Quanten.de Diskussionsforum

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-   -   Teilchenzustand vor Messung unbestimmt? (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=1446)

Gwunderi 17.02.10 19:25

Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Oder: Haben Bertelmanns Socken auch vor der Messung bereits eine bestimmte Farbe?

Ich meine, nein, aber als ich das im Thread "Wie kann nichts trotzdem was sein" behauptete, wurde ich von verschiedener Seite scharf angegriffen :mad: , z.B. von richy aber verteidigt :) , der auch vorschlug, einige Infos dazu zu sammeln ("auch wenn wir das schon hatten").

Am Doppelspaltexperiment z.B. lässt sich zeigen, dass ein Teilchen vor der Messung nicht an einem bestimmten Ort ist, sondern sein Aufenthaltsort erst mit der Messung festgelegt wird.

Vorbemerkung: Da wegen der Unschärferelation der Aufenthaltsort eines Teilchens nicht genau angegeben werden kann (ausser in Spezialfällen), beschreibt Schrödingers Wellenfunktion die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten des Teilchens.

So können wir die Eingangsfrage umformulieren:
Hält sich das Teilchen "in Wirklichkeit" schon vor der Messung an einem bestimmten Ort auf, nur kennen wir diesen nicht (und können nur dessen Wahrscheinlichkeit angeben)?
Oder hält es sich (vor einer Ortsmessung) auch in Wirklichkeit nicht an einem bestimmten Ort auf, sondern ist sein Aufenthaltsort auch in Wirklichkeit unbestimmt? Befindet sich das Teilchen vor der Messung irgendwie an allen von der Wellenfunktion angegebenen Orten zugleich? (entspräche keiner bestimmten Sockenfarbe).

Das Doppelspaltexperiment legt die zweite (die verrückte) Antwort nahe:
Wenn beim Durchgang der Teilchen beide Spalten offen sind, bildet sich auf dem Schirm hinter den Spalten ein Interferenzmuster (was nicht geschieht, wenn nur ein Spalt offen ist).
Auch wenn jeweils nur ein einziges Teilchen aufs Mal hindurchgeht, sodass sich zwischen Spalten und Schirm nur jeweils ein Teilchen aufhält, entsteht ein Interferenzmuster.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass das Teilchen irgendwie "mit sich selber interferiert" - oder dass es durch beide Spalten zugleich geht.
Eine Welle könnte das.
Befindet sich also das Teilchen an allen von der Wahrscheinlichkeitswelle angegebenen möglichen Orten zugleich, sodass es wie eine Welle durch beide Spalten gleichzeitig geht und so die Interferenz bildet?
Schwer vorstellbar, aber wie ist das Interferenzmuster sonst zu erklären?

Wollen wir nun feststellen, ob das Teilchen tatsächlich durch beide Spalten geht, können wir bei den Spalten Detektoren aufstellen, und nun zeigt nur einer der Detektoren das Teilchen an; das Teilchen geht nun also durch einen der beiden Spalten und nicht durch beide zugleich - nur verschwindet jetzt die Interferenz. Messen wir, durch welchen Spalt die einzelnen Teilchen gehen, verschwindet das Interferenzmuster.

Also haben wir doch durch unsere Orstmessung das Teilchen auf einen bestimmten Ort "festgelegt" - ohne Messung verhält es sich ja wie eine Welle und bildet Interferenz.
Mit der Messung "kollabiert" die Wahrscheinlichkeitswelle, der Aufenthaltsort des Teilchens ist nun bestimmt und es kann jetzt auch keine Interferenz mehr bilden.

Wenn also ein einzelnes Teilchen in Wirklichkeit Interferenz bildet, wenn wir seinen Aufenthaltsort nicht messen, sobald wir aber seinen Ort messen die Interferenz verschwindet - dann können wir doch sagen, dass erst unsere Messung seinen Ort festgelegt hat (!?) und dieser vor der Messung in Wirklichkeit noch nicht festgelegt, unbestimmt ist (nur seine Wahrscheinlichkeit ist durch die Wellenfunktion gegeben).

War das überzeugend?

Hier noch ein ausgezeichnetes Video dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=WpprA...eature=related

Grüsslein, Gwunderi

JoAx 17.02.10 21:27

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi!

Ich kann deinen Gedankengang sehr gut nachvollziehen. Ich ticke da wohl ähnlich und habe erst vor kurzem das alles auch klären wollen:

http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=1358

(ab Beitrag Nr. 12 wird's vlt. verständlicher)

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48643)
Hält sich das Teilchen "in Wirklichkeit" schon vor der Messung an einem bestimmten Ort auf, nur kennen wir diesen nicht (und können nur dessen Wahrscheinlichkeit angeben)?

Damals hätte ich deiner ganzen späteren Argumentation recht gegeben,

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48643)
Das Doppelspaltexperiment legt die zweite (die verrückte) Antwort nahe:

heute allerdings wahrscheinlich nicht.

---------------------------------------------
Ab hier wird's IMHO mit der Hoffnung auf Berichtigung, falls erforderlich. :D

Die SGL beschreibt ja nicht das Teilchen selbst, sondern lediglich seine Bewegung von A nach B mit einem bestimmten Hindernis (Einfachspalt oder Doppelspalt oder ... etc., niemals - und). Ist das Elektron selbst (an sich) eine Welle, nur weil dessen Bewegung mit einer Wellengleichung beschrieben werden muss?

Stellen wir uns ein Stück Holz, dass von einem Bergbach getragen wird. Wir habe also Hafen unterschiedlich grosse Steine unter der Wasseroberfläche, die auf dieser Wellen verursachen. Wie würde eine Gleichung aussehen, die die Bewegung des Holzstücks beschreiben würde? Ich denke, das wird eine Wellengleichung sein. Ist nun das Holz selbst eine Welle? Wohl kaum.

So weit erst Mal.


Gruss, Johann

richy 18.02.10 11:32

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
@Gwunderi
Du hast recht. Im Grunde zeigt der Wellencharakter schon, dass die spaeter realisierte Eigenschaft vor der Messung noch nicht vorliegt.
Alleine der Zusammenbruch der Wellenfunktion zeigt, dass die Erklaerung des EPR Experimentes ueber ein paar Socken etwas hinkt.
Es muessten duale einmal wellenartige Socken und einmal gestrickte Socken sein. Z.b. koennte man ein Wellenmuster draufmalen um diesen Mangel zu beseitigen :-)
Zwei Wuerfel sind nichtlokal miteinander Verbunden, so dass deren Summe immer 7 ergibt. Beide Wuerfel sind verdeckt. Nun decke ich einen auf und sehe er zeigt den Wert 4 an. Jetzt wissen wir zwar dass der andere Wuerfel eine 3 anzeigt, aber noch lange nicht warum.
Das wird besonders klar wenn wir jetzt einfach mal wuerfeln.

Das Problem bei Bertelmanns Socken sind nicht nur die Socken, sondern die Frage :
Wer uebernimmt in der Natur die Rolle von Herrn Bertelmann ?

Noch einfacheres Argument :
Die QM ist nichtlokal.
Wo gibt es im Sockenbeispiel eine Nichtlokalitaet ?

Am besten man nimmt das ganze mit Humor und kann sich natuerlich noch bischen darueber wundern, warum manche Physiker ihre Glaubwuerdigkeit mit solchen Argumenten verspielen.
Das Beispiel ist voellig ungeeignet um eine Nichtlokalitaet zu erklaeren und duerfte alleine um Missverstaendnisse zu vermeiden ueberhaupt nicht erwaehnt werden.
Gruesse

SCR 18.02.10 11:49

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi,

IMHO:
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48643)
Oder hält es sich (vor einer Ortsmessung) auch in Wirklichkeit nicht an einem bestimmten Ort auf, sondern ist sein Aufenthaltsort auch in Wirklichkeit unbestimmt?

Ja.
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48643)
Befindet sich das Teilchen vor der Messung irgendwie an allen von der Wellenfunktion angegebenen Orten zugleich?

Nein.

JoAx 18.02.10 12:29

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi richy!

Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48676)
Noch einfacheres Argument :
Die QM ist nichtlokal.
Wo gibt es im Sockenbeispiel eine Nichtlokalitaet ?

Eine Nichtlokalität kann imho in eine mathematische Formel dadurch "reingeschmugelt" werden, dass man den Versuchsaufbau in diese "einprogrammiert". Man könnte es vlt. auch als (Quasi-) Statik nennen/bezeichnen. (?)


Gruss, Johann

Hans 18.02.10 13:17

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi

Hält sich ein Wassertropfen vor seiner Kondensation schon irgendwo in der
Wasserdampfwolke auf ? Ja in einem anderen Aggregatzustand verteilt überall
und gleichzeitig. Wer darüber eine >ich weiß nicht wo-Wassertropfen-
Formel< schreibt, wird wohl eher einen Karnevalsorden bekommen. Aber wer
so etwas Ähnliches tut im Bereich der Quantenphysik erhält den Nobelpreis.


Grüße
Hans

richy 18.02.10 14:09

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Eine Nichtlokalität kann imho in eine mathematische Formel dadurch "reingeschmugelt" werden, dass man den Versuchsaufbau in diese "einprogrammiert". Man könnte es vlt. auch als (Quasi-) Statik nennen/bezeichnen. (?)
Unsere Makrowelt ist lokal. Der Gott namens Bertelmann und dessen Socken sind makroskopische Objekte und damit lokal.
Das Beispiel kann niemals die Nichtlokalitaet der QM erklaeren.
Es zeigt, dass wenn ich auf die Vorderseite einer Muenze blicke es sehr wahrscheinlich ist, dass sich auf der anderen Seite deshalb die Rueckseite der Muenze befindet. Mehr sagt es nicht aus.
Die KD kann die Nichtlokalitaet nicht erklaeren, denn dazu muesste man z.B. eine zusaetzliche globale Variable annehmen.

Das Beispiel ist an den interessierten Physiklaien gerichtet und wenn dieser denkt, dass dieses die Nichtlokalitaet erklaert wird er keine weiteren Fragen mehr stellen und alle sind zufrieden.
Wie man hier sieht funktioniert das auch ganz gut.

Man kann auch folgendes annehmen :
Die Physik ist zwar unabhaengig von den Religionen, aber nicht daran interessiert mit der Kirche unnoetigerweise in Konflikt zu treten.
Stehen mehrere Alternativen z.B. einer Interpretation zur Auswahl, so wahlt man diejenige, die am besten mit dem Vatikan kompatibel ist. Bzw schliesst diese aus, die hier Konflikte erwarten lassen.
Das waere eine moegliche Erklaerung fuer den ganzen Zirkus.
Gruesse

Hans 18.02.10 15:23

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Der Film ist gut. Aber die Schlussfolgerung ist metaphysisch.
Der Tenor lautet.
Erst wenn man das Teilchen misst wird es real. Das soll den unschuldigen
Betrachter verführen, zu glauben, dass zwischen der Wahrnehmung über das
menschliche Bewusstsein und dem vorherigen Ereignis ein tieferer
metaphysischer Zusammenhang besteht. Die unausgesprochene Frage
lautet: Wie ist es möglich das meine Sinne erst das Teilchen entstehen
lassen?

Diese Darstellung einer Messung hört man fast allerorts. Ein Physiker verstieg
sich sogar darin zu behaupten, dass unsere Beobachtung in einem höheren
metaphysischen Zusammengang das Universum gravierend verändern könne.
Eine Nichtbeobachtung könne Katastrophen verhindern.

