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Alt 24.06.09, 11:01
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Bauhof Bauhof ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Schrödinger Gleichung ohne Teilchen ?

Zitat:
Zitat von nancy50 Beitrag anzeigen
Mein Problem: Also verwendet Schrödinger doch ein reales Teilchen, oder doch nur Aufenthaltswahrscheinlichkeiten. Bei de Broglie ist es klar, er hat ein Teilchen und eine Führungswelle. Bei Schr. ist mir das eben nicht ganz deutlich, ob er überhaupt noch ein Teilchen benötigt, obwohl es ja im linken Teil seiner Gleichung im Nenner unter der Planck Konstante auftaucht. Oder anders gefragt, was "verschmiert" über den Raum im Kasten, ist das nun das Elektron oder seine Wahrscheinlichkeitsverteilung? Oder was kreist um den Atomkern, ein reales Teilchen (de Broglie) oder nur noch verschmierte Aufenthaltswahrscheinlichkeit von Materie?
Hallo Nancy,

Die Ψ-Funktion beschreibt nicht das Quantenobjekt (hier also das Teilchen) direkt, sondern sie gibt einen Wahrscheinlichkeitskatalog für dessen Verhaltensmöglichkeiten an. Schrödingers ursprüngliche Idee, Quantenobjekte seien raumzeitlich ausgebreitete Wellen, stellte sich später als trügerisch heraus.

In der Theorie von Werner Heisenberg, Max Born und Pascual Jordan nämlich wurden die dynamischen Größen durch Operatoren dargestellt. Diese Theorie legt weder ein Wellenbild der Materie noch irgendein anderes anschauliches Bild der Quantenobjekte nahe. Max Born bezeichnet den Anspruch Schrödingers, dass alle Erscheinungen sich als gewöhnliche Wellen in einem gewöhnlichen Raum beschreiben lassen, als übertrieben, wenn nicht gar als falsch.

Andreas Bartels schreibt zu diesem Thema auf Seite 75 seines Buches [1] folgendes, das vielleicht deine Frage beantwortet:
Zitat:
Schrödingers Wellenfunktion nimmt nur im Fall eines einzelnen Teilchens die Form einer physikalischen Welle in Raum und Zeit an. Als Lösung für Vielteilchen-Systeme ergibt sich eine Welle in einem abstrakten, höherdimensionalen Koordinatenraum. Außerdem bleibt die Tatsache bestehen, dass ein Elektron an einem ganz bestimmten Ort mit einer lokalisierten Masse und Ladung registriert werden kann.

Wie sollte etwas, das in Wirklichkeit eine physikalische Welle ist, als lokalisierbares Teilchen auftreten können? Aus dieser Sicht erweist sich nun Schrödingers raumzeitlich reale Interpretation der Wellenfunktion als nur in Spezialfallen zulässige Vergegenständlichung des abstrakten Heisenberg-Formalismus.
Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] Andreas Bartels,
Grundprobleme der modernen Naturphilosophie.
Paderborn 1996. ISBN=3-8252-1951-8
http://www.amazon.de/Grundprobleme-m...837411&sr=11-1
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski
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