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Alt 10.09.12, 10:39
Thom_B Thom_B ist offline
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Registriert seit: 22.08.2012
Beitr?ge: 21
Standard AW: Definition von Materie

Hallo Univego,

ich möchte mal ein paar eher allgemeine Bemerkungen zu Deinen Gedanken machen. Unser gesamtes Alltagswissen, unser "gesunder Menschenverstand", ja unsere gesamte Sprache haben sich anhand der Dinge entwickelt, die wir täglich erleben. Dieser täglich erlebbare Bereich, ist jedoch nur ein verschwindend kleiner Anteil der Welt da draussen. Die Physik musste leider lernen, dass Dinge, die viel kleiner, schneller, schwerer, kälter, ....(was auch immer) sind, als in unserem Alltag üblich, mit unseren herkömmlichen Begriffen nur sehr unvollkommen beschrieben werden können. Es verschlägt uns im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache.

Der praktische Ausweg aus diesem Dilemma ist es, sich auf die Mathematik zu beschränken. Da die Mathematik so abstrakt ist, ist sie die einzige "Sprache", mit der man auch ausserhalb des Gebietes der täglichen Erfahrung verlässlich kommunizieren kann. Etwas flapsig drückt sich das manchmal in dem Spruch: "shut up and calculate" aus. Ob damit tatsächliches Verständnis erworben wird, muss jeder selbst entscheiden.

Oft versucht man jetzt, auch den Bereich ausserhalb unserer Alltagserfahrung in Sprache zu fassen, um die Physik auch ohne Mathematik zu erklären und verwendet dabei notwendigerweise Bilder und Vergleiche aus der Alltagswelt. Gegen diesen Versuch ist nichts zu sagen, im Gegenteil. Manche dieser Versuche sind jetzt eher nüchtern, manche eher poetisch, manche besser, manche schlechter, richtig allgemein akzeptiert gut ist keiner.

Wovor ich jetzt aber warnen möchte: man sollte ein Bild, das jemand benutzt hat, um beispielsweise Quantenvorgänge zu erklären jetzt auf keinen Fall wieder eins zu eins in die Alltagswelt zurücktransformieren, und aus diesem Bild allgemeine Aussagen über unsere Alltagswelt ableiten. Die Frage, wie einzelne Quanten zusammenwirken, um unsere Alltagswelt zu formen, ist nämlich für sich genommen eine Wissenschaft. Wenn es also schon in der mathematischen Sprache schwierig ist, den Übergang von der Quantenphysik zur alltäglichen klassischen Physik zu beschreiben, so gilt das umsomehr in der Bildersprache, wenn wir mit nicht perfekten Metaphern für die Quantenwelt arbeiten.

schöne Grüße
Thom_B
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