Quanten.de Diskussionsforum

Quanten.de Diskussionsforum (http://www.quanten.de/forum/index.php5)
-   Quantenmechanik, Relativitätstheorie und der ganze Rest. (http://www.quanten.de/forum/forumdisplay.php5?f=3)
-   -   MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=3585)

Timm 02.03.19 10:45

MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von n4mbuG0t0
Zur Everett-Interpretation:

Diese Interpretation kommt sicherlich mit weniger Annahmen aus als die KH Deutung, aber nicht ohne. Sie erklärt mMn noch nicht vollständig wie es zur bornschen Wahrscheinlichkeit kommt.
Das scheint einer der wenigen (nicht die Vorstellungskraft berührenden) Kritikpunkte an der MWI zu sein. Wurde nach meiner Erinnerung von Tom erwähnt. Interessant wäre, ob und mit welchem Erfolg daran gearbeitet wird.

(aus dem geschlossenen Thread " Wie schnell verändern Quanteneffekte die Welt?")

Bernhard 02.03.19 10:56

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Ich verlinke dazu nochmal Toms Literaturtipps: https://www.astronews.com/forum/show...erpretation%93

Scheinbar gibt es also Ableitungen der bornschen Regel, was natürlich von (einem gewissen) prinzipiellem/n Interesse ist.

Timm 02.03.19 16:39

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90883)
Ich verlinke dazu nochmal Toms Literaturtipps: https://www.astronews.com/forum/show...erpretation%93

Das Thema ist hier offenbar nicht angesprochen, jedenfalls enthält der Text nicht "Born".

Timm 02.03.19 16:49

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Hier ein Hinweis,
Zitat:

Many researchers have tried to derive the Born rule (also called Born’s rule, Born's law, or probability interpretation) from many-worlds interpretation (MWI). However, nobody succeeded. Thus, the derivation of Born rule had become an important issue for MWI. We try to derive Born rule by introducing an elementary-event (also called an atomic event or simple event) of probability theory to the quantum theory as a new method.
der mir allerdings nicht viel sagt.

Zitat:

Conclusion
We explained the method to derive Born rule from many-worlds interpretation and probability theory.

Probability is proportional to the number of elementary-events. The number of elementary-events is the square of the number of elementary-states because we apply the "network structure of path integral" to the elementary-state. The number of elementary-states is proportional to the absolute value of the wave function. Therefore, the probability is proportional to the absolute value of the wave function.

Bernhard 02.03.19 17:18

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90883)
Scheinbar gibt es also Ableitungen der bornschen Regel, was natürlich von (einem gewissen) prinzipiellem/n Interesse ist.

Ich hatte zumindest Aussagen dieser Art im Umfeld der genannten Links gefunden und darauf Link Nr. 1 bestellt. Das Inhaltsverzeichnis ist allerdings eher enttäuschend. Wenn man dann auch eigene Ideen zu der Thematik hat, wird so ein Buch schnell zum Staubfänger.

Die Thematik selbst ist mMn kompliziert und als Hobby nur sehr schwer bis gar nicht zu bewältigen.

TomS 02.03.19 19:16

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90886)
Ich hatte zumindest Aussagen dieser Art im Umfeld der genannten Links gefunden und darauf Link Nr. 1 bestellt. Das Inhaltsverzeichnis ist allerdings eher enttäuschend. Wenn man dann auch eigene Ideen zu der Thematik hat, wird so ein Buch schnell zum Staubfänger.

Kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Das Buch ist sicher nur zu empfehlen, wenn man ein solides Vorwissen bzgl. Quantenmechanik hat. Auch dann ist es noch eine Herausforderung. Ein Buch allein aufgrund des Inhaltsverzeichnisses zu bewerten ist merkwürdig ...

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90886)
Die Thematik selbst ist mMn kompliziert und als Hobby nur sehr schwer bis gar nicht zu bewältigen.

Dem stimme ich nach der ersten Lektüre des Buches zu.

Ich habe nach dem ersten Lesen gerade zur Wahrscheinlichkeitsinterpretation zwar die Idee des Autors verstanden, nicht jedoch alle seine Ausführungen.

Dennoch bin ich der Meinung, dass es keine andere adäquate Motivation der Wahrscheinlichkeitsinterpretation im Rahmen der Everettschen Quantenmechanik gibt, die nicht mit der Wallaceschen verwandt ist.

Bernhard 02.03.19 20:34

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Hallo Tom,

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90887)
Ein Buch allein aufgrund des Inhaltsverzeichnisses zu bewerten ist merkwürdig ...

ich habe mittlerweile ausreichend verstanden, dass Du mich als Mensch nicht recht leiden kannst. Umso wichtiger wäre es, sachlich zu bleiben und auf persönliche Spitzen zu verzichten, denn das bringt hier niemanden weiter und macht nur Ärger.

TomS 02.03.19 21:50

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90888)
Hallo Tom,


ich habe mittlerweile ausreichend verstanden, dass Du mich als Mensch nicht recht leiden kannst.

Wie kommst du zu der Ansicht? Wir kennen uns doch persönlich gar nicht.

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90888)
Umso wichtiger wäre es, sachlich zu bleiben und auf persönliche Spitzen zu verzichten, denn das bringt hier niemanden weiter und macht nur Ärger.

Ich empfinde es nun mal als merkwürdig, wenn du ein von mir genanntes Buch aufgrund des “enttäuschenden Inhaltsverzeichnisses” und eigener Ideen als “Staubfänger” abwertest.

Hawkwind 02.03.19 21:53

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90887)
Kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Das Buch ist sicher nur zu empfehlen, wenn man ein solides Vorwissen bzgl. Quantenmechanik hat. Auch dann ist es noch eine Herausforderung. Ein Buch allein aufgrund des Inhaltsverzeichnisses zu bewerten ist merkwürdig ...


Dem stimme ich nach der ersten Lektüre des Buches zu.

Ich habe nach dem ersten Lesen gerade zur Wahrscheinlichkeitsinterpretation zwar die Idee des Autors verstanden, nicht jedoch alle seine Ausführungen.

Dennoch bin ich der Meinung, dass es keine andere adäquate Motivation der Wahrscheinlichkeitsinterpretation im Rahmen der Everettschen Quantenmechanik gibt, die nicht mit der Wallaceschen verwandt ist.

Für ein ganzes Buch darüber habe ich leider keine Geduld. Ich habe folgenden Artikel von Wallace gefunden, in dem er das Problem der Wahrscheinlichkeiten zu erklären versucht, dessen Lösung anscheinend auf Deutsch zurückgeht.

Everettian rationality: defending Deutsch's approach to probability in the Everett interpretation
als pdf: https://arxiv.org/pdf/quant-ph/0303050

Das ist schon eine ungewohnte "Denke" mit "quantum games", "decision theory", "additivity", "dominance" etc. und kaum verständlich, ohne sich weitere Grundlagen anzueignen.

