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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu Quarks und Gluonen


Solaris
19.03.08, 14:00
Ich beziehe mich auf die räumliche Verteilung der Quarks in einem Confinement.
z.B. Proton.
Sind die Quarks, abgesehen von den Einschränkungsbedingungen (Nullpunktenergie), untereinander beweglich, oder sind sie praktisch fixiert ?
Wenn sie beweglich sind, muss jeder mögliche Verteilungszustand einer bestimmten potentiellen Energie entsprechen.
Es gibt eine sogenannte Sivers-Funktion. Hat diese damit zu tun ?

Solaris

Uli
19.03.08, 16:53
Naja, es gibt verschiedene Modelle, um die Confinement-Situation zu beschreiben - exakt kann man es in der QCD leider nicht lösen.

So gibt es z.B. Versuche, die Bindung zum Confinement durch Potentiale zu beschreiben, die so hoch sind, dass kein Quark entkommen kann.

Solche Beschreibungen haben einige Erfolge und legen doch ein Bild nahe, das ein wenig an das Atommodell erinnert: wir haben Quarks, die sich in Orbitalzuständen befinden. Der Grundzustand entspricht den Nukleonen (Neutron,Proton) und die angeregten Zustände irgendwelchen Baryonen-Resonanzen.

Die Kräfte, die diese Zustände definieren, werden durch Gluonen vermittelt.

Von Ruhe sollte man m.E. nicht reden; es sind eher stationäre Zustände (die aber durchaus Bewegungsenergie und Drehimpulse aufweisen), vielleicht ähnlich wie in der Atomphysik.

Noch etwas anders beschreibt es die Quantenfeldtheorie (QCD); da ist ein Nukleon wohl eher so etwas wie eine "kochende Suppe" in der ständig virtuelle Teilchen (v.a. Gluonen und Quarks) entstehen und vergehen. Man sieht diese virtuellen Teilchen ("See-Quarks" etc.) sogar als Streuzentren in Streuexperimenten, in denen Nukleonen mit hochenergetischen Partikeln beschossen werden.

Von dieser Sivers-Formel habe ich noch nie etwas gehört.

Uli

Solaris
02.04.08, 11:26
@Uli

>>>Solche Beschreibungen haben einige Erfolge und legen doch ein Bild nahe, das ein wenig an das Atommodell erinnert: wir haben Quarks, die sich in Orbitalzuständen befinden. Der Grundzustand entspricht den Nukleonen (Neutron,Proton) und die angeregten Zustände irgendwelchen Baryonen-Resonanzen.<<<
<<

Müsste sich bei geänderten Anregungszuständen im Confinement auch die Masse
des Nukleons ändern ? (Ich meine die Ruhemasse.) Wenn ein Confinement, zB.
"uud" geänderte Orbitalverhältnisse einnehmen, bleibt das doch ein identisches
Teilchen der Form "uud", oder etwa nicht ? Deshalb meine Frage nach geänderter Ruhemasse.

Solaris

Uli
04.04.08, 12:28
@Uli

>>>Solche Beschreibungen haben einige Erfolge und legen doch ein Bild nahe, das ein wenig an das Atommodell erinnert: wir haben Quarks, die sich in Orbitalzuständen befinden. Der Grundzustand entspricht den Nukleonen (Neutron,Proton) und die angeregten Zustände irgendwelchen Baryonen-Resonanzen.<<<
<<

Müsste sich bei geänderten Anregungszuständen im Confinement auch die Masse
des Nukleons ändern ? (Ich meine die Ruhemasse.) Wenn ein Confinement, zB.
"uud" geänderte Orbitalverhältnisse einnehmen, bleibt das doch ein identisches
Teilchen der Form "uud", oder etwa nicht ? Deshalb meine Frage nach geänderter Ruhemasse.

Solaris


Ja - die Nukleonen-Resonanzen haben aufgrund der Anregung eine höhere Ruhemasse als die Nukleonen selbst.
Der energetisch günstigere Zustand hat weniger Ruhemasse; da gibt es einen Massendefekt ziemlich analog zu Kernen.

Uli

quick
04.04.08, 22:23
Hallo Uli,

Ja - die Nukleonen-Resonanzen haben aufgrund der Anregung eine höhere Ruhemasse als die Nukleonen selbst.
Der energetisch günstigere Zustand hat weniger Ruhemasse; da gibt es einen Massendefekt ziemlich analog zu Kernen.


