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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unter Beschuss


Eyk van Bommel
05.02.16, 13:28
Die Erde wird von Aliens angegriffen.

Schon weit vor dem Erreichen der Erde fangen sie an mit hochenergetischen Laserkanonen auf uns zu schießen.
Dann fangen sie auch noch an zu beschleunigen (zur Erde). Werden immer schneller...schneller...
Terrestrische Messungen ergeben, dass die Energie, Intensität… der Laserstrahlen sich aufgrund der Rel.bewegung entsprechend erhöhen.
Dann wird der Beschuss seltener. Terrestrische Hochrechnungen ergeben, dass die Energie der Lichtimpulse nun offenbar ausstreicht um infolge der Vakuumfluktuationen Teilchenpaare zu erzeugen. Messungen bestätigen dies.

Die Aliens sind stehen jedoch Ratlos da, da aus ihrer Sicht die Energie nicht für eine Teilchenbildung ausreichen sollte (hat sich ja nicht seit dem beschleunigen geänert). Oder kann man mittels Vakuumfluktuationen seine Geschwindigkeit im Raum bestimmen? :rolleyes:

PS: Ich spreche nicht von der Kos.-Hintergrundstrahlung - meine Vakuumfluktuationen

JoAx
05.02.16, 14:22
Dann wird der Beschuss seltener.


Nö.


Terrestrische Hochrechnungen ergeben, dass die Energie der Lichtimpulse nun offenbar ausstreicht um infolge der Vakuumfluktuationen Teilchenpaare zu erzeugen. Messungen bestätigen dies.


Nö, nö.


Die Aliens sind stehen jedoch Ratlos da,


Zurecht, wenn das so wäre. Is aber net.


Oder kann man mittels Vakuumfluktuationen seine Geschwindigkeit im Raum bestimmen?


Nö, nö, nö.

Hawkwind
05.02.16, 14:25
Terrestrische Hochrechnungen ergeben, dass die Energie der Lichtimpulse nun offenbar ausstreicht um infolge der Vakuumfluktuationen Teilchenpaare zu erzeugen. Messungen bestätigen dies.


Das geht sowieso nicht: ein Photon kann aus rein kinematischen Gründen (Energie- und Impulserhaltung) nicht in 2 massive Teilchen zerfallen.

Oder anders ausgedrückt: das Schwerpunktsystem des erzeugten Paares müsste dann das Ruhesystem des zerfallenen Photons sein. Photonen haben aber kein Ruhesystem; sie sind in allen IS lichtschnell ==> Zerfall verboten.

Du müsstest schon 2 Photonen aufeinanderballern um so etwas zu bekommen, siehe z.B. Delbrück-Streuung.

Eyk van Bommel
05.02.16, 14:51
Hatte wohl eine Erinnungslücke. Geboren aus Link (http://www.pro-physik.de/details/news/prophy10090news/news.html?laid=10090)

Aber komisch find ich es schon, dass ein Photon nicht mit dem bereits erzeugten Teilchen-Antiteilchen-Paar wechselwirken kann. Aber mit anderen Photonen.

Sie können einen Druck auf eine Metallplatte ausüben, aber sind unsichtbar für Licht.

Na gut - dann haben wir zumindest ein Angriffsszenario der Aliens ausgeschlossen.

JoAx
05.02.16, 14:56
Aber komisch find ich es schon, dass ein Photon nicht mit dem bereits erzeugten Teilchen-Antiteilchen-Paar wechselwirken kann.


Mit einem bereits erzeugten geht. Er kann aber selbst kein Paar erzeugen.


Sie können einen Druck auf eine Metallplatte ausüben, aber sind unsichtbar für Licht.


Wieder - es muss zwei Platten geben. Und dann wird der Druck auf beide ausgeübt.

Eyk van Bommel
05.02.16, 16:33
Mit einem bereits erzeugten geht. Er kann aber selbst kein Paar erzeugen.
Ich hatte die Vakuumfluktuation so verstanden - dass diese von selbst entstehen.