Bernhard 02.03.19 21:57

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90889)
Ich empfinde es nun mal als merkwürdig, wenn du ein von mir genanntes Buch aufgrund des “enttäuschenden Inhaltsverzeichnisses” und eigener Ideen als “Staubfänger” abwertest.

Blos weil ich mich mit dem Buch nur selten bis gar nicht beschätige, muss das doch nicht heißen, dass das bei allen Lesern so ist.

TomS 03.03.19 07:17

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind;90890[URL=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1355219803000364
Everettian rationality: defending Deutsch's approach to probability in the Everett interpretation[/URL]
als pdf: https://arxiv.org/pdf/quant-ph/0303050

Das ist schon eine ungewohnte "Denke" mit "quantum games", "decision theory", "additivity", "dominance" etc. und kaum verständlich, ohne sich weitere Grundlagen anzueignen.

Das meinte ich.

Die Ansätze sind ungewohnt und logisch recht kompliziert.

Zunächst muss man die Essenz der Axiome verstanden haben:
A) Hilbertraum
B) Zustandsvektor
C) unitäre Zeitentwicklung gemäß Schrödingergleichung

Mehr Input verwendet man in der Everettschen Quantenmechanik nicht.

Dann muss man zwei - natürlich miteinander verwobene - Fragestellungen unterscheiden:
1) Warum tritt in einer objektiv deterministischen Theorie überhaupt eine subjektive Wahrscheinlichkeit auf?
2) Welches Wahrscheinlichkeitsmaß tritt auf?

(1) ist die schwierige Frage, von der Wallace behauptet, zeigen zu können, dass sie aufgrund der emergenten Verzweigung für die mit-verzweigenden Beobachter folgt (und dass dies sogar natürlicher folgt als für Wahrscheinlichkeiten in einer klassischen, an sich deterministischen Welt, über die noch niemand wirklich nachgedacht hat)
(2) ist die vergleichsweise einfache Frage, deren Antwort sozusagen ein Nebenprodukt von (1) ist, und für die wir die einzig zulässige Antwort nach Gleason’s Theorem bereits kennen.

Es sollte klar sein, dass (A - C) alleine eine Antwort auf (1) nicht möglich ist, d.h. dass zusätzliche Annahmen verendet werden müssen.

Timm 03.03.19 09:29

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Ein paar grundsätzliche Fragen.

Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation

Daß die Wahrscheinlichkeitsdichte hinsichtlich (r,t) aus dem Betragsquadrat der WF folgt, läßt sich mit einem hinreichend großen Ensemble als Häufigkeitsverteilung beliebig genau messen. Weshalb dann Interpretation und nicht Vorhersage der QM?

Everett

Wenn ich es richtig verstehe, sollte die Häufigkeitsverteilung nach Born (Messung eines Ensembles) einer Häufigkeitsverteilung im Hilbertraum entsprechen (Messung eines Teilchens).

Die Vielen Welten sind eine Interpretation der QM ohne zusätzliche Annahmen. Nun wird hier versucht die Häufigkeitsverteilung nach Born herzuleiten (natürlich ohne jede Aussicht jemals experimentell verifiziert zu werden). Wie? Aus dem Formalismus der QM oder mittels zusätzlicher Annahmen/Theoreme? Was wäre gewonnen? Wären die Vielen Welten nach wie vor eine Interpretation, der aber mehr Gewicht verliehen wäre?

Wenn ein Ensemble gemessen wird sollten die Häufigkeitsverteilungen aller Teilchen im Hilbertraum identisch sein, richtig?

TomS 03.03.19 10:42

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90896)
Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation

Daß die Wahrscheinlichkeitsdichte hinsichtlich (r,t) aus dem Betragsquadrat der WF folgt, läßt sich mit einem hinreichend großen Ensemble als Häufigkeitsverteilung beliebig genau messen. Weshalb dann Interpretation und nicht Vorhersage der QM?

Schau dir doch mal die Axiome (A - C) an; da steht nichts von einer Wahrscheinlichkeitsdichte. Wenn du annimmst, dass das Betragsquadrat einer Wahrscheinlichkeitsdichte entspricht, dann folgen auch Vorhersage der Werte sowie deren experimentellen Bestätigungen. Aber warum solltest du das annehmen? Welcher in den Axiomen implizit vorhandene Grund führt logisch zur Notwendigkeit der Einführung einer WahrscheinlichkeitsInterpretation? Das ist die Frage.

Schau dir mal die ART an. Hier wird oft gesagt, die Weltlinien von Objekten folgten Geodäten. Aber warum soll das so sein? Tatsache ist, dass die Geodätengleichung mathematisch aus den Einsteinschen Feldgleichungen ableitbar ist. Erst dadurch erscheint die ART als geschlossene Theorie. Stell dir vor, die Geodätengleichung wäre nicht aus den Feldgleichungen ableitbar, aber natürlich sollten die Feldgleichungen trotzdem für drucklosen Staub gelten. Dann müsste jedes Staubteilchen auch einer Geodäten folgen - und man würde es natürlich auch beobachten. Aber das Fehlen einer mathematischen Ableitung und das zusätzlich notwendige Postulat der Geodätengleichung wären sozusagen ein logischer Defekt.

Ähnlich ist es mit dem Projektionspostulat und der Bornschen Regel. Zum einen kann man nicht definieren, wann sie an die Stelle von (C) treten, denn auch der Begriff der Messung folgt nicht aus (A - C). Und zum anderen muss man sie offenbar völlig künstlich postulieren. Dass die Anwendbarkeit dann experimentell bestätigt wird ist keine logische Begründung für die zusätzlichen Postulate.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90896)
Everett

Wenn ich es richtig verstehe, sollte die Häufigkeitsverteilung nach Born (Messung eines Ensembles) einer Häufigkeitsverteilung im Hilbertraum entsprechen (Messung eines Teilchens).

Die Vielen Welten sind eine Interpretation der QM ohne zusätzliche Annahmen.

Everett’s Ansatz hat weniger Annahmen als die orthodoxe Quantenmechanik; er verzichtet auf Projektionspostulat und Bornsche Regel.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90896)
Nun wird hier versucht die Häufigkeitsverteilung nach Born herzuleiten (natürlich ohne jede Aussicht jemals experimentell verifiziert zu werden).

Warum sollte das nicht experimentell verifiziert werden können?

Es wird versucht, die Bornsche Regel als Theorem aus (A - C) plus weiteren logischen Axiomen abzuleiten.

Dabei ist das Wahrscheinlichkeitsmaß = das Betragsquadrat gemäß Gleason ausgezeichnet; es ist das einzige mathematisch zulässige Wahrscheinlichkeitsmaß auf einem Hilbertraum. Es verbleibt also die o.g. schwierige Frage, warum überhaupt eine Wahrscheinlichkeit auftreten sollte

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90896)
Aus dem Formalismus der QM oder mittels zusätzlicher Annahmen/Theoreme?