Es wird aber nie in dem Zusammenhang explizit gesagt, dass ein Teilchen erst
gemessen werden kann wenn es die Messvorrichtung berührt. Ich meine,
dass der unbestimmte Zustand vor der Messung ein Feld ist das keine
Teilchen enthält, sondern nur kontinuierlich (mehr oder weniger) Energie
enthält (Quantenfeld) . Diese Energie bewegt sich mit c. Erst ein materieller
Körper also eine Messsonde bremst die Energie von c auf v= 0 ab. Das dabei
keine Zustandsumformung eintreten soll wäre sehr wunderlich, wenn man
bedenkt, dass ein Auto schon bei kleineren Geschwindigkeiten dazu in der
Lage ist. Weitere Schlüsse könnte man im QM Bereich aus dem Zustand der
Atome bei extrem niedriger Temperatur ziehen. Es tritt ein Zustand ein,
der Atome miteinander scheinbar verschmelzen lässt. Ich meine, dass die
Teilchen erst bei der Messung nach dem Prinzip actio = reactio entstehen
lässt. Das wäre eine Analogie zu dem, was ich mit der Kondensation von
Wasser zum Tropfen meinte. Der klassische Aggregatzustand verändert die
Stoffe durch Einwirkung von Wärme Druck usw. Der „relativistische
Aggregatzustand „ verändert die Energie beim Auftreffen auf ein
Messabsorber so, dass ein Teilchen entsteht. Die Messeinrichtungen sind
unsere Augen die beobachten. Aber diese Augen (Messgeräte) verändern den
Quantenzustand selbstverständlich physisch und nicht metaphysisch. Somit
wieder keine Gelegenheit eine neue Religion zu installieren. Es ist alles recht
einfach wenn man es zulässt.

richy 18.02.10 17:15

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Hans
Ein isoliertes Teilchen kennt keine Entropie und damit keine Richtung eines Zeitpfeils, die notwendig ist um eine kausale Realitaet in unserem Sinne herzustellen.
Ein wichtiger Punkt bei der Dekohaerenz duerfte somit die Wechselwirkung mit Systemen die eine Entropie beinhalten sein. Letztendlich die globale Entropie. Wenn man eine Katze in eine Kiste sperrt ist diese Wechselwirkung z.B. unterbrochen. Der Inhalt der Kiste selbst enhaelt aber genuegend Freitsgrade, so dass dieser ein eigenes System einer Entropie darstellt. Der Inhalt misst sich selbst.

Die Dekohaerenz duerfte ein Detail sein, dass von allen Interpretationen akzeptiert wird. Ich denke nicht, dass hier ein neues Modell wie du es vorschlaegst notwendig ist.

Uli 18.02.10 18:39

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Hans (Beitrag 48693)
Diese Darstellung einer Messung hört man fast allerorts. Ein Physiker verstieg
sich sogar darin zu behaupten, dass unsere Beobachtung in einem höheren
metaphysischen Zusammengang das Universum gravierend verändern könne.

Nun ja - mit Metaphysik hat der Quanten-Zeno-Effekt sicherlich nichts zu tun; er ist experimentell einwandfrei belegt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Quanten-Zeno-Effekt

Zitat:

Zitat von wiki
Insgesamt bekommt man somit bei häufiger Beobachtung eine Zerfallsrate, die deutlich unter der "unbeobachteten" Zerfallsrate liegt. Lässt man die Abstände der Beobachtungen gegen null gehen, was einer Dauerbeobachtung gleichkommt, so geht auch die Zerfallswahrscheinlichkeit gegen null, d. h. das dauernd beobachtete Atom sollte aufgrund dieser Beobachtung gar nicht mehr zerfallen.

Der Quanten-Zeno-Effekt wurde von mehreren Gruppen weltweit mithilfe von Methoden der Lasertechnik und Atomphysik experimentell bestätigt.[2] [3] [4] [5] [6]

Gruß,
Uli

Gwunderi 18.02.10 18:53

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48646)
Die SGL beschreibt ja nicht das Teilchen selbst, sondern lediglich seine Bewegung von A nach B mit einem bestimmten Hindernis (Einfachspalt oder Doppelspalt oder ... etc., niemals - und).

Die SGL oder Wellenfunktion beschreibt doch den momentanen Zustand eines Teilchens?* Dieser ändert sich zeitlich und damit die Funktion, aber die SGL beschreibt doch nicht eigentlich einen zurückgelegten Weg?
*(Weiss nur nicht, ob für jede komplementäre Grösse, z.B. Ort und Impuls, eine eigene Funktion nötig ist; nach Wikipedia unter "Wellenfunktion" «enthält die Wellenfunktion eine Beschreibung aller Informationen einer Entität oder eines ganzen Systems.».)

Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48646)
Ist das Elektron selbst (an sich) eine Welle, nur weil dessen Bewegung mit einer Wellengleichung beschrieben werden muss?
Stellen wir uns ein Stück Holz, dass von einem Bergbach getragen wird. ... Ist nun das Holz selbst eine Welle? Wohl kaum.

Gewiss nicht, man kann ja schön beobachten, wie ein Stück Holz auf der Welle auf und ab tänzelt und sich dabei nur "zögerlich" auch seitlich fortbewegt. Auch die Wassermoleküle selber bewegen sich ja nicht wellenförmig, sondern grob nur auf und ab und geben ihren Impuls an die Nachbarmoleküle weiter, weshalb wir eine Welle(nbewegung) beobachten.

Was nun das Elektron "an sich" ist, ist schlichtweg unmöglich zu sagen, wir können ihm nur durch Beobachtung seiner Wechselwirkungen bestimmte Eigenschaften zuschreiben (oder manchmal auch andichten).

Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48676)
Alleine der Zusammenbruch der Wellenfunktion zeigt, dass die Erklaerung des EPR Experimentes ueber ein paar Socken etwas hinkt. [...]
Am besten man nimmt das ganze mit Humor und kann sich natuerlich noch bischen darueber wundern, warum manche Physiker ihre Glaubwuerdigkeit mit solchen Argumenten verspielen.

Genau, wir wollen ja nicht im Dauer-Ärger-Zustand verweilen …

Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48677)
Zitat von Gwunderi
Befindet sich das Teilchen vor der Messung irgendwie an allen von der Wellenfunktion angegebenen Orten zugleich?
Nein.

Und kann wohl auch nicht durch zwei Spalten gleichzeitig hindurch? Ja, ein Elektron kann sich ja nicht spalten oder "auflösen" … andererseits verhält es sich im Experiment genau so, als würde es das tun? (Nur) da hatte ich auch ein sehr ungutes Gefühl, als ich das hinschrieb, hätte also zumindest ergänzen müssen, dass es nur mangels einer sinnvollen Erklärung geschieht. Dass es in den meisten Lehrbüchern auch so steht, ist ja noch keine Legitimierung.

Zitat:

Zitat von Hans (Beitrag 48686)
Hält sich ein Wassertropfen vor seiner Kondensation schon irgendwo in der Wasserdampfwolke auf ? Ja in einem anderen Aggregatzustand verteilt überall und gleichzeitig. Wer darüber eine >ich weiß nicht wo-Wassertropfen-Formel< schreibt, wird wohl eher einen Karnevalsorden bekommen. Aber wer so etwas Ähnliches tut im Bereich der Quantenphysik erhält den Nobelpreis.

Aber ein Elektron ist doch ein unteilbares Ganzes, bei einer Ortsmessung "kondensiert" er nicht an einen bestimmten Ort - der Vergleich scheint mir hier also nicht sehr angebracht (sehe jetzt, dass Du weiter unten noch mehr dazu sagst, bin aber für heute "ausgelaugt" …)

Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48688)
Stehen mehrere Alternativen z.B. einer Interpretation zur Auswahl, so wahlt man diejenige, die am besten mit dem Vatikan kompatibel ist. Bzw schliesst diese aus, die hier Konflikte erwarten lassen.

Manchmal wäre man (ich) geneigt, jene Alternative zu wählen, die den Vatikan am meisten ärgert (ich meine die obere Hierarchie mit wenigen Ausnahmen).

Habe nur bis #7 gelesen und etwas im vorigen von JoAx angegebenen Thread - so ungeheuer spannend das Ganze ist, aber mein Gehirn beginnt schon zu rauchen, ich brauche jetzt unbedingt eine kleine Pause.

Grüsslein, Gwunderi

Uli 18.02.10 19:12

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48676)
@Gwunderi
Du hast recht. Im Grunde zeigt der Wellencharakter schon, dass die spaeter realisierte Eigenschaft vor der Messung noch nicht vorliegt.
Alleine der Zusammenbruch der Wellenfunktion zeigt, dass die Erklaerung des EPR Experimentes ueber ein paar Socken etwas hinkt.
Gruesse

Wenn du das Zitat von Gell-Mann genau liest, so wird klar, dass er keine nichtlokale Reduktion der Wellenfunktion benötigt, denn er ist ein Anhänger von Everetts Viele-Welten-Interpretation. Insofern braucht die Glaubwürdigkeit von Gell-Mann nicht angezweifelt zu werden.

"Wenn an einem bestimmten Geschichtszweig die lineare Polarisation eines Photons gemessen und somit genau angegeben wird, dann ist auf demselben Geschichtszweig auch die lineare Polarisation des anderen Photons genau bestimmt."

"Geschichtszweig" meint doch wohl ganz klar Verzweigung in Welten.

Die instantane Informationsübertragung gibt es also in der Viele-Welten-Interpretation nicht. Da diese aber physikalisch äquivalent zur Kopenhagener Deutung ist, gibt es auch dort keinen Informationsfluss, denn ein Informationsfluss ist keine Frage der Metaphysik.

Gruß,
Uli

SCR 18.02.10 19:50

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi,
IMHO:
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48706)
Und kann wohl auch nicht durch zwei Spalten gleichzeitig hindurch? Ja, ein Elektron kann sich ja nicht spalten oder "auflösen" …

Richtig.
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48706)
andererseits verhält es sich im Experiment genau so, als würde es das tun?

Richtig.

Hans 18.02.10 21:55

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Richy
Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48696)
Hi Hans
Ein isoliertes Teilchen kennt keine Entropie und damit keine Richtung eines
Zeitpfeils, die notwendig ist um eine kausale Realitaet in unserem Sinne
herzustellen.
Ein wichtiger Punkt bei der Dekohaerenz duerfte somit die Wechselwirkung
mit Systemen die eine Entropie beinhalten sein. Letztendlich die globale
Entropie. Wenn man eine Katze in eine Kiste sperrt ist diese Wechselwirkung
z.B. unterbrochen. Der Inhalt der Kiste selbst enhaelt aber genuegend
Freitsgrade, so dass dieser ein eigenes System einer Entropie darstellt. Der
Inhalt misst sich selbst.
Die Dekohaerenz duerfte ein Detail sein, dass von allen Interpretationen akzeptiert wird. Ich denke
nicht, dass hier ein neues Modell wie du es vorschlaegst notwendig ist.

erst mal ein Wiki Zitat
“““““““““““““““““““““
Quantenphänomene wie das Doppelspaltexperiment werfen jedoch die Frage auf, wie das „klassische“ Verhalten makroskopischer Systeme im Rahmen der Quantenmechanik erklärt werden kann. Insbesondere ist es keineswegs unmittelbar ersichtlich, welche physikalische Bedeutung einem quantenmechanischen Superpositionszustand bei Anwendung auf ein makroskopisches System zukommen soll. So stellte Albert Einstein 1954 in seiner Korrespondenz mit Max Born die Frage, wie sich im Rahmen der Quantenmechanik die Lokalisierung makroskopischer Gegenstände erklären lässt, wobei er darauf hinwies, dass die „Kleinheit“ quantenmechanischer Effekte bei makroskopischen Massen zur Erklärung der Lokalisierung nicht ausreicht:
““““““““““““““““““““

Das ist so grob meine Vorstellung .
Die Schwierigkeit die Quantenphysik zu deuten, liegt an den relativistischen
Eigenschaften von Quantenfeldern die auch mit der Zeitdilatation zu tun
haben. Vor allen und in der Hauptsache . Wenn man die Gesetzte der ART
und SRT betrachtet, so gibt es die Lorentzeffekte bei der SRT und auch bei
der ART die Kontraktion der Raumzeit. Je stärker die Energie der
Raumzeitkrümmung ist, umso kleiner muss das eingeschlossene Volumen der
Energie sein. Bei Überschreiten einer bestimmten Energiemenge kollabiert die
Krümmung der Raumzeit in genau definierte Größen. Es gibt es sozusagen
ein „Spannungskräftespiel“ zwischen Krümmungsfaktor der Energie die nicht
mehr in den gekrümmten (Sphären) Bereich einfließen kann. Ist das
Krümmungs-Energie-Verhältnis instabil, wird soviel Energie absorbiert bis sich
das Teilchen stabilisiert hat und die Krümmung im Energie Raumvolumen-
Gleichgewicht ist. Das so etwas wirklich passiert im Mikrokosmos kann nur
mit der Zeitdilatation und der mit ihr verbundenen Raumzeitkrümmung erklärt
werden. Teilchen und Atome sind demnach so Etwas wie ein sphärisches
Spannungsfeld der Raumzeit. Wenn z. B. Licht auf Materie trifft, konzentriert
sich die Energie des Lichtes so, dass sich die flächig anliegende
Energiekumulation durch Krümmungsneigung zu Teilchen kollabiert. Bei
bestimmten Energiekonzentrationen in bestimmten Volumina bilden sich
genau definierte Energiemengen (Photonen). Im Prinzip dürfte das auch auf
alle Teilchen zutreffen. Die diskreten Eigenschaften würde ich so gut
verstehen. Alle weiteren Phänomene in der QM ließen sich ohne Miezekatze
im Kasten recht anschaulich und plausibel darstellen. Die interne
Zeitdilatation der Sphäre der Teilchen bestimmt zusammen mit der Krümmung
die Lebensdauer der „Gebilde“ aus Raum und Zeit.