Die Energie zur Anregung und die damit einhergehende Massenerhöhung kann doch nicht vom Nukleon selbst stammen, oder?
Denkbar wäre es für mich, aber dann ohne Massenerhöhung.

mfg
quick

Centurio
04.04.08, 23:05
Die Energie zur Anregung und die damit einhergehende Massenerhöhung kann doch nicht vom Nukleon selbst stammen, oder?

Jep. Die E stammt von den "See-Quarks"...


In der Hochenergiephysik sieht man bei Streuexperimenten nicht nur Quarks, sondern auch Gluonen. Man stellt sich den Aufbau eines Hadrons deshalb so vor, dass außer den "Grundbausteinen" eines Hadrons, den so genannten Valenzquarks, die seine Quantenzahlen definieren, noch Gluonen und eine Wolke virtueller Quark-Antiquark-Paare vorhanden sind. "Virtuell" heißt, dass nach der Quantenfeldtheorie aus dem Vakuum ständig solche Paare von Teilchen und Anti-Teilchen erzeugt und gleich wieder vernichtet werden. Diese sogenannten See-Quarks tragen z. B. beim Pion den größten Teil zur Gesamtmasse des Hadrons bei. Allgemein rührt bei Hadronen aus leichten Quarks (up, down) die Masse zum größten Teil nicht von den Valenzquarks her.
Nicht auf meinem Mist gewachsen. Bedank dich bei @Uli für die "kochende Suppe"...:)

Gruss,
Centurio

quick
05.04.08, 00:07
Hallo Centurio,

Danke.
Jep. Die E stammt von den "See-Quarks"...
Also "Alles nur geklaut..., Verzeihung, -geborgt!", hätte ich mir gleich denken können.

mfg
quick

Solaris
05.04.08, 06:51
>>>Die Energie zur Anregung und die damit einhergehende Massenerhöhung kann doch nicht vom Nukleon selbst stammen, oder?
Denkbar wäre es für mich, aber dann ohne Massenerhöhung.<<<


Das sehe ich auch so.
Nur eine äussere Einwirkung (Impuls) kann das Hadron-Confinement anregen,
sodaß sich die Masse des Hadrons erhöht.
Es gibt somit 2 Wirkungen auf Impuls; entweder das Hadron wird beschleunigt,
oder es ändert sich das Potential seiner Quarks.
Ein Stoss durch anderes Teilchen oder durch Photon wird es beschleunigen.
Ich kann mir einen "Quasi-Impuls" durch ein Meson vorstellen. In dem Moment,
wo das Meson auf das Hadron auftreffen müsste, zerfällt es und gibt eine Art
Quarkladung an das Hadron ab. Diese Quarkladung ändert die Quarkkonfiguration im Hadron (Potentialanhebung) und wird sofort wieder
emittiert.
Entspricht das der Standardtheorie ?

Solaris

Uli
05.04.08, 10:30
Hallo Uli,



Die Energie zur Anregung und die damit einhergehende Massenerhöhung kann doch nicht vom Nukleon selbst stammen, oder?
Denkbar wäre es für mich, aber dann ohne Massenerhöhung.

mfg
quick

Ein Nukleon kann sich nicht ohne äußeren Einfluss selbst anregen und zu einer Resonanz werden (Energieerhaltung!). Nukleonenresonanzen entstehen in der Regel als kurzlebige Zwischenzustände bei Streuversuchen und zerfallen dann extrem rasch zu stabileren Nukleonen.

Uli

quick
05.04.08, 15:36
Hallo Uli,

Ein Nukleon kann sich nicht ohne äußeren Einfluss selbst anregen und zu einer Resonanz werden (Energieerhaltung!). Nukleonenresonanzen entstehen in der Regel als kurzlebige Zwischenzustände bei Streuversuchen und zerfallen dann extrem rasch zu stabileren Nukleonen.

Keine Regel ohne Ausnahme.;)
Bei Streuversuchen mit freien Neutronen zerfällt ein Teil doch ganz "spontan" mit einer Halbwertszeit von 15 min. Entweder liegt dieser Zerfall im Rahmen der eigenen Möglichkeiten eines Neutrons, oder der Zerfall ist garnicht so spontan wie er scheint (ist in Wirklichkeit induziert).

mfg
quick

Uli
05.04.08, 15:54
Hallo Uli,


Keine Regel ohne Ausnahme.;)
Bei Streuversuchen mit freien Neutronen zerfällt ein Teil doch ganz "spontan" mit einer Halbwertszeit von 15 min. Entweder liegt dieser Zerfall im Rahmen der eigenen Möglichkeiten eines Neutrons, oder der Zerfall ist garnicht so spontan wie er scheint (ist in Wirklichkeit induziert).

mfg
quick

Das ist aber keine Ausnahme; der Zerfall des Neutrons hat nichts mit Nukleon-Resonanzen zu tun: das Neutron ist keine Resonanz des Protons, sondern es trägt ganz andere Quantenzahlen, z.B. elektrische Ladung=0 statt 1.

