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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bohms Mechanik


deko
12.11.10, 20:42
Ich habe eine Frage zur Bohmschen Mechanik. (Ich glaube da zwar nicht dran, aber für mich ist sie die einzig sinnvolle "Interpretation" der QM.)

Bekanntlich reproduziert sie alle Ergebnisse der QM, d.h. Bewegung von Teilchen in äußeren Feldern. Wenn man jetzt aber weitergehen will, z.B. die Wechselwirkung zweier Teilchen beim Streuprozess beschreiben:

Hängt die Wirkung von Teilchen 1 auf Teilchen 2 vom tatsächlichen Ort von T1 ab, oder von seiner Wellenfunktion?

Eigentlich dürfte sie nur vom tatsächlichen Ort abhängen, da es ja auch z.B. vom Detektor nur an seinem Ort detektiert wird, d.h. dort nur dort wechselwirkt.
Andererseits würde das sicherlich zu anderen Ergebnissen führen als die QM, wo ja das Feld, d.h. die Wellenfunktion Quelle z.B. des e.m. Feldes ist.

Im Internet habe ich über sowas gar nichts gefunden.
Viele Grüße Deko

EMI
13.11.10, 01:58
Ich habe eine Frage zur Bohmschen Mechanik.
Hallo deko,

Die "Bohmsche Mechanik" wurde eigentlich schon in den 20ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Louis de Broglie entwickelt.
Ohne die Arbeiten von de Broglie zu kennen, entwickelte 30 Jahre später David Bohm eine äquivalente Fassung dieser Theorie.
Ab den 70zigern gehörte John Stewart Bell zu den Physikern, die sich für die "Bohmsche Mechanik" einsetzten.
Seit den 90zigern kam es auf diesem Gebiet wieder zu einer vermehrten Forschungstätigkeit, z.B. mit einer Arbeitsgruppe an der LMU München (Detlef Dürr), der Rutgers Universität in New Jersey (Sheldon Goldstein) und der Universität Genua (Nino Zanghì). Durch diese Arbeitsgruppe wurde auch der Name "Bohmsche Mechanik" geprägt.
Diese Bezeichnung ist aber nicht gerechtfertigt, da sie die Rolle von de Broglie unterschlägt.
De Broglie-Bohm-Theorie ist da angemessener. IMHO.
Das nur mal so am Rande.

Gruß EMI

Marco Polo
13.11.10, 02:15
De Broglie-Bohm-Theorie ist da angemessener. IMHO.
Das nur mal so am Rande.

War die Bohm´sche Mechanik überhaupt schon mal etabliert, EMI? Eher nicht, oder?

EMI
13.11.10, 02:51
War die Bohm´sche Mechanik überhaupt schon mal etabliert, EMI? Eher nicht, oder?
De Broglies Arbeiten sind in Vergessenheit geraten, leider wie ich finde.
Die "Bohmsche Mechanik" ist zumindest allgemein bekannter wie z.B. die "EMI'schen Nanos", Marco.
In diesem Sinne ist die de Broglie-Bohm Theorie schon recht lange etabliert.

Gruß EMI

deko
13.11.10, 15:35
ich glaube, de Broglie hatte sich das nicht so genau überlegt und seine Theorie konnte ziemlich leicht widerlegt werden. Bohm hat die Idee aufgegriffen und ausgearbeitet. Hat aber sich jemand schon mal meine Frage überlegt?

EMI
13.11.10, 16:34
ich glaube, de Broglie hatte sich das nicht so genau überlegt und seine Theorie konnte ziemlich leicht widerlegt werden.
Bohm hat die Idee aufgegriffen und ausgearbeitet.
Einspruch!!

