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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erbgut und Quantenverschränkung


Nelreen
17.04.14, 13:49
Hallo!

Ich bin Psychologin und gerade an einer Arbeitsgruppe über die Vererbung von Angst beteiligt.

Es gab eine These, wonach Kinder von ihren Vätern, mit denen sie noch nie Kontakt hatten, Ängste und Traumata vererbt bekommen. Diese wurde vor einiger Zeit über Versuche mit Mäusen bestätigt.
Momentan ist man auf der Suche nach einer Erklärung für das Phänomen, da man bisher davon ausging, dass nur physische Merkmale vererbt werden.

In meiner Arbeitsgruppe spinnen wir gerade etwas an diesem Thema herum und da kam die These, dass es an der Quantenverschränkung liegen könnte.

Meine Frage wäre jetzt: Kann die Quantenverschränkung überhaupt auf das Erbgut angewandt werden?

Alles, was ich bisher zur Quantenverschränkung gelesen habe, lässt für mich eher den Schluss zu, dass es nicht sehr sinnig ist, aber ich habe nicht viel Ahnung von Quantenphysik.

Was meint ihr dazu?

LG Nel

Timm
17.04.14, 18:03
Alles, was ich bisher zur Quantenverschränkung gelesen habe, lässt für mich eher den Schluss zu, dass es nicht sehr sinnig ist, ... .

Da liegst Du sicher richtig. Schon die Verschränkung von 2 Photonen ist nur unter sorgfältig präparierten Bedingungen stabil.

Hast Du einen Link? Ist denn diese Arbeit (Vererbung von Angst bei Mäusen) anerkannt?

Gruß, Timm

Ich
18.04.14, 14:02
Hallo auch,

Es gab eine These, wonach Kinder von ihren Vätern, mit denen sie noch nie Kontakt hatten, Ängste und Traumata vererbt bekommen. Diese wurde vor einiger Zeit über Versuche mit Mäusen bestätigt.Ich bin mir ziemlich sicher, dass du für diese "Bestätigung" keine zitierfähige Quelle findest.

soon
18.04.14, 15:09
Doch, das ist ein hochinteressantes Thema. Nur ist der Ausgangsbeitrag so nachlässig und unüberlegt formuliert, dass man eigentlich nicht darauf eingehen mag, finde ich.


https://www.google.de/webhp?hl=de&tab=ww#hl=de&q=m%C3%A4use+angst+vererbung

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/epigenetik-maeuse-vererben-schlechte-erinnerungen-a-936692.html

http://www.nature.com/neuro/journal/v17/n1/full/nn.3594.html

LG soon

Ich
18.04.14, 22:18
Danke für die Hinweise. Ich hatte den Originalbeitrag falsch gelesen und Telepathie statt Vererbung angenommen - irgendwie habe ich die Aussage so gedeutet, dass die Übertragung nach der Geburt erfolgt wäre.
Nichtsdestotrotz überrascht mich auch dieses Forschungsergebnis. Sollte sich das bestätigen (noch glaube ich das nicht), wäre das eine späte teilweise "Rehabilitation" von Lamarck.

Verschränkung hat damit auf jeden Fall nichts zu tun, hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Dekoh%C3%A4renz#Typische_Dekoh.C3.A4renzzeiten)mal ein paar Angaben zu den typischen Zeiten, über die Verschränkung erhalten bleibt.

Molchi
27.04.14, 13:44
Hallo zusammen!

Eine kurze Antwort dazu:
Es gibt in den letzten 15 Jahren ganz viele Arbeiten zum Gebiet der "Epigenetik" - ich glaube, das ist das Stichwort, nach dem hier gesucht wird. Dabei geht es um Vererbungen, die nicht mit den klassischen mendel'schen Regeln erklärbar sind.

Die konsvervative Auffassung war:
Die DNA-Sequenz bestimmt, wie ein Lebewesen aussieht. Natürlich spielen da auch Umweltfaktoren mit rein, aber vererbt werden ja nur ein Code, bestehend aus vier Buchstaben (den Basen, aus denen die DNA besteht). Solange keine Mutationen auftreten, lässt sich sämtliche Vererbung mit den Mendelschen Gesetzen im weitesten Sinne (also mit Rekombinationsereiginssen der vorhandenen Sequenzen) erklären.

Heute weiß man: Die DNA kann chemisch modifiziert werden, beispielsweise durch Methylgruppen. Damit werden Abschnitte unzugänglich für Transkriptionsfaktoren, und man kann in Signalwege eingreifen und Gene aus- oder (indirekt) einschalten. Scheinbar geht ein Gen dann in einem Nachkommen verloren und taucht in dessen Kindern wieder auf.

Wie genau solche Methylierungen aber gesteuert werden, wird aktuell eifrig beforscht. Anscheinend gibt es eine Art Reset in der Keimbahn, doch in einigen Fällen können erworbene Methylierungen wohl mit vererbt werden. Die Gene vererben sich dann prinzipiell nach Mendel'schen Regeln, aber durch die chemische Modifikation sind sie inaktiv und wirken sich nicht aus.

Da Umweltfaktoren sich darauf auswirken, wie die DNA methyliert wird, ist also denkbar, dass sich (plakativ gesprochen) sogar ein seelisches Trauma vererbt. Naja, sagen wir lieber: dass es Spuren im Genom hinterlässt, die sich auch noch auf Nachkommen auswirken können. Man sollte aber vorsichtig sein und einzelne Studien dabei nicht überbewewerten. Die Frage ist immer: was lässt sich reproduzieren?

Das alles hat jedoch hat nichts mit Quantenverschränkung zu tun. Man kann es mit den Mitteln der Molekularbiologe und klassischen Chemie erforschen (auch wenn es ein bisschen aufwändiger ist, als klassische Kreuzungsversuche).

Grüße

Mario

pauli
30.04.14, 01:00
Klingt irgendwie komisch ... zumal Angst auch sehr subjektiv und individuell sein kann wie z.B. die oft irrationelle und extreme Angst vor Höhe, Hunden oder Spinnen. Diesen Blödsinn zu vererben wäre töricht :D

Molchi
30.04.14, 09:44
Klingt irgendwie komisch ... zumal Angst auch sehr subjektiv und individuell sein kann wie z.B. die oft irrationelle und extreme Angst vor Höhe, Hunden oder Spinnen. Diesen Blödsinn zu vererben wäre töricht :D

Was aber anscheinend vererbt wird ist eine gewisse Neigung zu Ängstlichkeit. Oder auch die Neigung, Phobien zu entwickeln. Fraglich ist nur, inwiefern sich diese Ängstlichkeit epigenetisch modifizieren und diese Modifikation weitervererben lässt.

Ängstlichkeit ist evolutionsbiologisch aber kein Blödsinn sondern hat einen Überlebenswert. Dass diese im Einzelfall irrationale Ausprägungen erfahren können, steht auf einem anderen Blatt. Da der Mensch aber ein Säugetier ist, das in sehr komplexen Sozialstrukturen lebt, könnte ich mir vorstellen, dass es evolutionär stabile Systeme gibt mit Genpools, aus denen ein ideales Verhältnis von ängstlichen und mutigen Individuen hervorgeht, und dass sich diese unterschiedlichen Phänotypen auch anders in Gruppen verhalten und diese Verhaltensweisen jeweils Vorteile mitbringen, die sich gegenseitig ergänzen.