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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wird sich das Universum immer weiter ausdehnen?


cadrim
24.06.10, 13:38
oder genauer ...
Wird sich das Universum immer weiter ausdehnen oder wird es irgendwann wieder zu einem Kollaps kommen?

Meinem Gefühl nach einer der häufigst gestellten Fragen mit dem Phänomen, dass immer dieselbe Antwort folgt. Als Laie irritiert mich daran, dass man
-) glaubt etwas beurteilen zu können wovon man sogut wie nichts weiß (meiner Meinung nach),
-) einen Zusammenhang zu einer Kraft herstellt, die von allen am schlechtesten verstanden ist (Gravitation) und
-) zusätzlich etwas braucht, das noch unbekannter ist (dunkle Energie)
-) darüber hinaus eine Ergebnisalternative daraus ableitet, der man inhaltlich unterstellen könnte, dass sie zuläßt, dass sich das Universum immerfort verdünnt und ins Nichts auflößt, ohne regenerierende Funktion.

Etwas philosophisch: Wie kann etwas was schon ewig besteht, sich in etwas auflösen, dass nichts mehr hervorbringt?

Da immer wieder Fachleute (angeblich Kosmologen, siehe unten) dieses Gedankenspiel strapazieren, meine Frage an das Forum. Ist das nicht besonders unsinnig was da geschieht?

Antwort von: Frag astronews.com (http://www.astronews.com/frag/antworten/2/frage2682.html)

Diese Frage haben sich Kosmologen lange Zeit gestellt und beschäftigten sich heute auch noch damit. Entscheidend für die Entwicklung des Universums ist dessen Masse. Je größer diese nämlich ist, desto größer sollte auch deren Gravitationswirkung sein, die der Ausdehnung des Universums entgegenwirkt und sie eventuell - falls sie groß genug ist - sogar in einen Kollaps umkehren kann. Es deutet derzeit aber alles darauf hin, dass die Masse im Universum nicht ausreichen wird, um die Expansion zu stoppen - eher im Gegenteil: Eine bislang unbekannte Dunkle Energie scheint sogar dafür zu sorgen, dass sich das Universum immer schneller ausdehnt.

Sion
24.06.10, 17:33
-) glaubt etwas beurteilen zu können wovon man sogut wie nichts weiß (meiner Meinung nach),

Errinert mich irgendwie an die vielen Laien, die die Physik kritisieren.

-) einen Zusammenhang zu einer Kraft herstellt, die von allen am schlechtesten verstanden ist (Gravitation)

Und? Zu was denn sonst?

-) zusätzlich etwas braucht, das noch unbekannter ist (dunkle Energie)

Die Beobachtungen sprechen halt dafür, was soll man machen.

-) darüber hinaus eine Ergebnisalternative daraus ableitet, der man inhaltlich unterstellen könnte, dass sie zuläßt, dass sich das Universum immerfort verdünnt und ins Nichts auflößt, ohne regenerierende Funktion.


"Regenerierende Funktion"? Was ist das? Wurde schon mal eine beobachtet?

Etwas philosophisch: Wie kann etwas was schon ewig besteht, sich in etwas auflösen, dass nichts mehr hervorbringt?


Nach dem gängigen Modell besteht das Universum nicht ewig. Stichwort Urknall.

Ist das nicht besonders unsinnig was da geschieht?


Nein.

JoAx
24.06.10, 23:53
Hallo cadrim!

Ich bin auch ein Laie.


-) glaubt etwas beurteilen zu können wovon man sogut wie nichts weiß (meiner Meinung nach),


Fangen wir damit an, dass diese Frage sich erst Dank der Forschung stellt. Selbst Einstein ging bei der Entwicklung der ART davon aus, dass das Universum statisch ist. Damit will ich andeuten, dass diese Frage (an die Natur, so zu sagen) nicht von den Laien kommt, sondern von den Profis. Wir Laien plappern diese nur nach. ;)
Dass es zu unterschiedlichen Entwicklungen kommen kann, ergibt sich aus einer der bestbestetigten Theorien, der ART.


-) einen Zusammenhang zu einer Kraft herstellt, die von allen am schlechtesten verstanden ist (Gravitation) und


Ich weiss nicht, ob es dein Urteil ist, dass Gravitation am schlechtesten verstanden ist. Wenn ja, dann spiegelt diese Feststellung vlt. nur dein Verständniss wider. Oder?


-) zusätzlich etwas braucht, das noch unbekannter ist (dunkle Energie)


Na ja, vor relativ nicht all zu langer Zeit war auch elektromagnetische WW noch völlig unbekannt.


-) darüber hinaus eine Ergebnisalternative daraus ableitet, der man inhaltlich unterstellen könnte, dass sie zuläßt, dass sich das Universum immerfort verdünnt und ins Nichts auflößt, ohne regenerierende Funktion.


Bitte definiere das Nichts. ;)


Etwas philosophisch: Wie kann etwas was schon ewig besteht, sich in etwas auflösen, dass nichts mehr hervorbringt?


Vlt. ist diese philosophische Feststellung falsch. (?)


Da immer wieder Fachleute (angeblich Kosmologen, siehe unten) dieses Gedankenspiel strapazieren, meine Frage an das Forum. Ist das nicht besonders unsinnig was da geschieht?


Nehmen wir an, es gäbe so etwas wie ein "Masterplan" dafür, wie das Universum zu funktionieren hat. Relativ klar ist, dass der nicht vom Menschen "erfunden" wurde, da es ansonsten nichts zu entdecken, zu erforschen gäbe. Richtig?

Stell dir vor, du müsstest dich in einem Programmcode zurecht finden, das

a) unkommentiert ist,
b) in einer dir nicht bekannten Programmiersprache geschrieben ist,
c) zu der es kein Lehrbuch existiert.

Was macht man da? Man schaut sich das Programm an, und irgendwann fängt man darüber zu spekulieren, was diese macht, und wie - eine Theorie wird geboren. Dann testet man diese Theorie. Wenn das Programm das macht, was man von ihr erwartete, dann ist die Theorie an dieser Stelle als richtig einzustufen, macht sie etwas anderes, dann war die Vermutung falsch. Es kann aber auch passieren, dass eine Vermutung sich in sehr vielen Fällen als richtig erweist, an einer (oder mehreren) Stellen aber versagt, oder zumindestens nicht exakt zutrifft.

In so einer Situation befinden wir uns Menschen, wenn wir Wissenschaft betreiben. Wir stochern herum, grob ausgedrückt. Nicht mehr ganz so blind, aber dennoch. Aus der ART folgt, dass abhängig von der Gesamtmasse im Universum dieses entweder kollabiert, oder "auseinanderdriftet", oder der Grenzfall dazwischen trifft zu. Was für unser, konkretes Universum zutrifft, das kann die Theorie nicht "wissen", das muss getestet werden. Und diese Tests zeigen, dass die ART auf einer Seite bessere Vorhersagen trifft, als die Messgenauigkeit, auf der anderen aber unter Umständen nich ausreicht, um andere Testergebnisse zu "erklären". Jetzt muss man nicht gleich die ganze Theorie wegschmeissen, man kann sich auch überlegen, dass man nicht alles berücksichtigt hat, und genau das macht man auch.

Ich sehe da nichts irretierendes.


Gruss, Johann