Und genau das erklärte auch das auch bei der „Kleinheit“
quantenmechanischer Effekte bei makroskopischen Massen die Lokalisierung
(Einstein o). Es geht darum wie man sich es vorzustellen hat das Energie
überhaupt zu fester Materie werden kann. Das ist doch bis heute ein
ungebrochenes Rätsel.
In der Physik von heute gibt man sich mit dem Berechnen der Energiemenge
und der Bindekräfte zufrieden. Das hat eher was mit Glaube zu tun als mit
der Realität. Die Lokalisation von Materie können solche Nottheorien nicht
bündig erklären. Wenn es so ist wie beschrieben ist, müsste es eine
kräftefeie Bindung allein durch die Zeitdilatation geben so wie es einen
kräftefreien Fall im Gravitationsfeld gibt. Also relativistisch bis zur letzten
Konsequenz und keine Mischung nach ART des Hauses.


Grüße Hans

richy 18.02.10 22:39

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Uli
Zitat:

Wenn du das Zitat von Gell-Mann genau liest, so wird klar, dass er keine nichtlokale Reduktion der Wellenfunktion benötigt, denn er ist ein Anhänger von Everetts Viele-Welten-Interpretation.
Ich meine Gell Mann vertritt eine Variante der VWI (Viele Welten Interpretation) , die "many" oder "consistent histories" http://en.wikipedia.org/wiki/Consistent_histories
Dagegen richtig sich meine Kritik weniger :-), wobei das Forum auf solche exotischen Interpretationen eigentlich verzichten wollte.
Ich werde sie jedenfalls nicht mehr fuer Argumente hier verwenden, sondern nur noch fuer meinen privaten Gebrauch.

Meine Kritik richtete sich lediglich an den zu vereinfachten Umgang mit Bertelmanns Socken.
Zitat:

1978 kam Bertlmann zum CERN und arbeitete dort mit J. S. Bell zusammen. Bertlmann trug stets verschiedenfarbige Socken. 1981 schrieb Bell seinen Artikel „Bertlmann's socks and the nature of reality“ (Bertlmanns Socken und die Natur der Realität). Darin verglich er den EPR-Effekt mit Bertlmanns Socken: Wenn Bertlmann um eine Ecke kommt und man sieht, welche Farbe einer seiner Socken hat, dann könne man mit Sicherheit voraussagen, dass der zweite Strumpf nicht auch diese Farbe hat. Der Gedanke läge also nahe, dass es sich bei der Quantenverschränkung ebenso verhalte. Dies ist jedoch eine unzulässige Vereinfachung. Im weiteren Verlauf des Artikels erklärt Bell die tatsächlichen physikalischen Zusammenhänge.
Das fett gedruckte uebersieht man trotz besserem Wissen ganz gerne Mal.
Man muss schon den ganzen Artikel lesen oder schildern, in dem Bell "seine" Ungleichungen uebrigends anhand von Socken veranschaulicht.
http://doc.cern.ch//archive/electron.../198009299.pdf
Wobei er zunaechst feststellt, dass der EPR Versuch den nichtlokalen = globalen Charakter der Quantenphysik widergibt. Das ist bekannt.
Interessant ist Seite 13 in der er ein Beispiel angibt wie sich das scheinbare Paradoxon löesen laesst. Ueber eine globale Varaiable wie der Wochentag oder einen quasi globalen Freiheitsgrad wie das Wetter.
Zitat:

"Geschichtszweig" meint doch wohl ganz klar Verzweigung in Welten.
Sehe ich auch so. Das ist eine VWI Variante. In dem Fall, aber eben nur wenn man eine VWI annimmt reduziert sich das EPR "Paradoxon" auf Bertelmanns Socken. Wobei der Prozess der Auswahl damit aber sicherlich auch nicht geklaert wird.
Zitat:

In the opinion of others[who?] this still does not make a complete theory as no predictions are possible about which set of consistent histories will actually occur. That is the rules of CH, the Hilbert space, and the Hamiltonian must be supplemented by a set selection rule. However, Griffiths explicitly states that asking the question of which set of histories will "actually occur" is a misinterpretation of the theory; histories are a tool for description of reality, not separate alternate realities.
Ebenso ist das gemeinsame Merkmal der meisten VWI Varianten keine Teilchen sondern Wellennatur.(Wie es konkret bei "many histories" ist weiss ich nicht) Und damit waeren wir bei wellenfoermigen Hypersocken. An so etwas dachte Bell sicherlich nicht. Sein Beispiel mit dem Wetter oder Wochentag ist sehr viel besser. Man beobachtet, dass Sonntags Kirchen voller sind als an anderen Wochentagen.
Ein ET wuerde dies nicht verstehen, wenn er nicht weiss, dass die Menschen Wochentage kennen. Im Gegensatz zu den Socken muss man hier einen zusaetzlichen globalen Freiheitsgrad angeben. Dann koennte man das Kind aber gleich beim Namen nennen.
Zitat:

Die instantane Informationsübertragung gibt es also in der Viele-Welten-Interpretation nicht. Da diese aber physikalisch äquivalent zur Kopenhagener Deutung ist, gibt es auch dort keinen Informationsfluss, denn ein Informationsfluss ist keine Frage der Metaphysik.
:-)
Mein Respekt fuer diese Argumentationsweise. Aber so geht das natuerlich nicht. Beispiel :
Ein Bauer bemerkt, dass alle 3 Monate eine Kuh von seiner Weide verschwindet. Er beauftragt einen Privatdetektiven, der beobachtet, dass die Kuehe von UFO's entfuehrt werden und dies dem Bauern mitteilt. Nun glaubt der Bauer aber nicht an die Existenz von UFO's sondern irdische Kuhdiebe (KD), die der Detektiv aber leider nicht beobachten konnte.
Der Detektiv argumentiert daher :
Ob ihre Kuehe von UFO's oder irdischen KD entfuehrt werden. Beides ist vom Resultat physikalisch aequivalent. Die Kuehe sind verschwunden. Der Kuhschwund ist damit auch keine Frage der dahinterstehenden Metaphysik und meine beobachteten Ufos aequivalent zu den irdischen Kuh Dieben.

Oder konkreter :
Die einfache Erklaerung der VWI ergibt sich nur deshalb, weil sie mindestens eine globale zusaetzliche Variable in der Natur annimmt. Z.B. in Form der Nummerierung der Histories.
Du kannst nicht die Erklaerung uebernehmen und nachtraeglich dann annehmen, dass diese zusaetzliche Variablen nun doch nicht existieren.
Ausser ein paar Exoten nimmt hier soundso niemand ernsthaft eine VWI an. Und gemaess der KD gibt es fuer das EPR Experiment damit keine Erklaerung. Bertelmanns Socken laesst man dann am besten ganz aus dem Spiel, denn wie du siehst verstehen dies einige dann falsch.
Mischt man diese noch mit einer VWI ohne ausdruecklich darauf hinzuweisen ist die Verwirrung natuerlich komplett. Ich gehe nicht davon aus, dass du zusaetzliche globale Variablen annimmst. Dann bleibt eben nur die spukhafte Fernwirkung. Eine andere Erklaerung gibt es in dem Fall nicht. Bertelmanns Socken die du in einem anderen Thread schon als Argument verwendet hast sind dann nichts weiter als ein Paar Socken.

Gruesse

richy 18.02.10 22:56

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Hans
Die Schwierigkeit die Quantenphysik zu deuten, liegt an den relativistischen Eigenschaften von Quantenfeldern die auch mit der Zeitdilatation zu tun haben.

Natuerlich weisen Elementarteilchen eine extreme Dichte auf. Die Dichte von Neutronensternen liegt aber in der selben Groessenordnung. Und hier konnte man bisher keine Quanteneffekte beobachten. Wobei es sicherlich einige Aehnlichkeiten gibt. Detaillierte Berechnungen zu Neutronensternen und sogar Mini Black Holes hat man im Rahmen der Sicherheit des LHC's schon durchgefuehrt. Das ist somit kein Neuland.
Deine Theorie steht auch im Widerspruch zum Experiment.
Denn die Dekohaerenz nimmt demnach mit steigender Masse zu.
Alle Fragen bezueglich derselben sind noch nicht geklaert, aber dass dies das richtige Konzept ist, darueber sind sich sicherlich alle Physiker einig.
Mit einer neuen Theorie wirst du es somit schwer haben.
Ohne Teilchenbeschleuniger und Laserbank im Hobbykeller soundso.
Es gibt ja Alternativen zur KD. Uli hat gerade die eines Nobelpreistraegers genannt. Aber im Grunde nimmt selbst diese niemand ernst.
Zitat von richy
Zitat:

Stehen mehrere Alternativen z.B. einer Interpretation zur Auswahl, so wahlt man diejenige, die am besten mit dem Vatikan kompatibel ist. Bzw schliesst diese aus, die hier Konflikte erwarten lassen.
Zitat:

Zitat von GWUNDERI
Manchmal wäre man (ich) geneigt, jene Alternative zu wählen, die den Vatikan am meisten ärgert (ich meine die obere Hierarchie mit wenigen Ausnahmen).

Das war nur ein Erklaerungsversuch meinerseits. Da ich nicht verstehe warum die KD eine solche Vorzugsstellung in der Physik geniesst. Wobei dies noch im Gegensatz zu ihrer Leistungsfaehigkeit steht, wie auch hier bemerkt wird :
http://en.wikipedia.org/wiki/Consistent_histories
Zitat:

The proponents of this modern interpretation, such as Murray Gell-Mann, James Hartle, Roland Omnès and Robert B. Griffiths argue that their interpretation clarifies the fundamental disadvantages of the old Copenhagen interpretation, and can be used as a complete interpretational framework for quantum mechanics.
Eine VWI steht auch immer im Zusammenhang mit dem antosophischen Prinzip. D.h. letzteres funktioniert nur mit einer VWI. Damit faellt ein Gott zwar nicht gleich unter den Tisch, aber einige einfachen Argumentationsweisen, wie die Feinabstimmung der Naturkonstanten bei einigen VWI Varianten schon. Der Papst haette es etwas schwerer.
Die KD ueberlaesst dem Papst zudem den kompletten Teil vor der Messung. Naja warum auch nicht. Kooperation ist ein erfolgreiches Grundprinzip. Das waere fuer mich wenigstens eine vernuenftige Erklaerung. Muss natuerlich nicht so sein.

Gruesse

Uli 19.02.10 01:43

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48713)
Hi Uli

Ich meine Gell Mann vertritt eine Variante der VWI (Viele Welten Interpretation) , die "many" oder "consistent histories" http://en.wikipedia.org/wiki/Consistent_histories
Dagegen richtig sich meine Kritik weniger :-), wobei das Forum auf solche exotischen Interpretationen eigentlich verzichten wollte.
Ich werde sie jedenfalls nicht mehr fuer Argumente hier verwenden, sondern nur noch fuer meinen privaten Gebrauch.