Vakuumfluktuation : Teilchen-Antiteilchen-Paar

Dieses wird vom Laserblitz getroffen.

BTW:

Wenn die ne Partikelkannone verwenden - ist es auch nicht anders?
Oder eine "Casimir-2-Platten" Schutzschild-Technologie?

Für mich schon noch eine Frage in welchem IS der Schwerpunkt eines von beiden Beobachter wahrgenommenen "Teilchen-Antiteilchen-Paares" ruht.

Eyk van Bommel
05.02.16, 16:42
Du müsstest schon 2 Photonen aufeinanderballern um so etwas zu bekommen,
Hmm – und jetzt frage ich mich. Wenn wir von der Erde zurückschießen und beide Laser sich treffen. So, dass dabei ein Teilchen-Antiteilchen-Paar entsteht. Welches v hat das Schwerpunktsystem des Teilchen-Antiteilchen-Paares in den beiden IS?

EDIT: Beide sehen den Anderen ja blau verschoben. Daher bewegt sich der Schwerpunkt mit der resultierende Differenz dp jeweils auf den Beobachter zu. Der Schwerpunkt bewegt sich in beide Richtungen? Hat das was mit der Gleichzeitigkeit zu tun?

TomS
05.02.16, 18:47
Photonen wechselwirken tatsächlich mit "virtuellen Teilchen"; diese Prozesse werden im Kontext der Quantenfeldtheorie (Störungstheorie, Renormierung) berücksichtigt. Das Ergebnis ist, dass Photonen sich unter Einbeziehung dieser Prozesse als masselose Teilchen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Einen Einfluss der Bewegung der Lichtquelle gibt es dabei nicht, d.h. die o.g. Prozesse bzw. Methoden (Störungstheorie, Renormierung) respektieren die Poincareinvarianz.

Eyk van Bommel
05.02.16, 19:27
Photonen wechselwirken tatsächlich mit "virtuellen Teilchen"; diese Prozesse werden im Kontext der Quantenfeldtheorie (Störungstheorie, Renormierung) berücksichtigt. Das Ergebnis ist, dass Photonen sich unter Einbeziehung dieser Prozesse als masselose Teilchen mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Einen Einfluss der Bewegung der Lichtquelle gibt es dabei nicht, d.h. die o.g. Prozesse bzw. Methoden (Störungstheorie, Renormierung) respektieren die Poincareinvarianz.

Jetzt alle mal die Hände nach oben die das verstanden haben :D

Das bedeutet nun was?
Die Lichtblicke kommen ungehindert auf der Erde an?
Die Photonen wechselwirken wie es die Erdbewohner erwarten.
Die Wechselwirkungen sind unabhängig von der Strahlungsenergie der Quelle?

TomS
05.02.16, 20:56
Das bedeutet nun was?
Vereinfach gesprochen besagt die QED, dass das o.g. stark vereinfache Bild auch dann richtig bleibt, wenn man alle Quanteneffekte berücksichtigt.

Im Gegensatz zu deiner Idee kommt es nicht zu Verlusten von Photonen unterwegs, Paar-Produktion usw.

Du hast wohl ein falsches Bild von "Quantenfluktuationen" oder "virtuellen Teilchen-Antiteilchen-Paaren"; es handelt sich um rein mathematische Objekte; je weniger du dir anschaulich darunter vorstellst, desto besser.

Marco Polo
05.02.16, 21:15
Du hast wohl ein falsches Bild von "Quantenfluktuationen" oder "virtuellen Teilchen-Antiteilchen-Paaren"; es handelt sich um rein mathematische Objekte; je weniger du dir anschaulich darunter vorstellst, desto besser.

