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-   -   Frage zum Formalismus der QM (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=3011)

Plankton 02.09.16 11:28

Frage zum Formalismus der QM
 
Hallo,

ich hoffe mal ich Spam das Forum nicht voll mit meinen Wissenslücken! :D

Nun gut, so weit ich weiß ist es ja so: Der Zustand eines Teilchens mit einem bestimmten Spinwert in einer bestimmten Raumrichtung ist zugleich nichts anderes als die Superpostion zweier gegensätzlicher Spinwerte in abweichender Raumrichtung. (Spin Up x ~ Spin Up/Down y oder Spin Up z ~ Spin Up/Down x)
Woanders hat das mir jemand mal so beschrieben:
Zitat:

Every state vector can be written as a superposition of state vectors and every superposition of state vectors can be written as a single state vector.
Das ganze ist AFAIK abhängig von der Basis (Orthonormalbasis).

Gilt das nun eigentlich so für alle Eigenschaften die ein QM-System haben kann? Wie wäre das z.B. beim Ort (x)?

Hawkwind 02.09.16 14:11

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Zitat:

Zitat von Plankton (Beitrag 82516)
Hallo,

ich hoffe mal ich Spam das Forum nicht voll mit meinen Wissenslücken! :D

Nun gut, so weit ich weiß ist es ja so: Der Zustand eines Teilchens mit einem bestimmten Spinwert in einer bestimmten Raumrichtung ist zugleich nichts anderes als die Superpostion zweier gegensätzlicher Spinwerte in abweichender Raumrichtung. (Spin Up x ~ Spin Up/Down y oder Spin Up z ~ Spin Up/Down x)
Woanders hat das mir jemand mal so beschrieben:

Das ganze ist AFAIK abhängig von der Basis (Orthonormalbasis).

Gilt das nun eigentlich so für alle Eigenschaften die ein QM-System haben kann? Wie wäre das z.B. beim Ort (x)?

Das gilt auch für den Ort. Allerdings bilden die Eigenwerte zum Ort - im Gegensatz zum Spin - keinen endlichen und abzählbaren Satz von Eigenwerten und Funktionen sondern ein kontinuierliches Spektrum.

Die Eigenfunktionen zum Ort (die "Orthonormalbasis") sind deshalb kein abzählbarer Satz von Basiszuständen sondern ein kontinuierliches Spektrum. In der Ortsdarstellung sind das die Deltafunktionen von Dirac. In der Ortsdarstellung (Koordinate x) wäre die Eigenwertgleichung einer Orts-Eigenfunktion Psi(x) zum Eigenwert x1 also

x*Psi(x) = x1*Psi(x)

x ist dabei eine Variable und x1 der feste Eigenwert. Die Funktion Psi(x) muss also offenbar überall verschwinden, aber bei x=x1 einen ganz scharfen Peak haben: eine Delta-"Funktion" delta(x-x1).

Die allgemeine Lösung wäre dann nicht eine Summe über die gewichteten Basiszustände sondern ein gewichtetes Integral über diese Delta-"Funktionen" (wegen kontinuierlichem Spektrum) - die Anführungszeichen weil die Delta-"Funktion" streng genommen keine Funktion sondern ein Funktional ist.

Plankton 02.09.16 20:08

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Zitat:

Zitat von Hawkwind (Beitrag 82517)
Allerdings bilden die Eigenwerte zum Ort - im Gegensatz zum Spin - keinen endlichen und abzählbaren Satz von Eigenwerten und Funktionen sondern ein kontinuierliches Spektrum.
[...]

Ist das nur beim Ort so?

Hawkwind 03.09.16 08:09

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Zitat:

Zitat von Plankton (Beitrag 82520)
Ist das nur beim Ort so?

Nein, für Impuls liegt ebenfalls ein kontinuierliches Spektrum vor.

Bei Energien mischt es sich: für gebundene Zustände liegt ein diskretes Spektrum vor (z.B. Atom-Orbitale); ist die Energie des Quants aber oberhalb der Potentialschwelle, so ist das Energiespektrum kontinuierlich. Man sieht das recht anschaulich beim Energiespektrum des Wasserstoffatoms, wie die Niveaus immer enger zusammenrücken, wenn man sich "von unten" der Ionisationsenergie nähert:
http://qudev.phys.ethz.ch/content/sc...sikIV1589x.png

Die Eigenwerte von Drehimpulsen sind immer diskret.

Plankton 14.04.17 14:56

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
https://phys.org/news/2016-06-physic...um-limits.html

Was in dem Artikel steht müsste doch auch für ein einzelnes Silber-Atom z.B. bei Stern-Gerlach gelten.
Ich versuch das mal mit meinem Halbwissen anzuschneiden!

Wenn ich ein Silberatom habe und es hat irgendeine Superpostion und dann kommt der 1. Magnet und es findet eine Messung statt, dann werden doch die entsprechenden Vektoren im Hilbertraum gedreht. Ich messe Up oder Down z.b. mit 50/50. Dauert dieser Vorgang Zeit, genau diese Drehung der Vektoren?
Und wie wäre das dann beim Zeitentwicklungsoperator? (Der ja auch so eine "Drehung" bewirkt.)