Gruß,
Uli

quick
05.04.08, 16:19
Hallo Uli,

das Neutron ist keine Resonanz des Protons, sondern es trägt ganz andere Quantenzahlen, z.B. elektrische Ladung=0 statt 1.

Das habe ich auch nicht behaupten wollen.
Die Resonanz ist der kurzlebige Zwischenzustand, so wie Du es bereits formuliert hast.
Nukleonenresonanzen entstehen in der Regel als kurzlebige Zwischenzustände bei Streuversuchen und zerfallen dann extrem rasch zu stabileren Nukleonen.
Die Frage ist, ob solch ein Zwischenzustand auch beim Zerfall von freien Neutronen anzunehmen ist. Wenn ja, durch was wird er erzeugt?

mfg
quick

Uranor
05.04.08, 17:57
salve
Die Resonanz ist der kurzlebige Zwischenzustand, so wie Du es bereits formuliert hast.
Hmm. Beliebige Teilchen sind aus erhaltenen Eigenschaftenwerten aufgebaut. Drum nenne ich sie gern Resonanzen. Sie können via WW in angeregte Zustände übergehen. Beim Elektron kennen wir den Zustand nach einer Photonen-Absorption. Instabilitäten nent man wohl nur WW Schwach "angeregte" Teilchen? Das würde aber bedeuten, dass ein freies Neutron eine Anregung erfuhr. Unterscheiden sich denn freie Neutronen von Atomverbands-Neutronen messtechnisch?

Gruß Uranor

Uli
05.04.08, 20:46
Hallo Uli,


Das habe ich auch nicht behaupten wollen.
Die Resonanz ist der kurzlebige Zwischenzustand, so wie Du es bereits formuliert hast.

Die Frage ist, ob solch ein Zwischenzustand auch beim Zerfall von freien Neutronen anzunehmen ist. Wenn ja, durch was wird er erzeugt?

mfg
quick

Beim Betazerfall gibt es keinen resonanten Zwischenzustand: das ist ein sehr einfacher schwacher Zerfall.
Zur Erzeugung von Nukleonresonanzen müsstest du dem Neutron Energie zuführen, z.B. indem du Elektronen (Elektroproduktion) oder Photonen (Photoproduktion) draufschiesst.
Ein Beispiel zur Photoproduktion gibt es hier
http://hss.ulb.uni-bonn.de/diss_online/math_nat_fak/2006/szczepanek_torge/szczepanek.htm

Gruss,
Uli

quick
06.04.08, 01:26
Hallo Uli,

Danke für den Link.
Ich kam von diesem über den Kroll-Ruderman-Term auf dieses Paper (http://arxiv.org/PS_cache/nucl-th/pdf/0210/0210063v2.pdf),wo auch die Rede von Neutronen war.
Schau ich mir dann die Zerfallsprodukte von den Pionen/Müonen an, kommt in der Summe doch so etwas wie ein "normaler" ß-Zerfall raus.

Beim Betazerfall gibt es keinen resonanten Zwischenzustand: das ist ein sehr einfacher schwacher Zerfall.
Ob der wirklich so "schwächlich" ist möchte ich bezweifeln. Immerhin mischt sich dabei ein W-Boson ein und dieser Zwischenzustand, ob resonant oder nicht, müßte sich vom Grundzustand des Neutrons doch erheblich unterscheiden.

mfg
quick

Uli
06.04.08, 04:45
Hallo Uli,
...
Ob der wirklich so "schwächlich" ist möchte ich bezweifeln. Immerhin mischt sich dabei ein W-Boson ein und dieser Zwischenzustand, ob resonant oder nicht, müßte sich vom Grundzustand des Neutrons doch erheblich unterscheiden.

mfg
quick

Da hast du selbst herausgefunden, dass ein W-Boson den Beta-Zerfall vermittelt; genau aus diesem Grunde nennt man den Zerfall schwach. Das W-Boson ist ja das Eichboson der schwachen Wechselwirkung.