Au Backe. Schätze mal, dass Eyk als "Realist" mit dieser Denkweise nun garnicht klarkommt, denn messbare Größen, so wissen/denken wir, sind nicht unmittelbar Eigenschaften der Dinge "an sich", wenn man Max Born Glauben schenkt.

Eyk van Bommel
06.02.16, 07:36
Au Backe. Schätze mal, dass Eyk als "Realist" mit dieser Denkweise nun garnicht klarkommt

Da hast du natürlich nicht ganz unrecht Marco. Es geht aber...

Ich ging davon aus, wenn die Hawking-Strahlung aus Vakuumfluktuation echte Teilchen macht, dann könnte es auch mit hochenergetischer Strahlung passieren. Aber auch die Hawking-Strahlung oder die firewall am SL ist spekulativ.

Ich bin aber "Realist" genug zu wissen, dass Toms einfach kein Spekulant ist (zumindest in der Wissenschaft) und damit erledigt ist.

Die Frage nach dem Ruhesystem des Schwerpunktes solcher „Teilchen-Antiteilchen-Paar“ ist für mich weiter (fast) unvorstellbar. Aber laut TomS soll ich es auch nicht.

Das „Photonen-Photonen-Problem“: Photon (Erde) – trifft auf Photon (Aliens) und es bildet sich daraus ein "Teilchen-Antiteilchen-Paar". Löst nach etwas Zeit bei mir auch (fast) kein paradoxes Bild mehr aus. Kann ich aber immer noch nicht lösen, da man ja v zur Berechnung nicht verwenden kann.

TomS
06.02.16, 09:09
Ich ging davon aus, wenn die Hawking-Strahlung aus Vakuumfluktuation echte Teilchen macht, dann könnte es auch mit hochenergetischer Strahlung passieren. Aber auch die Hawking-Strahlung oder die firewall am SL ist spekulativ.
Was Hawking in seiner Arbeit als "virtuelle Teilchen" bezeichnet, ist leider nicht das, was in der Quantenfeldtheorie darunter verstanden wird. Ich bewundere seine Rechungen und seine physikalische Intuition, aber sein in der Sache teilweise falsches populärwissenschaftliches Geschwätz sind lästig. Seit er das Phänomen mit einem falschen Begriff belegt hat, wird das leider immer wieder nachgeplappert - schau dir mal die Diskussion zur Hawkingstrahlung in der Wikipedia an: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Hawking-Strahlung

Hawkingstrahlung ist m.E. nicht spekulativ, es handelt sich um eine präzise theoretische Vorhersage, für die der experimentelle Nachweis fehlt.

Hawkingstrahlung ist - den Nachweis vorausgesetzt - ein realer Effekt. Deswegen ist es jedoch nicht hilfreich, jedem mathematischen Objekt, das man zur Berechnung verwendet, ebenfalls dieselbe Realität zuzuschreiben.

Die Frage nach dem Ruhesystem des Schwerpunktes solcher „Teilchen-Antiteilchen-Paar“ ist für mich weiter (fast) unvorstellbar. Aber laut TomS soll ich es auch nicht.
Ja, bitte.

Wenn jemand einen mathematischen Objekten einen Namen verpasst, quasi als Metapher, dann erbt es noch lange nicht alle Eigenschaften: ein Wüstenschiff hat keinen Tiefgang.

Eyk van Bommel
06.02.16, 10:19
@TomS
Ich gebe das wieder was ich aus Deiner Diskussion ableite:
Teilchen ergeben sich in der QM im „Rahmen der Störungstheorie“. Es sind Störungen im Feld. Hawkings („erste Arbeit“) behandelt „ungestörte Felder“ = keine Teilchen.

Zitat: Anregungen negativer Energie fallen ins SL, Anregungen positiver Energie entkommen ins Unendliche
A) Nicht jede Anregung ist eine Störung? Und B) positive Energie zerfällt dabei aber zu einem realen Teilchen.

