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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zum Thema Mundart...


Jogi
13.11.07, 22:30
Aus gegebenem Anlass hier eine kleine Anekdote, die sich an einem sommerlichen Samstagnachmittag auf einem Bodenseefährschiff, unterwegs von Romannshorn (CH) nach Friedrichshafen (D) zugetragen haben soll:

Drei Herren verschiedener deutschsprachiger Herkunft, einer aus Berlin, einer aus der Schweiz und ein Schwabe geraten ins Plaudern.

Mit Blick auf die prall gefüllten Einkaufstüten des Berliners fragt der Schweizer diesen:

"Soo, san's in Züri gsi?"

Der Berliner, sichtlich darum bemüht, in kein Fettnäpfchen zu treten, aber ebenso offensichtlich ohne die leiseste Ahnung,
was sein Gegenüber da gerade zu ihm gesagt hat, will schon zu einer Antwort ansetzen,
da kommt ihm der Schwabe, der die Verständnisnot des Mannes erkannt hat, zu Hilfe.
Bezugnehmend auf das letzte Wort des Schweizers, das auch für schwäbische Ohren etwas fremd klingt,
übersetzt er für den Berliner:

"Gweä, moint'r. Gweä."

rene
14.11.07, 06:40
Guete Moorge mittenang! Heeit er gäng guät pfuuset hinich u ä gäbigi Nach ghebet? Nämmet’s hinich nummä nid gschprängt, denn s'gheit ämmu gäng gnüe gääch uäche.

Die Berner hören sich in ihrem Dialekt besonders urchig an und sind auch für die Rest-Deutschschweizer nicht immer einfach zu verstehen, da ihr Mundart idiomatische Besonderheiten enthält, die sie mit keinem anderen teilen. Dazu fällt mir folgende Anekdote ein, die uns der ansonsten eher humorlose Deutschlehrer in einer Unterrichtslektion erzählte:

Einst wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Berner Arzt zu einem medizinischen Kongress in Berlin als Referent eingeladen. Dort hielt er selbstverständlich auf Hochdeutsch einen Fachvortrag und wurde am Ende über dies und das befragt. Erstaunt meldete sich eine archetypische Berliner Schnauze und wunderte sich darüber wie leicht es ihm doch gefallen sei, den "Schweizer-Dialekt" zu verstehen. Der Berner Arzt hielt verlegen einen Moment inne und erwiderte nach kurzer (sprich langer) Zeit: "Da sehen Sie nur wie schwierig es für uns Berner ist, die hochdeutsche Sprache so zu artikulieren, dass unser Akzent nicht mit dem Dialekt verwechselt wird."

Nachtrag:

Hier eine Analyse (Orakel) (http://dialects.from.ch/ ) zum demographischen Verbreitungsgebiet eines Dialekts in der Schweiz und eine Hörprobe des Stadtberner Dialekts (http://www.dialekt.ch/mp3/bernbiet/Balzli_Baerner_Mittelland.htm) sowie eine gelungene und witzige Kostprobe unseres Basler-Dialekts (http://www.dialekt.ch/mp3/nordwest/Vaucher_Jo-jae.htm).

Grüsse, rene

Lorenzy
19.11.07, 19:34
"Soo, san's in Züri gsi?"

"Soo, sind sie in züri gsi?" Würde schweizerdeutscher klingen. "san's" klingt mir irgendwie mehr nach Österreich. Etwa wie:

"Soo, jetzt san's ned narrisch, sonst kriegen's ens on die goschen.":D

Jogi
19.11.07, 19:45
Hi Lorenzy.

Du könntest Recht haben, ich kenn' mich mit dem schwyzerdütschen auch nicht so genau aus.

Intuitiv würde ich san's zu send's korrigieren, aber fragen wir doch rene, der muss das wissen.


Gruß Jogi

Lorenzy
19.11.07, 20:19
Hi Jogi,
Chansch au mech froge. Jo, du häsch scho rächt. "Send" wäri besser (i schriibe mängisch hochdütsch, aber les es schwiizerdütsch, isch halt mängisch es Chrüssimüssi).

Marco Polo
19.11.07, 20:28
Mit Blick auf die prall gefüllten Einkaufstüten des Berliners fragt der Schweizer diesen:

"Soo, san's in Züri gsi?".

gsi heisst in der Schweiz demnach "gewesen"?


"Gweä, moint'r. Gweä."

Ich bin oft in Stuttgart, aber gweä kenne ich nicht. Das muss ein Dialekt von der schwäbischen Alb sein.

ps. dieser berner Dialekt von rene, der ist ja grauenhaft. Ich versuche mir
gerade vorzustellen, dass ich mit einer Bernerin zugange bin und die auf einmal beim Sex anfängt zu reden. Das geht ja gar nicht. :D

@rene: nur a spässle

Grüssle,

Marco Polo

Jogi
19.11.07, 20:32
Chansch au mech froge.
Auch du...?!

Möchte sich noch jemand bezüglich seiner Nationalität outen?