Meine Kritik richtete sich lediglich an den zu vereinfachten Umgang mit Bertelmanns Socken.
Das fett gedruckte uebersieht man trotz besserem Wissen ganz gerne Mal.
Man muss schon den ganzen Artikel lesen oder schildern, in dem Bell "seine" Ungleichungen uebrigends anhand von Socken veranschaulicht.
http://doc.cern.ch//archive/electron.../198009299.pdf
Wobei er zunaechst feststellt, dass der EPR Versuch den nichtlokalen = globalen Charakter der Quantenphysik widergibt. Das ist bekannt.
Interessant ist Seite 13 in der er ein Beispiel angibt wie sich das scheinbare Paradoxon löesen laesst. Ueber eine globale Varaiable wie der Wochentag oder einen quasi globalen Freiheitsgrad wie das Wetter.
Sehe ich auch so. Das ist eine VWI Variante. In dem Fall, aber eben nur wenn man eine VWI annimmt reduziert sich das EPR "Paradoxon" auf Bertelmanns Socken. Wobei der Prozess der Auswahl damit aber sicherlich auch nicht geklaert wird.

Ebenso ist das gemeinsame Merkmal der meisten VWI Varianten keine Teilchen sondern Wellennatur.(Wie es konkret bei "many histories" ist weiss ich nicht) Und damit waeren wir bei wellenfoermigen Hypersocken. An so etwas dachte Bell sicherlich nicht. Sein Beispiel mit dem Wetter oder Wochentag ist sehr viel besser. Man beobachtet, dass Sonntags Kirchen voller sind als an anderen Wochentagen.
Ein ET wuerde dies nicht verstehen, wenn er nicht weiss, dass die Menschen Wochentage kennen. Im Gegensatz zu den Socken muss man hier einen zusaetzlichen globalen Freiheitsgrad angeben. Dann koennte man das Kind aber gleich beim Namen nennen.
:-)
Mein Respekt fuer diese Argumentationsweise. Aber so geht das natuerlich nicht. Beispiel :
Ein Bauer bemerkt, dass alle 3 Monate eine Kuh von seiner Weide verschwindet. Er beauftragt einen Privatdetektiven, der beobachtet, dass die Kuehe von UFO's entfuehrt werden und dies dem Bauern mitteilt. Nun glaubt der Bauer aber nicht an die Existenz von UFO's sondern irdische Kuhdiebe (KD), die der Detektiv aber leider nicht beobachten konnte.
Der Detektiv argumentiert daher :
Ob ihre Kuehe von UFO's oder irdischen KD entfuehrt werden. Beides ist vom Resultat physikalisch aequivalent. Die Kuehe sind verschwunden. Der Kuhschwund ist damit auch keine Frage der dahinterstehenden Metaphysik und meine beobachteten Ufos aequivalent zu den irdischen Kuh Dieben.

Oder konkreter :
Die einfache Erklaerung der VWI ergibt sich nur deshalb, weil sie mindestens eine globale zusaetzliche Variable in der Natur annimmt. Z.B. in Form der Nummerierung der Histories.
Du kannst nicht die Erklaerung uebernehmen und nachtraeglich dann annehmen, dass diese zusaetzliche Variablen nun doch nicht existieren.
Ausser ein paar Exoten nimmt hier soundso niemand ernsthaft eine VWI an. Und gemaess der KD gibt es fuer das EPR Experiment damit keine Erklaerung. Bertelmanns Socken laesst man dann am besten ganz aus dem Spiel, denn wie du siehst verstehen dies einige dann falsch.
Mischt man diese noch mit einer VWI ohne ausdruecklich darauf hinzuweisen ist die Verwirrung natuerlich komplett. Ich gehe nicht davon aus, dass du zusaetzliche globale Variablen annimmst. Dann bleibt eben nur die spukhafte Fernwirkung. Eine andere Erklaerung gibt es in dem Fall nicht. Bertelmanns Socken die du in einem anderen Thread schon als Argument verwendet hast sind dann nichts weiter als ein Paar Socken.

Gruesse

Meine Auffassung ist, dass die Quantentheorie sich einem wirklichen Begreifen durch den menschlichen Geist entzieht; drum haben wir diese Deutungen erfunden: Rezepte, mit Hilfe derer man sich zurechtlegen kann, was z.B. 2 aufeinanderfolgende Messungen an einem Quantensystem ergeben.
Man sollte diese "Rezepte" aber nicht zu ernst nehmen - es sind halt nur Krücken. Dinge wie "Viele Welten" oder "Kollaps der Wellenfunktion" haben mit Physik nichts zu tun - genauso wenig wie instantaner Informationsfluss. Ein Kollaps der Wellenfunktion oder eine Verzweigung in Viele Welten gibt es nur in unseren Köpfen.

Gruß,
Uli

richy 19.02.10 13:31

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Uli
Zitat:

Meine Auffassung ist, dass die Quantentheorie sich einem wirklichen Begreifen durch den menschlichen Geist entzieht;
Die Welt gehoert halt nicht zu unserem Erfahrungsraum und beschwerden beim Universum werden wenig nuetzen. Sehe ich somit genauso. Man kann aber das Unverstaendnis verlagern. Leider nicht wegtransformieren. Beispiel EPR Experiment.
Die KD macht keine Erweiterungen und der Vorgang bleibt unverstaendlich. Mit einer VWI laesst er sich dagegen leicht erklaeren. Nur gibt es die Erklaerung nicht kostenslos. Denn das Unverstaendnis hat man damit auf die Annahme zusaetzlicher Variablen verlagert.
Mir persoenlich faellt diese Varainte einfacher zu akzeptieren, da die ART schon einen dimensional erweiterten Raum (j*co*t) annimmt. Ganz vergleichbar ist dies nicht, denn man konnte bei der ART daraus resultierende Vorhersagen bestaetigen. In der QM liegen diese bekanntlicherweise alle schon ueber die SGL fest.
Zitat:

Man sollte diese "Rezepte" aber nicht zu ernst nehmen - es sind halt nur Krücken. Dinge wie "Viele Welten" oder "Kollaps der Wellenfunktion" haben mit Physik nichts zu tun - genauso wenig wie instantaner Informationsfluss.
Instantaner Informationsfluss schliesst auch mit der KD das zufaellige Auftrittsmerkmal aus. Hatten wir auch an anderer Stelle schon diskutiert.
So entscheidend halte ich dies gar nicht, ob die Realitaet tatsaechlich so ist, sondern wieviele Vorgaenge ein Modell beschreiben kann. Und da sind alle Modelle aufgrund der SGL bezueglich dem messbaren Ergebnis gleichwertig. Das muss aber nicht prinzipiell so bleiben. Allerdings wird man dazu schon so etwas wie eine vereinheitlichte oder erweiterete Feldtheorie benoetigen. Dann koennte man entscheiden ob auch hier ein Modell auftritt, dass einer der Interpretationen der QM aehnelt und neben der SGL Vorhersagen erlaubt, die man ueberpruefen kann. Das muss man somit abwarten.
Gruesse

Hans 19.02.10 15:15

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Uli (Beitrag 48716)
Meine Auffassung ist, dass die Quantentheorie sich einem wirklichen Begreifen durch den menschlichen Geist entzieht; drum haben wir diese Deutungen erfunden: Rezepte, mit Hilfe derer man sich zurechtlegen kann, was z.B. 2 aufeinanderfolgende Messungen an einem Quantensystem ergeben.
Man sollte diese "Rezepte" aber nicht zu ernst nehmen - es sind halt nur Krücken. Dinge wie "Viele Welten" oder "Kollaps der Wellenfunktion" haben mit Physik nichts zu tun - genauso wenig wie instantaner Informationsfluss. Ein Kollaps der Wellenfunktion oder eine Verzweigung in Viele Welten gibt es nur in unseren Köpfen.

Gruß,
Uli

Das ist richtig. Aber muss sich die Wissenschaft dem menschlichen Geist entziehen wie der Götterglaube? Ist vielleicht gewollt damit die Vermittler der Quantengeheimnissen sich selbst auf eine wichtige Stufe stellen können? Ist das nicht Mystifizierung und Forderung von unbedingtem Glauben, versteckt unter dem Mäntelchen der Wissenschaft? Kommt uns bekannt vor. Kann man schon hier sehen welche religiöse Empörung einen Menschen ergreift wenn man ganz nüchtern und unbeeindruckt die dargestellten QM- Deutungen hinterfragt. Nüchterne Hinterfragung rufen inadäquate Emotionen und Reaktionen hervor? Ist es nicht eher so, dass sich auf solch unzugänglichen Gebieten wie die der Quantenphysik auch die Gefahr besteht, dass die „Wissenden“ den Laien jedes Quantenmärchen erzählen können ohne dass sie sich der Gefahr aussetzen enttarnt zu werden? Das führt schon aus diesen gen. Gründen zu einer Subkultur von Quantenerzählern . Der Zenoeffekt ist recht krasses Beispiel von Vielen. Man kann eben fast alles spinnen in der Quantenwelt. Wie soll dann wissen was wirklich stimmt und was Nonsens ist? Die vielen versteckten Parameter in der QM verführen zum Phantasieren. Es gedeihen nur dort Pflanzen wo Dünger ist. Auch solche.

Bezüglich des Zeno Effekts gebe ich hier mal eine hübschen Zaubertrick aus dem Netz als Link an. Er ist verblüffend wenn man ihn nicht kennt. Die meisten hier kennen ihn. Und es ist kein Problem letztendlich die versteckten Parameter zu finden. Ich will nur sagen, dass es bei weitem schwieriger ist versteckte Parameter im Mikrokosmos zu finden weil er nicht mehr dem uns bekannten Algorithmus folgt und er nicht mehr so leicht zugänglich ist. Messergebnisse haben breite Deutungsspektren. Oder anders ausgedrückt, die Wissenschaft ist noch nicht auf die beste Lösung gekommen.

http://www.messe-ideen.de/online-spi...lenraetsel.htm

Nur ein Beispiel :
Den Satz sagte Herr Schrödinger:
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
(1935)Die abrupte Veränderung durch die Messung ist der interessanteste Punkt der ganzen
Theorie. Es ist genau der Punkt, der den Bruch mit dem naiven Realismus verlangt.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Sowohl seine Katzenstorry wie auch obige Aussage sind nicht verstehbar. Wenn ich ein Teilchen messe, so benutze ich seine Energie. Das bedeutet schlichtweg, dass eine Messung nur möglich ist wenn die Information aus der Energie des Teilchen selbst stammt (auch indirekte). Das zu messende Teilchen wird in der Regel dabei zerstört. Also ist die geheimnisvolle Veränderung des Teilchens eine vollkommen logische Angelegenheit. Wo liegt das das Unbegreifliche? Warum es den Bruch mit dem „NAIVEN“ Realismus verlangt ist eine Sache für den Psychologen. Hier versucht eine bestimmte Gruppe von Wissenschaftlern eine Welt zu installieren die keiner mehr hinterfragen soll. Das kommt uns bekannt vor. Das man z. Zeit mit Erfolg Quanten -Kryptologie betreibt bedeutet keineswegs das man die wirkliche Natur der Quanten verstehen muss. Es reicht, dass man weiß was sie tun. Aber warum sie das tun bleibt weiterhin im Dunkeln sowie ursächlich die Natur der Gravitation nicht entschlüsselt werden konnte. Sie wird nur mathematisch beschrieben. Wenn man die universale Urkraft einfach überspringt ohne wirkliches Wissen ihrer wahren Natur dann wird man keinesfalls auf anderen Gebieten einen durchgreifenden Erfolg haben. Die QM fängt beim Gravitationsfeld an.


Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48715)
Natuerlich weisen Elementarteilchen eine extreme Dichte auf. Die Dichte von Neutronensternen liegt aber in der selben Groessenordnung. Und hier konnte man bisher keine Quanteneffekte beobachten. Wobei es sicherlich einige Aehnlichkeiten gibt. Detaillierte Berechnungen zu Neutronensternen und sogar Mini Black Holes hat man im Rahmen der Sicherheit des LHC's schon durchgefuehrt. Das ist somit kein Neuland.
Deine Theorie steht auch im Widerspruch zum Experiment.
Denn die Dekohaerenz nimmt demnach mit steigender Masse zu.
Gruesse

Eigentlich sollte sie das auch nach meiner Darstellung. Immerhin nimmt die Stärke des Raumzeitgradienten bei größerer Masse zu (nach meiner Meinung ). Das bedeutet auch sicher eine starke Zeitdilatation.
Ein Interferometer dient (u.A.) dazu die hypothetischen G-Wellen zumessen. Die Kohärenz der sich überlagernden Wellen würde durch Gravitationswellen gestört. Diese Störung der Kohärenz entsteht durch die Zeitdilatation die nicht nur im G-Feld ist sondern auch in einer G-Welle. Also geringste Kohärenzunterschiede durch Zeitdilatation. Die ZD in Teilchen ist viel stärker. Also eine Inkohärenz.

