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-   -   Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum? (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=4060)

Geku 16.01.22 10:22

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Während bei künstlichen NNs hochspezialisierte Lernmechanismen (Bewertungsfunktionen, Backpropagation, …) fest einprogrammiert sind
Ich war bisher der Meinung, dass die Bewertungsfunktionen eine NNs erlernt werden und am Beginn zufällig ausgewählt werden. Der Lernprozess bewegt diese zufälligen Werte für das Ergebnis in die richtige Richtung.

TomS 16.01.22 10:29

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 97628)
Bewusstsein ist eine übergeordnete "Instanz", die sich nach heutigem Wissen nicht mit funktionalen Begriffen wie "Vernetzung von ..." charakterisieren läßt.

Richtig.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht aus derartigen Mechanismen entstehen kann. Ich sehe in der ganzen Diskussion zwei elementare logische Trugschlüsse:
  • Bewusstsein ist nicht mittels Physik und Mathematik erklärbar; deswegen muss es eine neuartige Substanz oder Instanz jenseits dessen geben.
  • Bewusstsein und seine extern sichtbaren Funktionen basieren vollständig auf Mathematik und der Physik der Materie des Gehirns; deshalb können wir das Bewusstsein mittels Mathematik und Physik vollumfänglich verstehen.

Ich halte beide Schlussfolgerungen für logisch offensichtlich lückenhaft und formuliere eine einfache Synthese:
  • Bewusstsein basiert vollständig auf Mathematik und der Physik der Materie des Gehirns; dennoch können wir es mittels Mathematik und Physik nicht vollumfänglich verstehen; es existiert eine prinzipielle Erklärungslücke und daher die Notwendigkeit der Qualia als Platzhalter.

Ich halte die Argumentation nach du Bois-Reymond u.a. sowie insbs. Gödel für stichhaltig.

TomS 16.01.22 10:32

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von Geku (Beitrag 97631)
Ich war bisher der Meinung, dass die Bewertungsfunktionen eine NNs erlernt werden und am Beginnt zufällig ausgewählt werden. Der Lernprozess bewegt diese zufälligen Werte für das Ergebnis in die richtige Richtung.

Das NN erlernt nur seine Parameter, nicht die Funktionen zur Errechnung der Parameter, d.h. die Lernstrategie.

Es ist doch ganz einfach. Ein NN ist ein sehr umfangreiches Computerprogramm, das auf Parametern arbeitet. Die Parameter ändern sich im Zuge des Lernprozesses, das Computerprogramm bleibt fest.

Geku 16.01.22 11:07

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat TomS
Letztlich entstehen immer komplexere neuronale Muster, die füreinander wechselweise “beobachtbar” sind. Während bei der Katze die neuronalen Muster im Sehzentrum den Input für eine andere funktionale Instanz im Gehirn darstellen, dient bei Löwen eventuell schon eine größere Menge komplexerer Muster als Input; jedes Muster repräsentiert ein Verhalten eines Löwen, einschließlich des eigenen
Vielleicht liegt es an den Spielneutronen, das Verhalten der "Jagdgesellschaft" besser einschätzen zu können.

Vielleicht führte dieses Jagdverhalten zur Bildung der Spiegelneuronen. Es war ein evolutionärer Vorteil das Verhalten Anderer vorab simulieren zu können. Verinnerlichung außeres Verhaltens.

TomS 16.01.22 11:13

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Diese Wikipedia-Artikel sind lesenswert:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Qualia
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Erklärungslücke
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neur...s_Bewusstseins

Zitat:

Levine geht davon aus, dass der Physikalismus wahr ist, was impliziert, dass mentale Zustände physische Zustände sind. Dies bedeutet nach Levine, dass sich die Existenz von mentalen Zuständen durch eine physikalische – bzw. eine neurowissenschaftliche oder kognitionswissenschaftliche – Theorie verständlich machen lassen sollte. Nun haben einige mentale Zustände jedoch die Eigenschaft auf bestimmte Weise erlebt zu werden. Auch diese subjektiven Erlebnisgehalte (Qualia) müssten durch eine vollständige naturwissenschaftliche Theorie erklärt werden. Nach Levine ist jedoch genau dies nicht der Fall. Kein physisches – oder neuronales – Ereignis könne verständlich machen, warum etwas erlebt werde. Genau deshalb bleibe bei jedem Identifikationsversuch von physischen und mentalen Ereignissen eine Erklärungslücke bestehen.
Das ist im wesentlichen meine Meinung.

