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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schneller als Licht ?


Leo
27.09.10, 14:51
Bin neu hier und habe eine blöde Frage, obwohl es ja eigentlich nur blöde Antworten gibt.
Mir ist schon klar , daß man mit verschränkten Teilchen keine Information übertragen kann (genausowenig wie mit 2 Würfeln die immer das gleiche Würfeln). Aber der Fehler dieses Sarfatti Telegraphen ist für mich nicht auffindbar.
Link: http://www.presse.uni-oldenburg.de/24719.html.
Das reinhalten des halbdurchlässigen Spiegels links zerstört die Interferenz rechts (sichtbarer Effekt), so daß man mit rein und raushalten des Spiegels eine Nachricht instantan "morsen" könnte.
Wo ist der Denkfehler?
Herzlichen Dank im voraus!
Mit freundlichen Grüßen Leo

Hawkwind
27.09.10, 15:57
Kein leichtes Puzzle: die Antwort gibt wohl das "No-cloning Theorem" der Quantenmechanik:

http://de.wikipedia.org/wiki/No-Cloning-Theorem

Sarfatti hatte diese Widerlegung seines Kommunikationssystems selbst erkannt und den Vorschlag zurückgezogen:


Sarfatti zog seine Unterstützung für diesen Entwurf zurück und erklärte, dass es nicht funktionieren würde, da es auf einer orthodoxen Quantentheorie beruhte, die das „no-cloning“ Theorem enthielte."


aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Sarfatti

Mittlerweile beschäftigt sich Sarfatti deshalb mit nicht-orthodoxen Quantentheorien, anscheinend teils basierend auf Ideen von David Bohm, z.B.
http://vixra.org/pdf/0907.0043v1.pdf


Nonequilibrium matter could be used to send instantaneous signals, to violate the uncertainty principle, to distinguish non-orthogonal quantum states without disturbing them, to eavesdrop on quantum key distribution, and to outpace quantum computation (solving NP-complete problems in polynomial time).


Offenbar spielen Modelle vom Gehirn dabei auch eine Rolle

A connection to the Freeman-Vitiello model of the brain is suggested.


Ich denke nicht, dass das alles so ernst genommen wird, aber - zugegeben - Sarfatti ist kein Crank, sondern theoretischer Physiker.


Wenn man die wissenschaftliche Literatur sichtet, so stellt man auch fest, dass über Experimente solcher Art immer noch gegrübelt wird:

Noncausal Superluminal Nonlocal Signalling (Noncausal Superluminal Nonlocal Signalling)

Es geht offenbar um die Verfeinerung eines zuvor von denselben Autoren vorgeschlagenen Gedankenexperiments, das zurückgewiesen wurde:

Comments: Includes a refinement of the thought-experiment presented earlier, 4 figures (new); Two sections added: to explain how no-signalling arguments are circumvented; and to propose a plan for a possible practical realization of the thought-experiment



Im Kontext der Standard-QM scheint es jedoch nicht möglich zu sein.

Leo
28.09.10, 07:02
Vielen Dank schon mal. Muß für 2 Tage ins Krankenhaus, melde mich danach, ob ich die Widerlegung verstanden habe.
Mit freundlichen Grüßen,
Leo

Hawkwind
28.09.10, 11:45
Vielen Dank schon mal. Muß für 2 Tage ins Krankenhaus,


Na dann ... alles Gute !


melde mich danach, ob ich die Widerlegung verstanden habe.


Wenn nicht, dann haben wir eine Menge zu "grübeln"; ich habe mittlerweile den Eindruck, das ist "harter Tobak".

SCR
28.09.10, 16:53
Bin mir nicht sicher -> Lösungsvorschlag frei zum Verriss :D:

Meines Wissens liegt beim Mach-Zehnder-Interferometer am einen Ausgang konstruktive Interferenz ("100%-Ausgang") und am anderen destruktive Interferenz ("0%-Ausgang") vor.

Diese beiden (!) Interferenzen treten aber im Mach-Zehnder-Interferometer nur auf, wenn wir den Weg der Photonen nicht kennen (z.B. Polfilter in den beiden Wegen).

Wenn wir den Weg kennen - wie im vorgestellten Fall durch die linke Seite - erfolgt keine Interferenz (insbesondere keine destruktive am "0%-Ausgang") -> An beiden Ausgängen auf der rechten Seite des Beispiels kommen "fifty-fitfty" Photonen (jeweils ohne Interferenzmuster!) an: Die Annahme "100% / 0%" im vorgestellten Fall ist somit falsch.

Was meint Ihr? :rolleyes:

EDIT: Den letzten Satz verstehe ich im Übrigen nicht:
Es muss also entweder irgendwo ein Fehler sein oder die Quantenmechanik verlangt, dass rechts auch 50 Prozent in jeden Kasten fallen. Damit wäre ein Weg gefunden, wie eine Messung, die links stattgefunden hat, mit Überlichtgeschwindigkeit rechts einen messbaren Effekt verursacht.
Kann mir einmal jemand auf die Sprünge helfen?