PS: Mit dummer Kopf liest: Negative Masse und denkt sofort an Higgs-Teichen. Das Higgs-Teilchen wäre das Anti-Teilchen und fällt ins SL.. Aber das wäre ja wieder ein Teilchen…und ich abstrahiere sowieso wieder das falsche. aus "negative Masse" :mad:

TomS
06.02.16, 11:22
Teilchen ergeben sich in der QM im „Rahmen der Störungstheorie“. Es sind Störungen im Feld. Hawkings („erste Arbeit“) behandelt „ungestörte Felder“ = keine Teilchen.
Reale Teilchen werden in der QFT durch quantenmechanische Zustände mit definierten Eigenschaften (Energie, Impuls, Spin, Ladung, ...) dargestellt. Sie sind letztlich unabhängig von weiteren mathematischen Methoden und repräsentieren das Phänomen, das wir real messen.

Virtuelle Teilchen resultieren in der QFT ausschließlich aus der Störungsrechnung; sie entsprechen gerade nicht quantenmechanische Zustände mit definierten Eigenschaften und sie entsprechen keinem direkt messbaren Phänomen; es handelt sich um rein mathematische Konstrukte. Wenn man die QFT mittels anderer Methoden als der Störungsrechnung löst (z.B. Gittereichtheorie), dann treten diese mathematischen Konstrukte gar nicht erst auf; es handelt sich also um Artefakte einer bestimmten Methode.

Störungsrechnung bedeutet dabei eine Näherung, die ausgehend von der nicht-wechselwirkenden Theorie sukzessive Wechselwirkungen hinzunimmt. Virtuelle Teilchen treten dann in den Rechnungen auf, wenn man mindestens den einfachsten Wechselwirkungsterm in der Rechnung berücksichtigt. Hawking tut dies nicht! Er betrachtet ein freies Feld ohne Wechselwirkung, und daher ist der Begriff "virtuelle Teilchen" für das, was er mathematisch korrekt durchführt, falsch.

Seine mathematische Methode sowie der dahinter liegende "physikalische Prozess der Hawkingstrahlung" ist viel spannender als "virtuelle Teilchen".

Stell' dir vor, du kannst in deiner Stammkneipe deine Rechnung nicht bezahlen und lässt anschreiben. Bei nächsten Kneipenbesuch bringst du der hübschen Bedienung zum Dank für ihr Entgegenkommen außerdem einen Blumenstrauß mit. Es wäre völlig verfehlt, diesen Blumenstrauß als "Schuldzins" auf die Rechnung zu bezeichnen, oder?

Eyk van Bommel
06.02.16, 11:43
Er betrachtet ein freies Feld ohne Wechselwirkung,
Wenn ich deine Diskussion richtig verstehe, gibt es dazu auch nicht ansatzweise eine allgemein verständliche Beschreibung, die ohne ein falsches Bild zu verwenden, auskommt.
...zum Dank für ihr Entgegenkommen außerdem einen Blumenstrauß mit.
Ich denke der Knigge ist es nicht. Auch wenn die Regeln der Höflichkeit fundamentaler sind als von mir zunächst angenommen. :D

Eyk van Bommel
06.02.16, 12:43
Stell' dir vor?
Es passiert "dies" und "das" - zurück bleibt ein entweichendes Teilchen. Dies und Das sind QM Beschreibung die wir bildhaft nicht darstellen können. Wichtig ist, das am Ende eben "rechts" ein reelles Teilchen steht, damit der Term links stimmt.

Eyk van Bommel
06.02.16, 12:53
@TomS
Würdest du die Kraft die man zwischen den Platten beim "Casemir-Platten-Experiment" misst auch den Vakuumfluktuationen zuschreiben? Oder hältst du andere "reellere" Wechselwirkungen (Van der Waals...) noch als mögliche Erkältung für wahrscheinlich.

