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Alt 21.10.22, 09:07
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Zitat:
Zitat von Bernhard Beitrag anzeigen
Wenn es den Kollaps nicht gibt, ist es irreführend diesen Begriff zu verwenden.
Es ist nicht so, dass es "den Kollaps nicht gibt". Es ist lediglich so, dass der Begriff "Kollaps" missverständlich, irreführend, mehrdeutig, widersprüchlich gebraucht und was sonst noch alles ist.

Es ist jedoch mit Sicherheit so, dass es - experimentell offensichtlich und unumstritten - eine Art der Lokalisierung eines zuvor delokalisierten Einzelsystems geben muss. Ein Beispiel ist das einzelne Photon, das durch die Anordnung mit einem Doppelspalt läuft, und für das die Beschreibung nur dann zutreffende Ergebnisse liefert, wenn man einerseits eine Wellengleichung verwendet und andererseits die Lokalisierung durch ein einzelnes Atom zumindest experimentell zur Kenntnis nimmt bzw. sogar noch mathematisch erklärt (was heute nicht vollständig verstanden ist).

Wenn man das dogmatisch als "den Kollaps" postuliert und in Kauf nimmt, dass jeder irgendetwas anderes darunter verstehen darf, solange es nur irgendwie passt, dann hat man der Wissenschaft einen Bärendient erwiesen. Wenn man jedoch vorsichtigerweise von einem "wahrgenommenen Kollaps", einer "Lokalisierung" o.ä. spricht, dann beschriebt man ja nur das, was experimentell unumstritten ist.

Zitat:
Zitat von Bernhard Beitrag anzeigen
Was es sicher gibt, sind Eigenwerte von Operatoren und die Präparation eines Systems.
Ersteres ist reine Mathematik. Ja, die Eigenwerte werden im Kontext der Messung immer gerne zitiert, obwohl klar ist, dass es viele Messungen gibt, wo das mit den Eigenwerten eben gerade nicht funktioniert (hatten wir oben schon, ist auch so ein Missverständnis, das nicht aus der Welt zu kriegen ist)


Ein Beispiel zum Quatsch, den man lesen muss. Im Folgenden wurde verstanden, dass der Kollaps doof und die Dekohärenz was ganz was tolles ist. Es wurde nicht verstanden, dass sie das Rätsel aber eben nur zur Hälfte löst. Quelle: Bild der Wissenschaft.

Zitat:
Unter anderem wegen dieser paradoxen Konsequenz ist die Kopenhagener Deutung in den letzten Jahren mehr und mehr von der Dekohärenztheorie verdrängt worden. Diese geht davon aus, dass die Entscheidung für einen der möglichen Zustände nicht nur durch eine Messung oder Beobachtung herbeigeführt wird, sondern durch jede Wechselwirkung mit der Umgebung.

Zudem vermeidet die Dekohärenztheorie den mysteriösen „Kollaps der Wellenfunktion“, den die Kopenhagener Deutung benötigt, um den Übergang von einem Schwebezustand zu einem definitiven Zustand zu beschreiben. Die Wellenfunktionen enthalten in der Quantenmechanik die Informationen über die Wahrscheinlichkeiten der Zustände. Wie sich die Wellenfunktionen mit der Zeit verändern, beschreibt eine physikalische Gleichung, die so genannte Schrödingergleichung.

In der Kopenhagener Deutung wird die Schrödingergleichung vorübergehend außer Kraft gesetzt, um die „Entscheidung“ für einen der möglichen Zustände herbeizuführen. In der Dekohärenztheorie „kollabiert“ die Wellenfunktion nicht schlagartig wie bei der Kopenhagener Deutung, sondern der Übergang vollzieht sich kontinuierlich und wird ebenfalls durch die Schrödingergleichung beschrieben. Neu ist nur die Berücksichtigung der Wechselwirkung mit der Umgebung.
Warum ist das Quatsch?

Weil die Dekohärenz weiter ein klassisches Ensemble aller möglichen Ergebnisse liefert, nicht jedoch genau ein Ergebnis. D.h. sie bedarf weiterhin einer Interpretation und eines Konzeptes vergleichbar dem "Kollaps", das erklärt, warum denn nun nur genau eines der möglichen Ergebnis tatsächlich realisiert wird.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (21.10.22 um 09:13 Uhr)
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