Aus dem Formalismus der QM und mittels zusätzlicher Annahmen.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90896)
Was wäre gewonnen? Wären die Vielen Welten nach wie vor eine Interpretation, der aber mehr Gewicht verliehen wäre?

Das Projektionspostulat widerspricht der Unitarität und verbietet letztlich eine ontische Interpretation, das Postulat des Auftretens einer Wahrscheinlichkeit erscheint völlig willkürlich, die Theorie wäre logisch nicht geschlossen.

Timm 03.03.19 16:12

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90897)
Ähnlich ist es mit dem Projektionspostulat und der Bornschen Regel. Zum einen kann man nicht definieren, wann sie an die Stelle von (C) treten, denn auch der Begriff der Messung folgt nicht aus (A - C). Und zum anderen muss man sie offenbar völlig künstlich postulieren. Dass die Anwendbarkeit dann experimentell bestätigt wird ist keine logische Begründung für die zusätzlichen Postulate.

Ok, verstanden.
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90897)
Warum sollte das nicht experimentell verifiziert werden können?

Weil das wegen der Orthogonalität der Vielen Welten prinzipiell nicht geht. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Wenn auf dem Schirm ein Punkt erscheint, dann kann ich über die anderen Punkte auf den Vielen Schirmen keine experimentellen Aussagen treffen.
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90897)
Dabei ist das Wahrscheinlichkeitsmaß = das Betragsquadrat gemäß Gleason ausgezeichnet; es ist das einzige mathematisch zulässige Wahrscheinlichkeitsmaß auf einem Hilbertraum. Es verbleibt also die o.g. schwierige Frage, warum überhaupt eine Wahrscheinlichkeit auftreten sollte.

Das hebe ich noch nicht verstanden. Sollte das Interferenzbild, das doch eine Wahrscheinlichkeit widergibt, nach der Messung eines Ensembles nicht - aus der Vogelperspektive betrachtet - bei der Messung eines Teilchens eine Entsprechung im Hilbertraum haben?
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90897)
Das Projektionspostulat widerspricht der Unitarität und verbietet letztlich eine ontische Interpretation, das Postulat des Auftretens einer Wahrscheinlichkeit erscheint völlig willkürlich, die Theorie wäre logisch nicht geschlossen.

Was haben Projektionspostulat und Unitarität mit meiner Frage zu tun?
Nochmal, was wäre gewonnen wenn "die Bornsche Regel als Theorem aus (A - C) plus weiteren logischen Axiomen" herzuleiten wäre.
Würde das der MWI mehr Plausibilität verleihen oder geht es hier eher um die Beseitigung eines Mankos. Was, wenn sich erweisen sollte, daß die Herleitung der bornschen Regel im Rahmen der MWI prinzipiell nicht möglich ist?

TomS 03.03.19 16:21

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von timm (Beitrag 90899)
Zitat:

warum sollte das [der Versuch, die Häufigkeitsverteilung nach Born herzuleiten] nicht experimentell verifiziert werden können?
weil das wegen der orthogonalität der vielen welten prinzipiell nicht geht. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Wenn auf dem schirm ein punkt erscheint, dann kann ich über die anderen punkte auf den vielen schirmen keine experimentellen aussagen treffen.

Verstehe ich nicht.

Everett sagt nicht, dass die Bornsche Regel nicht gilt, sondern er möchte sie als Theorem herleiten. Sie soll also gelten, und ihre Gültigkeit wird ja auch bestätigt.

Was du jetzt anzweifelst ist der direkte experimentelle Nachweis der “vielen Welten”. Das ist aber etwas anderes.

Zitat:

Zitat von timm (Beitrag 90899)
Das [Dabei ist das Wahrscheinlichkeitsmaß = das Betragsquadrat gemäß Gleason ausgezeichnet; es ist das einzige mathematisch zulässige Wahrscheinlichkeitsmaß auf einem Hilbertraum. Es verbleibt also die o.g. schwierige Frage, warum überhaupt eine Wahrscheinlichkeit auftreten sollte] habe ich noch nicht verstanden. Sollte das interferenzbild, das doch eine wahrscheinlichkeit widergibt, nach der messung eines ensembles nicht - aus der vogelperspektive betrachtet - bei der messung eines teilchens eine entsprechung im hilbertraum haben?

Was genau hast du nicht verstanden?

Wir beobachten das Auftreten von Wahrscheinlichkeiten. Wir möchten das Auftreten von Wahrscheinlichkeiten erklären - das gelingt noch nicht zufriedenstellend. Wir möchten die Wahrscheinlichkeiten berechnen - das können wir, in Übereinstimmung mit der Realität, ohne genau zu verstehen, warum. Wir könnten uns vorstellen, die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten nach einer anderen Formel vorzunehmen - das stünde Widerspruch zum Experiment, und wäre nach Gleason mathematisch inkonsistent (genauer: keine andere Formel liefert ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf einem Hilbertraum; |ψ|⁷ funktioniert z.B. sicher nicht)

Zitat:

Zitat von timm (Beitrag 90899)
Nochmal, was wäre gewonnen wenn "die bornsche regel als theorem aus (a - c) plus weiteren logischen axiomen" herzuleiten wäre.
Würde das der mwi mehr plausibilität verleihen oder geht es hier eher um die beseitigung eines mankos.

Nochmal: Everett et al. möchten die Quantenmechanik ontisch interpretieren. Das Projektionspostulat widerspricht jedoch der Unitarität und verbietet letztlich eine ontische Interpretation, wenn beides - Unitarität und Projektionspostulat - Teil des fundamentalen Formalismus sind. Das Projektionspostulat ist demnach auszuschließen, das Postulat des Auftretens einer Wahrscheinlichkeit erscheint damit völlig willkürlich. Der Begriff der Messung wird bei Born / Bohr zwar verwendet, jedoch nicht definiert. Andererseits führen wir offenbar Messungen durch beobachten dabei Wahrscheinlichkeiten. Wenn wir den Begriff der Messung verstehen und Wahrscheinlichkeiten nicht künstlich postulieren wollen, dann müssen wir sie - als Theorem o.ä. - rekonstruieren.

Außerdem: du könntest versuchen, die Postulate (A - C) um eine Art Bornsche Regel zu ergänzen, die mit (A - C) verträglich ist, eine Wahrscheinlichkeit postuliert, jedoch nicht das konkrete Wahrscheinlichkeitsmaß, denn das ist ja nach Gleason ableitbar.

Zitat:

Zitat von timm (Beitrag 90899)
Was, wenn sich erweisen sollte, daß die herleitung der bornschen regel im rahmen der mwi prinzipiell nicht möglich ist?