Plankton
06.02.16, 13:48
Ich zumindest kenne nur diese Erklärung dafür.
For example, the virtual photons flitting in and out of existence produce a randomly fluctuating electric field. In 1947, physicists found that the field shifts the energy levels of an electron inside a hydrogen atom and hence the spectrum of radiation the atom emits. A year later, Dutch theorist Hendrik Casimir predicted that the field would also exert a subtle force on two closely spaced metal plates, squeezing them together. That's because the electric field must vanish on the plates' surfaces, so only certain wavelike ripples of the electric field can fit between the plates. In contrast, more ripples can push on the plates from the outside, exerting a net force. The Casimir effect was observed in 1997.
Quelle (http://www.sciencemag.org/news/2015/10/physicists-observe-weird-quantum-fluctuations-empty-space-maybe)

TomS
06.02.16, 14:31
Wenn ich deine Diskussion richtig verstehe, gibt es dazu auch nicht ansatzweise eine allgemein verständliche Beschreibung, die ohne ein falsches Bild zu verwenden, auskommt.
Ich fürchte, ja.

Hast du mal den mathematischen Teil des Wikipedia-Artikels durchgelesen? Das ist mein Versuch, den Effekt zu erklären, ohne dabei die Mathematik zu verfälschen.

... - zurück bleibt ein entweichendes Teilchen. Dies und Das sind QM Beschreibung die wir bildhaft nicht darstellen können. Wichtig ist, das am Ende eben "rechts" ein reelles Teilchen steht, damit der Term links stimmt.
Sozusagen, ja

Würdest du die Kraft die man zwischen den Platten beim "Casemir-Platten-Experiment" misst auch den Vakuumfluktuationen zuschreiben? Oder hältst du andere "reellere" Wechselwirkungen (Van der Waals...) noch als mögliche Erkältung für wahrscheinlich.
Ich denke, beide Erklärungen sind korrekt; soweit ich mich erinnern kann, stammt die alternative Herleitung von Jaffe, das alleine bürgt schon für Qualität.

Auch bei der Hawkingstrahlung gibt es alternative Berechnungen; die letzte, die ich dazu gelesen habe, ist noch unanschaulicher ... Angeblich existiert auch eine Berechnung (nicht nur Argumentation), die tatsächlich mit dem Tunneleffekt argumentiert; die kenne ich aber nicht ... viele Wege führen nach Rom ...

Eyk van Bommel
07.02.16, 09:59
Hast du mal den mathematischen Teil des Wikipedia-Artikels durchgelesen? Das ist mein Versuch, den Effekt zu erklären, ohne dabei die Mathematik zu verfälschen.

Ich denke ich kann nur wenig zum mathematischen Teil sagen. Wobei ich erstmals (wenn es denn stimmt, was ich denke) etwas mehr zum Gesamtkontext* verstanden habe und zwar (Daumen drücken)…

Die „inneren“ Moden sind Schwingungen aus der „Vergangenheit“ (dem Kollaps eben) – sie tragen die Information des Zustands „im Moment des Kollapses“ nach außen. Dem setzte Hawking äußere Moden entgegen, die als „Anti-Moden“ entsprechend aus der „Zukunft“ kommen und auf den EH zulaufen. Dann „übergibt/prägt“ die innere Schwingung Information eines früheren Zustands auf die äußere, wodurch diese damit zum Teilchen wird/zerfällt.

*Denn ich habe nie verstanden was das mit Informationserhalt zu tun hat.

TomS
07.02.16, 10:31
Die „inneren“ Moden sind Schwingungen aus der „Vergangenheit“ (dem Kollaps eben) – sie tragen die Information des Zustands „im Moment des Kollapses“ nach außen. Dem setzte Hawking äußere Moden entgegen, die als „Anti-Moden“ entsprechend aus der „Zukunft“ kommen und auf den EH zulaufen. Dann „übergibt/prägt“ die innere Schwingung Information eines früheren Zustands auf die äußere, wodurch diese damit zum Teilchen wird/zerfällt.
Ich denke, hier hältst du dich zu sehr mit einem Detail des Formalismus auf.

