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C_plusX 03.07.22 17:28

Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo Ihr,

ich suche eine Antwort auf eine Frage, die mich zum Thema Zeitdilatation beschäftigt.
Vermutlich gibt es diese bereits zig mal in eurem Forum, mir würde dann Link genügen.

Meine Frage ist:
Läuft die Zeit in meinem Bezugsystem jeden Tag noch ein bisschen langsamer?
Oder anders gefragt:
Entspricht die Erdbeschleunigung einer Beschleunigung in einer Rakete in der Wirkung auf mein Zeitsystem?

Was ich verstanden habe (hoffe, dass nicht alles Unfug ist):
In einem bewegten System läuft die Zeit langsamer als in einem ruhenden.
Dann überlege ich: was ist das Bezugssystem?
Gäbe es nur zwei Körper im Universum, nämlich Dich und mich, dann würden wir in meinem Gedankenexperiment erkennen, dass wir uns auseinander bewegen und wieder zurück zueinander. Dann vergleichen wir unsere Uhren und eine Uhr geht nach. Die Frage ist doch dann: welche von beiden?

Wer also hat sich bewegt? Meine Antwort: derjenige, auf den eine Beschleunigung und Verzögerung gewirkt hat.
Daraus ziehe ich den Schluss, dass die Beschleunigung ursächlich für die Verlangsamung des Zeitverlaufes sein muss (entsprechend wird mein Zeitsystem während der Verzögerung wieder dem ruhenden angepasst).

Somit stelle ich mir vor, dass die Kraftwirkung, die ich bei Änderung meines Bewegungszustandes spüre, die Relation zur Referenz-Raumzeit widerspiegelt.

Dabei denke ich auch an diese Darstellung: https://www.youtube.com/watch?v=wrwgIjBUYVc

Damit bewegt sich ein Körper, der sich stationär auf der Erde befindet, ständig beschleunigt mit 1g gegenüber einem Raumzeit-Bezugssystem.
Das gibt nach einem Jahr immerhin so ungefähr Lichtgeschwindigkeit. Oder nach 50 Jahren 50zig-fache Lichtgeschwindigkeit (natürlich nicht für einen 'ruhenden Beobachter').

Kann es also sein, dass für einen jungen Menschen die Zeit schneller verläuft als für einen Älteren?

Herr Senf 03.07.22 19:19

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo, und
Zitat:

Im Minkowski-Diagramm erhält man bei Beschleunigung gekrümmte Weltlinien für beschleunigte Körper
(wobei diese Krümmung er Form der Weltlinien nichts mit der gekrümmten Raumzeit der ART zu tun hat).
Das steht im Zusammenhang mit der sogenannten Uhrenhypothese:
Die Eigenzeit einer bewegten Uhr ist unabhängig von der Beschleunigung, somit hängt die Zeitdilatation dieser Uhren
aus Sicht anderer Inertialsysteme nur von der augenblicklichen Relativgeschwindigkeit zu diesen Systemen ab
(siehe experimentelle Bestätigungen der Uhrenhypothese).
nach https://de.wikipedia.org/wiki/Beschl...mte_Weltlinien und https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitdi...Uhrenhypothese

Cossy 04.07.22 06:55

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Ich versuche mal die vielen Fragen zu sortieren.
1. Der lokale Zeitverlauf (als den welchen Du wahrnimmst) ist physikalisch immer gleich. Egal was mit Dir passiert. Konstanz der Eigenzeit.
2. Für die Zeit Wahrnehmung zu einem von Dir entfernten Objekt gilt die Relativitätstheorie. Damit laufen die Uhren niemals gleich. Man muss nur genau genug messen.
3. Beschleunigung und Gravitation verlangsamen die Zeit von einem entfernten Objekt für deine Wahrnehmung. Dort ist lokal die Sekunde eine Sekunde.
4. Auf wenn eine Zeit Dilatation wirkt ist in der SRT durch die Auflösung in einem Minkowski-Diagramm geklärt. => Zwillingsparadoxon. Damit ist deine Vermutung richtig. Wo die Beschleunigung wirkt, wirkt auch die Zeit Dilatation.
5. Du beschleunigst mit 1g ein Jahr lang auf der Erde. Deine Geschwindigkeit beträgt aber nur alle aufsummierten Bewegungen von Dir, der Erde, dem Sonnensystem, der Galaxis usw. Das 1g ist nur eine Scheinkraft und wirkt auf die Zeit Dilatation nur einmalig in der Gravitation. Da addiert sich nichts.
6. Das Du als Mensch im Alter die Zeit als "schneller" empfindest, hat einen subjektiven Grund. Jeder erlebte Tag ist im Verhältnis zu deiner gesamten Lebensdauer immer weniger. Daher langweilen sich Kinder immer sehr viel schneller als Erwachsene. Eine Stunde ist für Kleinkinder tatsächlich noch "lang". Ich habe 3 Stück davon gehabt. Dieses Verhältnis ändert sich nicht so schnell. Wenn Du das nachrechnest, kommst Du auf das erschreckende Ergebnis, dass Du mit ca. 15 Jahren (hängt davon ab wie alt Du wirst) ca. die Hälfte deiner gefüllten Lebenszeit verbraucht hast. Daher sind die Kindheitsjahre auch so prägend.