Grüße
Hans

Gwunderi 19.02.10 18:21

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48646)
Die SGL beschreibt ja nicht das Teilchen selbst, sondern lediglich seine Bewegung von A nach B mit einem bestimmten Hindernis (Einfachspalt oder Doppelspalt oder ... etc., niemals - und). Ist das Elektron selbst (an sich) eine Welle, nur weil dessen Bewegung mit einer Wellengleichung beschrieben werden muss?

Heute ist mir klargeworden, auf was Du damit wahrscheinlich hinauswillst:

Sehe ich das richtig?
Du siehst die Wellenfunktion als eine Art "Feld" an, das bereits die wahrscheinlichen Wege des Teilchens festlegt oder vorgibt; und zwar ist das Feld verschieden, ob ein Spalt oder beide offen sind. Ähnlich einem magnetischen Feld, das durch die Eisenspäne sichtbar wird.

Die Schrödingersche Wellenfunktion jedenfalls ist kein solches Feld. Sie ist auch räumlich begrenzt, ein "Wellenpaket" eigentlich, mit verschienenen Wahrscheinlichkeitsamplitüden (für den Ort des Teilchens z.B.), die immer kleiner werden, bis sie schliesslich null sind.

Die Wellenfunktion existiert nicht unabhängig vom Elementarteilchen wie das EM-Feld unabhängig von den Eisenspänen, sondern existiert nur mit dem Teilchen zusammen, IST also auf irgend eine komische Art wirklich das Teilchen. (Einerseits gibt sie die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten des Teilchens an, andererseits ist sie irgendwie diese Wahrscheinlichkeitsverteilung selbst?) Darum verhält sich ein Elektron im Experiment auch genau so, als würde es durch zwei Spalten gleichzeitig hindurch?

Es gibt doch auch die (verworfene?) Annahme, die Wellenfunktion sei nur eine Art "Führungswelle", auf die das Teilchen "mitschwimmt", oder die seine Bahn lenkt, aber eine Wellenfunktion ist doch etwas ganz anderes?

Zitat:

Zitat von Uli (Beitrag 48716)
Man sollte diese "Rezepte" aber nicht zu ernst nehmen - es sind halt nur Krücken. Dinge wie "Viele Welten" oder "Kollaps der Wellenfunktion" haben mit Physik nichts zu tun - genauso wenig wie instantaner Informationsfluss. Ein Kollaps der Wellenfunktion oder eine Verzweigung in Viele Welten gibt es nur in unseren Köpfen.

Aber es gibt eben doch vernünftige, weniger vernünftige und "unsinnige" Rezepte, bis zu einem gewissen Grad vielleicht "Geschmacksache"; vor allem kann man mit Vernunft allein nicht erklären, worin die Vernunft eigentlich besteht (ein Zirkelschluss so quasi) - dennoch sind sich die meisten Menschen so ziemlich einig, welche Rezepte vernünftig sind und welche "unsinnig" (von UFO's entführte Kühe z.B.). Und diese Rezepte haben nicht nur sehr wohl etwas mit Physik zu tun, Physik ist nichts anderes als (möglichst vernünftige) Rezepte zu basteln.

Grüsslein, Gwunderi

Gwunderi 19.02.10 21:48

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Hans (Beitrag 48729)
Nur ein Beispiel :
Den Satz sagte Herr Schrödinger:
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
(1935)Die abrupte Veränderung durch die Messung ist der interessanteste Punkt der ganzen
Theorie. Es ist genau der Punkt, der den Bruch mit dem naiven Realismus verlangt.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Sowohl seine Katzenstorry wie auch obige Aussage sind nicht verstehbar. Wenn ich ein Teilchen messe, so benutze ich seine Energie. Das bedeutet schlichtweg, dass eine Messung nur möglich ist wenn die Information aus der Energie des Teilchen selbst stammt (auch indirekte). Das zu messende Teilchen wird in der Regel dabei zerstört. Also ist die geheimnisvolle Veränderung des Teilchens eine vollkommen logische Angelegenheit. Wo liegt das das Unbegreifliche?

Ziemlich unbegreiflich ist mir, um beim Doppelspaltexperiment zu bleiben, folgendes:

Wenn man zwei Detektoren hinter den Spalten aufstellt, zeigt nur jeweils einer der Detektoren das Passieren eines Teilchens an. Verzichtet man auf das Messen, bildet sich ein Interferenzmuster wie wenn das Teilchen durch beide Spalten gleichzeitig gegangen wäre (und das nicht erklärbar wäre, wenn es nur durch einen Spalt geht).
Und zwar auch dann, wenn jeweils nur ein Teilchen aufs Mal die Spalten passiert, sodass sich jeweils nur ein Teilchen zwischen den Spalten und dem Schirm aufhält.

Also bewirkt wohl unsere Messung etwas viel "Seltsameres" als nur einen "klassischen" Energieaustausch.

Grüsslein,
Gwunderi

SCR 20.02.10 09:09

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi,
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48733)
Also bewirkt wohl unsere Messung etwas viel "Seltsameres" [...]

IMHO: Durch die Messung wird die Ortsunschärfe durchbrochen/aufgehoben.

JoAx 20.02.10 18:48

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Gwunderi!

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48731)
Sehe ich das richtig?
...

Nicht ganz. Natürlich ist das Elektron selbst (mit) die Quelle der Wellen, es hat ja immernoch sein elektrisches Feld, das ihm mit c in alle Richtungen "vorauseilt". Und auch die Materie, aus der die Wand mit dem Doppelspalt besteht, hat ihre Fähigkeit elektromagnetisch wechselzuwirken nicht verloren.

Ich meine nur (imho), bevor man einen Grund findet, sich beim Universum für das Interferrenzbild am Schirm zu beschweren, kann man die (wie ich meine) Tatsache, dass es von der Doppelspaltvorrichtung erzeugt/"generiert" wird, ruhig (physikalisch) analysieren, ohne dabei gleich ins Abstrakte zu stürtzen.

Den Zufall schafft es nicht ab. Dieser bleibt bestehen.

Die Theorie mit der Führungswelle heist - Bohm'sche Mechanik (BM). In diese Richtung gehen "meine" Überlegungen nicht.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48733)
Wenn man zwei Detektoren hinter den Spalten aufstellt, ...

Es reicht sogar nur ein Detektor, für einen der Spalte, um die Inerferrenz zu zerstören. Aber drückt der abstrakte Ausdruck - "Welcher Weg Information oder Interferrenz" - alles aus, was physikalisch real dahinter steckt, stecken könnte?


Gruss, Johann

SCR 20.02.10 21:31

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi JoAx,

IMHO: Für ein Teilchen gibt es einen Ort - Für eine Welle jedoch nicht.

JoAx 20.02.10 22:00

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi SCR!

Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48743)
IMHO: Für ein Teilchen gibt es einen Ort - Für eine Welle jedoch nicht.

Und wie sieht die Bewegungsgleichung für so ein Teilchen, wenn seine Bewegung von Wellen (Photonen) bestimmt wird?


Gruss, Johann

SCR 20.02.10 22:12

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Ich denke die Ortskoordinaten müssten da eigentlich unscharf sein ...

EDIT: Erfolgt eine Messung müsste sich im Übrigen IMHO eine spaltspezifische Präzession zeigen.

Gwunderi 21.02.10 11:24

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Johann,

Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48740)
Natürlich ist das Elektron selbst (mit) die Quelle der Wellen, es hat ja immernoch sein elektrisches Feld, das ihm mit c in alle Richtungen "vorauseilt".

Mit Lichtquanten kann man ja bekanntlich dasselbe Phänomen beobachten.

Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48740)
Und auch die Materie, aus der die Wand mit dem Doppelspalt besteht, hat ihre Fähigkeit elektromagnetisch wechselzuwirken nicht verloren.

Ich meine nur (imho), bevor man einen Grund findet, sich beim Universum für das Interferrenzbild am Schirm zu beschweren, kann man die (wie ich meine) Tatsache, dass es von der Doppelspaltvorrichtung erzeugt/"generiert" wird, ruhig (physikalisch) analysieren, ohne dabei gleich ins Abstrakte zu stürtzen.

Eine Messung ist immer auch eine Wechselwirkung, das will ich auch gar nicht bestreiten.
(Auch wenn der Detektor, glaube ich, keinen grossen Einfluss auf die "Teilchenbahn" hat: wenn man statt mit dem Detektor dadurch den Ort des Teilchens misst, dass man zuerst eine Zeitlang nur den rechten, dann nur den linken Spalt offenlässt, entstehen auf dem Schirm zwei Streifen nebeneinander, ganz so wie mann die Ortsmessung durch einen Detektor vornimmt).
Aber eine solche wie auch immer geartete Wechselwirkung ist nicht der springende Punkt.

Das "Unbegreifliche" ist:

Schiessen wir weiterhin nur ein Teilchen aufs Mal ab, sodass sich zwischen Spalten und Schirm nur jeweils ein Teilchen aufhält.
Da geschieht etwas ganz anderes, je nachdem, ob nur ein Spalt oder oder beide gleichzeitig geöffnet sind. Ist abwechselnd nur ein Spalt offen, entstehen auf dem Schirm zwei Streifen nebeneinander. Sind beide Spalten gleichzeitig geöffnet, bildet sich ein Interferenzmuster.

Hier ist kein Detektor, der durch seine Wechselwirkung irgendwas beeinflussen könnte (die Ortsmessung geschieht dadurch, dass wir nur einen Spalt offenlassen).

Das einzelne Teilchen verhält sich also ganz anders, ob nun nur ein Spalt oder beide gleichzeitig offen sind. Wie "weiss" aber das einzelne Teilchen, ob der zweite Spalt gerade auch offen ist oder nicht?

Sagen wir, es sind beide Spalten offen und stellen wir uns das Teilchen als "Kügelchen" vor, das nur durch einen der beiden Spalten geht, sagen wir durch den rechten. Ist nur der rechte Spalt offen, "fliegt es geradeaus" und es bildet sich ein einzelner Streifen auf dem Schirm. Ist beim "Durchflug" gerade auch der linke Spalt offen, entsteht kein einzelner Streifen, sondern ein Interferenzmuster.

Da müsste man wenn schon ein zusätzliches (irgendwie geartetes) "Feld" hinzudichten, das
die Teilchenbahn beeinflusst; meinetwegen, wenn man erklären kann, wie dieses Feld zustandekommt.

Ich beschwere mich auch nie beim Universum, ich meine nur, die Natur verhält sich unmöglich, sie folgt unseren Gesetzen oder Anschauungen nicht und man sollte sie dafür bestrafen.

Grüsslein, Gwunderi

Gwunderi 21.02.10 11:50

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48747)
EDIT: Erfolgt eine Messung müsste sich im Übrigen IMHO eine spaltspezifische Präzession zeigen.

Weiss nicht, was Du mit "spaltspezifische Präzession" meinst, aber gestern ist mir erstmals noch etwas sehr Seltsames aufgefallen (vielleicht meinst Du das?):

Wenn beide Spalten offen sind und der Detektor misst den Durchgang eines Teilchens, und zwar nachdem es bereits durch (nur) einen der beiden Spalten gegangen ist (der Detektor befindet sich ja hinter dem Spalt).

So muss das Teilchen doch schon im voraus "wissen", dass ein Detektor hinter dem Spalt lauert. Ohne Detektor verhält es sich ja so, als würde es durch beide Spalten gleichzeitig (und bildet Interferenz).

Sehe ich das richtig? Oder "stürze ich nun endgültig ins Abstrakte"?

Grüsslein, Gwunderi

Jogi 21.02.10 13:50

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Gwunderi.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Wie "weiss" aber das einzelne Teilchen, ob der zweite Spalt gerade auch offen ist oder nicht?

