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Joachim 28.08.18 15:59

AW: Fragen zur allgemeinen Relativitätstheorie
 
Zitat:

Zitat von tantebootsy (Beitrag 88679)
Wenn ich dich richtig verstehe ist also (mal ganz platt gesagt) die Gravitation der Grund dafür, dass es in der Physik kein absolutes Zeitmaß als Referenz für alle anderen im Universum vorhandenen "Zeit-Dimensionen" gibt und es daher nur eine (bzw. mehrere) relative Raum-Zeit-Dimension(en) gibt, korrekt?

Nein, das ist nicht korrekt. Es gibt kein absolutes Zeitmaß, weil alle physikalischen Gesetze symmetrisch bezüglich der Lorentztransformation sind. Die Lorentztransformation verändert neben den Raum-Koordinaten auch die Zeit-Koordinate. Deshalb gibt es keinen absoluten Zeitlauf.

Natürlich kann man den verlinkten Inertialraum als kosmische Referenz nehmen, so wie man auch die internationale Atomzeit als irdische Referenz nehmen kann. Aber beides sind keine absoluten Zeitläufe im Sinne der Relativitästheorie, sondern willkürlich gewählte Normen.

Timm 28.08.18 18:41

AW: Fragen zur allgemeinen Relativitätstheorie
 
Zitat:

Zitat von Joachim (Beitrag 88725)
Natürlich kann man den verlinkten Inertialraum als kosmische Referenz nehmen, so wie man auch die internationale Atomzeit als irdische Referenz nehmen kann. Aber beides sind keine absoluten Zeitläufe im Sinne der Relativitästheorie, sondern willkürlich gewählte Normen.

Eine kosmische Referenz wäre die verstrichene Eigenzeit mitbewegter Beobachter seit T = 0.

Joachim 29.08.18 10:07

AW: Fragen zur allgemeinen Relativitätstheorie
 
Ja, oder halt die Koordinatenzeit des Inertialraums, was ja dasselbe ist.

Slash 02.09.18 03:45

Weitere Frage (Gravitationspotential)
 
Zitat:

Zitat von tantebootsy (Beitrag 88604)

Beispiel:
Sagen wir ich befinde mich irgendwo im Universum und keine Gravitation massereicher Objekte wirkt auf mich noch bewege ich mich / bin beschleunigt. Ich bin also weder auf einem rotierenden Planeten, noch sind Sterne oder Planeten etc. um mich herum.


Ich würde gerne eine Frage mit einem anderen Szenario stellen (habe dies schon vor Jahren getan und über die Antwort bin ich mir nicht mehr sicher - sorry):

Sagen wir, wir befinden uns theoretisch angenommen, zwischen zwei massereichen Objekten (oder auch bspw. im Mittelpunkt einer schweren kugelförmigen) Schale.

Dort gleichen sich alle Gravitationskräfte aus - dennoch ist die Zeitdilatation im Vergleich zur Situation einem Raum ohne Massen vorhanden, da ein Gravitationspotential vorhanden ist - richtig?

TomS 02.09.18 07:45

AW: Weitere Frage (Gravitationspotential)
 
Zitat:

Zitat von Slash (Beitrag 88759)
Dort gleichen sich alle Gravitationskräfte aus - dennoch ist die Zeitdilatation im Vergleich zur Situation einem Raum ohne Massen vorhanden, da ein Gravitationspotential vorhanden ist - richtig?

Im wesentlichen richtig.

Die rein gravitative Zeitdilatation für nicht-bewegte Beobachter folgt aus der Wurzel der 00-Komponente des metrischen Tensors, also √g₀₀. Eine Zeitdilatation ggü. der gedachten, flachen Raumzeit liegt immer dann vor, wenn g₀₀ ≠ 1 ist; das ist wohl das, was du mit „Vorhandensein eines Gravitationspotentiala“ meinst.

Physikalisch relevant ist jedoch der Vergleich zweier Beobachter B und B‘ in der selben Raumzeit an verschiedenen Orten P und P‘. Dann liegt aber i.A. für keinen von beiden eine flache Raumzeit vor, D.h. man muss die Effekte aus g₀₀(P) und g₀₀(P‘) vergleichen.