Jo, du häsch scho rächt. "Send" wäri besser (i schriibe mängisch hochdütsch, aber les es schwiizerdütsch, isch halt mängisch es Chrüssimüssi).
Ich versuch mal, die zwei Worte, bei denen ich mir nicht sicher bin, zu erraten:
mängisch - meistens ?
Chrüssimüssi - Mischmasch ?

In dem Berner Satz, den rene hier abgelassen hat, kann ich noch nicht mal die Hälfte der Vokabeln raten, könnte den mal jemand übersetzen?:

Heeit er gäng guät pfuuset hinich u ä gäbigi Nach ghebet? Nämmet’s hinich nummä nid gschprängt, denn s'gheit ämmu gäng gnüe gääch uäche.


Gruß Jogi

Marco Polo
19.11.07, 20:38
Chansch au mech froge. Jo, du häsch scho rächt. "Send" wäri besser (i schriibe mängisch hochdütsch, aber les es schwiizerdütsch, isch halt mängisch es Chrüssimüssi).

*Grööööööhl*

Wir haben letztens eine Eilbestellung per Fax von einem unserer Kunden
aus dem Schwoabaländle erhalten.

Darauf war ein Stempelabdruck.
Ein gallopierendes Comic-Schwein mit dem Text:
´s pressiert wie´d Sau.

Danach war aufgrund von Zwerchfellzerrungen für eine halbe Stunde kein Arbeiten mehr möglich.

Grüssle,

Marco Polo

Lorenzy
19.11.07, 20:51
gsi heisst in der Schweiz demnach "gewesen"?
Genau.

ps. dieser berner Dialekt von rene, der ist ja grauenhaft. Ich versuche mir
gerade vorzustellen, dass ich mit einer Bernerin zugange bin und die auf einmal beim Sex anfängt zu reden. Das geht ja gar nicht. :D

Ist reine Gewöhnungssache. Sobald man mal die Schule beendet hat, verschlägts einen sowieso meist in einen anderen Kanton. Oder man muss Militär/Zivildienst leisten. Ich war in Mudon in der Nähe von Payern stationiert. Ein dialektisches Chaos. Aber nach drei Tagen hat man's raus. Und wenn man mal einen Dialekt einige Zeit gehört hat, ist daran nichts mehr ungewöhnlich. Beim einen oder anderen Weibchen kann ein Dialekt sogar erotisch wirken.:D

Ihr habt aber auch ein paar witzige Dialekte. ;)

Lorenzy
19.11.07, 22:08
Auch du...?!

Möchte sich noch jemand bezüglich seiner Nationalität outen?


Ich versuch mal, die zwei Worte, bei denen ich mir nicht sicher bin, zu erraten:
mängisch - meistens ?
Chrüssimüssi - Mischmasch ?
Yep.

In dem Berner Satz, den rene hier abgelassen hat, kann ich noch nicht mal die Hälfte der Vokabeln raten, könnte den mal jemand übersetzen?:

"Heeit er gäng guät pfuuset hinich u ä gäbigi Nach ghebet? Nämmet’s hinich nummä nid gschprängt, denn s'gheit ämmu gäng gnüe gääch uäche."

Also den ersten Satz krieg ich ja noch hin ("Habt ihr auch gut geschlafen und eine schöne Nacht gehabt?"), aber beim zweiten machts bei mir *tilt*. :o
Muss wohl so ein "Grossibärndütsch" sein. ;)

Lorenzy
19.11.07, 22:19
Nämmet’s hinich nummä nid gschprängt, denn s'gheit ämmu gäng gnüe gääch uäche.

Ich rate mal. So in der Art "Eile mit Weile"?

Marco Polo
19.11.07, 22:33
...ämmu gäng gnüe gääch uäche.


:confused:

rene
19.11.07, 23:08
Nämmet’s hinich nummä nid gschprängt, denn s'gheit ämmu gäng gnüe gääch uäche.

Ja, Eile mit Weile ist nicht schlecht:

Nehmt es nur nicht zu schnell, hastig (gschprängt=gesprengt), denn es geht sehr wohl (ämmu: bejahend, bestätigend) recht (gnüe=genug) steil (gääch) hinauf (uäche).

Der Berner Dialekt hat einen schönen runden Klang, ist aber wie gesagt auch für die übrigen Deutsch-Schweizer eine oft unverständliche Hals-Nasen-Ohren-Krankheit. (Hoffentlich liest das kein Berner ;-))

Grüsse, rene

Gandalf
20.11.07, 07:11
Ich bin da her, ..

"wu die Hosen Housen häsen und die Housen Hosen hasen."

... na woher?

quantquant
20.11.07, 08:48
Dann muss ich mich doch auch mal outen, siehe ganz unten, vorher aber eine kleine Geschichte:

Ein Norddeutscher ist in Oberbayern auf der Suche nach dem Bahnhof. Er frägt zwei - wie er zunächst vermutet - Einheimische, die auf einer Bank sitzen:

Guten Tag, könnten Sie mir bitte den Weg zum Bahnhof sagen?