Würde das Neutron stark zerfallen (d.h. via starker WW), dann wäre es ein äußerst kurzlebiges Teilchen.

Gruss, Uli

Marco Polo
06.04.08, 05:01
Hallo Uli,

da du dich scheinbar mit Neutrinos und Betazerfall auskennst. Ist es so, dass schwere Elemente bei Fusionsprozessen durch Neutroneneinfang und anschliessenden Betazerfall entstehen? Tät mich mal interessiere.

Grüssle,

Marco Polo

quick
06.04.08, 10:37
Hallo Uli,


Würde das Neutron stark zerfallen (d.h. via starker WW), dann wäre es ein äußerst kurzlebiges Teilchen.

Könnte man nicht annehmen, dass der Zerfall über die schwache Wechselwirkung mit W-Boson eingeleitet wird, um dann schnell "via starker WW" zu zerfallen?
Wie das resonante Teilchen (die Resonanz (http://kworkquark.desy.de///lexikon/lexikon.resonanz/2/index.html))aussieht, läßt sich ja nur indirekt bestimmen.
Sehe ich das richtig: Bei der Photoproduktion von Pionen entsteht aus einem Gammaquant und Neutron ein photonisch angeregtes Delta-Teilchen (http://kworkquark.desy.de///lexikon/lexikon.delta/2/index.html)? Dieses Delta wäre dann der "resonante Zwischenzustand", von dem wir reden?

Meine Überlegung: Wird durch die Energiezufuhr (in Form von Gammaquanten) beim Neutron der normalerweise intern ablaufende, natürliche Zerfallsprozeß vielleicht nur nach außen verlagert, bei dem Pionen dann weiter zerfallen?
Ohne äußere Energiezufuhr müßte die Energie für den "resonanten Zwischenzustand" vorübergehend aus einem "spontanen" Massendefekt kommen. Gibt' das?

mfg
quick

Uli
06.04.08, 12:21
Hallo Uli,

da du dich scheinbar mit Neutrinos und Betazerfall auskennst. Ist es so, dass schwere Elemente bei Fusionsprozessen durch Neutroneneinfang und anschliessenden Betazerfall entstehen? Tät mich mal interessiere.

Grüssle,

Marco Polo

Soweit ich Kernfusion kenne, setzt diese ein, wenn 2 leichtere Kerne sich hinreichend nahe kommen und via Tunnelung trotz Coulomb-Abstoßung miteinander verschmelzen. Da sind dann meines Wissens die Kernkräfte am Werke. Zusätzlich zum schweren Kern im Endzustand wird dabei meist ein einzelnes Nukleon erzeugt. Ich sehe da keinen Betazerfall, oder ?

Gruß,
Uli

Uli
06.04.08, 12:29
Hallo Uli,


Könnte man nicht annehmen, dass der Zerfall über die schwache Wechselwirkung mit W-Boson eingeleitet wird, um dann schnell "via starker WW" zu zerfallen?


Ich weiß von keiner Beobachtung, die eine solchen Annahme stützt.


Wie das resonante Teilchen (die Resonanz (http://kworkquark.desy.de///lexikon/lexikon.resonanz/2/index.html))aussieht, läßt sich ja nur indirekt bestimmen.
Sehe ich das richtig: Bei der Photoproduktion von Pionen entsteht aus einem Gammaquant und Neutron ein photonisch angeregtes Delta-Teilchen (http://kworkquark.desy.de///lexikon/lexikon.delta/2/index.html)? Dieses Delta wäre dann der "resonante Zwischenzustand", von dem wir reden?


Ehrlich gesagt, mit der experimentellen Erzeugung von Baryonenresonanzen habe ich mich nie befasst. Aber, was du da sagst, halte ich für plausibel.


Meine Überlegung: Wird durch die Energiezufuhr (in Form von Gammaquanten) beim Neutron der normalerweise intern ablaufende, natürliche Zerfallsprozeß vielleicht nur nach außen verlagert, bei dem Pionen dann weiter zerfallen?
Ohne äußere Energiezufuhr müßte die Energie für den "resonanten Zwischenzustand" vorübergehend aus einem "spontanen" Massendefekt kommen. Gibt' das?

mfg
quick

Aber beim Betazerfall des Neutrons werden ja keine Gammas draufgeschossen; ein freies Neutron zerfällt spontan ohne dass eine äußere Einwirkung nötig wäre.