Timm 04.07.22 15:40

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
In den von Dir angesprochenen Themen geht es um die Zeitdilatation der SRT und die davon zu unterscheidende gravitative Zeitdilatation.

Im “Zwillingsparadoxon” geht es darum, dass der Reisende sich im Bezugssystem des Ruhenden von diesem entfern und zurückkehrt.

Entfernen sich beide voneinander, ist die Situation symmetrisch und der Uhrenvergleich ergibt nach der Rückkehr beider dieselbe vergangene Zeit.

Begibt sich einer der beiden Zwillinge tiefer in ein ein Gravitationsfeld, zeigt nach der experimentell ebenfalls bestätigten gravitativen Zeitdilatation dessen Uhr nach seiner Rückkehr weniger vergangene Zeit an. D.h. auf der Erde verläuft die Zeit für Jung und Alt gleich schnell.

Wenn Du in einem Kasten 1 g erspürst, ruht dieser entweder auf der Erde oder befindet sich in einer Rakete, die mit 1 g beschleunigt.

Justice 06.07.22 17:05

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Aber stimmt gute Frage von C_+X

Hat ein objekt min vernachlässigbarer Masse, welches konstang mit 1g beschleunigt die gleiche Zeitdilation, wie das selbe Objekt im 1g-Schwerefeld der Erde?

Gemäss Einstein ist Beschleunigung und Gravitation das selbe. bezüglich ART.

Timm 06.07.22 17:50

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Beim Äquivalenzprinzip geht es um träge und schwere Masse, nicht um Zeitdilatation.

Herr Senf 06.07.22 22:23

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von Justice (Beitrag 99897)
Hat ein Objekt ..., welches konstant mit 1g beschleunigt die gleiche Zeitdilation, wie das selbe Objekt im 1g-Schwerefeld der Erde?
Gemäss Einstein ist Beschleunigung und Gravitation das selbe, bezüglich ART.

Bei der Frage :confused: muß man schon aufpassen, daß man in keine Mißverständnisse stolpert.
Gravitation und Beschleunigung sind nicht dasselbe, sind so was wie Gleichnisse, Beschleunigungen kann man auch in der SRT rechnen.

Auf der Erdoberfläche wird man am freien Fall auf die gravitierende Masse gehindert (Raumzeitkrümmung) und verspürt "g" als Bremse<-
Ohne Gravitation in der Rakete spürt man auch "g" als Beschleunigung-> kann es ohne Blick nach draußen nicht vom Erd-g unterscheiden.

Aber es sind unterschiedliche Geodäten, von denen man "im Stand auf der Erde" oder durch Kraft der Rakete abweicht, krumm/gerade.
Beide Szenarien sind nicht gleich, nur vergleichbar, für die Zeitdilatation braucht man einen Uhrenvergleich.

In der Rakete kommt die Zeitdilatation durch die "laufende" Geschwindigkeit, nicht durch Beschleunigung als Geschwindigkeitsänderung.
Hatten wir aber schon mal oben als Uhrenparadoxon

Auf der Erdoberfläche kommt die Zeitdilatation auch nicht von der "Erdbeschleunigung" (v=0 !), sondern vom Gravitationspotenzial.
Im Erdzentrum gehen Uhren langsamer (kontraintuitiv) als auf der Oberfläche, da unten ist Schwerelosigkeit aber höchstes Potenzial.

Das ist auch der Grund warum "übergroße" Sterne kollabieren. Die Außenschichten drücken auf das Zentrum, das es aushalten muß.
Die Uhren ticken dort aber langsamer, das heißt der erforderliche Gegendruck baut sich dadurch verspätet auf und "Rums".

