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Hawkwind 07.12.10 13:38

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 57571)
Hier https://elearning.mat.univie.ac.at/p...d/Kapitel9.pdf noch zur Vervollständigung ein Hinweis auf die 4 Axiome der Quantentheorie. Sie erscheinen "als nicht direkt nachvollziebar" und "rechtfertigen sich durch den Erfolg".
Gruß, Timm

Da ist ja der "berüchtigte" Kopenhagener Kollaps als Axiom formuliert (3. Postulat, Gl. 9.6). Es wundert mich etwas, dass so eine deutungsabhängige Formulierung dabei ist. Man findet auch Formulierungen der Axiome der Quantentheorie ohne Kollaps, z.B.
Axiome der Quantenmechanik


Gruß,
Hawkwind

EMI 07.12.10 15:58

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 57446)
Zitat:

Zitat von EMI
EINSTEINS Relativitätstheorien sind physikalische Theorien über das mathematische Kontinuum (den physikalischen Feldern) im Sinne der Differentialgeometrie von GAUSS und RIEMANN.

Hmm ja zugegeben ... eine interessante Formulierung:
"physikalische Theorie über das mathematische Kontinuum". Bestimmt kann man so eine Sicht auch rechtfertigen.

Hallo Hawkwind,

diese Formulierung "Theorie der Gravitation" in deinem Link:
"Eine der wichtigsten akuten Fragen der heutigen Physik ist die Verbindung der allgemeinen Theorie der Gravitation (Einsteins Relativitätstheorie) und der Quantenphysik."
mag ich überhaupt nicht!, auch im diesem hochkarätigen Forum nicht! Diese reduziert die ART und ist ein übles Argument der Einstein-Gegner!
Das hat sich (zu meinem Leidwesen) in der Literatur leider immer mehr eingeschlichen und verfestigt und dem sollten wir hier (die es besser wissen) begegnen!
Ich hatte dazu schon einmal kurz Stellung bezogen:
http://www.quanten.de/forum/showpost...&postcount=190

Das, aus deinem Link "Eine der wichtigsten akuten Fragen der heutigen Physik ist die Verbindung der ART und der Quantenphysik." ist auf jeden Fall mitzunehmen. IMHO:

EINSTEINS Relativitätstheorien sind physikalische Theorien im Sinne der Differentialgeometrie von GAUSS und RIEMANN.
Diesem Kontinuum, den physikalischen Feldern, steht die atomare Struktur der Materie als Diskontinuum gegenüber.
In Gegensatz und Einheit von Kontinuum und Diskontinuum, von Feldern und Teilchen, sah auch EINSTEIN das zentrale Problem der Physik.

Als Schlüssel erkannte EINSTEIN PLANCK's Entdeckung von h.
EINSTEIN's QT des Lichts und seine Quantenoptik war der Erste und entscheidende Schritt zur Quanten und Wellenmechanik, die dann komplemantär allen Teilchen Feldern und allen Feldern Teilchen zuordnete.
Diese Synthese gelang aber nur unter teilweisen Verzicht auf der von EINSTEIN in der ART formulierten Prinzipien über die Raum-Zeit-Struktur aller Naturgesetze.

Daher sah EINSTEIN in der QM nicht die endgültige Lösung "seines Problems" der Einheit von Feldern und Teilchen an.
EINSTEIN bemerkte, dass eine physikalische Theorie nicht nur in der Lage sein muss, das physikalische Geschehen korrekt darzustellen, sondern dass sie (im Gegensatz zu einer rein mathematischen Theorie) auch so aufgebaut sein muss, dass sie gerade NUR die Struktur des realen Kosmos und nichts darüber hinaus enthält.
Die Physik muss nach EINSTEIN genau die wirkliche Welt abbilden und darf darüber hinaus nichts über Dinge aussagen, die es in der Realität nicht gibt.
Die QT enthält aber nach EINSTEIN auch solche unphysikalische Aussagen über irreale Prozesse und gestattet mathematisch neben den physikalischen auch eine Vielzahl von physikalisch nicht verständlichen Strukturen.

EINSTEIN zumindest gelangte zum Ergebnis, dass es noch umfassendere und strengere Naturgesetze geben muss als die QT und die ART.

Die ART und die QT bestimmen zwar die Bewegungsgesetze der Teilchen im Mikro- und Makrokosmus und die Ausbreitung der Felder in Raum und Zeit, sind aber nicht in der Lage, vorauszusagen, was für Teilchen und Felder überhaupt existieren können. Sie sind nicht in der Lage, zu erklären, warum Atome so klein und das Universum so groß ist.

EINSTEIN hatte immer wieder auf dieses Problem hingewiesen, obwohl dieses nunmehr durch die gewaltigen Erfolge und ungeahnten Anwendungsmöglichkeiten der derzeitigen Physik in den Hintergrund trat und dabei wohl in Vergessenheit geraten ist.

Die zukünftige Physik muss eine umfassende Antwort auf EINSTEIN's Problemstellung geben. IMHO!

EINSTEIN bemerkte bereits 1909, dass das el.Elementarquantum e in der MAXWELLschen Elektrodynamik ein Fremdling ist und PAULI merkte 1949 an, das e auch in der QM ein Fremdling geblieben ist und hob hervor, das diese Tatsache für EINSTEIN einer der stärksten Gründe war, an der Entgültigkeit der Schritte zu zweifeln, die zur QM geführt hatten.