Gruß,
Uli

criptically
06.04.08, 18:26
Aber beim Betazerfall des Neutrons werden ja keine Gammas draufgeschossen; ein freies Neutron zerfällt spontan ohne dass eine äußere Einwirkung nötig wäre.



Und warum zerfällt es überhaupt? Was treibt Elektron und Proton auseinander?

Wo war das Antineutrino vorher? Wie unterscheiden sich Neutrino und Antineutrino und wohin verschwinden sie, wenn sie so kleinen Wirkungsquerschnitt haben? Kommen sie wieder auf krummen Bahnen ins Weltall zurück? Werden sie auch im G-Feld abgelenkt und wie stark? Welche Comptonwellenlänge besitzen sie?

mfg

Marco Polo
06.04.08, 20:05
Soweit ich Kernfusion kenne, setzt diese ein, wenn 2 leichtere Kerne sich hinreichend nahe kommen und via Tunnelung trotz Coulomb-Abstoßung miteinander verschmelzen. Da sind dann meines Wissens die Kernkräfte am Werke. Zusätzlich zum schweren Kern im Endzustand wird dabei meist ein einzelnes Nukleon erzeugt. Ich sehe da keinen Betazerfall, oder ?


Hi Uli,

ich lese gerade eine wenig über die Entwicklung von Sternen. Da bin ich auf die Aussage: "Schwere Elemente entstehen durch Neutroneneinfang und anschliessenden Betazerfall des Neutrons in ein Proton und ein Elektron" gestossen, ohne dass näher darauf eingegangen wurde.

Da in diesem Thread auch der Betazerfall von Neutronen thematisiert wird, habe ich die Aussage einfach mal als Frage hier hereingestellt. Hätte vielleicht dazuschreiben sollen, dass das so in einem Lehrbuch für Astrophysik steht.

Ich bin jetzt aber bei Wikipedia unter "s-Prozess" (langsamer Neutroneneinfangprozess) fündig geworden.

http://de.wikipedia.org/wiki/S-Prozess

Grüssle,

Marco Polo

quick
06.04.08, 20:19
Hallo Uli,


Aber beim Betazerfall des Neutrons werden ja keine Gammas draufgeschossen; ein freies Neutron zerfällt spontan ohne dass eine äußere Einwirkung nötig wäre.
Dieses "Spontane" geschieht aber über mehrere innere Mechanismen, die ihrerseits mit mindesten 4 verschiedenen Zerfallskonfigurationen (http://www.e18.physik.tu-muenchen.de/skript/Neutronenzerfall.html#sec:kap7:bk:gt-f-ue) verknüpft sind.
Aus dem Übergangsmatrixelement läßt sich die Lebensdauer des Neutrons abschätzen, also muß dies dem "kurzlebigen Zwischenzustand" entsprechen. Ob dabei eine starke oder schwache WW enthalten ist, spielt m.E. für die Existenz eines anzunehmenden Zwischenzustands keine Rolle.

Könnte man nicht annehmen, dass der Zerfall über die schwache Wechselwirkung mit W-Boson eingeleitet wird, um dann schnell "via starker WW" zu zerfallen?
Ich weiß von keiner Beobachtung, die eine solchen Annahme stützt.
In obigem Link steht einiges unter "Hinweis zur W-Emission im n-Zerfall". Geht das in die Richtung meiner Vermutung? Ich kann das nicht interpretieren.
Wärst Du so nett? (Für Dummies bitte)
Merci vielmals, im Voraus.:)

mfg
quick

Uli
06.04.08, 20:45
...
In obigem Link steht einiges unter "Hinweis zur W-Emission im n-Zerfall". Geht das in die Richtung meiner Vermutung? Ich kann das nicht interpretieren.
Wärst Du so nett? (Für Dummies bitte)
Merci vielmals, im Voraus.:)

mfg
quick

Da steht im wesentlichen, dass das W-Boson nicht nur eine Vektorkopplung sondern auch eine Axialvektorkopplung an die Fermionen aufweist; das ist die berühmte V-A -Struktur der schwachen Wechselwirkung. Das ist im Gegensatz zur elektromagnetischen WW, wo das Photon eine reine V -Kopplung aufweist. Diese V-A -Struktur ist ja die Ursache für die Paritätsverletzung der schwachen WW; sie ist auch dafür verantwortlich, dass die schwache WW (d.h. die W-Bosonen) nur an linkshändige Fermionen (bzw. rechtshändige Ant-Fermionen) koppelt.

Von einem Zwischenzustand ist keine Rede.

