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-   -   Ist die Stringtheorie eine Theorie? (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=2689)

TomS 01.01.15 17:09

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 76306)
Hallo Timm,

ich dachte, die Strings breiten sich nicht in der Raumzeit aus, sondern erzeugen die Raumzeit. Und wenn man die Gesetze kennen würde, wie sich die Strings ausbreiten, dann wüsste man, wie die Raumzeit erzeugt wird.

So habe ich den zitierten Satz von Edward Witten verstanden, möglicherweise aber falsch verstanden.

M.f.G. Eugen Bauhof

Du hast den Satz von Witten schon richtig verstanden. Ich kann aber noch nicht erkennen, dass wir tatsächlich verstehen, wie die Strings die Raumzeit erzeugen. Wir benötigen immer noch einen "händisch vorgegebenen Hintergrundraum", um die Theorie zu definieren.

TomS 01.01.15 17:19

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 76305)
Wie lange wird die Stringtheorie noch Gegenstand der Forschung sein und (angeblich) die begabtesten Absolventen absorbieren? Viele, wie auch Lüst, lassen ja nicht locker (die Palette seiner Forschungsprojekte ist beeindruckend), stellen aber zugleich in Ermangelung konkreter Ergebnisse mehr und mehr das anthropische Prinzip in den Vordergrund.

Die Diskussionen werden jedenfalls vermehrt geführt ;-)

TomS 01.01.15 17:52

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Schaut mal hier:

http://physics.stackexchange.com/que...-string-theory

Symptomatisch! Was und wem soll man noch glauben?

Bauhof 01.01.15 18:48

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 76307)
Du hast den Satz von Witten schon richtig verstanden. Ich kann aber noch nicht erkennen, dass wir tatsächlich verstehen, wie die Strings die Raumzeit erzeugen. Wir benötigen immer noch einen "händisch vorgegebenen Hintergrundraum", um die Theorie zu definieren.

Hallo TomS,

vielleicht hilft diese Ausage von Edward Witten etwas weiter:
Zitat:

The fuzziness of space-time.
String theory actually imparts a “fuzziness” to all our familiar notions of space and time, just as Heisenberg’s uncertainty principle imparts a basic fuzziness to classical ideas about the motion of particles.
Zu finden in einem PDF-Dokument von Edward Witten:
http://www.sns.ias.edu/ckfinder/user...les/string.pdf

Da ich nur wenig englisch kann, habe ich das vom Apacho-Übersetzer in Deutsche übersetzen lassen:
Zitat:

Schnurentheorie gibt(teilt mit) wirklich(tatsächlich) eine
"Flockigkeit(Unschärfe)" allen unseren vertrauten(familiären) Begriffen der Zeit und Raums, wie der Unklarheitsgrundsatz von Heisenberg eine grundlegende(elementare) Flockigkeit(Unschärfe) klassischen Ideen über die Bewegung von Partikeln gibt(mitteilt).
Obwohl das eine ziemlich schlimme Übersetzung ist, denke ich doch, was Witten vielleicht damit sagen will:

Die Stringtheorie in Verbindung mit dem Heisenbergschen Unbestimmtheitsprinzip lässt die "Bewegung" der Strings in einem andern Licht erscheinen als die klassische Bewegung. Die "Bewegung" der Strings ist keine klassische Bewegung, sondern das, was Witten "fuzziness" nennt. Eine "Fuzzi-Bewegung". Ich vermute, Witten meint, dass durch diese "Fuzzi-Bewegung" die Emergierung der Raumzeit erfolgt.

M.f.G Eugen Bauhof

TomS 01.01.15 21:02

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 76310)
vielleicht hilft diese Ausage von Edward Witten etwas weiter

Nein, leider nicht wirklich.

Zitat:

Zitat von Bauhof (Beitrag 76310)
Die Stringtheorie in Verbindung mit dem Heisenbergschen Unbestimmtheitsprinzip lässt die "Bewegung" der Strings in einem andern Licht erscheinen als die klassische Bewegung. Die "Bewegung" der Strings ist keine klassische Bewegung, sondern das, was Witten "fuzziness" nennt.

Ja.

Zitat:

Witten meint, dass durch diese "Fuzzi-Bewegung" die Emergierung der Raumzeit erfolgt.
Nein.

Besser gesagt ja, er meint das evtl. so; aber nein, die Gleichungen geben das nicht her. Man wählt eine Raumzeit, die bestimmten Bedingungen gehorcht, und betrachtet Bewegungen der Strings in dieser Raumzeit; damit ist diese nicht emergent, und sie ist auch nur sehr eingeschränkt dynamisch. Richtig ist, dass die Raumzeit zu einem Hilfskonstrukt wird und dass es eine quantenmechamische Unschärfe derselben gibt. Die Stringtheorie leistet insgs. aber (noch) nicht das gewünschte. Und das ist auch den Stringtheoretikern bekannt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hinterg...%C3%A4ngigkeit
http://en.wikipedia.org/wiki/#String_theory

Timm 01.01.15 21:14

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
http://www.sns.ias.edu/ckfinder/user...les/string.pdf

Witten's Artikel

TomS 01.01.15 21:25

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Nochmal zurück zur Testbarkeit bzw. Falsifizierbarkeit der Stringtheorie: ich bin der Meinung, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist - aber es sieht nicht gut aus:
- Einiges ist wohl prinzipiell untestbar
- Vieles bleibt praktisch untestbar, da jenseits der erreichbaren Energie
- Etliche Annahmen stehen auf wackligen Füßen: insbs. sehe ich kein Anzeichen von SUSY.

Timm 01.01.15 21:34

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 76312)

Ich erkenne daraus nicht, daß Witten die Hintergrundabhängigkeit der Stringtheorie infrage stellt.

Timm 01.01.15 21:37

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 76313)
insbs. sehe ich kein Anzeichen von SUSY.

Der LHC auch nicht. Aber spannend ist die Verdoppelung der Energie in 2015 allemal.

TomS 02.01.15 09:06

AW: Ist die Stringtheorie eine Theorie?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 76314)
Ich erkenne daraus nicht, daß Witten die Hintergrundabhängigkeit der Stringtheorie infrage stellt.

Er geht in keiner Weise auf Probleme der Theorie ein (z.B. wenn keine Anzeichen von SUSY entdeckt werden - der Artikel stammt von 2002 und wurde wohl nochmal überarbeitet, allerdings nicht nach den Start des LHC.

Was mich ärger sind so kleine Details wie

Zitat:

Because string theory is the only framework we have to understand quantum gravity ...
Darüber wurden in den letzten Jahrzehnten viele Diskussionen geführt, höflich, unhöflich, in Büchern (Smolin, Woit, ...) etc. ich fasse das mal ganz knapp zusammen: Der Satz ist eine Lüge.

Genau diese gebetsmühlenartig wiederholten Aussagen sind es, die andere geradezu nötigen, vor der Stringtheorie zu warnen. Dabei geht es weniger um die physikalischen Inhalte und Probleme der Theorie (diese kann wahr oder falsch sein, und es wird sich irgendwann schon herausstellen, ob sie zutrifft), sondern um die Art und Weise, Wissenschaft zu betreiben und dies zu vermarkten. Es geht letztlich darum, dass eine Hypothese, die noch nicht mal eine Theorie ist, anderen Forschungsrichtungen faktisch die Existenzberechtigung abspricht. Was sind denn LQG, CDT, AS, ... mit ihren teilweise sehr robusten Erkenntnissen? Hühnerkram oder was?


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