Vielleicht kann da jemand genau darauf eingehen, welcher Vorgang bei so einem Ablauf, ein Teilchen in Superpostion wird gemessen, denn genau Zeit braucht. Bzw. welcher Teil keine Zeit braucht.
Ich dachte immer so dunkel, wenn ich irgendwelche Vektoren im Hilbertraum durch einen Operator verändere, dass dies dann keine Zeit braucht. Weil ja jegliche (unitäre) Zeit(entwicklung) selbst nur durch den Zeitentwicklungsoperator "vorgegeben" ist.

Zitat:

Quantum speed limits impose limitations on how fast a quantum system can transition from one state to another, so that such a transition requires a minimum amount of time (typically on the order of nanoseconds).

Read more at: https://phys.org/news/2016-06-physic...imits.html#jCp
So ein Wechsel von einem Zustand auf einen anderen ist doch ein Operator der auf Vektoren im H-Raum angewendet wird?

THX schonmal vorab. ;)

Plankton 16.04.17 04:07

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Nochmal nen Nachtrag zum Vorpost etwas anders:
Zitat:

In order to determine how fast a quantum system can evolve from one state to another, it's necessary to be able to distinguish between the two states, and there are multiple ways to do this. In the new study, the physicists used a general method based on information geometry. From a geometric perspective, two distinguishable states can be represented by two points on the surface of some shape, such as a sphere or other manifold. Previous research has shown that there are an infinite number of corresponding metrics that can be used to measure the distinguishability of two quantum states.

In the new study, the physicists have shown that each of these metrics corresponds to a different quantum speed limit. The "strictest" quantum speed limit is determined by the metric that gives the shortest distance (also known as a 'geodesic') between the two points, or states, as measured along the manifold's curved surface.

"A different quantum speed limit arises from each of these metrics in such a way that the tightest bound for a given dynamics is specified by the metric whose geodesic is best tailored to the given dynamical path," explained coauthor Marco Cianciaruso, also at Nottingham.
Read more at: https://phys.org/news/2016-06-physic...imits.html#jCp

Hat das grundsätzlich speziell etwas mit den "Dichtematrizen" bzw. der "Dichtematrix" zu tun, die es in der QM gibt?

BTW: Ich habe etwas gefunden beim kurz Suchen: aber mehr als die "Überschrift" habe ich davon nicht gelesen. Verlinke das trotzdem mal -->
Quantum mechanics in metric space: wave functions and their densities
https://arxiv.org/abs/1102.2329

Quadrat 20.04.17 21:01

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Ich versuche mal als Laie einige Fragen zu beantworten und hoffe keine Fehler zu machen.
Zitat:

Wenn ich ein Silberatom habe und es hat irgendeine Superpostion und dann kommt der 1. Magnet und es findet eine Messung statt, dann werden doch die entsprechenden Vektoren im Hilbertraum gedreht. Ich messe Up oder Down z.b. mit 50/50.
Ich denke der Kollaps der Wellenfunktion wird als instantan betrachtet. Eine Messung selbst hingegen benötigt immer Zeit.
(Interessanter Artikel ist bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Quante...nische_Messung)
Zitat:

Ich dachte immer so dunkel, wenn ich irgendwelche Vektoren im Hilbertraum durch einen Operator verändere, dass dies dann keine Zeit braucht.
Ist m.E. richtig. Die Anwendung des Operators in dem Formalismus repräsentiert das Rersultat einer Messung und gibt keine Auskunft über die Dauer.
Wenn wir bspw. den Impulsoperator nehmen, so ist er im Ortsraum -ihquer*d/dx und eine Ableitung benötigt ja in dem Sinne keine Zeit.
Auch bei einem formalen Zustandswechsel des Systems, wie c†|0>=|1> mit c† als Erzeugendenoperator spielt die Zeit keine Rolle.

Zitat:

Hat das grundsätzlich speziell etwas mit den "Dichtematrizen" bzw. der "Dichtematrix" zu tun, die es in der QM gibt?
Ich denke nicht. Im Zitat geht es ja um Metrik und nicht Matrizen. Aber ich weiß auch nicht um welche Metrik es da geht.
Ich kenne die Dichtematrix nur zur Beschreibung von Polarisation von Elektronen-Zuständen.

Plankton 21.04.17 15:06

AW: Frage zum Formalismus der QM
 
Dankeschön! :) Das hilft mir weiter.
Zitat:

Zitat von Quadrat (Beitrag 84357)
Ich denke nicht. Im Zitat geht es ja um Metrik und nicht Matrizen. Aber ich weiß auch nicht um welche Metrik es da geht.
Ich kenne die Dichtematrix nur zur Beschreibung von Polarisation von Elektronen-Zuständen.

Ich schätze du hast recht. Zr Metrik: ich weiß leider nix, meine Vermutung war, dass es sich hierum handelt: https://arxiv.org/abs/1102.2329
Zitat:

While the vector-space aspects of Hilbert space, such as formation of linear combinations of state vectors, are routinely used in quantum mechanics, the metric-space aspects of Hilbert space are much less exploited. Here we show that a suitable metric stratifies Fock space into concentric spheres. Maximum and minimum distances between wave functions are derived and geometrically interpreted in terms of this metric.
Das könnte sich dann formal auch auf so eine 'geodesic' beziehen.
Zitat:

In the new study, the physicists have shown that each of these metrics corresponds to a different quantum speed limit. The "strictest" quantum speed limit is determined by the metric that gives the shortest distance (also known as a 'geodesic') between the two points, or states, as measured along the manifold's curved surface.
https://phys.org/news/2016-06-physic...imits.html#jCp


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