Leider kann man die Lebensdauer des Neutrons im Standardmodell nicht exakt berechnen, obwohl die Struktur der schwachen WW so genau bekannt ist. Der Grund ist, dass das Standardmodell eine Theorie von Quarks, Leptonen und Eichbosonen ist. Man könnte eine genaue Vorhersage für die Lebensdauer des im Neutron enthaltenen down-Quarks machen, das ja via Beta-Zerfall in ein Up-Quark + Elektron + Antineutrino zerfällt. Nur würde man dabei die Bindung der Quarks zum Nukleon vernachlässigen und einen großen Fehler machen. Die Kernkräfte spielen hier also durchaus eine Rolle, auch wenn sie für den eigentlichen Zerfall nicht verantwortlich sind.

Ich hoffe mal, dass das was mit deiner Frage zu tun hat und halbwegs verständlich war ?

Gruß,
Uli

Uli
06.04.08, 20:48
Hi Uli,
...
http://de.wikipedia.org/wiki/S-Prozess

Grüssle,

Marco Polo

Das klingt allerdings genauso wie du vermutest. Da hatte ich eine Bildungslücke,

Gruß,
Uli

Uli
06.04.08, 20:56
Und warum zerfällt es überhaupt? Was treibt Elektron und Proton auseinander?

Wo war das Antineutrino vorher? Wie unterscheiden sich Neutrino und Antineutrino und wohin verschwinden sie, wenn sie so kleinen Wirkungsquerschnitt haben? Kommen sie wieder auf krummen Bahnen ins Weltall zurück? Werden sie auch im G-Feld abgelenkt und wie stark? Welche Comptonwellenlänge besitzen sie?

mfg

Wenn du mir eine einzelne Frage gestellt hättest, hätte ich vielleicht mal geschaut, ob ich sie bantworten kann. Mit deinem Katalog von Fragen willst du aber wohl eher andeuten, dass du von den Erkärungen des Standardmodells nichts hältst.

Und das, obwohl du deine absurden "Ätherteilchen" (virtuelle Teilchen-Antiteilchen-Paare) dem Standardmodell "entnommen" hast.

quick
08.04.08, 04:19
Hallo Uli,

Danke, war alles verständlich, aber leider nicht so, wie ich es erhofft hatte.

Von einem Zwischenzustand ist keine Rede.
Stimmt, vielleicht ist mein "Problem" mit dem Zwischenzustand auch nur eine Geschmacksfrage akademischer Natur.
Habe mich nochmal so gut ich konnte mit "Vorlesungsnotizen (http://neutrino.ethz.ch/Vorlesung/WS2001-SS02/Vorlesungnotizen/TPKap21.pdf)" über die Schwache WW vergnügt.
Die Pionen bei der Photoproduktion können auch als Zwischenstufe angesehen werden, aber das wäre nicht das, was ich meine.
Es entspricht eher dem von mir eingezeichneten roten Punkt im Feyman-Diagramm
72
Beachte bitte auch den Text: "..W-Boson wird emittiert.." . Von was? frage ich, -natürlich von einem Zwischenzustand, wie ich ihn meine.
Dann kann man hier (http://www.hep.ucl.ac.uk/~jpc/all/ulthesis/node45.html) sehen, was in der Folge mit einem W-Boson alles geschehen kann,
73
wobei letztlich nur Elektronen, Neutrinos und Photonen herauskommen.
Der Zustand, welcher für die Deltaresonanz verantwortlich ist (aber nie direkt dingfest gemacht worden ist), repräsentiert m.E. -wenn nicht den gleichen- dann doch ähnlichen Zustand, wie er beim Zerfall des freien Neutrons auftritt.
Natürlich kann man nun argumentieren, dass dabei nichts angeregt wird.
Das ist aber nicht der Punkt. Könnte dieser Zustand nicht auch durchtunnelt werden? -halt mit geringerer Wahrscheinlichkeit (Halbwertzeit 15 min).
Die kurzlebigen Zwischenprodukte könnten mangels Energie den Kern nicht verlassen, zerfallen aber weiter.
Im Endeffekt sehe ich das im spontanen Zerfall begriffene Neutron wie die durch Photonen angeregte Delta-Resonanz des Neutrons im unteren Energiebereich.
So gesehen kann man dem natürlichen Zerfall durch geeignete Photonen auf die "Sprünge" helfen, was mich zugleich auf die Idee bringt, ob man das nicht auch so bei gefährlichem, radioaktiven Müll machen könnte.:)

mfg
quick