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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zeit und Nichts


Uluru
17.09.14, 21:12
Hallo zusammen
Mir gehen schon lange Gedanken durch den Kopf über die ich gerne diskutieren würde.
Ich bin der Meinung das es die Zeit wie wir sie glauben zu kennen gar nicht gibt.Soviel ich weiss gehen Wissenschaftler davon aus das der "Urknall" (den ich auch keinen rechten Glauben schenke) vor 13,7 Mrd Jahren stattgefunden haben soll.Was war davor? Nichts?
Ich glaube nicht daran das es sowas wie "Nichts" überhaubt gibt.
Das Universum soll sich dauernd ausdehnen, Wohin? Ins "Nichts"? dann müsste das "Nichts" ja auch eine Bedeutung haben.
Ich gebs ja zu das sind ziemlich schräge Gedanken aber ich hoffe mal das mir jemand darauf antwortet.
Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen:)

Marco Polo
18.09.14, 18:46
Ich bin der Meinung das es die Zeit wie wir sie glauben zu kennen gar nicht gibt.Soviel ich weiss gehen Wissenschaftler davon aus das der "Urknall" (den ich auch keinen rechten Glauben schenke) vor 13,7 Mrd Jahren stattgefunden haben soll. Was war davor? Nichts?

Begründung?

Ich glaube nicht daran das es sowas wie "Nichts" überhaubt gibt.
Das Universum soll sich dauernd ausdehnen, Wohin? Ins "Nichts"? dann müsste das "Nichts" ja auch eine Bedeutung haben.Die Einbettung, von der du sprichst, ist physikalisch nicht relevant. Die ART kommt ohne sie aus. Aber es gibt natürlich auch andere Ansätze, die von einer Einbettung ausgehen.

Warum ist das "Nichts" für dich schwerer vorstellbar wie das "Etwas"? Wenn das "Nichts" nicht existiert/existiert hat, dann bedeutet das, dass das "Etwas" schon "ewig" existiert. Ist "ewig" nicht genauso schwer vorstellbar?

Das sind eher philosophische Fragen und damit unphysikalisch.

Aber klar: Diese Fragen stellt sich wohl jeder halbwegs intelligente Mensch, schätze ich. Das Problem: es gibt keine Antwort darauf.

Jogi
18.09.14, 21:46
Gottfried Wilhelm Leibniz (1714):
"Warum ist überhaupt etwas, und nicht vielmehr nichts?"


Ich will es mal so sagen:

Damit wir überhaupt "Etwas" wahrnehmen können, muß es sich von etwas anderem unterscheiden.
Und warum sollte dieses "Andere" nicht das "Nichts" sein?

Letztendlich sind es nur Bezeichnungen, die wir den (Un-)Dingen geben.
Im Prinzip könnten es auch zwei unterschiedliche "Etwas" sein, von denen wir das Eine wahrnehmen (messen durch Wechselwirkung) können und das Andere nicht, wobei man auch aus der Nichtwahrnehmung (als (Null-)Messung) Schlußfolgerungen ziehen kann.

fossilium
27.09.14, 12:17
Hi Uluru,

dass es nichts gibt, diese Idee ist nicht so verkehrt.

Was ist in der Zukunft ? Dort ist das Mögliche, das was noch nicht real ist. Was ist in der Vergangenheit ? Das was nicht mehr real ist. Real ist nur das, was in dem Moment stattfindet, der zwischen Zukunft und Vergangenheit liegt, aber der ist von unendlich kurzer Dauer.

Wie kann etwas real sein, das von unendlich kurzer Dauer ist ?

Nur das Nichts kann da existieren.

Insofern sind Deine Ideen nicht so falsch.

Grüsse Fossilum

Timm
27.09.14, 18:24
Nur das Nichts kann da existieren.



Kann man nicht etwas, das existiert, für gewöhnlich charakterisieren?
Wie würdest Du 'Nichts' charakterisieren?
Mir fällt da nur die hohle Phrase 'Abwesenheit von Etwas' ein.

fossilium
28.09.14, 09:48
Hallo Timm,
ja so würde ich das auch sehen. Wir haben intuitiv eine klare Vorstellung davon, was das Nichts ist, die Abwesenheit von Etwas. Das Problem ist nur, dass die Abwesenheit von Etwas ja auch etwas ist, nämlich die Abwesenheit (als gedankliches Konstrukt), und die Phrase daher ein Widerspruch in sich ist. Man muss also auch hier schon eine Prämisse machen: spricht man von physikalischen Dingen, oder von Etwas überhaupt ?

Über das physikalische Nichts lässt sich sehr produktiv nachdenken: wenn man nämlich über den physikalischen Raum anschaulich sprechen will, dann stellt sich tatsächlich die Frage, wohin sich denn das Universum ausdehnt - es gäbe dann nämlich einen Rand, nämlich den Raum des Universums diesseits und das physikalische Nichts jenseits des Randes. Wenn aber Raum und Nicht-Raum beide gleichzeitig wie Geschwister existieren, dann müssen sie sich aus etwas Vorgängigem, das ihnen gemeinsam ist, konstituiert haben. Was also ist der physikalische Ursprung von Sein und Nicht-Sein ?
Vielleicht verschränkte Systeme ?