Yepp, das ist die Kernfrage, die sich vernünftigerweise nur durch eine Zusatzannahme beantworten lässt, wie du es hier ja schon andeutetst:
Zitat:

Da müsste man wenn schon ein zusätzliches (irgendwie geartetes) "Feld" hinzudichten, das
die Teilchenbahn beeinflusst; meinetwegen, wenn man erklären kann, wie dieses Feld zustandekommt.
Das kann man durch ein Modell veranschaulichen, aber es ist halt nur ein Modell.

Zitat:

Sagen wir, es sind beide Spalten offen und stellen wir uns das Teilchen als "Kügelchen" vor, das nur durch einen der beiden Spalten geht, sagen wir durch den rechten. Ist nur der rechte Spalt offen, "fliegt es geradeaus" und es bildet sich ein einzelner Streifen auf dem Schirm. Ist beim "Durchflug" gerade auch der linke Spalt offen, entsteht kein einzelner Streifen, sondern ein Interferenzmuster.
Eben.
Die Vorstellung vom Teilchen als "Kügelchen" sollte man langsam wirklich mal zu den Akten legen.
Und gerade dieses IF-Verhalten beim zweiten, offenen Spalt zeigt doch, dass da nicht eine einzelne, diskrete Entität durch die Spalte tritt, sondern eben Mehrere, und deren Verteilung hat durchaus eine makroskopische Ausdehnung.
An den Spaltkanten (und imho auch noch kurz dahinter) finden offensichtlich WWs statt, die dann letztendlich zum IF-Muster führen.


Gruß Jogi

SCR 21.02.10 15:11

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi,
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48766)
Weiss nicht, was Du mit "spaltspezifische Präzession" meinst, [...]

Ist auch nicht so wichtig - Eher ein mögliches Detail "für später".
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48766)
So muss das Teilchen doch schon im voraus "wissen", dass ein Detektor hinter dem Spalt lauert.

IMHO: Das Teilchen nicht.

Ich sehe das so: Das "Rätsel" des DS liegt IMHO womöglich darin begründet, dass man vorrangig Symptom-Analyse betreibt.
Ginge man zur Ursache zurück löst sich das Problem vielleicht von alleine auf -> Konkret:
Wie bewegt sich ein "Teilchen" quantenmechanisch von einem Ort zu einem anderen?
Wie macht das explizit ein Photon?
...
Ein Photon ist zeitlos - Wie ist das z.B. in Einklang mit der allgemeinen Einschätzung "ein Teilchen müsste etwas im voraus wissen" zu bringen? :rolleyes:
Dieses "Problem" stellt sich meines Erachtens beim Photon gar nicht.

Eyk van Bommel 21.02.10 17:48

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

So muss das Teilchen doch schon im voraus "wissen", dass ein Detektor hinter dem Spalt lauert.
Ich sehe das aus einer anderen Sichtweise. Aus dem Bezugsystem des Quantenteilchens, könnte man doch auch sagen, dass der Doppelspalt unscharf und somit auch der Detektor unscharf ist.

Nach meinem dafürhalten könnte man aus sicht des Quantenteilchens auch behaupten, dass sich der Detektor vor beiden Spalten befindet (unabhängig was ein anderer „3“ Beobachter „behauptet“) und es für das Teilchen unmöglich ist ein Spalt ohne Detektor zu durchqueren.

Oder anders:
Aus dem Bezugsystem Quantenteilchen stellt sich das Doppelspaltexperiment anders da.

Gruß
EVB

SCR 21.02.10 20:09

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo EVB,
Zitat:

Zitat von Eyk van Bommel (Beitrag 48780)
Aus dem Bezugsystem Quantenteilchen stellt sich das Doppelspaltexperiment anders da.

Volle Zustimmung zu dieser Aussage (Deine anderen vorangegangenen Aspekte kann ich allerdings nicht nachvollziehen - zumindest nicht adhoc).

JoAx 21.02.10 21:00

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Gwunderi!

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Eine Messung ist immer auch eine Wechselwirkung, das will ich auch gar nicht bestreiten.
...

Es heisst - Preparation - was der Doppelspalt "macht". Uli hat mich schon mal darauf hingewiesen, aber ich (für mich selbst) möchte vorerst bei Wechselwirkungen bleiben. Das nur zur Info.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Aber eine solche wie auch immer geartete Wechselwirkung ist nicht der springende Punkt.

Ich denke schon, dass das wichtig ist.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Ist abwechselnd nur ein Spalt offen, entstehen auf dem Schirm zwei Streifen nebeneinander.

Auch im Falle nur eines geöffneten Spaltes entstehen mehrere Streifen - Beugungsmuster.

http://upload.wikimedia.org/wikipedi...lt_-_gruen.jpg

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Wie "weiss" aber das einzelne Teilchen, ob der zweite Spalt gerade auch offen ist oder nicht?

Das Elektron hat ja sein (relatives) elektrostatisches Feld. Damit, und nicht mit seinem "Körper" ("Kügelchen"), interagiert es mt der Umgebung.
Die Spalte müssen bestimmte Bedingungen erfüllen - Spaltbreite, Abstand. Wenn die Spalte 1cm von einander entfernt sind, gibt es kein Interferrenzmuster für (bsw.) Elektronen.
Es muss also evtl. nur ein bestimmtes effektives Wechselwirkungsradius angenommen werden??? Stellt die Comptonwellenlänge so etwas dar?

Schiesst man die Elektrone auf eine Kante - gibt es auch ein Beugungsmuster. Bringen wir eine andere Kante an die erste nahe genug heran (ein Spalt), ändert sich das Beugungsmuster (s.o). Es ist also nicht nur die Anwesenheit von Materie, sondern auch die Abwesenheit dieser, an entsprechenden Stellen (z.B. auch zweiter Spalt in geeigneter Entfernung), die für das Endergebniss wichtig ist.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Da müsste man wenn schon ein zusätzliches (irgendwie geartetes) "Feld" hinzudichten, das
die Teilchenbahn beeinflusst; meinetwegen, wenn man erklären kann, wie dieses Feld zustandekommt.

Über ein konkretes Feld denke ich nicht nach. Bin auch nur am Nachgrübeln.
Das Aharonov-Bohm-Effekt wäre da evtl. auch relevant, vom Prinzip her.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48765)
Mit Lichtquanten kann man ja bekanntlich dasselbe Phänomen beobachten.

Richtig. Aber die Lichtquanten gibt es eigentlich nur am "Anfang" und am "Ende", als Teilchen, nicht dazwischen (denke ich). (?)


Gruss, Johann

Gwunderi 21.02.10 21:30

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Jogi (Beitrag 48768)
An den Spaltkanten (und imho auch noch kurz dahinter) finden offensichtlich WWs statt, die dann letztendlich zum IF-Muster führen.

Keine der bekannten Kräfte könnte mit den Teilchen so wechselwirken, dass schliesslich ein genau von der Schrödingerschen Wellengleichung vorhergesagtes Interferenzmuster entsteht, wie er in der Tat beobachtet wird.

Müsste man eben eine neue Kraft oder ein neues Feld erfinden, wobei immer die Gefahr besteht, damit mehr zu verschleiern als zu erklären, wie z.B. bei Newtons Gravitationsfeld (wobei sich ja Newton seines "Konstruktes" bewusst war).

Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48773)
Ein Photon ist zeitlos - Wie ist das z.B. in Einklang mit der allgemeinen Einschätzung "ein Teilchen müsste etwas im voraus wissen" zu bringen? :rolleyes:

Ein Elektron ist aber nicht zeitlos, und trotzdem "weiss" es anscheinend, ob ein Detektor hinter dem Spalt lauert oder nicht, oder - analog - ob nur ein Spalt oder beide zugleich offen sind. Mehr als befremdlich.

Dass die Physiker aber ihren Spass an solchem Spuk haben … na, ich weiss nicht, vielleicht einige schon. Gerade der Herr Schrödinger aber ganz gewiss nicht, er wollte die Implikationen seiner eigenen Wellengleichung lange nicht wahrhaben und suchte geradezu verzweifelt nach anderen Erklärungen. Einmal wurde er auch krank (ob wegen des Spuks oder eines Virus weiss ich nicht), aber Niels Bohr sass auch dann noch ständig bei seinem Bett zu und redete auf ihn ein: "Aber Herr Schrödinger (oder Erwin?), Sie müssen doch einsehen … ", bis ihn Schrödingers Frau hinauskomplimentieren musste.
Oder einmal meinte er verärgert/verzweifelt, er wollte, er hätte die Gleichnung nie gefunden, worauf Bohr: "Aber wir sind Ihnen doch sehr dankbar dafür."

Zitat:

Zitat von Eyk van Bommel (Beitrag 48780)
Aus dem Bezugsystem des Quantenteilchens, könnte man doch auch sagen, dass der Doppelspalt unscharf und somit auch der Detektor unscharf ist.

Sehe Deinen Beitrag erst jetzt und verstehe ihn nicht so ganz.
Auf den ersten Blick scheint auch mir der zitierte Satz etwas an sich zu haben …

Grüsslein, Gwunderi

EDIT:
@Johann
Und Deinen Beitrag sehe ich auch gerade erst jetzt ...

EMI 22.02.10 03:02

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48789)
Es muss also evtl. nur ein bestimmter effektiver Wechselwirkungsradius angenommen werden???

Darauf läufts hinaus JoAx,

ich hatte dazu, in einem anderen Zusammenhang, schon mal etwas geschrieben, schau mal:
Zitat:

Zitat von EMI
Die klassische Physik kennt zwei Arten der Bewegung. Die Lageveränderung von Körpern auf bestimmten Bahnen und die Ausbreitung von Wellen.
Ungeachtet des verschiedenen Wesens dieser Bewegungen stimmen die Gesetze, denen beide gehorchen, manchmal völlig überein.
Das gilt für die Fälle, in denen die Wellenlänge klein genug ist im Vergleich zu den Abmessungen des Raumes, in dem sich der Wellenvorgang ausbreitet.
Aber wie steht es in kleinen Bereichen?
Bei den Elementarteilchen (z.B. Elektronen) wissen wir allerdings nicht im voraus welche Maße als klein anzusehen sind, solche, wie sie in der Optik vorkommen oder wesentlich kleinere?
Es hat sich gezeigt, dass, wenn ein Elektronenstrahl durch ein Beugungsgitter(Kristall) hindurchgeht, die gleichen Beugungseffekte entstehen wie bei hochfrequenten el.mag. Wellen(Röntgenstrahlen).
Es gibt also eine Elektronenbeugung!
Nun sind aber die Elektronen keine Wellen sondern Teilchen.

Der Beugungsversuch zeigt, dass jedes Elektron wie eine Welle das Gitter durchläuft, ohne dabei aufzuhören ein unteilbares Teilchen zu sein.
Wir wissen aber auch, dass sich das Elektron in manch anderen Fällen ganz wie ein Teilchen bewegt, was keinerlei Welleneigenschaften aufweist.
So fliegen die Elektronen z.B. in einer Bildröhre auf festen Bahnen, die man genau so exakt vorausberechnen kann wie die Bahnen der Planeten.

Warum verhält sich ein Elektron mal wie eine Welle, mal wie ein Teilchen?
Wir erinnern uns, dass auch Licht das gleiche zweiseitige Verhalten zeigt.
Alles hängt vom Verhältnis zwischen der Wellenlänge und den Ausmaßen des Raumes ab, in dem die Bewegung vor sich geht.

Welche Wellenlänge entspricht nun aber der Bewegung eines Elektrons?
Man kann die Wellenlänge anhand des Beugungsbildes mit der gleichen Formel ermitteln, die zur Bestimmung der Wellenlänge von Röntgenstrahlen dient.
Dabei ergibt sich, die Wellenlänge ist umgekehrt proportional dem Impuls(Masse mal Geschwindigkeit) eines Teilchens.
Der Proportionalitätsfaktor zwischen ihnen ist eine universelle Konstante, die Planckkonstante h!
λ = h/mv
Um also die Wellenbewegung des Elektrons zu charakterisieren muss man eine neue universelle Konstante in die Physik einführen!
Sie ist desshalb universell weil sie für alle Teilchen und alle Bewegungen gleich ist!
Sie charakteresiert ein neues Naturgesetz was in den Newtonschen Bewegungsgesetzen nicht vorkam.