Ich denke nicht, dass das der Fall sein wird. Die Frage ist eher, ob und welche zusätzlich notwendigen Annahmen akzeptabel erscheinen.

Hawkwind 03.03.19 17:49

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90899)
...Was, wenn sich erweisen sollte, daß die Herleitung der bornschen Regel im Rahmen der MWI prinzipiell nicht möglich ist?

Nach meinem Verständnis wird die Bornsche Regel auch im Rahmen der Kopenhagener Deutung nicht wirklich hergeleitet. Ich sehe sie eher als ein Art "Prinzip" an - eine eigentlich recht willkürliche Ergänzung zum Kern der Quantenmechanik, deren Vorhersagen (Wahrscheinlichkeiten, Unschärfe, ...) aber ausgezeichnet mit den Beobachtungen übereinstimmen.

In der VWI muss es nach meinem - extrem eingeschränkten - Verständnis nun darum gehen, bei einer Messung einen Zusammenhang zwischen den Wichtungen der Welten im Hilbertraum zu den verschiedenen Eigenwerten gemäß dem Betragsquadrat der Wfkt herzuleiten. Das versuchen Autoren wie Wallace und Deutsch mit Hilfe dieser Formalismen (games, decision theory, ...). Ich hoffe, letzteres Statement war nun kein völliger Blödsinn!?

TomS 03.03.19 18:38

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 90902)
Nach meinem Verständnis wird die Bornsche Regel auch im Rahmen der Kopenhagener Deutung nicht wirklich hergeleitet. Ich sehe sie eher als ein Art "Prinzip" an - eine eigentlich recht willkürliche Ergänzung zum Kern der Quantenmechanik, deren Vorhersagen (Wahrscheinlichkeiten, Unschärfe, ...) aber ausgezeichnet mit den Beobachtungen übereinstimmen.

Ja, eine zunächst eher willkürliche Ergänzung. Allerdings zeigt sich recht bald, dass sie eben ziemlich eindeutig festgelegt ist: i) der zugeordnete Noetherstrom ist erhalten; ii) das Wsk.-Maß ist nach Gleason eindeutig bestimmt; iii) das Maß folgt auch aus dem sogenannten Hartle-Frequency-Operator

Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 90902)
In der VWI muss es nach meinem - extrem eingeschränkten - Verständnis nun darum gehen, bei einer Messung einen Zusammenhang zwischen den Wichtungen der Welten im Hilbertraum zu den verschiedenen Eigenwerten gemäß dem Betragsquadrat der Wfkt herzuleiten. Das versuchen Autoren wie Wallace und Deutsch mit Hilfe dieser Formalismen (games, decision theory, ...). Ich hoffe, letzteres Statement war nun kein völliger Blödsinn!?

Nein, war es nicht.

Wie gesagt, wir beobachten Wahrscheinlichkeiten - genauer: relative Häufigkeit - und wir stellen fest, dass die Bornsche Regel dies zutreffend beschreibt. Wir können in der Everettschen Quantenmechanik nun diese Regel nicht einfach postulieren, sondern wir müssen sie herleiten und verstehen.

Timm 04.03.19 08:16

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 90902)
Nach meinem Verständnis wird die Bornsche Regel auch im Rahmen der Kopenhagener Deutung nicht wirklich hergeleitet. Ich sehe sie eher als ein Art "Prinzip" an - eine eigentlich recht willkürliche Ergänzung zum Kern der Quantenmechanik, deren Vorhersagen (Wahrscheinlichkeiten, Unschärfe, ...) aber ausgezeichnet mit den Beobachtungen übereinstimmen.

In der VWI muss es nach meinem - extrem eingeschränkten - Verständnis nun darum gehen, bei einer Messung einen Zusammenhang zwischen den Wichtungen der Welten im Hilbertraum zu den verschiedenen Eigenwerten gemäß dem Betragsquadrat der Wfkt herzuleiten. Das versuchen Autoren wie Wallace und Deutsch mit Hilfe dieser Formalismen (games, decision theory, ...). Ich hoffe, letzteres Statement war nun kein völliger Blödsinn!?

Danke, sehr hilfreich für mein - noch sehr viel eingeschränkteres - Verständnis dieser Zusammenhänge.:)

Hawkwind 04.03.19 08:30

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90906)
Danke, sehr hilfreich für mein - noch sehr viel eingeschränkteres - Verständnis dieser Zusammenhänge.:)

Weniger Vertsändnis als meines in dieser Sache gibt es nicht. :)
Alles in allem doch ein recht interessanter "Ausflug" in eines der Randgebiete der Quantenmechanik. Zumindest haben wir nun doch eine Idee, worum es geht, wenn wir auch nicht wirklich verstehen, wie sie es tun (ich zumindest nicht). Gut, dass Tom da immer wieder ein paar Hinweise geben kann.

Timm 04.03.19 10:54

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 90907)
Alles in allem doch ein recht interessanter "Ausflug" in eines der Randgebiete der Quantenmechanik.

Wer tiefer graben will, kann ja hier mal reinschaun, #5 "Your discussion of Born's rule is very interesting....".

Bernhard 04.03.19 17:19

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90889)
Wie kommst du zu der Ansicht? Wir kennen uns doch persönlich gar nicht.

Dieser Kommentar gab mir schon sehr zu denken, und ich weiß immer noch nicht genau, wie ernst dieser Beitrag zu verstehen ist. Da ich aber generell für das www nur begrenzte zeitliche Möglichkeiten habe, müssten wir das bei Bedarf wohl eher per PN klären, falls hier noch Themen vorliegen, die eine Klärung benötigen.

Ansonsten kann ich auch ein Lob bezüglich dieses Themas aussprechen. Hier wurden bisher auch nach meiner Meinung einige sehr lesenswerte Links eingebracht, so dass man eine Chance auf mehr Objektivität erhält.

pauli 04.03.19 21:04

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Dabei weiß jeder, dass VWI blanker Unsinn ist

Timm 04.03.19 21:19

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90911)
Dabei weiß jeder, dass VWI blanker Unsinn ist

Man kann sich leicht davon überzeugen, daß diese Behauptung voreingenommen und falsch ist. Viele namhafte Physiker neigen der VWI zu, weil diese Interpretation ohne nicht verstandene Annahmen auskommt. Daß sie gerade deshalb grotesk erscheint, steht auf einem anderen Blatt.

TomS 04.03.19 23:28

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90910)
Dieser Kommentar gab mir schon sehr zu denken, und ich weiß immer noch nicht genau, wie ernst dieser Beitrag zu verstehen ist. Da ich aber generell für das www nur begrenzte zeitliche Möglichkeiten habe, müssten wir das bei Bedarf wohl eher per PN klären, falls hier noch Themen vorliegen, die eine Klärung benötigen.

Da gibt es m.E. nichts zu klären.