Ich 07.07.22 09:52

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hier liegen mehrere Missverständnisse vor.
Erstens: Wie Herr Senf schon sagt, Beschleunigung per se beeinflusst nicht den Uhrengang.
Zweitens: Zeitdilatation hängt von Geschwindigkeit ab, nicht von Gravitation. Und auch da ist es nicht so, dass sich der Uhrengang verlangsamt als Funktion der Geschwindigkeit. So funktioniert das nicht.
Tatsächlich bedeutet Zeitdilatation, dass man die Länge von Abschnitten verschiedener Geodäten miteinander vergleicht. Je nachdem, welche Abschnitte man vergleicht, kommt dann Zeitdilatation mal in die eine Richtung, mal in die andere raus, was die Leute sehr verwirrt, die nicht wissen, wie es funktioniert. (Gravitative Zeitdilatation ist eine komplizierte Variante dieser Vergleiche in gekrümmter Raumzeit.)
Drittens: Auch wenn beim Zwillingsparadoxon gerne auf die Beschleunigung hingewiesen wird, die die Symmetrie bricht, so hat sie doch selbst nichts damit zu tun. Mann könnte auch unbeschleunigt mittels eines Himmelskörpers umdrehen ("Swing By"), das Ergebnis ist dasselbe. Die Erwähnung von Beschleunigung ist nur eine Krücke.

Wenn man jetzt das Spiel mit der Zeitdilatation wegen Beschleunigung an der Erdoberflähche analysiert: Die Beschleunigung selbst hat nichts damit zu tun.
Wenn die Beschleunigung nicht vom Erdboden herrührt, sondern von der berühmten Rakete ganz ohne Gravitation, dann hat man nach einem Jahr eine deutliche Zeitdilatation relativ zu einem in Ruhe gebliebenen (also frei fallenden) Beobachter, weil man eine gewisse Relativgeschwindigkeit erreicht hat.
Ähnliches würde auf der Erde passieren, wenn man mit einem frei fallenden Beobachter vergleichen könnte. Für ein paar Sekunden mag das funktionieren, und die Situationist tasächlich dieselbe. Aber recht bald macht sich auch im Gedankenexperiment (techische Probleme beiseite gelassen) bemerkbar, dass die Raumzeit gekrümmt ist und der frei fallende Beobachter keine große Relativgeschwindigkeit aufbaut. Daher auch keine große Zeitdilatation.


Zitat:

Zitat von Herr Senf (Beitrag 99901)
Das ist auch der Grund warum "übergroße" Sterne kollabieren. Die Außenschichten drücken auf das Zentrum, das es aushalten muß.
Die Uhren ticken dort aber langsamer, das heißt der erforderliche Gegendruck baut sich dadurch verspätet auf und "Rums".

Kannst du mir eine Quelle geben dafür? Das einzige, woran ich mich dunkel erinnere, ist, wie sich der Adiabatenkoeffizient mit der Temperatur ändert, was bei manchen Sternen Schwierigkeiten macht.

Justice 07.07.22 11:16

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 99904)
Erstens: Wie Herr Senf schon sagt, Beschleunigung per se beeinflusst nicht den Uhrengang.

Wenn dem wirklich so ist, habe ich ein Beispiel mit Frage dazu:

Wenn jetzt nur zwei Objekte existieren würden im Universum, sprich es gibt keine Referenz zu ihrer geschwindigkeit, sie kennen nur die relative geschwindigkeit zu einander.

Jetzt, "steht" das eine Objekt "still", das zweite Bewegt sich auf das erste zu und wieder weg, diese hin- und weg-bewegung, des zweiten objekts, erfolgt über eine beschleunigung, abbremsen, richtung wechseln, beschleunigen, abremsen, richtung wechseln, usw.

wie lauft jetz die Uhren für beide? gemäss deiner Aussage müssen beide gleich vergehen weil ja nur die relative geschwindigkeit existiert und die ist für beide immer gleich, wenn aber beschleunigung eine rolle spielt, würden die Uhren unterschiedlich gehen.




Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 99904)
Zweitens: Zeitdilatation hängt von Geschwindigkeit ab, nicht von Gravitation.

Die Zeit im Schwerefeld (Gravitationsfeld) vergeht langsamer je stärker die Gravitation ist... das sagt ja die ART aus... und das ist ja Zeitdilation oder nicht?