Unser metrisches System ist das Ergebnis einer Konvention, die zwischen den Menschen geschlossen wurde, aber dieses liegt nicht in den Gesetzen der Physik begründet.
Dagegen gilt die Planckkonstante im ganzen Universum, sie ist überall gleich!

Mit h können wir nun die Frage beantworten weshalb sich in einer Bildröhre die Welleneigenschaften des Elektrons nicht äußern, während sie es im Kristall tun.
Die Wellenlänge des Elektrons in einer Bildröhre berechnet sich zu λ≈10^-11 m, der Durchmesser des Elektronenstrahls ist ungefähr 10^-4 m.
Der Durchmesser ist 10 Millionen mal größer als die entsprechende Wellenlänge!
Hier wird deutlich, dass sich in einer Bildröhre keinerlei Welleneigenschaften bei der Bewegung von Elektronen auf Bahnen zeigen können, dass es aber unbedingt zu Beugungserscheinungen kommen muss, wenn der gleiche Elektronenstrahl durch ein Kristall geht.

In welchen Grenzen hat der Begriff der Bahn eines Strahls einen Sinn?
Der Begriff der Teilchenbahn hat dann einen vernüftigen Sinn, wenn die Amplitute der Welle, die mit der Bewegung verknüpft ist, nach beiden Seiten der Bahn schnell zu Null wird.

Wie wirkt sich nun eine seitliche Begrenzung(Spalt) der Bahn aus?
Der Strahl hat hinter dem Spalt einen bestimmten(von der Wellenlänge abhängigen) Öffnungswinkel.

Wohin ist nun die Geschwindigkeit eines den Spalt durchlaufenden Teilchen gerichtet?
Ein Teilchen weist nur dann eine genau bestimmte Geschwindigkeitsrichtung auf wenn dessen Bewegung seitlich durch nichts begrenzt ist.
Wenn nun die den Spalt durchlaufenden Teilchen nicht genau parallel aus dem Spalt heraustreten, sondern in einem bestimmten Öffnungswinkel so liegt eben innerhalb dieses Winkels auch die Richtung der Geschwindigkeit des Teilchens.
Die Geschwindigkeit ist eine vektorielle Größe und wenn sie um einen bestimmten Winkel abweicht so bedeutet das, dass sie eine senkrechte Komponente erhalten hat die gleich dem Produkt der Geschwindigkeit und diesem Winkel ist.
Folglich zeigt die Geschwindigkeit des Teilchens nach dem Spaltdurchgang eine gewisse Streuung in der Fläche des Spaltes, denn wir wissen ja nicht, um welchen Winkel das Teilchen gerade abweicht.
Die Geschwindigkeit unterliegt einer Unbestimmtheit. Auch die Koordinate x zeigt eine Unbestimmtheit Δx.
Mit der Unbestimmtheit der Geschwindigkeit hat auch der Impuls p eine Unbestimmtheit. Δp = m Δv
Nach weiteren Rechnungen(auf die ich hier verzichte) mit Δp, Δx, dem Streuwinkel und der Wellenlänge λ und der Berücksichtigung das die Geschwindigkeit nach oben und nach unten abweichen kann, kommt man zu der für die Quantenmechanik fundamentalen Beziehung:
h = Δp Δx
Je genauer die Koordinate gegeben ist um so weniger genau ist der Impuls gegeben, weil Δp umgekehrt proportional zu Δx ist.

Es sei daran erinnert, dass lange Zeit Erfinder vergeblich versuchten ein Perpetuum mobile zu bauen. Wir wissen hier warum dies immer scheitern muss!
Koordinate und Impuls eines Teilchens existieren als genaue physikalische Größe nicht gemeinsam!
Es ist prinzipell unmöglich ein Verfahren anzugeben was zu ihrer genauen Bestimmung führen würde.
Das liegt nicht an einer subjektiven Unvollkommenheit sondern das ist ein objektives Naturgesetz.
Diejenigen die das Unbestimmtheitsprinzip wiederlegen möchten, erwartet das traurige Schicksal der Erfinder der Perpetuum mobile!

Die QM vermittelt uns eine ganz besondere Konzeption der mechanischen Bewegung, die sich nicht auf Bahnen vollzieht.
Die Bewegung auf Bahnen machte eine eindeutige Vorhersage des Künftigen auf der Grundlage des Vorhergegangenen möglich.
In der Quantentheorie trägt die Vorhersage einen Wahrscheinlichkeitscharakter.
Die Gesetze der QM beziehen sich auf die Wahrscheinlichkeiten des Auftretens der verschiedenen Größen, nicht auf die Größen selbst.

Die Beleuchtungsstärke ist gleich dem Quadrat der Amplitute der el.mag. Schwingung.
Auf die gleiche Weise muss die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron in einem bestimmten Punkt des Raumes oder einem anderen anzutreffen ist, gleich dem Quadrat der Amplitute der Wellenfunktion sein, durch die seine Bewegung beschrieben wird.
Bei der Bewegung eines Elektrons schwingt die Wahrscheinlichkeitsamplitute, sie hat Wellencharakter.

Die Wahrscheinlichkeit ist auch der Newtonschen Mechanik nicht völlig fremd.
In der QM ist die Wahrscheinlichkeit viel tiefer verankert, da sie mit dem Wesen der Dinge selbst verknüpft ist.

Die Streuung ist nicht damit verknüpft, ob durch den Kristall alle Elektronen auf einmal oder einzeln hindurchgehen.
Die Wellenfunktion eines einzelnen Elektrons hat eine Phase. Jedes Elektron ist sich selbst kohärent wie die Lichtwelle bei der Beugung.

Die Gesetze der QM schließen organisch den Begriff der Wahrscheinlichkeit in sich ein und sind nicht mit unserer subjektiven Unkenntnis der Anfangsbedingungen verbunden.

In der klassischen Mechanik tritt die Wahrscheinlichkeit(Zufall) nur da auf wo die Anfangsbedingungen nicht genau bekannt sind.
Sind diese genau bekannt ist die Wahrscheinlichkeit hier 1 und es gibt keinen Zufall mehr.
In diesem Sinne könnte man, wenn man die Anfangsbedingungen genau kennt, z.B. den Fall der Lottozahlen in der Ziehungsmachine vorhersagen.
Da sich aber die Kugeln in der Ziehungsmaschine berühren muss man dort die QM berücksichtigen.

Dort, am Berührungspunkt, existieren die Koordinate und der Impuls eines Teilchens als genaue physikalische Größe nicht gemeinsam.
Und dort existieren auch der Winkel(Azimut) und das Moment eines Teilchens als genaue physikalische Größe nicht gemeinsam.
Das ist ein objektives Gesetz, das ist objektiver Zufall.

Gruß EMI

JoAx 23.02.10 00:20

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo EMI!

Tja! Jetzt kann ich dem besser folgen. Auf manches muss man zumindestens teilweise selbst draufkommen, um den Gegenüber zu verstehen. :)
(Bei mir ist es so. Das dürfte aber auch schon aufgefallen sein. :D)
Ob ich's nun endlich durchblicke, ist freilich eine andere Frage. Für mich macht es jedenfalls physikalisch realen Sinn.


Gruss, Johann

EMI 23.02.10 02:20

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48813)
Ob ich's nun endlich durchblicke, ist freilich eine andere Frage.

Diese Frage ist für mich ganz klar beantwortet.
Ich werde bis an mein Lebensende nicht verstehen, wie ein Elektron durch zwei Spalte fliegen kann.

Gruß EMI;)

JoAx 23.02.10 09:42

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von EMI (Beitrag 48816)
wie ein Elektron durch zwei Spalte fliegen kann.

Jetzt bin ich wieder etwas verwirrt, EMI. Ich will ja gerade meinen, dass das Elektron nur durch einen der Spalte geht, nur können wir es nicht feststellen, ohne die Interferrenz zu zerstören.

Elektronen können auch an purem Licht gebeugt werden, so viel ich weiss. Wenn man also eine Lichtschranke hinter einem der Spalte aufstellt, dann wäre das für das e-, das durch den anderen Spalt geht, evtl. so, als ob man diesen Spalt zu gemacht hat. Das Licht simuliert unter Umständen die Anwesenheit von Materie. (?)

Oder ist es (knapp) vorbei?


Gruss, Johann

Uli 23.02.10 11:12

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48821)
Jetzt bin ich wieder etwas verwirrt, EMI. Ich will ja gerade meinen, dass das Elektron nur durch einen der Spalte geht, nur können wir es nicht feststellen, ohne die Interferrenz zu zerstören.

Gruss, Johann

Aber diese Interferenz zeugt ja gerade davon, dass für ein und dasselbe Elektron von beiden Spalten zugleich Materiewellen (nach Huygens) ausgehen.

Uli

Gwunderi 23.02.10 15:54

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48789)
Die Spalte müssen bestimmte Bedingungen erfüllen - Spaltbreite, Abstand. Wenn die Spalte 1cm von einander entfernt sind, gibt es kein Interferrenzmuster für (bsw.) Elektronen.
Es muss also evtl. nur ein bestimmtes effektives Wechselwirkungsradius angenommen werden??? [...]

Schiesst man die Elektrone auf eine Kante - gibt es auch ein Beugungsmuster. Bringen wir eine andere Kante an die erste nahe genug heran (ein Spalt), ändert sich das Beugungsmuster (s.o). Es ist also nicht nur die Anwesenheit von Materie, sondern auch die Abwesenheit dieser, an entsprechenden Stellen (z.B. auch zweiter Spalt in geeigneter Entfernung), die für das Endergebniss wichtig ist.

Hi Johann,

« … ändert sich das Beugungsmuster … »: genauer ausgedrückt wäre: entsteht ein Interferenzmuster.

Beugungs- und Interferenzmuster sind ja nicht ganz dasselbe. Und obiges gilt ja genauso auch für Wasser- und andere klassische Wellen. Bei Wasser ist es schön anschaulich: an beiden Spalten bildet sich durch Beugung eine "Primärwelle", und wenn die beiden Spalten nah genug beieinander liegen interferieren die beiden Primärwellen und bilden ein Inteferenzmuster. Auch hier beobachtet man keine Interferenz, wenn die beiden Spalten weit genug voneinander entfernt sind; gäbe es aber ohne Reibung dennoch in weiterer Ferne, und wahrscheinlich hängt es auch bei den Elementarteilchen vom Abstand zum Schirm ab, ob es bei Spaltenabstand 1cm oder bei 1m kein Interferenzmuster mehr gibt? (wobei hier wahrscheinlich auch die Ausdehnung des "Wellenpakets" eine Rolle spielt?)

Bis hierher verhält es sich also in der Quantenwelt wie bei einer Wasserwelle. (Ob auch die Mathematik dieselbe ist, wüsste ich nicht, aber die Unschärferelation kann man doch ähnlich wie bei einer Wasserwelle berechnen.)

Das Dumme ist nur, dass bei Wasser, wenn beide Spalten gleichzeitig offen sind, in jedem Fall ein Interferenzmuster entsteht. (Auch wenn das Wasser nach den Spalten auf ein Hindernis stösst, stört dieses zwar das Interferenzmuster, aber die Interferenz bleibt). Bei Elementarteilchen hingegen nicht.

Wenn ein Detektor hinter einem der Spalten misst, ob bei gleichzeitig geöffneten Spalten ein Teilchen durch "seinen" Spalt hindurchgeht (oder durch den anderen), bildet sich überhaupt keine Interferenz mehr. Das Interferenzmuster wird nicht nur (asymmetrisch) gestört, es verschwindet ganz, und hinter dem Spalt mit dem Detektor zeigt sich ein einfaches Beugungsmuster (grob ein Streifen; ich denke hier ist die Vereinfachung zulässig, v.a. um es nicht mit einem Interferenzmuster zu verwechseln).

Auf das Wasser übertragen sollten, sobald ein Hindernis hinter einem der Spalten plaziert wird, die beiden Primärwellen plötzlich keine Interferenz mehr bilden, ganz so als verschwinde damit eine der Primärwellen, oder als sei plötzlich kein zweiter Spalt da. Dafür bildet sich nur gerade hinter dem Spalt, wo das störende Hindernis liegt (sagen wir dem rechten), eine schöne Primärwelle aus. Genau so eine, wie sie auch entsteht, wenn es nur den rechten Spalt und kein Hindernis dahinter gäbe.