Die Idee ist recht einfach: man finde alle "elementaren" Lösungen einer Differentialgleichung; die allgemeine Lösung resultiert aus einer Überlagerung aller elementarer Lösungen; dies ist der Ansatz. Nun führt man noch Rand- bzw. Anfangsbedingungen ein, um die allgemeine Lösung auf ein konkretes Problem einzuschränken; dabei stellt sich heraus, dass aus Sicht des Beobachters in der Zukunft "auslaufende Wellen" in der Lösung enthalten sein müssen; und das entspricht eben einer Teilchenproduktion.

*Denn ich habe nie verstanden was das mit Informationserhalt zu tun hat.
Das ist wieder so ein typisches Problem der didaktischen Daratellung: man wählt den Begriff "Information", der hier in einem ganz bestimmten Sinn zu verstehen ist, meint außerdem, jeder wüsste, was Information denn sei, redet dann von Informationsverlust und glaubt, man hätte etwas zum Verständnis beigetragen. Quatsch!

Es geht letztlich um folgendes: Der Anfangszustand des Sternes der Masse M kann ein hochspezifischer Quantenzustand sein; insbs. gibt es unendlich viele verschiedene mögliche Quantenzustände, die alle einem Stern derselben Masse entsprechen. Im Endzustand nach dem Kollaps beschreibt der Quantenzustand ausschließlich Hawkingstrahlung der Temperatur T, die eindeutig von der Masse M abhängt. D.h. dass alle möglichen, verschiedenen Anfangszustände von Sternen der Masse M zum selben Endzustand führen - und das ist gemäß der Gesetze der QM verboten. Darin liegt das Problem: das "no-hair-theorem" verletzt die Gesetze der QM.

Die Lösung, an die heute die Mehrheit der Physiker glaubt, für die es jedoch noch keine etablierte Theorie gibt, lautet, dass aufgrund der Quantengravitation der Quantenzustand des SLs diese Information bzgl. des Anfangszustandes noch trägt, dass diese Information nach außen hin jedoch nicht sichtbar ist; d.h. das, was nach außen als SL der Masse M mit einem Gravitationsfeld sowie Hawkingstrahlung der Temperatur T(M) so universell erscheint, ist tatsächlich ein hochkomplexe Quantenzustand, in dem der Anfangszustand noch in allen Details kodiert ist.

So unterschiedlich die Stringtheorie und die Schleifenquantengravitation auch sein mögen, sie stimmen in einem überein: ein SL ist keine punktförmige Singularität, sondern wohl eher ein makroskopischer Quantenzustand von der "Abmessung" des Ereignishorizontes; in diesem Quantenzustand ist dann genügend "Platz", um die Details des Anfangszustandes zu kodieren.

Eyk van Bommel
07.02.16, 13:52
Danke für die kurze & verständliche Erklärung des Informationsproblems.

Im Text wird der „Kollaps“ in Zusammenhang mit SL mehrfach erwähnt (fast hervorgehoben). Da habe ich der Information „Kollaps ist Notwendig" dann wohl zu viel Bedeutung zugemessen.

Keine Ahnung warum ich den nächsten Abschnitt noch anfüge, aber vielleicht ist es die Hoffnung am Ende mehr als „der äußere Beobachter erwartet ein herausfliegendes Teilchen“ verstanden zu haben.

Grundsätzlich genügt es mir aber. Das ist das Ergebnis.

Aber (ein letzter Gedanke)
Mein ursprüngliches Bild war, dass man Anregungen (wenn Schwingung) ja auch mit Quasiteilchen beschreiben kann. Anstatt virtuelle Teilchen – Quasiteilchen? Das ein Quasiteilchen eines solchen Paares im SL landet und bei diesem auseinanderreisen („Potentialaufbau“) so viel Energie frei wird, dass ein echtes Teilchen erzeugt wird.

