau so ist, da 3r ausserhalb der statischen Grenze liegt (=ausserhalb der Ergosphäre). Und damit könnte man die grösste Drehgeschwindigkeit des SL's abschätzen, für welche eine geostationäre Bahn (zumindestens ausserhalb der statischen Grenze) noch möglich wäre, mit v≊c bei R≊3rs. Dann wäre noch die Frage zu klären, ob so etwas innerhalb der Ergosphäre möglich wäre.


Gruss, Johann

Timm
05.01.10, 17:35
Hi Timm!

Dank deines Einsatzes bin ich auf folgendes gestossen:

http://www.eftaylor.com/pub/SpinNEW.pdf

Hi Johann,

da bist Du ja genau auf das erwähnte Buch "Exploring Black Holes" von Taylor&Wheeler gestoßen. Ich hab' es mir vor ein paar Jahren gekauft. Sehr empfehlenswert. Und erstaunlich, daß da ganze Kapitel on-line verfügbar sind.



Wie ich die ZAMO's verstanden haben, so entsprechen diese Beobachtern, die keine tangentiale Geschwindigkeit haben, also, direkt runterfallen (lokal betrachtet = shell ?). Wir bräuchten aber Beobachter, die die selbe Winkelgeschwindigkeit haben, wie das SL.

Das ist es gerade. Die ZAMOs haben die gleiche Winkelgeschwindigkeit, wie der vom Kerr-Loch mitgeschleppte Raum und somit tangentiale Geschwindigkeit. Jemand fällt aus weiter Entfernung Richtung Loch. Dabei wird ihm schon in einigem Abstand ein Mitrotieren mit dem Raum aufgezwungen und macht ihn dadurch zum ZAMO:

Boyer-Lindquist-Koordinaten - Die Standarddarstellung (Aus Andreas Müller, Du kennst das sicherlich):

http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/images/intermed/boyer_func3.jpg

Dabei ist die Winkelgeschwindigkeit omega (ich muß es noch lernen) türkis dargestellt. Ich kenne die Boyer-Lindquist-Koordinaten nicht, die Ordinate dürfte aber nicht die Rotation in Hz anzeigen.

Der ZAMO wirbelt dann aus der Sicht des entfernten Beobachters um das Loch herum. Da seine Winkelgeschwindigkeit der des rotierenden Raumes entspricht, bewegt er sich folglich nicht relativ zum Raum und hat deshalb auch kein Drehmoment. Und heißt deshalb ZAMO. Kleine Kerr-Löcher dürften ähnlich schnell rotieren wie Neutronensterne. Demzufolge könnten die frame-dragging-Frequenzen von Kerr-Löchern bei einigen 100 Hz liegen. Bei extremen Löchern vielleicht noch sehr viel höher in EH Nähe. Ich habe darüber nichts gefunden. Auch nicht darüber, wieviele Umkreisungen der ZAMO ausführt, bis er den EH erreicht. Sicherlich gibt es dazu irgendwo Rechnungen.

Da materielle Objekte die Ergosphäre wieder verlassen können, gehe ich davon aus, daß auch stabile Umlaufbahnen möglich sind. Mit einer je nach R genau bemessenen konstanten Beschleunigung in Rotationsrichtung (aber nicht tanngential, sondern nach außen) müßte das möglich sein. Dann hat man kein IS und eine andere Winkelgeschwindigkeit wie das Loch. Nicht vergleichbar mit einem geostationären Orbit.



Ich vermute vorerst, dass es für die Kerr-Löcher genau so ist, da 3r ausserhalb der statischen Grenze liegt (=ausserhalb der Ergosphäre). Und damit könnte man die grösste Drehgeschwindigkeit des SL's abschätzen, für welche eine geostationäre Bahn (zumindestens ausserhalb der statischen Grenze) noch möglich wäre, mit v≊c bei R≊3rs. Dann wäre noch die Frage zu klären, ob so etwas innerhalb der Ergosphäre möglich wäre.


Bei einem Schwarzschild-Loch sind stabile Orbits zwischen 1,5r und 3r ohne Raketenschub nicht möglich. D.h. inertiale Orbits (sagt man so?) auf geschlossenen Bahnen beginnen ab > 3r.

Ich weiß nicht, wie das bei Kerr-Löchern ist. Auch außerhalb der statischen Grenze könnte man ja nur solche Orbits geostationär nennen, deren Winkelgeschwindigkeit gleich der des rotierenden Raums ist. Aber Objekten auf einem solchen Orbit wäre der Absturz beschieden, vermute ich mal. Nun können wir ja bei einem entsprechend großen Radius xr die Möglichkeit eines inertialen geschlossenen Orbits vermuten. Wäre ein Objekt dort geostationär? Ich glaube das nicht, aber nixgwießwoaßmaned.