Oder was meinst du genau?

Cossy 07.07.22 13:55

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Justice,

ich glaube Du hast im Verständnis des Relativitätsprinzips noch einen grundsätzlichen Denkfehler.
1. Lokal vergeht die Zeit immer gleich. Eine Sekunde ist eine Sekunde und ein Meter ist ein Meter. Davon gibt es niemals eine Abweichung. Konstanz der Eigenzeit.
2. Eine Uhr geht immer nur im Verhältnis zu einem anderen Bewegungszustand oder Gravitationspotenzial anders.
3. In der SRT spielt bei der Zeit Dilatation die Beschleunigung keine Rolle. Diese muss nur da sein, damit man auf unterschiedliche Bewegungszustände kommt.
4. Die Richtung, der Bewegungszustand ist ja ein "Vektor" spielt aber nur eine Rolle für den Abstandsbegriff auf einer Linie zwischen den Vergleichsobjekten.
5. Beim Zwillingsparadoxon wird das "Wegfliegen" und "Zurückkommen" immer falsch aufgefasst. Die Beschleunigung ist nur dafür da, dass der Zwilling im Raumschiff einen anderen Bewegungszustand erreicht. Das Umkehren ist nur dafür da, dass Du die Zwillinge zum Altersvergleich gegenüberstellen kannst. Beides wird für die eigentliche Logik nicht benötigt. Der eine ist eine Lange Zeit mit einen anderen Bewegungszustand als der Andere unterwegs. Das ist der Entscheidende Punkt.
6. Wie Du richtig bemerkt hast, kann ja dann jeder vom anderen behaupten seine Uhr geht anders und meine richtig. Trotzdem ist der Zwilling im schnelleren Bewegungszustand jünger geblieben. Das ist der Teil, den die meisten nicht verstehen. In einem Minkowski-Diagramm kommt aber exakt das als Ergebnis raus.
7. Bei der Gravitation liegt der Fall etwas anders. Die Zeit Dilatation kommt nicht davon, weil die Gravitation als Scheinkraft eine Beschleunigung gleicht. Der Aufbau über eine Geodäte ist nicht so leicht. Eine einfachere Denkweise ist, jedes Signal zum Uhrenvergleich aus einem Gravitationsfeld muss sich gegen dieses Feld abstrampeln und wird ins "rote" verschoben. Damit erscheinen Dir diese Signale "langsamer" zu sein. Da ist keine Beschleunigung dabei. Die gravitative Rotverschiebung kommt tatsächlich fast nur von der Zeit Dilatation und nicht von der veränderten Geodäte.

Das Wichtigste: Die Beschleunigung in der SRT ist nur die Änderung der Bewegungszustände. Die Zeit Dilatation kommt aber von den unterschiedlichen Bewegungszuständen.

Ich 07.07.22 15:14

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von Justice (Beitrag 99905)
wie lauft jetz die Uhren für beide? gemäss deiner Aussage müssen beide gleich vergehen weil ja nur die relative geschwindigkeit existiert und die ist für beide immer gleich, wenn aber beschleunigung eine rolle spielt, würden die Uhren unterschiedlich gehen.

Nein, meine Aussage war: "Tatsächlich bedeutet Zeitdilatation, dass man die Länge von Abschnitten verschiedener Geodäten miteinander vergleicht." Beim Zwillingsparadoxon hat man zwei Geodäten, und die sind nicht gleich lang, fertig. Da gibt es keine Zweideutigkeiten, welche Abschnitte man vergleichen will, weil es um die gesamten Geodäten geht, die Anfangs- und Endereignis teilen.
Wie man konstruiert, dass sie unterschiedlich lang sind, ist egal. Man kann in flacher Raumzeit über Beschleunigungen arbeiten, um die Geodäten zu krümmen. Man kann in gekrümmter Raumzeit ohne jede (echte) Beschleunigung manchmal beliebig viele verschiedene Geodäten zwischen zwei Ereignissen haben. Man kann sich sogar ein Universum mit der Geometrie eines flachen Torus ausdenken, in dem der eine Beobachter nach langem geraden Flug wieder an den Ausgangspunkt zurückkommt und weniger gealtert ist.

Das mit der Relativgeschwindigkeit ist nur eine Kurzfassung, mit der man umgehen können muss. Für Anfänger ist das m.E. zu verwirrend.

