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Alt 29.07.10, 11:37
Benjamin Benjamin ist offline
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Roko, ich denke, deine Bedenken zu verstehen.

Ich will keinesfalls bestreiten, dass die klassische Elektrodynamik ihre (klassische) Richtigkeit hat. Soweit ich das sehe, liefert sich für alle Bereiche, in denen die Quantennatur von Energiezuständen vernachlässigt werden kann, korrekte Ergebnisse.

Vielleicht kann ich dir noch einen andere Gedanken anschaulich machen, der mich zu meiner angeführten Anschauung gebracht hat.

Stellen wir uns ein Elektron als ein reales Objekt vor, das lokal existiert, also einen wohldefinierten Ort hat. Wir wollen hier nicht näher auf eine Unschärferelation und dergleichen eingehen. Es sei ein rein klass. Betrachtung.

Des Weiteren habe dieses Elektron einen Bewegungszustand, also eine wohldefinierte Geschwindigkeit. Ohne Wechselwirkung wird das Elektron in diesem Zustand verharren und eine geradlinige Bewegung ausführen.
Damit sich dieser Zustand ändern kann, muss eine wie auch immer geartete Wechselwirkung das Elektron erreichen, das heißt, es muss eine Form von Information zum Ort des Elektrons gelangen.
Der Zustand des Elektrons wird sich der Information nach ändern, die das Elektron selbst erhält. Das ist nun der wesentliche Punkt! Die Information die beim Elektron angelangt! Diese Information ist nämlich nicht dieselbe, die ein relativ dazu bewegter Beobachter wahrnimmt.

Wenn du zum Beispiel einen Lichtstrahl mit einer dir bekannten Frequenz auf ein Elektron sendest, das sich auf dich zu bewegt, wird dieses Elektron eine andere Frequenz wahrnehmen, aufgrund des Doppler-Effekts.
Dir ist aber hoffentlich klar, dass das Elektron nicht auf die Frequenz reagiert, die du wahrnimmst, sondern auf die Frequenz, die es wahrnimmt. Du musst den Doppler-Effekt also mitbeachten.

In dem Sinne - und das ist mein Schluss daraus - reagiert ein Elektron auch nicht auf das elektrische ODER magnetische Feld, das du wahrnimmst, sondern immer nur auf das Feld, das es wahrnimmt. Wie könnte es auch ander sein?
Und wenn du dir dieses elektromagnetische Feld ansiehst, das das Elektron selbst wahrnimmt, wirst du erkennen, dass es - aus seiner Sicht - immer nur auf ein elektrisches Feld reagiert. Dazu brauchst du keine großartige Transformation des Bezugssystems machen, das siehst du schon an der Gleichung F = q (E + v x B), weil v aus der Sicht des Elektrons immer Null ist!

Freilich ist die Beschreibung mit B-Feld genauso korrekt. Aber ich sehe im B-Feld einen Trick, ein Zusatzfeld, das es uns erlaubt, die Elektronenbewegung aus einem anderen Bezugssystem zu beschreiben. So wie uns die Corioliskraft erlaubt, die Bewegung eines Körpers aus einem gedrehten Bezugssystem zu beschreiben. Dennoch existiert die Corioliskraft im Bezugssystem des Körpers selbst nicht, sie ist eine Scheinkraft.
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"Gott würfelt nicht!" Einstein

Ge?ndert von Benjamin (29.07.10 um 11:39 Uhr)
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