Wenn ich mich mal über einen Beiträg ärgere, bedeutet das nicht, dass ich mit dir als Mensch ein Problem habe. Insgs. kommen wir doch gut miteinander aus.

pauli 05.03.19 00:42

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90912)
Man kann sich leicht davon überzeugen, daß diese Behauptung voreingenommen und falsch ist. Viele namhafte Physiker neigen der VWI zu, weil diese Interpretation ohne nicht verstandene Annahmen auskommt. Daß sie gerade deshalb grotesk erscheint, steht auf einem anderen Blatt.

Jetzt geht das schon wieder los ... permanent myriaden Universen entstehen/existieren lassen um alle möglichen Zustände abzudecken ist keine zusätzliche Annahme oder wie :D warum kommt dir das kein bißchen komisch vor? Warum kommen nicht Zweifel auf wenn man sich z.B. bewusst darüber wird, dass all diese Welten sich in Mrd. Jahren ja entwickelt haben müssen damit vlt. zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmter Zustand realisiert wird und damit diese Welt vorgegeben ist um genau diesen Umstand zu erfüllen. Wer koordiniert das alles und sorgt dafür, dass jeder Zustand beliebig verfügbar ist.

Wieso fragt ihr euch das nicht?

Bernhard 05.03.19 06:53

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90913)
Insgs. kommen wir doch gut miteinander aus.

Na, dann bin ich auch wieder beruhigt. Danke für die Rückmeldung.

TomS 05.03.19 07:17

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90914)
Warum kommen nicht Zweifel auf wenn man sich z.B. bewusst darüber wird, dass all diese Welten sich in Mrd. Jahren ja entwickelt haben müssen ... wieso fragt ihr euch das nicht?

Natürlich fragen sich die Physiker das - niemand hat je etwas anderes behauptet.

Nur -

- warum sollte sich die Natur gerade so verhalten, wie wir Menschen uns das vorstellen können?
- warum solltest du eine Theorie verwerfen, bevor du ihren Gehalt wirklich verstanden hast?

Beide Denkweisen sind unwissenschaftlich; und beide hätten - wären sie in den Anfangsjahren der Quantenmechanik angewandt worden - die Entstehung der Quantenmechanik verhindert.

Bernhard 05.03.19 07:36

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90916)
- warum sollte sich die Natur gerade so verhalten, wie wir Menschen uns das vorstellen können?

Unterstützer der Sichtweise von Wallace sollten dabei aber auch wissen, dass hier der Schritt zu "rosa Einhörnern" und "roten Drachen" gedanklich wirklich nicht mehr weit ist und spätestens da müssen dann Rückfragen bezüglich der Didaktik, Methodik oder der Wahl der Begriffe erlaubt sein.

TomS 05.03.19 08:14

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90917)
Unterstützer der Sichtweise von Wallace sollten dabei aber auch wissen, dass hier der Schritt zu "rosa Einhörnern" und "roten Drachen" gedanklich wirklich nicht mehr weit ist und spätestens da müssen dann Rückfragen bezüglich der Didaktik, Methodik oder der Wahl der Begriffe erlaubt sein.

Kannst du etwas detaillierter sagen, welche Probleme du genau meinst?

Bernhard 05.03.19 08:32

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90918)
Kannst du etwas detaillierter sagen, welche Probleme du genau meinst?

Nachdem was ich in dem oben verlinkten Wallace-Paper gelesen habe, präsentiert er dort einen recht "eigenwilligen" Realitätsbezug.

Und vielmehr werde ich aus Zeitgründen dazu heute nicht weiter schreiben.

Timm 05.03.19 08:40

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90914)
Jetzt geht das schon wieder los ... permanent myriaden Universen entstehen/existieren lassen um alle möglichen Zustände abzudecken ist keine zusätzliche Annahme oder wie :D warum kommt dir das kein bißchen komisch vor?

Für mich ist die VWI zu grotesk um sie vom meinem sehr beschränkten Standpunkt aus für real halten zu können. Aber das ist ein subjektiver unwissenschaftlicher Standpunkt.

Zitat:

Dabei weiß jeder, dass VWI blanker Unsinn ist.
Das ist genauso unwissenschaftlich, aber obendrein falsch. Viele renommierte Physiker, wie Dieter Zeh, Claus Kiefer, Martin Bojowald und viele andere sind Anhänger der VWI. Das sind Leute, die die Materie tatsächlich verstehen.

Beispiel Claus Kiefer: Interpretation of quantum cosmology

Zitat:

Both quantum general relativity and string theory preserve the
linear structure for the quantum states
=⇒ strict validity of the superposition principle
only interpretation so far: Everett interpretation
(with decoherence as an essential part)
B. S. DeWitt 1967:
Everett’s view of the world is a very natural one to adopt in the
quantum theory of gravity, where one is accustomed to speak
without embarassment of the ‘wave function of the universe.’ It
is possible that Everett’s view is not only natural but essential.
Damit lade ich dich ein, nicht etwas in Bausch und Bogen zu verdammen, was andere, die die Materie um die es hier geht im Gegensatz zu dir verstehen, ernst nehmen.

pauli 05.03.19 08:54

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90916)
Natürlich fragen sich die Physiker das - niemand hat je etwas anderes behauptet.

Nur -

- warum sollte sich die Natur gerade so verhalten, wie wir Menschen uns das vorstellen können?
- warum solltest du eine Theorie verwerfen, bevor du ihren Gehalt wirklich verstanden hast?

Beide Denkweisen sind unwissenschaftlich; und beide hätten - wären sie in den Anfangsjahren der Quantenmechanik angewandt worden - die Entstehung der Quantenmechanik verhindert.

Einfach so zu behaupten "da müssen zig Universen da sein um alle Zustände abzubilden" ist mMn eine Annahme, und zwar die Gewaltigste die es je gab, und alle drücken sich wie selbstverständlich um eine vernünftige Erklärung wie das funktionieren soll. Stattdessen wird z.B. auf die "Zeitentwicklung" verwiesen:
Zitat:

Der Anfangszustand wird in eine Superposition "aufgespalten". Wenn dein Messgerät "a" anzeigt, bist du im ersten "Zweig", bei "b" im zweiten. Ohne Reduktionspostulat, ohne Kollaps. Auch kein Widerspruch denn die beiden Zweige sind orthogonal (siehe oben) und daher kannst du mit deinem "ich" in "b" auch niemals wechselwirken.
Es werden einfach so Universumszweige postuliert als wären das Bonbons um "Kollaps" zu vermeiden, und alle finden das völlig normal, was bitte ist daran wissenschaftlich? Statt sich mit der Erklärung wie das alles funktioniert und koordiniert wird zu beschäftigen gefällt man sich darin lapidar zu sagen diese ganzen Universen seien ja kein Widerspruch und tut so als sei es damit automatisch real.

pauli 05.03.19 08:57

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90921)
Für mich ist die VWI zu grotesk um sie vom meinem sehr beschränkten Standpunkt aus für real halten zu können. Aber das ist ein subjektiver unwissenschaftlicher Standpunkt.