De Broglie hatte sich das sehr wohl genau überlegt und tiefgründig ausgearbeitet! Widerlegt wurde de Broglies Arbeit bis heute keinesfalls!
Bohm wiederum kannte de Broglies Arbeit meines Wissens überhaupt nicht, wie soll er diese dann aufgegriffen haben?:confused:

De Broglies Arbeit ist IMHO tiefgründiger und umfangreicher wie die von Bohm. Äquivalent sind beide Arbeiten ohnehin.

richy
14.11.10, 05:23
Hi Deko
Hilft dir dieser Abschnitt bei WIKI vielleicht weiter ?
http://de.wikipedia.org/wiki/De-Broglie-Bohm-Theorie#Nichtlokalit.C3.A4t

Nichtlokalität
Da die Wellenfunktion auf dem Konfigurationsraum R^3N (mit N der Teilchenanzahl) definiert ist, verknüpft die Führungsgleichung im Prinzip die Bewegung individueller Teilchen mit dem Ort aller anderen zum selben Zeitpunkt. Auf diese Weise können auch raumartig getrennte Objekte einander beeinflussen, d.h. diese Form der Wechselwirkung geschieht mit Über-Lichtgeschwindigkeit, sogar instantan. Durch diesen Mechanismus erklärt die bohmsche Mechanik den EPR-Effekt bzw. die Verletzung der Bellschen Ungleichung.Der Konfigurationsraum "fehlt" bei de Broglie und daher ist eine einfache "verschmierte" Materiewelle lokal realistisch. (De Broglie ist keine Interpretation und eine verschmierte Materiewelle waere dazu auch ungeeignet.) Schroedinger duerfte von de Broglie inspiriert gewesen sein und mit Bohm und Everett verbindet sie vor allem der Realismus. Bei Bohm ist dieser teilchenorientiert. Der Wellencharakter wird ueber die Fuehrungsbahnen ausgedrueckt. Everett's Interpretation ist wellenorientiert.
Letztere liegt meiner Meinung nach daher naeher bei de Broglies Vorstellungen.
Die Namensgebung "Broglie-Bohm Theorie" stammt wahrscheinlich aus dem gemeinsam vertretenen Realismus im Gegensatz zu Bohr.
Gruesse

SCR
14.11.10, 07:49
Ich bin überzeugt von einer der Natur innewohnenden Logik: Gott würfelt nicht -> Broglie und Bohm kommen (m)einer (solchen) Vorstellung am Nächsten.

[...]verknüpft die Führungsgleichung im Prinzip die Bewegung individueller Teilchen mit dem Ort aller anderen zum selben Zeitpunkt.
Als ich das gelesen hatte ist mir irgendwie das Bose-Einstein-Kondensat ins Hirn geschossen: Wenn ich mich Recht entsinne nehmen da alle Teilchen den gleichen Ort ein (und ruhen dabei) ... Das muß ich mir noch einmal genau ansehen: Vielleicht passt hier ja auch etwas ganz konkret zusammen.

deko
14.11.10, 09:38
Hallo Richy,
ich glaub das hilft mir nicht. Das betrifft ja nur die Nichtlokalität bei Verschränkungen. Meine Frage ist viel einfacher, ich stelle mir das Ganze so vor:

Bei Bohm sind Quantenobjekte Teilchen und Welle. Teilchen sieht man daran, dass sie nur an einem Punkt des Schirms auftreffen, also nur dort, wo sie sind, wechselwirken. Die Welle ist dazu da, zu sagen, wo sie hinsollen. Wenn zwei Objekte wechselwirken, sollten sie daher wechselseitig ihre Wellenfunktion beeinflussen, aber abhängig von ihrem Teilchenort.
Das scheint mir von der gewöhnlichen QM abzuweichen, wo sich, grob gesagt, die Wellenfunkltionen beeinflussen.

So lange man nur die Bewegung in äußeren Feldern betrachtet, entsteht das Problem nicht.
Gruß Deko

richy
15.11.10, 00:06
Hi deko
Ich denke es wird auch bei Bohm vor der Dekohaerenz mit der Welle gerechnet.Anderes ergaebe tatsaechlich wenig Sinn. Ich sehe das Teilchen bei Bohm letztendlich als ein physikalischer Repraesentant fuer eine Auswahl. Damit bleiben die restlichen Bohmschen Welten auch bis auf die Trajektorien leer. Sicherlich wird bei zwei Teilchen nicht mit deren Wechselwirkung gerechnet sondern der Wechselwirkung der beiden Wellenfunktionen aus denen sie hervorgehen.
Gute Frage :-)
Gruesse

deko
16.11.10, 16:02
Hallo richy,
klar hat man bei Bohm immer ein statistisches Gemisch, über das man mitteln muss. Das wäre aber keine kohärente Überlagerung.
Ich schau mal, ob ich einen Experten finde, den man anschreiben kann..
Gruß deko