Zitat:

Die Zeit im Schwerefeld (Gravitationsfeld) vergeht langsamer je stärker die Gravitation ist... das sagt ja die ART aus... und das ist ja Zeitdilation oder nicht?

Oder was meinst du genau?
Schon richtig, und ich will auch nicht die gravitative Zeitdilatation abschaffen. Nur: Wenn man die Situation für kleine Abstände und Zeiten in einem lokal mitbewegten Inertialsystem betrachtet, dann gibt es da kein Gravitationsfeld. Das hat man wegtransformiert. Die Zeitdilatation bleibt aber, und kann rein auf Bewegung zurückgeführt werden.
Ähnliches gilt für rotierende Bewegung, wo man die Zeitdilatation einfach aus der Geschwindigkeit ausrechnen kann, oder indem man die Fliehkraft als Gravitationsfeld auffasst. Deswegen heißt die ART auch "allgemein", weil man beliebig rumtransformieren kann und trotzdem immer das Richtige rauskommt.

Herr Senf 07.07.22 18:23

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 99904)
(von Senf: Das ist auch der Grund warum "übergroße" Sterne kollabieren.)
Kannst du mir eine Quelle geben dafür? Das einzige, woran ich mich dunkel erinnere, ist, wie sich der Adiabatenkoeffizient
mit der Temperatur ändert, was bei manchen Sternen Schwierigkeiten macht.

Hallo Ich, leider nicht mehr :( im Internet findet sich nur noch dieses Fragment (Webseite "Fundus" ist weg)
Zitat:

Durch die Zeitdilation, die Bewegung der Elementarteilchen erscheinen tief im Inneren langsamer und der effektive Druck wird geringer,
wird der Druck im Sterninneren reduziert. Der Stern müßte ...
Ausgangspunkt war mal https://arxiv.org/abs/1604.05507 Der junge Mittelpunkt der Erde ist nach 4,5Mrd Jahren 2,5 Tage jünger als Oberfläche.

2016 haben wir darüber länglich auf astronews diskutiert, wo ich beim Potenzial so ziemlich durch den Wind war :confused: Grüße Dip

Ich 07.07.22 18:48

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Danke. Der Text ist auch hier:
Zitat:

Hierbei folgt die Existenz eines schwarzen Lochs zwingend aus der Kopplung von Masse und Raumzeitkrümmung. Berechnet man den Sternaufbau eines Sterns mit den Formeln der Relativitätstheorie ergibt sich eine obere Grenzmasse. Erreicht ein Stern langsam diese Masse kann die Gewichtslast nicht mehr durch einen entsprechenden Druckanstieg kompensiert werden Durch die Zeitdilatation, die Bewegung der Elementarteilchen erscheinen tief im Inneren langsamer und der effektive Druck wird geringer, wird der Druck im Sterninneren reduziert. Der Stern müsste nun einen immer stärkeren Druck aufbauen. Da sich die Schallwellen maximal mit c fortbewegen können, kann p nicht ins Unendliche ansteigen. Ist eine Grenzmasse erreicht wird die Zeitdilatation unendlich und der Innendruck somit 0. Der Stern wird dadurch immer kleiner und kleiner. Er wird zum schwarzen Loch.
Das scheint eine Deutung des Buchdahl-Theorems zu sein. Muss ich bei Gelegenheit mal nachschauen, ob die Mathematik das hergibt.

C_plusX 08.07.22 15:09

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo Alle,

ich freue mich über die doch (für mich) unerwartete große Resonanz.

Mein bisheriges Verständnis möchte ich an einem Beispiel klar machen:
Der Luftwiderstand ist eine Funktion der Geschwindigkeit und hat nix mit der Beschleunigung zu tun. Soweit klar, das sagen alle Formeln aus. Aber die Beschleunigung ist die Ursache der Geschwindigkeits- und damit der Luftwiderstandsänderung.
Also ist doch die Luftwiderstandsänderung eine Funktion der Beschleunigung.
Und genauso verstand ich die Beschleunigung als Ursache der 'Zeitverlaufsänderung'.

In dem Zusammenhang vergleicht das Zwillingsparadoxon den höheren Energiebedarf aufgrund des höheren Luftwiderstands, die einer der beiden leisten musste. Wenn sie sich dann gemeinsam bewegen ist Energieaufwand zur Bewegung wieder gleich. Aber der eine Tank ist leerer (Zeit geht nach).

Und da ist es doch auch egal, ob ich mit 100km/h bei Windstille fahre oder ich stehe und mir bläst der Wind mit 100km/h ins Gesicht.