Das ist genauso unwissenschaftlich, aber obendrein falsch. Viele renommierte Physiker, wie Dieter Zeh, Claus Kiefer, Martin Bojowald und viele andere sind Anhänger der VWI. Das sind Leute, die die Materie tatsächlich verstehen.

Beispiel Claus Kiefer: Interpretation of quantum cosmology

Damit lade ich dich ein, nicht etwas in Bausch und Bogen zu verdammen, was andere, die die Materie um die es hier geht im Gegensatz zu dir verstehen, ernst nehmen.

Objektiv betrachtet drücken sie sich alle vor der Frage wie das alles funktionieren soll und behaupten es sei so, und das nervt mich. Dass die ihre Formeln verstehen und ich nicht ändert absolut nichts daran.

Bernhard 05.03.19 09:03

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90923)
Objektiv betrachtet drücken sie sich alle vor der Frage wie das alles funktionieren soll

Alle sicher nicht :) .

TomS 05.03.19 09:10

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 90920)
Nachdem was ich in dem oben verlinkten Wallace-Paper gelesen habe, präsentiert er dort einen recht "eigenwilligen" Realitätsbezug.

Du meinst das hier: https://arxiv.org/pdf/quant-ph/0303050.pdf

Was genau meinst du mit “eigenwillig”, und auf welche Passage beziehst du dich?

Hawkwind 05.03.19 09:32

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90925)
Du meinst das hier: https://arxiv.org/pdf/quant-ph/0303050.pdf

Was genau meinst du mit “eigenwillig”, und auf welche Passage beziehst du dich?

BTW, hier ist die längere Fassung dieses Papers:
https://arxiv.org/pdf/quant-ph/0211104.pdf

... eine ziemlich "technische" Abhandlung.

TomS 05.03.19 09:36

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90922)
... und alle drücken sich ... um eine vernünftige Erklärung wie das funktionieren soll

Niemand drückt sich vor einer Erklärung - du weigerst dich lediglich, auch nur ansatzweise zu versuchen, die Argumente zu verstehen.

Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90922)
Es werden einfach so Universumszweige postuliert ...

Ich habe zig mal erklärt, dass das kein Postulat ist!!

Schau dir bitte mal das Spektrum des Wasserstoffatoms an. Ist das ein Postulat, oder eine Konsequenz der Quantenmechanik? Verstehst du den Unterschied?

Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90922)
Es werden einfach so Universumszweige postuliert als wären das Bonbons um "Kollaps" zu vermeiden ...

Hast du das Problem der Kollapsinterpretation verstanden?

Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90922)
... alle finden das völlig normal...

Niemand findet das normal - du nimmst nur einfach nicht wahr, dass auch Vertreter der Everettschen Quantenmechanik die daraus resultierende Ontologie für diskussionswürdig halten. Natürlich wissen die Physiker genau, welche ontologischen Konsequenzen folgen, und natürlich befassen sie sich sehr ausführlich auch mit dieser Problematik.

Im Gegensatz zu dir haben die Physiker verstanden, wovon sie reden, und können auf dieser Basis ihre Arbeit konstruktiv kritisieren, anstatt sich destruktiv und polemisch zu äußern. Es ist sinnlos, mit dir zu diskutieren, solange du dich einer inhaltlichen Beschäftigung dem Thema verweigerst.

Ich warte nach wie vor auf das erste Argument deinerseits. Was wäre ein präzises Argument, warum die Everettsche Quantenmechanik falsch ist bzw. nicht zutreffen kann? Welche Logikfehler siehst du? Welche mathematische Ableitung ist zweifelhaft? Welche physikalischen Prinzipien, Erhaltungssätze, ... werden verletzt? Welche experimentellen Konsequenzen sprechen gegen die Everettsche Quantenmechanik? Solange du kein derartiges Argument bringst, beweist dies zwar nicht, dass die Everettsche Quantenmechanik zutrifft - es beweist jedoch, dass du kein derartiges Argument hast, und dass die Everettsche Quantenmechanik aus physikalischer Sicht zutreffen kann.

TomS 05.03.19 09:50

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90923)
Objektiv betrachtet drücken sie sich alle vor der Frage wie das alles funktionieren soll und behaupten es sei so, und das nervt mich.

Das ist schlichtweg die Unwahrheit.

Ich behaupte nicht, “es sei so”, sondern ich präsentiere - physikalisch nachvollziehbare - Argumente, warum es so sein kann.

Und das trifft auf jeden anderen Physiker, der in diese Richtung argumentiert, ebenfalls zu.

Timm 05.03.19 09:54

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90912)
Viele namhafte Physiker neigen der VWI zu, weil diese Interpretation ohne nicht verstandene Annahmen auskommt.

Diese Aussage möchte ich etwas relativieren.

Daß man die Wellenfunktion im Sinne der VWI ontisch verstehen muß, scheint eine notwendige aber nicht aus der QM ableitbare Annahme zu sein. Dies wurde auch von keinem Geringeren als C.F.Weizsäcker erwähnt. Das Zitat finde ich auf die schnelle nicht.

Etwas zugespitzt muß man sich wohl entscheiden, was man weniger plausibel findet, die WF ontisch mit den bizarren Konsequenzen oder ihren Kollaps. Mir sagt die minimalistische Interpretation nach Zeilinger am besten zu, derzufolge ein mathematisches Konstrukt nicht kollabiert.

pauli 05.03.19 10:06

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90928)
Das ist schlichtweg die Unwahrheit.

Ich behaupte nicht, “es sei so”, sondern ich präsentiere - physikalisch nachvollziehbare - Argumente, warum es so sein kann.

Und das trifft auf jeden anderen Physiker, der in diese Richtung argumentiert, ebenfalls zu.

ok, damit kann ich leben

pauli 05.03.19 10:07

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90929)
Diese Aussage möchte ich etwas relativieren.

Daß man die Wellenfunktion im Sinne der VWI ontisch verstehen muß, scheint eine notwendige aber nicht aus der QM ableitbare Annahme zu sein. Dies wurde auch von keinem Geringeren als C.F.Weizsäcker erwähnt. Das Zitat finde ich auf die schnelle nicht.

Etwas zugespitzt muß man sich wohl entscheiden, was man weniger plausibel findet, die WF ontisch mit den bizarren Konsequenzen oder ihren Kollaps. Mir sagt die minimalistische Interpretation nach Zeilinger am besten zu, derzufolge ein mathematisches Konstrukt nicht kollabiert.

einverstanden

TomS 05.03.19 10:13

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90929)
Daß man die Wellenfunktion im Sinne der VWI ontisch verstehen muß, scheint eine notwendige aber nicht aus der QM ableitbare Annahme zu sein.

