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Alt 06.03.08, 23:57
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
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Standard AW: Frage zu B.Heim

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Zitat von richy Beitrag anzeigen
Ich verstehe nicht welche Auffassung du hier vertrittst.
Also nochmals, bei Everett werden viele alternative Realitäten generiert, die miteinander jedoch nicht wechselwirken. Dies entspricht der Dekohärenz der Wellenfunktion in unendlich viele Zweige. So jedenfalls verstehe ich Everetts "Relative State Formulation of Quantum Mechanics" (1957), welche von De Witt ergänzt wurde mit "The Theory of the Universal Wave Function" (1973). Das bedeutet viele multiple Universen, alle identisch, aber in verschiedenen Zuständen. In der Fortsetzung durch Deutsch führt dies zum Multiversum. Der Zustand des (gesamten) Multiversums steht mit den Zuständen der verzweigten Welten durch Überlagerung der Zustände in Verbindung.

Bei Heim hingegen wird aus einer Vielzahl von Möglichkeiten nur diejenige Realität erzeugt, die mit der Wahrscheinlichkeitsamplitude aufgrund von Wahrscheinlichkeitsdichten korrespondiert. Das ist doch ein signifikanter Unterschied. Der Messprozess wird bei Heim nach dem von Weizsäckerschen Vorbilde durchgeführt, ergänzt nun - im Unterschied zur statistischen Interpretation von Born - durch einen informatorischen Wertevorrat. Die Superposition der Zustände "tot" oder "lebendig" ist in diesem Sinne lediglich Ausdruck (noch) fehlender Information, aus der Sicht des Beobachters natürlich.

Am Ehesten noch könnte man die Heimsche Interpretation mit der Bohmschen Mechanik vergleichen, wo der Geschehensablauf durch ein Trajektorienbündel beschrieben wird. Denn wenn "Schrödingers Katze" nach einer bestimmten Zeit tot ist, kann die Trajektorie bis zum Ursprung zurückverfolgt werden. Heim ist aber in dieser Sache viel präziser, weil die Wirkung "verborgener Variablen" durch die dynamischen Abbildungsketten übernommen wird. Der Leibnizsche Impetus "Omne possibile exigit existere" (alles Mögliche strebt nach Existenz) findet hier zielgerichtet statt, wofür dann durch die Weltdimensionen x5 und x6 Raum geschaffen wird. Diese Abbildungsketten (womöglich in beide Richtungen) laufen über Fourierreihen in n Dimensionen. Der Vorteil dieses Geschehens ist der, dass sich komplexe Bilder über Fouriertransformationen übertragen lassen. Die Natur arbeitet gerne analog!

Im Unterschied zur philosophischen Argumentation von Leibniz aufgrund der Theodizee muss in der Heimschen Welt aber nicht jeder Möglichkeit eine eigene Welt entsprechen, weil es - durch x6 und den Weltselektor realisiert- nur einen Gesamt-Kosmos gibt (wobei physische Subuniversen zwar möglich sind). Gerade darin liegt auch der eigentliche Sinn dieser zusätzlichen Weltdimensionen (Entelechie und Aeon), aus einer beliebigen Summe von Möglichkeiten nur eine bestimmte zweckmässige und zielgerichtete Weltentwicklung zuzulassen. Die imaginären Weltdimensionen übernehmen damit gewissermassen die Funktion eines "Deus ex machina", gesteuert allerdings aus dem übergeordneten I^2 (und vermutlich letztlich aus dem G^4, welcher sich dem experimentellen Zugriff gänzlich entzieht und deshalb in der "Extended Heim Theory" nicht auftaucht).

Gr. zg

Ge?ndert von zeitgenosse (07.03.08 um 01:14 Uhr)
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