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Alt 20.10.11, 16:13
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richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Energie- und Impulserhaltung in der ART

Hi Knut
Zitat:
Zitat von Knut
Die „Kopenhagener Deutung“ ist nie und nirgends von jemandem festgelegt worden, sondern eine Zusammenerfassung, wie sie sich in der Fachliteratur im Verlaufe der ersten Jahrzehnte der Quantenphysik aufgrund von Aussagen der Begründer der Quantenphysik ergeben haben.
So ist es und es gibt unzaehlige Varianten, insbesonders an welcher Stelle der Heisenbergschnitt angesetzt wird. Man sollte zwischen Positivismus, Minimaldeutung, Kopenhagener Deutung (KD) und Kopenhagener Interpretation (KI, Zeilinger) unterscheiden.
Vorweg :
Deine Sichtweise entspricht in etwa einer "Viele Welten" Sichtweise, in der die viele Welten abstrakt sind. Und auf diese steuert auch Zeilinger zu, weil ihm mit dem Dekohaerenzprogramm gar nichts anderes uebrig bleibt. Wie erwaehnt ist dieses ein Element der VWI, das Zeilinger "sich angeeignet" hat.
Zitat:
Bei ihr handelt es sich nicht um einen Vorgang im gewöhnlichen dreidimensionalen Raum, sondern im abstrakten Konfigurationsraum.
Und wenn es sich um ein Mehrteilchensystem handelt wird dieser Konfigurationsraum hochdimensional und spannt viele Welten auf. In deinem Fall abstrakte viele Welten. Dazu Prof Zeh :

Physik'ohne'Realität:'Tiefsinn'oder'Wahnsinn? :
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/Realitaet.pdf
Zitat:
Zitat von Zeh
Schrödinger war bei seinem Versuch, eine Wellengleichung nach dem Vorbild der hamiltonschen partiellen Differentialgleichungen zu konstruieren, zunächst direkt auf Wellenfunktionen im klassischen Konfigurationsraum geführt worden. Diese Form der Wellenfunktion, die ihre statistische Interpretation zu unterstützen scheint, ist vielfach bestätigt worden. Für Schrödinger (ebenso wie für Einstein) war aber nur eine Realität in Raum und Zeit denkbar. Daher beschränkte er sich zunächst auf Einelektronenprobleme, für die der Konfigurationsraum mit dem normalen Raum identisch ist. Das reichte aber nicht, um diskrete Phänomene wie Zählerklicks, Spuren in der Wilsonkammer oder Quantensprünge zu verstehen. Somit wurde das Komplementaritätsprinzip zusammen mit der Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Wellenfunktion von den meisten Physikern akzeptiert, auch wenn es niemand verstehen konnte.
Dass das Komplementaritätsprinzip ein Konstrukt ist und nicht der VWI Konfigurationsraum geht auch aus anderen Stellen in dem Paper sehr schoen hervor.

Noch vor kurzem hatte ich bemerkt :
Zitat:
Zitat von richy
Ich meine auch, dass (dies=) die Verschraenkung mit dem Komplementaritätsprinzip nicht direkt erklaert werden kann. Die Unbestimmtheitsrelation soll lediglich die dahinterstehenden Grundgedanken rechtfertigen... Wobei es fuer Zeilinger durchaus moeglich ware. Er muesste lediglich einen virtuellen, abstrakten, informativen (das kann man sich aussuchen) Konfigurationsraum einfuehren.
http://www.quanten.de/forum/showthre...raum#post64045

Und du bist besser informiert als ich. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Zeilinger tatsaechlich diesen Schritt bereits gegangen ist. Neben dem Dekohaerenzprogram schon den hochdimensionalen Konfigurationsraum von der VWI uebernommen hat. Hier sind die Weichen in diese Richtung jedenfalls schon gelegt :
http://www.forphys.de/Website/qm/heur.html
Zitat:
Dabei soll versucht werden, möglichst eindeutige Sprechweisen zu verwenden. So wird, wie das auch schon von Küblbeck und Müller praktiziert worden ist, kaum von Wellen gesprochen werden, die ja im Rahmen von Schrödingers Theorie in der Regel abstrakte Wellen in hochdimensionalen Konfigurationsräumen sind und eben nicht im Anschauungsraum, wie Schülern kaum auszureden sein wird, wenn man in diesem Zusammenhang von Wellen spricht. Die Bornsche Wahrscheinlichkeitsdeutung sollte aber behandelt werden.
Zitat:
"Klassisch denkbare Möglichkeiten" ist eine Formulierung von Küblbeck und Müller, die ich für sehr treffend halte. Beispiele:

2 klassisch denkbare Möglichkeiten von Durchtrittsorten beim Doppelspalt,
2 klassisch denkbare Möglichkeiten von Wegen durch ein Mach-Zehnder-Interferometer ....
Ersetzt man "klassisch denkbare Möglichkeiten" durch "nichtreale physikalische Welten" landet man bei Everett. Es handelt sich bei einer abstrakten VWI, Zeilinger-"KI" lediglich um ein Ersetzen dieser Begriffe. Allerdings mit weitreichenden Konsequenzen auf beiden Seiten. Insbesonders bei der abstrakten, "nur im Kopf" Fraktion.
Der Autor versucht sich zwar vom Welle Teichen Dualismus zu loesen aber trotz seiner Annahme eines hochdimensionalen Konfigurationsraumes scheint ihm dies nicht so recht zu gelingen. Ich meine dies liegt an dieser auch fuer Zeilinger problematischen Stelle :
Zitat:
Nehmen Sie aber einen Zweiteilchen-Zustand, z.B. aus zwei Elektronen, dann ist der zugehörige Raum (ohne Spin) 6-dimensional, also ganz klar nicht der Anschauungsraum, sondern der 6-dimensionale Konfigurationsraum, zuständig ausschließlich für Wahrscheinlichkeitsvorhersagen. Nach Zeilinger existieren Wellenfunktion "nur im Kopf der Physiker".
Ich meine nicht das Zeilinger dies annimmt. Dies waere niemals kompatibel zum Dekohaerenzprogramm. Die Welle tritt aus der Hirnschale heraus und verschraenkt sich mit der Realitaet. Naja. :-) Er muesste wie Wigner einen bewussten Beobachter annehmen und in einem Interview hat er geaeussert, dass er im Gegensatz zu einigen Kollegen so weit nicht gehen moechte.

Ich meine deine Schilderungen gehen weitere als Zeilinger, der sich soundso eher stets verhalten auessert. Ein Realismus, rein physikalische Welt ist vorstellbar. Eine rein gedachte Welt waere Esoterik. Zeilinger muss daher
irgendwann eine Abbildung der geistigen Komponenten auf die physikalischen Komponenten erklaeren.

Gruesse

Ge?ndert von richy (20.10.11 um 18:50 Uhr)
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