Nur bei sehr langsam drehenden Löchern (Erde) könnte ich mir eine geostationäre Umlaufbahn vorstellen. Also dann, wenn frame-dragging vernachlässigbar ist.

Ich bin gespannt, ob Du noch was gefunden hast zu diesem Thema. Oder ob Deine Überlegungen in eine andere Richtung gehen.

Gruß, Timm

JoAx
10.01.10, 06:21
Hi Timm!

Nur ganz kurz, vlt. kann ich im Laufe der Woche dann mehr schreiben.


Auch außerhalb der statischen Grenze könnte man ja nur solche Orbits geostationär nennen, deren Winkelgeschwindigkeit gleich der des rotierenden Raums ist.


Nicht gleich der des rotierenden Raumes, sondern der des Objektes (SL's)! Schau dir die Figure 3 auf Seite F-14 an. Im Kommentar dazu steht:

According to the far-away bookkeeper, the stone spirals in to the horizon at r = M and circulates there forever.

Ein ZAMO ist erst am EH "geostationär", da der Raum erst dort mit der selben Winkelgeschwindigkeit rotiert, wie das SL selber.

Da werden ja noch die ring rider erwähnt. Einer von denen könnte geostationär sein. (?) Für ein extremes Kerr-Loch geht's wohl gar nicht.


Gruss, Johann

Marco Polo
10.01.10, 06:27
Ein ZAMO ist erst am EH "geostationär", da der Raum erst dort mit der selben Winkelgeschwindigkeit rotiert, wie das SL selber.

Hi Johann,

das würde sich dann mit meiner folgenden Mutmaßung decken:

Auch eine geostationäre Umlaufbahn ist nicht so ohne weiteres realisierbar. Bei entsprechendem Abstand könnte ich mir eine solche aber zumindest vorstellen.

Dieser Abstand müsste aber zum äusseren EH praktisch Null betragen, da nur dort die Raumzeit genauso schnell rotiert, wie das SL.


Würdest du da zustimmen?

Gruss, Marco Polo

JoAx
10.01.10, 07:49
Würdest du da zustimmen?


Für ein ZAMO - JA, Marc! :)

Jetzt ist noch die Frage zu klären, ob es einen ring rider gibt, der die selbe Winkelgeschwindigkeit hätte, wie das SL. Seite F-16:

dφ/dt≡ω=2*M²/(r*R²)

?

Gruss, Johann

Marco Polo
10.01.10, 08:31
Jetzt ist noch die Frage zu klären, ob es einen ring rider gibt, der die selbe Winkelgeschwindigkeit hätte, wie das SL. Seite F-16:

dφ/dt≡ω=2*M²/(r*R²)?

Hmm...gute Frage. Das werde ich mal die Tage ausklamüsern. :)

Bis die Tage, Marco Polo

Timm
13.01.10, 15:52
Nicht gleich der des rotierenden Raumes, sondern der des Objektes (SL's)! Schau dir die Figure 3 auf Seite F-14 an. Im Kommentar dazu steht:



Ein ZAMO ist erst am EH "geostationär", da der Raum erst dort mit der selben Winkelgeschwindigkeit rotiert, wie das SL selber.

Da werden ja noch die ring rider erwähnt. Einer von denen könnte geostationär sein. (?) Für ein extremes Kerr-Loch geht's wohl gar nicht.


Gruss, Johann

Hallo Johann und Marc,

Fig 3 F-14 zeigt den bookkeeper plot, also den einfallenden Stein im Koordinatensystem des entfernten Beobachters. Dieses System ist zumindest aus meiner bescheidenen Sicht ungeeignet, wenn wir uns über einen geostationären Orbit vor Ort unterhalten.

Mit "Ring Riders" sind die ZAMOs gemeint. Und die fallen durch den EH.

F-16:
Each ring rider, like each shell observer in Schwarzschild Geometrie, is subject to a gravitational acceleration directed toward the center of the black hole, but experiences no frame dragging in the tangential direction (...). In both cases the radially inward acceleration becomes infinite at the horizon, destroying any possible circumferential ring structures at or inside the horizon.


Zitat von Marc
Dieser Abstand müsste aber zum äusseren EH praktisch Null betragen, da nur dort die Raumzeit genauso schnell rotiert, wie das SL.


Marc, Du meinst sicherlich den EH bei r=M, denn nur dort rotiert die Raumzeit so schnell wie das SL. Aus der Sicht des entfernten Beobachters mag das so sein, aber es ist eben ein reiner Koordinaten-Effekt. Der ZAMO hat keinen stabilen Orbit, er passiert den EH,

Gruß, Timm

JoAx
14.01.10, 20:36
Hallo Timm!


