Thema: Ein Kinofilm
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Alt 16.08.07, 16:44
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richy richy ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Ein Kinofilm

Universum 3 ueberlase ich mal einem Wissenschaftler:

Zur aktuellen Titelstory im Spiegel: "Jenseits der Wirklichkeit; Parallel - Universen, Quantencomputer, Zeitreisen" wurde u.a. ein hochinteresantes mehrseitiges Interview mit David Deutsch, dem Erfinder des Quantencomputers und Träger des Dirac-Preises abgedruckt.

Spiegel:
Sie haben vorhin gesagt, Ihre Theorie des Quantencomputers verdankten Sie letztlich der Multiversumsidee. Gibt es sonst noch praktische Folgerungen aus der Viele-Welten-Theorie?

D.D:
Zeitreisen zum Beispiel - wobei die eher den theoretischen als den praktischen Anwendungen zuzurechnen sind. Allerdings wendet sich die Quantentheorie nur der Frage zu, was passieren würde, wenn wir eine Zeitmaschine hätten. Vielleicht lautet die für einen Laien interessantere Frage: Wie machen wir eine?

Spiegel:
Also, verraten Sie es uns: Wie machen wir eine?

D.D:
Das berührt ein komplett anderes Gebiet der Physik - das gehört ins Reich der allgemeinen Relativität. Einen Pfad in die Vergangenheit können wir nur bauen, wenn wir irgendeine brutale Unterbrechung der Raumzeit nutzen. Dazu müsste es gelingen, ein schwarzes Loch in sehr schnelle Rotation zu versetzen.

Spiegel:
Und das soll möglich sein?

D.D:
Irgendwann vermutlich schon.

Spiegel:
Aber was passiert, wenn Sie dann in die Vergangenheit reisen und etwas schaffen wie das Großvater-Paradox: Sie töten Ihren Großvater, noch bevor er Ihren Vater zeugen konnte?

D.D:
Vergessen Sie nicht: Wer aus der Zeitmaschine heraustritt, betritt ein anderes Universum. Dort können Sie verursachen, was Sie wollen - es wird nicht das Universum sein, aus dem Sie stammen.

Spiegel:
Das heißt also, der Mord an meinem Großvater hätte nur zur Folge, dass ich in diesem anderen Universum nie geboren würde.

D.D:
Ja, richtig. Aber ich finde, diese Mordgeschichten verwirren das Ganze nur. Nehmen wir an, Sie töten ihn nicht; dann wird er einen Sohn zeugen, der wiederum ein Kind zeugt. Und Sie werden dieses Kind - Ihr jüngeres Selbst - treffen. Es wird zwei Kopien von Ihnen geben.

Spiegel:
Und Sie könnten dann Ihrer jüngeren Kopie sagen: "Ach, hör doch auf mit deiner Theorie des Quantencomputers, das habe ich alles schon erledigt"?

D.D:
Ja. Ich glaube, wenn wir je Zeitmaschinentechnik beherrschen sollten, werden wir sie genau zu diesem Zweck nutzen: zur Informationsweitergabe - und nicht, um selbst auf Reisen zu gehen.

Spiegel:
Warum sollte man aufs Reisen verzichten?

D.D:
Schon allein, weil niemand von einer Reise durch die Zeit zurückkehren kann. Sie würden für immer aus diesem Universum verschwinden. Alle Ihre Freunde würden Sie unwiderruflich verlieren - und Sie wiederum Ihre Freunde. Wobei Sie jüngere Ausgaben von ihnen treffen würden, allerdings in Begleitung einer jüngeren Kopie Ihrer selbst.

Spiegel:
Nun gut, wir würden also eher Informationen, Daten in die Vergangenheit schicken. Und wozu soll das gut sein?

D.D:
Zeitmaschinen werden die Informationsverarbeitung revolutionieren - mindestens so grundlegend, wie es die Erfindung des Computers getan hat.

Spiegel:
Was, glauben Sie, würde man konkret damit anfangen?

D.D:
Wir hätten viel mehr Zugang zu Informationen. Wir könnten zum Beispiel etwas über Universen erfahren, in denen eine bestimmte Wirtschaftspolitik ausprobiert wurde, und so herausfinden, was dort ein Jahrzehnt später los war. Solche Daten können von heute aus gesehen extrem wertvoll sein. Wir wären also bald angelangt in einer Ära, in der wir Dinge, die wir heute durch Versuch und Irrtum lösen müssen, dann durch Informationsverarbeitung klären könnten.

Spiegel:
Wann rechnen Sie mit dem ersten Prototyp?

D.D:
Na ja, wir reden hier über Science-Fiction, die vielleicht Jahrmillionen in der Zukunft liegt. Ich habe so leichthin gesagt, man müsse ein schwarzes Loch in Rotation versetzen - in Wahrheit müsste es mindestens die dreifache Masse unseres Sonnensystems besitzen. Und es müsste mit der Präzision eines Quantencomputers manipuliert werden.

Spiegel:
Würden Quantencomputer oder Zeitmaschinen es dem Menschen ermöglichen, die Welt noch tiefer zu verstehen? Und hätten angesichts der damit verbundenen Einsichten die Quanten- und die Multiversumstheorie überhaupt noch Bestand?

D.D:
Ich glaube nicht, dass irgendetwas in der Welt unerklärbar ist. Und ich glaube auch nicht, dass das Wachstum des Wissens je zu einem Ende kommen wird. Deswegen wird die Quantentheorie auch nicht die letzte Theorie sein - es gibt keine letztgültige Erklärung.

Spiegel:
Aber es wird jedenfalls immer neue, immer unbegreiflichere Erklärungen geben?

D.D:
Davon bin ich überzeugt. Die Physik hat stets neue, immer bessere Erklärungen hervorgebracht. Und es wäre sehr überraschend, wenn sich das, was am Ende an die Stelle der heutigen Multiversumstheorie tritt, als weniger merkwürdig erweisen würde.

Spiegel:
Je merkwürdiger, desto besser?

D.D:
Nein. Merkwürdigkeit ist ja kein Selbstzweck. Aber zum einen werden grundlegende physikalische Erklärungen immer merkwürdiger, weil sie sich immer weiter entfernen von unserer Alltagserfahrung. Und zum anderen wären Erklärungen, die weniger sonderbar sind, längst entdeckt worden.

Spiegel:
Also müssen wir uns damit abfinden, dass uns die Physiker immer noch bizarrere Ideen präsentieren werden?

D.Deutsch:
Ja. Das Bizarre muss man einfach akzeptieren - weil die Welt bizarr ist.

Spiegel:
Herr Deutsch, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Anmerkung:
Nähere Info's zu diesem Hintergrund finden Sie hier:
http://home2.vr-web.de/~gandal f/Quanten/VWT1.htm

Anmerkung richy:
Neben der Rotation von Neutronensternen / schwarzen Loechern gibt es noch die Moeglichkeit von Heim, mittels sehr grossen Aenderungen von Magnetfeldern in Paralelluniversen zu gelangen.

Ge?ndert von richy (16.08.07 um 16:48 Uhr)
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