Wirklich sehr klassisch.

Ich wünsche Dir erneut höchste Verwirrung
Grüsslein, Gwunderi

P.S. Zum Aharonov-Bohm-Effekt werde ich mich in etwa zwanzig Jahren äussern, sobald ich etwas davon verstanden habe.

Hermes 23.02.10 16:09

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von EMI (Beitrag 48816)
Ich werde bis an mein Lebensende nicht verstehen, wie ein Elektron durch zwei Spalte fliegen kann.

Gruß EMI;)

Hi EMI,

Du verstehst aber (freilich ohne daran glauben zu wollen) die Idee der Viele Welten?!
Ich gehe davon aus!

Das wirft die Frage auf:
Kann man etwas nur verstehen, wenn es sich beweisen läßt...?

Gruß Hermes;)

JoAx 23.02.10 17:05

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Gwunderi!

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48832)
« … ändert sich das Beugungsmuster … »: genauer ausgedrückt wäre: entsteht ein Interferenzmuster.

Gibt es bei nur einem Spalt interferrenz? Ober ist es nur Beugung?

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48832)
Beugungs- und Interferenzmuster sind ja nicht ganz dasselbe.

Ja. Warum erzeugen dann sowohl die Interferrenz als auch Beugung ähnliche Bilder? Beugung:

http://upload.wikimedia.org/wikipedi...alt_-_blau.jpg

Weil nicht vom Spalt, sondern von den Rändern des Spaltes gebeugt (gestört) wird!? Und was ist, wenn die "Dicke" des Randes (senkrecht zur Bewegungsrichtung) auch eine Rolle spielt?

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48832)
Das Dumme ist nur, dass bei Wasser, wenn beide Spalten gleichzeitig offen sind, in jedem Fall ein Interferenzmuster entsteht. Bei Elementarteilchen hingegen nicht.

Naja. Bei Wasserwellen ist es auch recht schwer die Quantisierung zu erreichen. :D

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48832)
Wenn ein Detektor hinter einem der Spalten misst, ob bei gleichzeitig geöffneten Spalten ein Teilchen durch "seinen" Spalt hindurchgeht (oder durch den anderen), bildet sich überhaupt keine Interferenz mehr.

Nur wenn der Detektor so eingestellt ist, dass dieser das durch "seinen" Spalt durchgegangene Teilchen auf jedenfall detektiert. Andernfalls bekommt man ein gemischtes Bild.

Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48832)
(grob ein Streifen; ich denke hier ist die Vereinfachung zulässig, v.a. um es nicht mit einem Interferenzmuster zu verwechseln).

Genau das ist vlt. zu viel des Guten. (?)

Wie "erkennt" denn das Elektron die Materie des Schirmes, in dem die Spalte eingeritzt sind? Nicht etwa durch "mechanischen" Körperkontakt, a la Billiard, sondern durch em. Felder. Weil es sich bewegt, kommt es (imho) auch zu wechselnden em. Feldern. Und was ist Licht (-detektor)? - Nichts anderes als wechselnde em. Felder - em. Wellen.

Eine Lichtschranke als Detektor könnte (?) das Vorhandensein der Materie simulieren. Es wäre so, als wäre in der Tat nur ein Spalt offen. Zumindestens für das Elektron, das durch das nicht überwachte Spalt gegangen ist.

Mit Wasserwellen kommt man schnell an Grenzen.

Na ja. Vlt. es es auch nur Stuss, was ich da von mir gebe.


Gruss, Johann

PS:
http://www.tphys.jku.at/group/klein/dslit.pdf
http://www.hep.princeton.edu/~mcdonald/examples/QM/born_zp_37_863_26.pdf

JoAx 23.02.10 17:08

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hi Uli!

Zitat:

Zitat von Uli (Beitrag 48823)
Aber diese Interferenz zeugt ja gerade davon, dass für ein und dasselbe Elektron von beiden Spalten zugleich Materiewellen (nach Huygens) ausgehen.

Ist es die einzige (einfachste?) denkabare Möglichkeit, wie ein Interferrenmuster entstehen kann, oder gäbe es auch andere?


Gruss, Johann

Gwunderi 23.02.10 19:01

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48835)
Gibt es bei nur einem Spalt interferrenz? Ober ist es nur Beugung?

Bei einem Einzelspalt gibt es nur Beugung und keine Interferenz. Interferenz entsteht, wenn zwei oder mehrere Wellen "aufeinanderstossen", eben miteinander interferieren.

http://www.flaschenboden.de/images/beugung.gif

http://www.physik-mit-links.de/13_2_...oppelspalt.gif


Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48835)
Ja. Warum erzeugen dann sowohl die Interferrenz als auch Beugung ähnliche Bilder?

In beiden Fällen sind ja Wellen beteiligt. Und die Streifen bilden die Wellenberge und -täler (oder Maxima und Minima) ab. Bei der Überlagerung von zwei Wellen (=Interferenz) addieren sich die beiden Wellenzüge, wo Wellenberg auf Wellenberg trifft, entsteht ein doppelt so hoher Berg, Wellental auf Wellental ergibt ein doppelt so tiefes Tal, und Wellenberg auf Wellental löschen sich gegenseitig aus - die resultierende Welle entsteht also durch Überlagerung oder Interferenz.

Zitat:

Zitat von JoAx (Beitrag 48836)
Ist es die einzige (einfachste?) denkabare Möglichkeit, wie ein Interferrenmuster entstehen kann, oder gäbe es auch andere?

"Klassisch" schon. Es gibt aber die berühmte Frage: «Aufeinandertreffende Wellen erzeugen immer Interferenz (schon fast definitionsgemäss), aber kann man deshalb bei Interferenz automatisch auch auf eine Welle schliessen?»

Grüsslein, Gwunderi

SCR 23.02.10 19:53

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo EMI,
Zitat:

Zitat von EMI (Beitrag 48816)
Ich werde bis an mein Lebensende nicht verstehen, wie ein Elektron durch zwei Spalte fliegen kann.

ich hoffe nicht, dass Du von uns gehen wirst, bevor diese Frage geklärt ist. ;)

Hallo Uli,
Zitat:

Zitat von Uli (Beitrag 48823)
Aber diese Interferenz zeugt ja gerade davon, dass für ein und dasselbe Elektron von beiden Spalten zugleich Materiewellen (nach Huygens) ausgehen.

Ja, genau wie EMI sagt: "Das Elektron" fliegt durch beide Spalten.
Aber eben nur solange man nicht seinen Aufenthaltsort zu einem bestimmten Zeitpunkt "schärft": Beides durch Messung aus Sicht eines Beobachters an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Hallo Gwunderi,
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48790)
Ein Elektron ist aber nicht zeitlos, und trotzdem "weiss" es anscheinend, ob ein Detektor hinter dem Spalt lauert oder nicht, oder - analog - ob nur ein Spalt oder beide zugleich offen sind.

IMHO: Das Teilchen Elektron weiß überhaupt nichts solange es keine WW mit anderer Materie eingeht.

Frage: Wie definierst Du
a) den Ort eines Teilchens zu einem bestimmten Zeitpunkt?
b) den Ort einer Welle zu einem bestimmten Zeitpunkt?
:rolleyes:

Gwunderi 23.02.10 21:40

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48842)
IMHO: Das Teilchen Elektron weiß überhaupt nichts solange es keine WW mit anderer Materie eingeht.

Ja, darum habe ich ja "wissen" in Anführungszeichen gesetzt - sonst können wir ja zu diskutieren beginnen, ob ein Elektron mit Gehirn oder Nervenzellen ausgestattet ist :rolleyes:

Aber immer diese Wechselwirkung, mit anderer Materie, mit solch oder anderer Energie …
Ist mir auch klar, dass (physikalisch) irgendetwas immer durch Wechselwirkung geschieht (vielleicht etwas laienhaft ausgedrückt), auch Wahrnehmung geschieht durch WW (Photonen treffen auf meine Augen, Schallwellen an mein Ohr usw.).

Könnte es etwas mit der Akausalität zu tun haben? Über diese sind wir uns glaube ich alle einig?
Bei einer Wechselwirkung geschieht immer etwas aufgrund von etwas anderem, sagen wir A aufgrund von B; sie verändert sowohl A wie auch B, aber (wegen der Entropie eigentlich?) sagen wir immer, A bewirkt oder ist die Ursache von B. Die Strasse wird nass, weil es regnet (es regnet, weil die Strasse nass ist tönt/ist ziemlich unsinnig).

Aber was ist auf Quantenebene die Ursache und was die Wirkung? Schrieb nicht richy kürzlich etwas in diese Richtung? Ja, hier:

Zitat:

Zitat von richy (Beitrag 48696)
Ein isoliertes Teilchen kennt keine Entropie und damit keine Richtung eines Zeitpfeils, die notwendig ist um eine kausale Realitaet in unserem Sinne herzustellen.
Ein wichtiger Punkt bei der Dekohaerenz duerfte somit die Wechselwirkung mit Systemen die eine Entropie beinhalten sein. Letztendlich die globale Entropie.

Sollte man sich darüber einmal Gedanken machen?

Habe jetzt nur so schnell ziemlich unüberlegt geantwortet. Weiche aber damit kein Jota von meinem vorherigen Beitrag ab, versuche nur, mir selber mehr Klarheit zu verschaffen.

Grüsslein, Gwunderi

Gwunderi 23.02.10 22:18

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Kleiner Nachtrag:

Zitat:

Zitat von SCR (Beitrag 48842)
Frage: Wie definierst Du
a) den Ort eines Teilchens zu einem bestimmten Zeitpunkt?
b) den Ort einer Welle zu einem bestimmten Zeitpunkt?
:rolleyes:

Ja, den Ort einer Welle zu einem bestimmten Zeitpunkt zu definieren, dürfte etwas schwierig sein ... :(

Auf was genau willst Du damit hinaus? (oder muss ich es selber herausfinden?)

Grüsslein, Gwunderi

SCR 24.02.10 08:01

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Hallo Gwunderi,
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48847)
oder muss ich es selber herausfinden?

Das wäre der eine Weg - Ansonsten aber zumindest prüfen/verifizieren, was andere (z.B. ich ;)) Dir darüber erzählen.
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48790)
Ein Elektron ist aber nicht zeitlos, [...]

1. Verhält sich das Elektron am DS nun wie ein Photon oder nicht?
2. Wie sieht das DS-Experiment aus Sicht eines Photons aus?
(Detailliert aufgeschlüsselt nach Orten und Zeitpunkten; wie gesagt: aus Sicht des Photons!)

(Darauf aufbauend kann man IMHO immer noch die Unterschiede zwischen Photonen und anderen Teilchen diskutieren)

Hermes 24.02.10 17:47

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Gwunderi (Beitrag 48846)
Könnte es etwas mit der Akausalität zu tun haben? Über diese sind wir uns glaube ich alle einig?

Grüsslein, Gwunderi

Die Vorgänge am Doppelspalt und vielleicht der ganzen Quantenphysik sind nicht akausal, wenn man den Begriff "Kausalität" nicht nur auf die unmittelbar gegenwärtig mögliche Raumzeit beschränkt.

"Akausalität", "Nichtlokalität" verlieren dann das mysteriöse, unverständliche ihrer Logik, da sie das sind was sie zu negieren scheinen, nur in einem anderen dimensionalen Kontext.

Ob man Akausalität eventuell "orthogonale Kausalität" und
Nichtlokalität dementsprechend "orthogonale Lokalität" nennen möchte
weiß ich auch nicht....

Grüsslein Hermes

EMI 24.02.10 18:06

AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?
 
Zitat:

Zitat von Hermes (Beitrag 48834)
Kann man etwas nur verstehen, wenn es sich beweisen läßt...?

Hallo Hermes,

na dann wäre ja alles ok.
Das ein Elektron gleichzeitig durch zwei Spalte geht ist ja bewiesen.
Ich verstehe das trotz Beweis nicht.

Das Elektron, die Spalte, der Schirm, ich und Hermes gehören zu einem thermodymamisch isolierten System, unser Universum.
Eine andere Welt, übergeordnet, untergeordnet oder parallel gehört nicht zu diesem System und kann nicht mit diesem WW.

Gruß EMI


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