Mit "Ring Riders" sind die ZAMOs gemeint. Und die fallen durch den EH.


Da hast du Recht.

Es wird noch dauern, bis ich da einen Zugang finde.

Etwas zur eigentlichen Frage - ob das EH relativ ist. Dieser kann entweder intrinsisch, oder extrinsisch bedingt sein (oder beides?). Auf jeden Fall, wenn etwas Ausserhalb des SL's eine Rolle spielt, dann wird das das ganze Universum sein, und nicht nur ein einzelner Beobachter. (?)


Gruss, Johann

Timm
14.01.10, 22:22
Hallo Johann,


Da hast du Recht.

Es wird noch dauern, bis ich da einen Zugang finde.


Weshalb eigentlich? Radial einfallende Materie durchquert den EH und erreicht die Singularität. Beim Schwarzschild-Loch geht das stracks, beim Kerr-Loch über eine sich verengende Spirale.


Etwas zur eigentlichen Frage - ob das EH relativ ist. Dieser kann entweder intrinsisch, oder extrinsisch bedingt sein (oder beides?). Auf jeden Fall, wenn etwas Ausserhalb des SL's eine Rolle spielt, dann wird das das ganze Universum sein, und nicht nur ein einzelner Beobachter. (?)


Hier bin ich nicht sicher, was Du wirklich meinst. Der EH ist eindeutig durch die Masse des SLes festgelegt. Spielst Du auf die gravitative Zeitdilatation an? Dazu bräuchte man aber keinen EH. Irgendeine Masse genügt.

Gruß, Timm

JoAx
14.01.10, 22:54
Hi Timm!


Beim Schwarzschild-Loch geht das stracks, beim Kerr-Loch über eine sich verengende Spirale.


Hmmm....!


Der EH ist eindeutig durch die Masse des SLes festgelegt. Spielst Du auf die gravitative Zeitdilatation an?


Ich überlege mir, ob der Newton'sche Eimerexperiment da eine Rolle spielt.


Gruss, Johann

PS: Bin etwas erkältet und konzentrationsschwach im Moment, sorry. :o

Timm
15.01.10, 10:53
Hi Johann,



Hmmm....!

... könnte eine leichte Tendenz zur Zustimmung andeuten.
Entscheidend ist, daß der rotierende Raum dem ZAMO lediglich eine tangentiale Komponente verleiht, wodurch die nach innen gerichtete radiale Komponente keineswegs außer kraft gesetzt wird.



Ich überlege mir, ob der Newton'sche Eimerexperiment da eine Rolle spielt.

Nein, denn Trägheitskräfte sind lokaler Natur, weder Newton's absoluter Raum, noch Mach's Fixsternhimmel spielen da eine Rolle. Auch Einstein hat sich ja nach einiger Zeit von Mach's Prinzip gelöst.


PS: Bin etwas erkältet und konzentrationsschwach im Moment, sorry. :o

Na, dann wünsche ich Dir gute Besserung,

Gruß, Timm

Timm
23.01.10, 17:40
Hi all,

Entscheidend ist, daß der rotierende Raum dem ZAMO lediglich eine tangentiale Komponente verleiht, wodurch die nach innen gerichtete radiale Komponente keineswegs außer kraft gesetzt wird.


Es gefällt mir nicht so gut, was ich da geschrieben habe.

In populärwissenschaftlichen Darstellungen ist vom Raum, der mit c den EH durchquert, die Rede und vom Raum, der rotiert. Diese Autoren glauben sicherlich etwas Gutes zu tun, indem sie der Intuition ihrer Leser entgegenkommen. Auch der bekannte Kosmologe Edward R. Harrison äußert sich so. Und Edwin F. Taylor schreibt in "Exploring Black Holes", das man schon nicht mehr populärwissenschaftlich bezeichen kann S. F-7 "One might say spacetime is swept around the rotating black hole: space time itself on the move!" Sie unterlassen es aber, daraufhin zu weisen, daß der Raum selbst diese dynamischen Eigenschaften nicht hat (Während sie bei der Delle im Gummituch ausführlich die Grenzen dieser Analogie erläutern). Genauer sollte man also von der trägheitsfreien Bewegung von Massen durch den Raum, also von Inertial Systemen sprechen. Nicht umsonst sprechen die Angelsachsen von frame-dragging.

Oder sehe ich das überspitzt? Ist es Auslegungssache, oder physikalisch falsch vom fließenden und rotierenden Raum zu sprechen?Kritik gerne.

Gruß Timm