Mit dieser Frage rührt man u.a. an die Realitätsvorstellung der Physik: was sieht man als Physiker überhaupt als real, also existierend an ? Gehören sie zum Nicht-Nichts, also zum Existierenden ? Gehört ein verschränktes Quantensystem der klassischen Realität, wie sie üblicherweise verstanden wird, an ? Existiert ein klassisches Feld tatsächlich im Raum, oder ein Quant, die beide ja nur mathematische Figuren sind. Offenbar passen diese Objekte nicht in die Realität, wie sie bisher von der Physik gesehen wird.

Insofern führt die Frage nach dem NICHTS zur Hinterfragung der Realitätsvorstellung der Physik - eine Diskussion die längst hätte stattfinden müssen, gemeinsam mit den Philosophen.

Grüsse
Fossilium

Timm
29.09.14, 13:57
Hallo Fossilium,

jetzt sind wir in ein ziemlich spekulatives Fahrwasser geraten. "Abwesenheit von Etwas" ist kein physikalischer Zustand, allenfalls Dir folgend ein "gedankliches Konstrukt". Daraus kann jeder gerne weben, was er möchte.


Über das physikalische Nichts lässt sich sehr produktiv nachdenken: wenn man nämlich über den physikalischen Raum anschaulich sprechen will, dann stellt sich tatsächlich die Frage, wohin sich denn das Universum ausdehnt - es gäbe dann nämlich einen Rand, nämlich den Raum des Universums diesseits und das physikalische Nichts jenseits des Randes. Wenn aber Raum und Nicht-Raum beide gleichzeitig wie Geschwister existieren, dann müssen sie sich aus etwas Vorgängigem, das ihnen gemeinsam ist, konstituiert haben. Was also ist der physikalische Ursprung von Sein und Nicht-Sein ?
Vielleicht verschränkte Systeme ?

Ich frage mich nicht, wohin sich das Universum ausdehnt, denn sie stellt sich im Rahmen der ART nicht. Du kannst die Einbettung in einen höherdimensionalen Raum zwar annehmen, solltest aber damit nicht die Vorstellung verbinden, daß dieser von unserem Universum durch einen Rand getrennt ist. Es gibt keinen Rand, jeder Punkt ist gleichberechtigt. Die Vorstellung einer Einbettung ist weder falsch noch widerlegbar, aber wie ich finde müßig.

Der Idee, "Raum und Nicht-Raum" existieren gleichzeitig, kann ich nichts abgewinnen, weil ich mit "existieren" einen physikalischen Zustand verbinde.

Gruß, Timm

fossilium
29.09.14, 22:35
weil ich mit "existieren" einen physikalischen Zustand verbinde.

Gruß, Timm
Lieber Timm ,

so einfach ist die Sache aber nicht. Es gibt viele physikalische Zustände, deren Existenz unbestimmt ist, auch klassische:

Welche Art von Existenz hat zum Beispiel das elektrische Feld eines Elektrons ? In der Umgebung des Elektrons kannst Du ohne Probekörper nichts feststellen.

Es ist aber ein Feld da. Das macht sich aber erst bemerkbar, wenn Du eine andere Ladung hineinbringst. Wenn nicht - ja was ist dann da ?

Wollte man den Zustand vor einer Kraftmessung beschreiben, dann ist da nur die Potenz einer Kraftwirkung vorhanden, also die Möglichkeit, dass eine Kraft auf ein geladenes anders Teilchen ausgeübt wird. Sonst nichts.

Existierst diese Möglichkeit - im Sinne von "Existenz", wie wir das Wort üblicherweise benutzen ? Ich meine ja. Wie willst Du diesen seltsamen physikalischen Zustand (Feld ohne Probekörper) vor der Messung sonst beschreiben ?

Es existiert ein Potential ausserhalb der Messung. Das ist aber nichts Reales, Greifbares - nichts davon, da hast Du wieder das Wort NICHTS.

Grüsse Fossilium

Timm
30.09.14, 16:31
Es existiert ein Potential ausserhalb der Messung. Das ist aber nichts Reales, Greifbares - nichts davon, da hast Du wieder das Wort NICHTS.

Ist das nicht die alte Frage, ob der Mond (das Elektron) noch da ist, wenn ich nicht mehr hinschaue?

Gruß, Timm

fossilium
01.10.14, 23:56
Ist das nicht die alte Frage, ob der Mond (das Elektron) noch da ist, wenn ich nicht mehr hinschaue?

Gruß, Timm

nein, überhaupt nicht. Es ist die Frage, welchen Existenzstatus eine Potenz, eine Wirkmöglichkeit hat. Denn in der Umgebung einer elektrischen Ladung ist nur die Möglichkeit einer Anziehung vorhanden, solange keine andere Ladung da ist, die Potenz ist da. Es geht letztendlich um die Frage: was ist ein klassisches Feld ? Eine Potenz im physikalischen Nichts.

Grüsse Fossilium