-- Keine Reaktion der beiden --

Er versucht es anders weiter:

Could you please tell me the way to the station, please?

-- Keine Reaktion der beiden --

Pouvez-vous me dire comment me rendre à la gare ferroviaire s'il vous plaît?

-- Keine Reaktion der beiden --

Para ir a la estación, por favor?

-- Keine Reaktion der beiden --

Entnervt gibt der Norddeutsche auf und geht weiter.

Nach ein paar Minuten sagen die beiden auf der Bank zueinander:

"Freemdsprachn konna"

"Und, hods eam wos ghoifa?"

;)

rene
20.11.07, 16:45
Unterhalten sich ein Engländer, ein Franzose und ein Bayer über die Schwierigkeiten ihrer Muttersprache:
Der Engländer: "Wir schreiben "Empire" sagen aber "Ämpeier""
Meint der Franzose: "Aber wir schreiben "Bordeaux" und sprechen es "Bordo" aus!"
Lächelt der Bayer: "Das ist doch gar nichts. Wir schreiben "Ja bitte, sie wünschen?", fragen aber "Hä???""


Ein Holländer fährt an einem heissen Sommertag auf dem Rhein bei Köln Kanu. Da ihm langsam heiss wird, schöpft er eine Handvoll Wasser zum Trinken. Das sieht ein Kölner, der auf einer Brücke steht, und ruft: "He, dat Wasser kannst du nit trinken, dat is jiftisch!" Der Kanufahrer hört nicht recht, paddelt weiter und schöpft noch eine Handvoll. Der Kölner ruft wieder: "He, du, dat is Jift, trink dat nit!!!" Der Kanufahrer ist aufmerksam geworden, paddelt näher und ruft : "Kan u nit verstaan!" Der Kölner: "Mit beide Häng schöppe, da hass meh von!"


Ein deutscher Reisender ist in einem kleinen Hotel untergekommen. Als er am Morgen zum Frühstück kommt, findet er keinen freien Tisch. Der Ober fragt ihn, ob er nicht einen Tisch mit einem netten englischen Herrn teilen möchte. Obwohl des Englischen unkundig, akzeptiert er. Als er sich zu dem schon speisenden Engländer setzt, sagt er " Wohl bekomm´s", woraufhin dieser antwortet "Smith", weil er denkt, dass der Gast sich vorstellt.
Am nächsten Morgen setzt sich der Deutsche - nun schon aus Gewohnheit - wieder an den Tisch des Engländers und sagt erneut "Wohl bekomm´s". Der Engländer ist überrascht, dass der andere sich erneut vorstellt , antwortet aber höflich: "Smith". Etwas verwirrt fragt er nach dem Frühstück den Ober, warum sich der Herr wohl zweimal vorgestellt habe. Der Ober fragt ihn, was der Herr denn genau gesagt habe, und als der Engländer "Wohl bekomm´s" antwortet, erklärt ihm der Ober, dass das "enjoy your meal" bedeutet.
Als sich die beiden am nächsten Tag zum Frühstück treffen, sagt der Engländer stolz: "Woohl bekooms", woraufhin der Deutsche strahlend antwortet: "Schmitt".

Grüsse, rene

MCD
24.11.07, 16:25
Eine Bauernfamilie aus dem Vorgebirge beim Mittagessen (die Region ist bakannt für einen sehr markigen, dem Kölsch ähnlichen Dialekt...):

Bäuerin: Vatter, mer bruche en neu ECKBANK, die he es schwer verschlisse.
Bauer: Isch han kein Zig. Fah do nohm Middaach mim Ernst in d' Stadt un kauf en neu ECKBANK.
Bäuerin: Hässte jehot Ernst, mer fahre jlisch in d' Stadt.
Ernst: Wa? Isch han kein Zig, moss d' Köh noch melke, nem dä Ludwisch met.
Bäuerin: hässte jehot Ludwisch, mer fahre jlisch in d' Stadt.
Ludwisch: Wenn et sinn moss -äver nur, wenn isch dem Ernst sing Kapp ahntrecke darf.
Ernst gibt Ludwig seine Baseballkappe und die Bäuerin geht mit ihrem jüngsten Sohn zur Haltestelle, um mit der Vorgebirgsbahn in die Stadt zu fahren…
Inzwischen am Barbarossaplatz angekommen…
Bäuerin: Luur ens Ludwisch, doh op dem Huus steht COMMERZBANK, do krije mer bestimmp uns ECKBANK...
Schnurstracks an der sich empörenden Menschenschlange vorbeidrängelnd, die Bäuerin am Bankschalter zum Bankangestellten: Isch bruch en neu ECKBANK!
Daraufhin der Bankangestellte sichtlich irritiert: Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst!?
Bäuerin: Enä, dat is dä Ludwisch, äver dä hät dem Ernst sing Kapp ahn…

Gr.
MCD