Nachdem ich die mathematischen Zusammenhänge nicht verstehe bitte ich um die Beantwortung einer anderen Frage. Eventuell hat das ja mal jemand getestet:
Wenn ich eine Uhr auf die Erde fallen lasse, geht die dann (bis zum Aufschlag) schneller oder langsamer als eine auf der Erde stehenden Uhr?
Das spannende daran: die 'schnellere' Uhr erfuhr keine Beschleunigungskraft, die stehende schon :D.

Cossy 08.07.22 16:54

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Das Beispiel von Dir ist das Parade-Beispiel für die ART.

Die Satelliten für das Navigationssystem müssen diesen Unterschied tatsächlich mit berechnen, sonst sind diese nach 1 Monat auf der Bahn um die Erde zur Navigation überhaupt nicht mehr zu gebrauchen.
Die Uhr im Satelliten geht etwas schneller als auf der Erdoberfläche. Die bewegen sich schneller als die Erdoberfläche. Der Unterschied ist so gering (da weit weg von c) das es nicht ins Gewicht fällt.
Der Satellit ist aber in einem geringeren Schwerefeld als die Erdoberfläche. Da der Satellit ständig in dem Umfeld bleibt summiert sich die sehr kleine Differenz mit der Zeit auf. Die Ortung läuft aber auch über die sehr kleinen Laufzeitunterschiede der Funksignale.
Nach ca. einem Monat bis Du schon bei ca. 100m Abweichung. Das ist für eine Navigation in einer Stadt bereits zu wenig.
=> Jedes funktionierende Navigationsgerät der Welt und dazu gehören zu gut wie alle Handys sind eine Bestätigung der ART
Beschleunigung ist dabei wieder uninteressant.

Luftwiderstand ist ein schlechtes Beispiel. Da funktioniert noch nicht einmal Newton sauber. Du hast immer Reibung. Das wird bei allen theoretischen Beispielen ausgeblendet. Die Beschleunigung ist nicht die Ursache für den Luftwiderstand. Das ist nur die Geschwindigkeit. Sonst würdest Du ohne Beschleunigung nicht langsamer werden. Da reicht die Geschwindigkeit aus. Auch hier bringt die Beschleunigung nur auf eine andere Geschwindigkeit, welche dann einen höheren Luftwiderstand hat.

C_plusX 09.07.22 00:52

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Ich hoffe doch, dass die Satelliten nicht im freien Fall auf die Erde niedergehen !? :eek:

Cossy 09.07.22 07:29

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Satelliten bewegen sich im freien Fall um die Erde. Das ist die Raumkrümmung

C_plusX 09.07.22 09:05

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Ich möchte aber gerne den Vergleich zwischen einem im freien Fall, und damit völlig ohne Krafteinwirkung, auf die Erde fallenden Körper im Vergleich zu einem stationären, der auf den Einschlag wartet. Und auf diesen wirkt während des Wartens die Kraftwirkung der Erdbeschleunigung.

Satelliten sind ja nicht wirklich kraftfrei, sondern kraftkompensiert. Sie haben eine initiale Beschleunigung erhalten und verändern laufend ihre Lage zum Fluss der Raumzeit.
Ist mir im Moment zu komplex um das zu verstehen.

Oder wollt Ihr mir sagen, dass die Uhren in beiden Fällen gleich laufen?

Cossy 09.07.22 13:10

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Nee, so nicht!!
Ich beantworte gerne Fragen zu einem Thema, aber ich erwarte auch eine Bereitschaft zur Mitarbeit. Das Forum ist nicht dazu da exakt x von Dir gewünschte Fälle für Dich durchzukauen ohne, dass Du Dich selbst einbringst.
Ich schlage vor starten mit 2 Büchern zu speziellen Relativitätstheorie in populärwissenschaftlichen Format. Dann Frage weiter.

Herr Senf 09.07.22 18:20

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
welche dieser Fragen soll genau beantwortet werden
fall to the ground - fall to earth - fall on the earth - fall on earth - fall upon the earth - fall down to earth - dropped on the earth - upon the ground ...?
oder: tomber sur le sol - sur la terre - vers le sol - tombera pas à terre - tombe à terre :confused:

Ähm Frage: Vergeht eigentlich die Zeit früher schneller oder später ;)
Goerge Orwell: Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei :D

C_plusX 09.07.22 19:06

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo Herr Senf,

vielen Dank für das Verständnis.
Gemäß Cossy's Empfehlung habe ich mich populärwissenschaftlich informiert:
https://www.youtube.com/watch?v=DYq774z4dws

Und ich hänge ja noch immer an meiner ursprünglichen Frage: geht meine Uhr jeden Tag noch ein bisschen langsamer?