Die ontische Interpretation ist keine notwendige Annahme.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90929)
Etwas zugespitzt muß man sich wohl entscheiden, was man weniger plausibel findet, die WF ontisch mit den bizarren Konsequenzen oder ihren Kollaps.

Jein.

Wenn du die Wellenfunktion nicht ontisch interpretierst, dann ist auch der Kollaps kein ernsthaftes Problem.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90929)
Mir sagt die minimalistische Interpretation nach Zeilinger am besten zu, derzufolge ein mathematisches Konstrukt nicht kollabiert.

Dann entscheidest du dich gegen eine ontischen Auffassung - das kannst du natürlich tun.

TomS 05.03.19 10:14

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von pauli (Beitrag 90930)
ok, damit kann ich leben

Herzlichen Dank. Ich hoffe, dass das damit endgültig geklärt ist.

Timm 05.03.19 14:03

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90932)
Die ontische Interpretation ist keine notwendige Annahme.

Es gab Zeiten, da hattest du mir schon mal zugestimmt. :)

https://www.researchgate.net/publica...ntum_Mechanics

Zitat:

In all these approaches, the wave function is interpreted as fundamental and ontic

TomS 05.03.19 14:06

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zu

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90932)
Die ontische Interpretation ist keine notwendige Annahme.

und

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90936)
Es gab Zeiten, da hattest du mir schon mal zugestimmt.

Ich sage dreierlei:
- wenn der Zustandsvektor ontisch interpretiert werden soll, dann ist eine Kollapsinterpretation m.E. logisch unzulässig
- ich denke, ich habe vernünftige Gründe, dass der Zustandsvektor ontisch interpretiert werden sollte
- ich würde das nicht als logisch notwendig Annahme bezeichnen (*)

(*) Ich halte rein instrumentalistische Ansätze für verfehlt, die Argumente zumeist nicht für stichhaltig, häufig für unreflektiert oder reflexartig; dennoch gibt es auch vernünftige Argumente, die gegen eine ontische Intererpretation sprechen - aber da muss man bei Physikern lange suchen. Die meisten Argumente laufen in etwa so, dass sich theoretische Physik ausschließlich mit Modellen zur Berechnung experimentell überprüfbarer Vorhersagen befasst; bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das als persönliche Meinung zur eigenen Arbeit. Wenn man seine Arbeit so sieht, dann ist eine ontische Interpretation unnötig. Wenn man außerdem behauptet, diese persönliche Meinung über die eigene Meinung sei generell zutreffend für die gesamte Physik und letztlich für alle Physiker, dann kann man jede Diskussion zu ontischen Interpretationen als unwissenschaftlich abqualifizieren. Man kann dafür natürlich Vorbilder finden - Feynman war kein Fan der Philosophie (die er kannte). Aber man sollte genug Toleranz walten lassen und genügend gelesen haben, dass es eben durchaus andere Meinungen von namhaften Physikern gab und gibt.

Mein Lieblingszitat - z.Zt.:

Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job of interpreting quantum theory was done 50 years ago.
(Murray Gell-Mann)

Timm 05.03.19 15:36

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90938)
Ich sage dreierlei:
- wenn der Zustandsvektor ontisch interpretiert werden soll, dann ist eine Kollapsinterpretation m.E. logisch unzulässig
- ich denke, ich habe vernünftige Gründe, dass der Zustandsvektor ontisch interpretiert werden sollte
- ich würde das nicht als logisch notwendig Annahme bezeichnen (*)

(*) Ich halte rein instrumentalistische Ansätze für verfehlt, die Argumente zumeist nicht für stichhaltig, häufig für unreflektiert oder reflexartig; dennoch gibt es auch vernünftige Argumente, die gegen eine ontische Intererpretation sprechen - aber da muss man bei Physikern lange suchen. Die meisten Argumente laufen in etwa so, dass sich theoretische Physik ausschließlich mit Modellen zur Berechnung experimentell überprüfbarer Vorhersagen befasst;

Einer der Gründe auf die ontische Interpretation zu verzichten, ist wohl der, daß dann das instantane Zusammenziehen einer realistischen Welle auf einen Punkt entfällt. Wenn es beim Mach-Zehnder-Interferometer "nur" um die Wahrscheinlichkeit geht, wo man das Teilchen findet, dann hat das Konstrukt Wellenfunktion im Moment der Messung seine Aufgabe erfüllt und ihre dynamische Entwicklung ist beendet. Vorher waren die Wahrscheinlichkeiten für beide Wege 1/2, dann 0 und 1.
Ist das nicht ein höchst ästhetischer Ansatz? :D

Weshalb nicht den Ansatz für sinnvoll halten, der in die Wellenfunktion am wenigsten hineingeheimst?

TomS 05.03.19 22:10

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90939)
Einer der Gründe auf die ontische Interpretation zu verzichten, ist wohl der, daß dann das instantane Zusammenziehen einer realistischen Welle auf einen Punkt entfällt.

Ich halte diese Argumentation nicht für sinnvoll. Wenn ich zunächst prinzipiell der Meinung bin, dass physikalischen Modellen auch eine ontische Bedeutung zukommt, warum sollte ich dann diese Haltung aufgrund eines singulären Defizits aufgeben?

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90939)
Weshalb nicht den Ansatz für sinnvoll halten, der in die Wellenfunktion am wenigsten hineingeheimst?

Weshalb nicht die Quantenmechanik genau so interpretieren wie jede andere physikalische Theorie?

Ernsthaft - ein wesentliches Argument für den Realismus lautet wie folgt: Gegeben ist eine externe, von uns vollständig unabhängig existierende Realität R sowie Phänomene P, letztlich (verschleierte) Abbilder von R in unserem Geist. Nun haben wir Theorien T, die es uns erlauben, eine Vorstufe von P zu berechnen; Vorstufe deswegen, weil wir nicht direkt Abbilder in unserem Geist berechnen, sondern Phänomene auf Monitoren, Messgeräten usw. Eine mathematische Struktur aus T hat dabei im wesentlichen nichts mit den gewöhnlichen Denkstrukturen in unserem Geist zu tun; trotzdem vermittelt sie offenbar zwischen R und P. Wenn diese Vermittlung nicht vollständig rätselhaft bleiben soll, dann muss T offenbar eine Gemeinsamkeit mit entweder P - offenbar nicht gegeben - oder R haben. Daraus folgt die - m.E. vernünftige - Schlussfolgerung, dass T bestimmte Aspekte der Realität R strukturell zutreffend repräsentiert.

Timm 06.03.19 10:17

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90942)
Ich halte diese Argumentation nicht für sinnvoll. Wenn ich zunächst prinzipiell der Meinung bin, dass physikalischen Modellen auch eine ontische Bedeutung zukommt, warum sollte ich dann diese Haltung aufgrund eines singulären Defizits aufgeben?