Siehe auch die dort zusammengefasste Argumentation des Philosophen Thomas Nagel zur Außen- vs. Inneperspektive ebenfalls:

https://web.archive.org/web/20071024...Nagel_Bat.html

Die Argumentation Dennets, “in Wirklichkeit sei Qualia ein vollkommen widersprüchlicher Begriff, der im Zuge des wissenschaftlichen Fortschrittes abgeschafft werden könne … es bleibe laut Dennett eine leere Begriffshülse übrig, die verlustlos abgeschafft werden könne” halte ich offen gesagt für Käse. Die Ablehnung oder Widerlegung verschiedener Erklärungen eines Problems ist nicht gleichbedeutend mit der Nichtexistenz des Problems.

Geku 16.01.22 11:25

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 97630)
Und damit ist es letztlich ein großes NN.

Das verschiedene Sinneseindrücke zusammenfasst und mit gespeichert Information vergleicht und bewertet.

Wichtig ist, dass sich in NN mit neuen Informationen in der Gewichtung überlagert bzw. verschmiert werden. Damit können z.B. Katzen klassifiziert, auf Kosten der Genauigkeit, werden. Passt ein Tier in Beuteschema ermittelt werden.

TomS 16.01.22 11:38

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von Geku (Beitrag 97635)
Vielleicht liegt es an den Spielneutronen, das Verhalten der "Jagdgesellschaft" besser einschätzen zu können.

Vielleicht führte dieses Jagdverhalten zur Bildung der Spiegelneuronen. Es war ein evolutionärer Vorteil das Verhalten Anderer vorab simulieren zu können. Verinnerlichung außeres Verhaltens.

Möglich.

Zitat:

Zitat von Geku (Beitrag 97638)
Das verschiedene Sinneseindrücke zusammenfasst und mit gespeichert Information vergleicht und bewertet.

Wichtig ist, dass sich in NN mit neuen Informationen in der Gewichtung überlagert bzw. verschmiert werden. Damit können z.B. Katzen klassifiziert, auf Kosten der Genauigkeit, werden. Passt ein Tier in Beuteschema ermittelt werden.

Ja, klar.

Jedoch: keine Diskussion auf der funktionalen Ebene trägt irgendetwas zur prinzipielle Problemstellung auf der nicht-funktionalen Ebene bei.

Geku 16.01.22 11:53

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 97632)
  • Bewusstsein ist nicht mittels Physik und Mathematik erklärbar; deswegen muss es eine neuartige Substanz oder Instanz jenseits dessen geben.
  • Bewusstsein und seine extern sichtbaren Funktionen basieren vollständig auf Mathematik und der Physik der Materie des Gehirns; deshalb können wir das Bewusstsein mittels Mathematik und Physik vollumfänglich verstehen.

Beide sind extrem entgegengesetzte Annahmen. Wobei ich zu Zweiteren tendiere.

Das Bewustsein ein physikalischer Prozess ist, der auf Naturgesetze und Mathematik beruht, bedeutet nicht, dass dieses berechenbar oder gar verstehbar ist.

Das Vielkörperproblem ist auch so ein Phänomen, dass nicht exakt berechenbar ist. Es können zwar die Gleichungen formuliert werden, aber nicht gelöst werden. Es tritt dann die Temperatur als neue Größe auf. Temperatur ist die Eigenschaft vieler bewegter Teilchen, Bewustesein, dass Ergbnis vieler feuender Neuronen.

https://www.spektrum.de/magazin/neur...usehen/1637200

Geku 16.01.22 12:16

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 97639)
Jedoch: keine Diskussion auf der funktionalen Ebene trägt irgendetwas zur prinzipielle Problemstellung auf der nicht-funktionalen Ebene bei.

Es verhält sich mit dem Bewustsein so wie mit der Temperatur.

Welche Vorstellung hatten die Mensch im Mittelalter von der Temperatur?

Man könnte Wärme und Kälte spüren und sie mit Feuer in Verbindung bringen. Was Temperaur tatsächlich ist wusste man nicht.

Heute wissen wir : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Temperatur

Temperatur ist eine Eigenschaft, die aus dem Zusammenspiel aus sehr sehr vielen Teilchen entsteht.
Bewustsein ist eine Eigenschaft, die aus dem Zusammenspiel aus sehr sehr vielen Neuronen entsteht.

Timm 16.01.22 14:06

AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 97629)
Kann und tut er das willkürlich? Oder ist das nicht lediglich ein Ergebnis der neuronalen Prozesse?

Eine willkürliche Entscheidung kommt nicht aus dem Nichts, sie kommt nicht ohne neuronale Prozesse zustande.

Aber der grundsätzliche Unterschied liegt in der Fähigkeit zu einer Entscheidung. Im Gegensatz zu dir hat das NN - möge es wie auch immer verschachtelt sein - nicht die Freiheit darüber zu entscheiden ob es eine Aufgabenstellung abarbeitet, ev. unterbricht und zwischendurch etwas anderes macht oder gar an der Aufgabenstellung selbst herumbastelt.


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