Die Entwicklung der QT und der ART war zunächst erst mal Aufklärung innere physikalischer Widersprüche zwischen Mechanik und Thermodynamik (BOLTZMANN), Thermodynamik und Elektrodynamik (PLANCK), Mechanik und Elektrodynamik (EINSTEIN).
Heute steht die Physik vor Grundsatzfragen, die sie zunächst selbst betreffen.
Schon EINSTEIN und HEISENBERG wiesen darauf hin, dass zwischen den großen Theorien (QT, ART) in deren letzter Konsequenz Widersprüche auftreten.
Die damit verbundenen Singularitäten lassen sich zwar mit Renormierungstechniken "umschiffen", sind aber logisch innerhalb der QM und der ART nicht auflösbar.
Es sind Zusatzhyphotesen.

Lösungsansätze geben IMHO, die auf der QT aufbauende Theorie der Elementarteilchen und EMI's Farbraum.;)

Gruß EMI

Bauhof 07.12.10 16:09

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von twr (Beitrag 57527)
Unter einer axiomatischen Physik verstehe ich ein Gesamtsystem. Im übrigen ist IMHO nicht bewiesen oder falsfiziert, dass dies "Axiome" nicht herleitbar sind.

Hallo TWR,

ja. Den Begriff "Axiomatische Physik" finde ich sowieso verwirrend, der Begriff "Axiom" sollte für die Mathematik reserviert bleiben. In der Physik sollte man statt von Axiomen besser von Prinzipien und Paradigmen [1] sprechen.

Zum Beispiel fand beim Übergang von der klassischen Mechanik zur Quantenmechanik ein Paradigmen-Wechsel statt. Das war ein viel stärkerer Bruch als z.B. (in der Mathematik) der Übergang von der euklidischen Geometrie zur nichteuklidischen Gemetrie.

M.f.G. Eugen Bauhof

[1] Paradigma (griechisch): Beispiel, Vorbild, Muster.
Philosophiehistorisch ein Teil der platonischen Ideenterminologie.
Wissenschaftstheoretisch ein Grundbegriff der Wissenschaftsanalyse T. S. Kuhns.

Bauhof 07.12.10 16:53

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von EMI (Beitrag 57581)
Hallo Hawkwind, diese Formulierung "Theorie der Gravitation" in deinem Link: "Eine der wichtigsten akuten Fragen der heutigen Physik ist die Verbindung der allgemeinen Theorie der Gravitation (Einsteins Relativitätstheorie) und der Quantenphysik." mag ich überhaupt nicht!, auch im diesem hochkarätigen Forum nicht! Diese reduziert die ART und ist ein übles Argument der Einstein-Gegner!

Hallo EMI,

die ART wird auf keinen Fall bei der zukünftigen Entwicklung der Physik reduziert werden. Es wird so sein, das eine übergeordnete Theorie gefunden wird, welche die ART und die Quantentheorie als Spezialfälle enthält.

Diese übergeordnete Theorie muss alles beschreiben können, was ART und Quantenmechanik beschreiben. Aber darüber hinaus muss sie zusätzliche falsifizierbare Voraussagen machen, welche die ART und die Quantentheorie bisher nicht machten.

ART und Quantentheorie werden dabei nicht widerlegt, sondern sie sind in der übergeordneten Theorie unverändert und unreduziert enthalten, so wie z.B. Newtons Gravitationstheorie in der umfassenderen ART enthalten ist.

M.f.G. Eugen Bauhof

P.S.
Die üblen Argumente der Einstein-Gegner sind doch für uns hier sowieso irrelevant. Die haben ja meistens einen "Sprung in der Schüssel". Dass die Einstein-Gegner tatsächlich einen "Sprung in der Schüssel" haben, kann man am Beispiel eines Briefes an den Bundeskanzler sehen: http://www.ekkehard-friebe.de/Bourbaki-2.pdf :D

Hawkwind 07.12.10 18:07

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von EMI (Beitrag 57581)
Hallo Hawkwind,

diese Formulierung "Theorie der Gravitation" in deinem Link:
"Eine der wichtigsten akuten Fragen der heutigen Physik ist die Verbindung der allgemeinen Theorie der Gravitation (Einsteins Relativitätstheorie) und der Quantenphysik."
mag ich überhaupt nicht!,

Nun ja, die Entwicklung einer quantisierten Theorie der Gravitation ist nunmal seit Jahrzehnten eine der aktuellen Herausforderungen an die theoretische Physik. Was die sog. Kritiker darüber denken, interessiert mich nicht einmal peripher.

Gruß,
Hawkwind

EMI 07.12.10 18:20

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 57584)
die ART wird auf keinen Fall bei der zukünftigen Entwicklung der Physik reduziert werden.

Schon klar Bauhof,

wie sollte sie auch.
Ich meinte, dass unüberlegtes Geschreibse von einer "Theorie der Gravitation" im Zusammenhang mit der ART, diese bereits unzulässig auf die Gravitation reduziert.

Gruß EMI

Timm 09.12.10 16:12

AW: Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 57579)
Da ist ja der "berüchtigte" Kopenhagener Kollaps als Axiom formuliert (3. Postulat, Gl. 9.6). Es wundert mich etwas, dass so eine deutungsabhängige Formulierung dabei ist. Man findet auch Formulierungen der Axiome der Quantentheorie ohne Kollaps, z.B.
Axiome der Quantenmechanik

Ups, das war mir entgangen. Vielleicht gibts irgendwo zur sinnvollen Ergänzung noch ein Axiom der universellen Wellenfunktion. Dann stünde es 1:1.

Gruß, Timm


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