TomS
07.02.16, 14:24
Ich fürchte, das geht auch in die falsche Richtung.

Der Begriff Quasiteilchen wird in einem anderen Kontext mit einer anderen Bedeutung verwendet.

Der Begriff Teilchen suggeriert, es gäbe da einen lokalisierten Vorgang, der lokalisierte Objekte erzeugt. Es handelt sich jedoch um einen nicht-lokalen Prozess.

Schau dir zum Auftakt mal den Unruh-Effekt an: https://en.wikipedia.org/wiki/Unruh_effect

Eyk van Bommel
08.02.16, 08:22
Der englische wiki-text ist um einiges ausführlicher als der deutsche, in den ich zuvor bei der Hawiking-Strahlung bereits hineingezappt hatte. Finde aber auch im englischen keinen Abschnitt indem ich nun auf Quasiteilchen stoße.

Der Begriff Teilchen suggeriert, es gäbe da einen lokalisierten Vorgang,
Ich kann dir nicht einmal sagen, ob das bei mir zutrifft. Aber der Wiki-text zu Quasiteilchen (https://de.wikipedia.org/wiki/Quasiteilchen)finde ich zeigt schon, dass Quasiteilchen keine Teilchen sind.
Systeme aus Quasiteilchen lassen sich nicht klassisch beschreiben…
Sie sind ebene elastische Wellen….
Gerade letzteres hat mir suggeriert, dass man dies bereits als „quantisierte Anregungen“ verstehen bzw. diese Anregungen wie ein Teilchen behandeln kann. Aber eben keine Störungen mit Teilchencharakter sind...

Und ich hatte mich gefragt, ob die Vorstellung in die Nähe dessen kommt was ihr darunter versteht,
..dass da eine Art “Defektelektron“ (kollektiver Zustand vieler Anregungen?) in das SL fällt und das „Anti-Defektelektron“ als Elektron emittiert wird. Ich kann mir das zwar als (nicht lokalen) Prozess vorstellen, aber das bedeutet nichts.

BTW: Warum wird bei der Abschätzung der Hawking-Temperatur für die Wellenlänge der Radius und nicht der Durchmesser genommen? Spontan hätte ich ja gesagt, dass der Mittelpunkt bei ½ der Wellenlänge liegt.

TomS
08.02.16, 08:39
Quasiteilchen spielen bei der Hawkingstrahlung keine Rolle.

Quasiteilchen sind letztlich mathematische Objekte, die wie Teilchen behandelt werden, obwohl man weiß, dass sie aus fundamentaleren Objekten aufgebaut sind. Z.B. kann man in der Festköroerphysik Gitterschwingungen quantisieren und wie "Teilchen" behandeln, obwohl Gitterwchwingungen sicher nicht fundamental sind, sondern kollektiven Anregungen des Gitters (der Atomrümpfe) entsprechen.

Hawking benutzt für seine Rchnungen dagegen ein als fundamental angenommenes Skalarfeld.

Nochmal: lies dir den Artikel zu, Unruheffekt durch; er besagt letztlich, dass das, was ein Beobachter als "Vakuumzustand" definiert, für einen anderen Beobachter "nicht leer" erscheint. D.h. dass das "Vakuum" nicht eindeutig ist.

Eyk van Bommel
08.02.16, 09:07
Ja das kann man natürlich herauslesen.

Aber ich merkte gerade, dass ich deine Aussage völlig falsch verstanden habe.
Schau dir zum Auftakt mal den Unruh-Effekt an
Ich dacht der Auftakt wäre auf Quasiteilchen gemünzt. :o:o
The Unruh temperature has the same form as the Hawking temperature
Was doch erstaunlich ist.
Ich frage mich daher spontan, ob ein Beobachter am EH der dem „Sog“ mit einer Rakete trotzt, die Hawking-Strahlung als Unruh-Effekt messen würde…