Weil dieses "singuläre Defizit" unphysikalisch ist.

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 90942)
Ernsthaft - ein wesentliches Argument für den Realismus lautet wie folgt: Gegeben ist eine externe, von uns vollständig unabhängig existierende Realität R sowie Phänomene P, letztlich (verschleierte) Abbilder von R in unserem Geist. Nun haben wir Theorien T, die es uns erlauben, eine Vorstufe von P zu berechnen; Vorstufe deswegen, weil wir nicht direkt Abbilder in unserem Geist berechnen, sondern Phänomene auf Monitoren, Messgeräten usw. Eine mathematische Struktur aus T hat dabei im wesentlichen nichts mit den gewöhnlichen Denkstrukturen in unserem Geist zu tun; trotzdem vermittelt sie offenbar zwischen R und P. Wenn diese Vermittlung nicht vollständig rätselhaft bleiben soll, dann muss T offenbar eine Gemeinsamkeit mit entweder P - offenbar nicht gegeben - oder R haben. Daraus folgt die - m.E. vernünftige - Schlussfolgerung, dass T bestimmte Aspekte der Realität R strukturell zutreffend repräsentiert.

Ein schöner Gedankengang.

Man kann die Frage aufwerfen, wie wir damit umgehen, wenn beobachtbare Phänomene den sie beschreibenden Theorien Grenzen setzten. Wie man mit unphysikalischen Vorhersagen von Theorien umgeht, sieht man am Beispiel der ART. Angewandt auf Grenzen QM geht es nur um den Preis, den man bereit ist ist zu zahlen. Und da ist sicherlich entscheidend, will man eine Verletzung des Postulats der Unitarität und damit eine scharfe Grenze zwischen quanten- und klassischem Verhalten hinnehmen oder nicht.

Ich bin nicht sicher, wie ich es werten soll, daß nach Everett kein Quantenzustand bevorzugt ist und damit wieder beim Thema. Und daß, wenn man dieser Frage nachgeht, nicht das Betragsquadrat der WF eine Rolle spielt, sondern "quantum games", "decision theory" und was sonst noch.

Ist das Fehlen von Wahrscheinlichkeiten nicht ein Hinweis, daß die Deutung der QM nach Everett "überdehnt" ist? Was dazu passen würde, daß sie prinzipiell nicht beobachtbare Phänomene vorhersagt.

pauli 06.03.19 10:42

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Statt VWI könnte man genau so gut das Wirken eines höheren Wesens annehmen.

TomS 06.03.19 20:16

AW: MWI und bornsche Wahrscheinlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90946)
Weil dieses "singuläre Defizit" unphysikalisch ist.

Wenn du es für unphysikalisch hältst, dann ist es doch erst recht ein Grund, es zu eliminieren. Demnach bedeutet es erst recht, dass ich meine Grundhaltung nicht nach einem Scheinproblem ausrichte, sondern an meiner Grundhaltung festhalte und das Scheinproblem eliminiere.


Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90946)
Man kann die Frage aufwerfen, wie wir damit umgehen, wenn beobachtbare Phänomene den sie beschreibenden Theorien Grenzen setzten. Wie man mit unphysikalischen Vorhersagen von Theorien umgeht, sieht man am Beispiel der ART. Angewandt auf Grenzen QM geht es nur um den Preis, den man bereit ist ist zu zahlen. Und da ist sicherlich entscheidend, will man eine Verletzung des Postulats der Unitarität und damit eine scharfe Grenze zwischen quanten- und klassischem Verhalten hinnehmen oder nicht.

Unphysikalische Aspeke gibt es vereinzelt auch in der Quantenmechanik.

Der Grund, warum viele der Quantenmechanik so vertrauen ist, dass sie offenbar einen universellen Rahmen darstellt, der nie experimentell widerlegt wurde, und von dem wir bisher keine zwingende logische / mathematische Grenzen kennen (der Grenzfall zur Quantengravitation kann nach allem was wir wissen ebenfalls rein im Kontext der Quantenmechanik gelöst werden).

Demgegenüber ist der Gültigkeitsbereich der klassischen Physik einschließlich der ART beschränkt.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90946)
Ich bin nicht sicher, wie ich es werten soll, daß nach Everett kein Quantenzustand bevorzugt ist und damit wieder beim Thema. Und daß, wenn man dieser Frage nachgeht, nicht das Betragsquadrat der WF eine Rolle spielt, sondern "quantum games", "decision theory" und was sonst noch.

Doch, es ist gerade das Betragsquadrat, das die Zustände auszeichnet. Die Begründung suchen Wallace et al. in der Decision Theory.

Nochmal zur Erinnerung: Everett ersetzt Zufall durch Multiplizität. Das passt zu einer möglichen Lösung des Maudlin-Trilemmas. Das Betragsquadrat ist mathematisch ausgezeichnet - Gleason, Hartle - d.h. es geht „nur“ darum, philosophisch zu begründen, warum Zufall wahrgenommen wird. Man kennt sozusagen das Ergebnis und sucht eine philosophisch / logisch akzeptablen Startpunkt.

Was mich an der Everettsche Quantenmechanik so fasziniert ist, dass sie alle Ergebnisse zunächst akzeptiert und zu verstehen versucht, während die meisten Kritiker im Vergleich dazu nichts verstehen wollen. Jeder Ansatz zum Verständnis ist besser als kein Ansatz für keine Erklärung sondern lediglich ein dogmatisches Schweigegelübte eines Kopenhagener Geheimbundes ;-) Everett et al. sind sicher noch nicht am Ziel, aber viele andere sind noch nicht mal losgelaufen.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90946)
Ist das Fehlen von Wahrscheinlichkeiten nicht ein Hinweis, daß die Deutung der QM nach Everett "überdehnt" ist?

Aber die Wahrscheinlichkeiten fehlen doch nicht. Sie sind nicht fundamental, und wir verstehen noch nicht genau - zumindest ich nicht - Wallace meint, er selbst schon - warum sie auftreten müssen.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 90946)
Was dazu passen würde, daß sie prinzipiell nicht beobachtbare Phänomene vorhersagt.

Das ist ein Problem der wissenschaftliche Methode und der experimentellen Tests. Man kann das Argument aber auch gehen die Kollapsinterpretation wenden: wann genau erfolgt ein Kollaps? im Zuge einer Messung; und was zeichnet eine Messung ggü. einer normalen Wechselwirkung aus? der Kollaps.

Überdehnt man nicht vielmehr die wissenschaftliche Methode, wenn man unerwünschte Konsequenzen mittels eines logischen Zirkelschlusses eliminiert und die Theorie damit deformiert?


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 14:33 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.8 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
ScienceUp - Dr. Günter Sturm