Wenn also gemäß obigen Videos ein Körper seiner 'natürlichen' Bewegung folgt, also nach der Raumzeit auf die Erde zufällt, ohne dass er anfangs eine Geschwindigkeit hatte, dann können nach meinem aktuellen Verständnis verschiedene Dinge passieren (wobei wir die Uhren vor dem Experiment synchronisiert haben):
Erstens: Er durchläuft die unterschiedlichen Werte der Erd-Gravitation, wird davon durchschnittlich beeinflusst und seine Uhr läuft zunehmend langsamer. Ich bin beim Einschlag also jünger.
Zweitens: Gravitation ist nur eine Illusion, es ist die Relativbewegung gegenüber der Raumzeit die entscheidet. Die Zeitgeschwindigkeit im fallenden Körper ändert sich bis zum Einschlag nicht. Meine schon, ich bin also jünger. Allerdings ist der Unterschied größer als beim ersten Beispiel.
Drittens: Der Körper wird gegenüber mir ständig beschleunigt, also läuft seine Zeit immer langsamer während meine konstant weiter läuft. Ich bin beim Einschlag älter.
Viertens: Alles ist eine Illusion.

Cossy 09.07.22 19:38

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Genau das meinte ich. 15min Video ersetz nicht ein Lesen mit Nachdenken von mehreren Stunden. So nicht.

Herr Senf 09.07.22 20:07

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo C_plusX,

guck Dir mal an http://www.peter-junglas.de/fh/vorle...ml/kap2-3.html
hat System 2 nicht Ähnlichkeit mit Deiner Frage ;) sogar mit Formeln
es wird einfacher, weil die Uhr C bei B losfällt also mit Anfangsgeschwindigkeit v_B=0
weiter oben beim Start geht eine Uhr schneller, altert langsamer als unten, was passiert von B nach A?

sirius 10.07.22 09:33

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von Cossy (Beitrag 99915)
Satelliten bewegen sich im freien Fall um die Erde. Das ist die Raumkrümmung


Hört sich für mich sehr gut an.
Die Raumkrümmung gibt den kürzesten Weg zwischen zwei Objekten vor.

C_plusX 10.07.22 10:32

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Hallo Forum,

meine Anschauung hat sich aufgrund der vielen Erklärungen etwas geändert.
Ich kann akzeptieren, dass es sich bei der 'Erdbeschleunigung' um eine Scheinkraft handelt, die sich aus der Unmöglichkeit ergibt, dem 'Fluss der Raumzeit' zu folgen. Dieser Fluss entspricht (in meiner Vorstellung) einem 'frei fallenden' Körper gegenüber dessen Geschwindigkeit ich mich nach dem Äquivalenzprinzip vergleichen kann.
Da sich die Masse der Erde nicht ändert, ändert sich auch nicht die Flussgeschwindigkeit und entsprechend nicht mein Zeitverlauf.

Oder soll ich nochmal was lesen?

PS: Und ich hatte gehofft die kontinuierliche Zunahme meiner Masse relativistisch erklären zu können.

Herr Senf 10.07.22 16:21

AW: Eine Frage zu meinem Alter
 
Zitat:

Zitat von C_plusX (Beitrag 99924)
Hallo Forum, Oder soll ich nochmal was lesen?

Wenn Du Lust hast https://physik.cosmos-indirekt.de/Ph...Zeitdilatation dort "Zeitdilatation durch reine Beschleunigung"
Zitat:

Die momentane Zeitdilatation, ggf. auch Zeitraffereffekt, der geradlinigen Beschleunigung resultiert aus der Desynchronisierung der Uhren:
,,, Durch welche Ursache sich die Relativgeschwindigkeit des Beobachters verändert, ist hierbei unerheblich.
Der Effekt ist geometrisch bedingt und rein relativistisch. ,,, Entgegen weit verbreiteter Meinung verursacht die Beschleunigung a = v/t
keine weiteren relativistischen Wirkungen auf die Zeit, die mit der Gravitation vergleichbar wären.
Mit anderen Worten, umständlich zu verstehen :(


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