Im Falle der kugelförmigen Masseverteilung folgt das aus der Schwarzschildmetrik.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schwarzschild-Metrik
https://www.physikerboard.de/topic,3...paradoxon.html

Im Falle zweier großer Massen existiert keine geschlossene Lösung für den metrischen Tensor; du müsstest auf Näherungen zurückgreifen.

Slash 03.09.18 16:17

AW: Weitere Frage (Gravitationspotential)
 
Danke für die Antwort.

tantebootsy 06.01.19 18:55

AW: Fragen zur allgemeinen Relativitätstheorie
 
Vielen Dank für eure Antworten!

Zitat:

Zitat von Joachim (Beitrag 88725)
Natürlich kann man den verlinkten Inertialraum als kosmische Referenz nehmen, so wie man auch die internationale Atomzeit als irdische Referenz nehmen kann. Aber beides sind keine absoluten Zeitläufe im Sinne der Relativitästheorie, sondern willkürlich gewählte Normen.

Okay, also wenn ich euch richtig verstehe, ist ein absolutes Zeitmaß nicht möglich, weil es keinen perfekten Inertialraum gibt. Eine Normzeit wäre jedoch schon möglich, auch wenn diese willkürlich gewählt wäre. D.h. wenn wir auf Aliens treffen würden und bräuchten für eine bessere Kommunikation hinsichtlich zeitlicher Abläufe eine gemeinsame "Normzeit" mit diesen Aliens dann könnte man dafür bspw. den näherungsweise perfekten Inertialraum, wie in Wikipedia beschreiben, als Bezugspunkt nehmen:

Zitat:

Die derzeit beste Realisierung eines solchen Bezugsystems ist die mittlere Orientierung des Weltraums, wie sie durch die Positionen von etwa 500 weit entfernten Quasaren dargestellt wird. Sie stimmt bis auf etwa 0,02" mit einem idealen Inertialraum überein.
Also könnte man – um zeitliche Abläufe hier auf der Erde wie auch an jedem anderen Ort im Weltraum zu beschreiben – berechnen, wieviel Zeit "hier" im Vergleich zu diesem "nahezu idealen Inertialraum" vergangen ist und entsprechend das Zeitmaß angeben wie z.B. "-2333 Jahre (in Bezug zur) Normzeit"? Macht vllt. nicht wirklich viel Sinn, aber nur mal als gedankliches Experiment ;)

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 88729)
Eine kosmische Referenz wäre die verstrichene Eigenzeit mitbewegter Beobachter seit T = 0.

Zitat:

Zitat von Joachim (Beitrag 88733)
Ja, oder halt die Koordinatenzeit des Inertialraums, was ja dasselbe ist.

Ok, da steige ich aus :) Ebenso bei der Lorentztransformation – da merke ich, dass ich einfach zu wenig Mathe-Vorkenntnisse habe.
Was meint ihr mit "verstrichene Eigenzeit mitbewegter Beobachter" und Koordinatenzeit des Inertialraums"?

Zitat:

Zitat von Joachim (Beitrag 88713)
Die Wikipedia meint hier "scheint" nicht im Sinne von scheinbar sondern anscheinend. Es geht also darum,was gemessen wird.

Physikalische Prozesse laufen ja in jedem Inertialsystem gleichartig ab, so dass man nicht sagen kann, die Zeit laufe in einem mechanischem System langsamer ab im anderen. Die Zeitdilatation ergibt sich auf der Relativbewegung. Für jeden der beiden einander beobachtenden Systeme läuft die Zeit des anderen anscheinend langsamer.

Ok, vielen Dank für die Erklärung!

Bernhard 06.01.19 21:20

AW: Fragen zur allgemeinen Relativitätstheorie
 
Zitat:

Zitat von tantebootsy (Beitrag 89890)
Was meint ihr mit "verstrichene Eigenzeit mitbewegter Beobachter"

Das wird hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitdilatation#Eigenzeit ganz gut gezeigt. In der ART hat man allerdings i.A. ein komlizierteres Linienelement, was i.A. vom Ort des Beobachters abhängt. Man muss in diesem Fall die Weltlinie des Beobachters kennen und kann daraus dann ausrechnen, was eine mitbewegte Uhr in Abhängigkeit des Ortes anzeigt.

Cool, nicht wahr :cool: .


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