EDIT2: Was wird denn mit dem letzten Satz überhaupt kritisiert? Ich blick' das nicht. :(

SCR
28.09.10, 17:11
Und ääh :o - Hallo Leo überhaupt, welcome to sis community!
(Und Toi Toi Toi im Krankenhaus - Oder was wünscht man denn da überhaupt? :rolleyes: Ach egal: Du verstehst schon :) ).

Leo
30.09.10, 14:00
Hallo, bin aus dem Hospital zurück
@ Hawkwind und SCR: Vielen Dank für die netten Wünsche, war eine Marknagel Entferung nach einem Beinbruch 2/2010 (Eis!), humpel noch, wird beser.
@ Hawkwind: Ich fürchte ich hab die Wiederlegung noch nicht verstanden. Wo wird da geclont?
@ SCR: Ich versteh es so: wenn links der halbdurchlässige Spiegel in den Strahlengang gebracht wird ist der Weg auch des rechten Photons bekannt und die Interferenz rechts kollabiert, so daß die Verteilung für beide Ausgänge 50% zu 50% ist.
Somit führt das Einbringen des Spiegels links zu einer instantanen Änderung rechts (vorher 100% zu 0%, dann 50% zu 50% Verteilung).
Mit freundlichen Grüßen Leo

Hawkwind
30.09.10, 15:37
@ Hawkwind: Ich fürchte ich hab die Wiederlegung noch nicht verstanden. Wo wird da geclont?

Ich hatte gehofft, die Literatur, die ich dazu ausgekramt habe, würde weiterhelfen. Ich selbst kriege nur Kopfschmerzen, wenn ich in Geschichten wie No-Cloning-Theorem der Quantentheorie tiefer einsteige (hatte ich bis vorgestern eh noch nie was von gehört, muss ich zugeben) - das sollen die tun, die bezahlt werden dafür. Oder vielleicht hat ja sonstwer Interesse hier ?

SCR
30.09.10, 16:26
Hallo Leo,

aber die Interferenz rechts ändert sich doch nicht schlagartig wenn Du links einen Spiegel reinhängst - Da brauchts schon ein paar Photonen bis Du was erkennst. Wie will man da was morsen?

Sorry, muß Schluß machen - ist zeitlich gerade etwas eng.

Leo
30.09.10, 18:23
Ja das ist genau mein Verständnisproblem:
Links ist sagen wir mal 300 000km von rechts entfernt. Wenn ich den Spiegel links reinhalte, gehen rechts sofort nicht mehr alle Photonen in einen Detektor, sondern 50% in den Einen und 50% in den Anderen.
Dafür braucht es doch keine Sekunde, oder?

EMI
30.09.10, 18:37
Ja das ist genau mein Verständnisproblem:
Links ist sagen wir mal 300 000km von rechts entfernt.
Wenn ich den Spiegel links reinhalte, gehen rechts sofort nicht mehr alle Photonen in einen Detektor, sondern 50% in den Einen und 50% in den Anderen.
Dafür braucht es doch keine Sekunde, oder?
Doch Leo,

jetzt hast Du's.

Leo
01.10.10, 16:05
hmmm, meiner Meinung nach nach nicht, obwohl ich mich da vermutlich irre.
Mal angenommen links und rechts sind die gleichen Entfernungenm je
300 000km. Links kein Spiegel drin, also rechts alle Photonen zum oberen Detektor.
Jetzt Spiegel rein und das grade reinkommende Photon links verrät seinen Weg durch den Spiegel.
Damit ist das jetzt gerade rechts vor dem Interferometer seiende korrelierte Photon nicht mehr interferenzfähig und geht zu 50% in in den obereren oder unteren Detektor. Das geht instantan. Und wenn einige hundert Photonen in den ersten mili bis nano Sekunden durch sind ist das Ergebnis eindeutig: Spiegel links drin: = 1bit übertragen.
Mit freundlichen grüßen Leo

SCR
01.10.10, 19:57
Hi Leo,

Und wenn einige hundert Photonen in den ersten mili bis nano Sekunden durch sind ist das Ergebnis eindeutig: Spiegel links drin: = 1bit übertragen.
Sehe ich nicht als "perfekte Kopie" an -> Dürfte damit IMHO nicht gegen das No-Cloning-Theorem verstößen.
Auf der rechten Seite bräuchte man auch nur auf den unteren Korb achten ob da Photonen ankommen oder nicht.

Da gibt's aber auch konträre Meinungen dazu. ;)

P.S.: Manchmal stehe ich aber auch auf'm Schlauch :D.

Leo
04.10.10, 08:11
Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor
Also nochmal meine Frage: Wo ist der Fehler?

SCR
04.10.10, 13:21
Leo: Was ist Dein Problem? ("ÜLG"? :rolleyes: )