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Alt 09.12.15, 18:59
Timm Timm ist offline
Singularität
 
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Standard AW: In-, nono-, para- ortho-determinismus

Zitat:
Zitat von TomS Beitrag anzeigen
ich verwende ontisch im Sinne von unabhängig vom Bewusstsein existierend verstanden, d.h. der Zustandsvektor beschreibt eine real existierende Entität als etwas unabhängig vom Bewusstsein.
Die übliche Definition von ontisch ist: etwas unabhängig vom Bewußtsein 'Seiendes'. Ich hatte Dich so verstanden, daß Du die vom Zustandsvektor beschriebene Entität im Sinne dieser Definition ontisch, also als 'seiend' deutest. Und ich sehe kein Problem etwas "real existierendes" als 'seiend' zu betrachten.
Wenn man Zeh wörtlich nimmt, ist die Wellenfunktion etwas 'Seiendes'. Aber meint er es auch so (Deine Anmerkung zu Zeh vermag ich nicht zu kommentieren)? Es wäre interessant zu sehen, ob andere der VWI nahestehende Autoren hier Zeh zustimmen. Ich denke, daß nur Deine Sichtweise richtig sein kann, denn die Welt ist nicht abstrakt, sondern real 'seiend'. Und das erfüllt ja auch das Anliegen. Eine Welt, der nicht durch den Kollaps der WF Realität verliehen wird, kann das 'Seiende' notwendigerweise nur auf die WF, bzw. das was sie beschreibt zurückführen, muß die WF also wie auch immer ontisch interpretieren.

Ist die feste Zeigerstellung unausweichlich mit dem Kollaps der Wellenfunktion verbunden? Nach dieser Darstellung der Dekohärenz offenbar nicht.

Zitat:
3.5.1
... Eine Messung im eigentlichen Sinn erfolgt nur dann, wenn der Messapparat gerade kein abgeschlossenes System ist, sondern seinerseits an eine Umgebung gekoppelt ist, die ein Bad an Freiheitsgraden liefert. Unter diesem Bad an Freiheitsgraden können wir uns beispielsweise die Luftmoleküle des Labors vorstellen, in dem das Messgerät steht, oder auch das Bad an thermischen Photonen, dass uns bei jeder endlichen Temperatur umgibt. Dieses Bad an Freiheitsgraden interessiert uns nicht als solches, denn wir wollen ja nichts über die Laborluft herausfinden. Es spielt aber eine fundamentale Rolle beim Messprozess, denn erst die Kopplung an diese Badfreiheitsgrade führt dazu, dass das Messgerät in einem irreversiblen Prozess in einen definitiven Zeigerzustand gelangt, der dann ausgelesen werden kann.
.....
.....
Wir halten als wichtiges Zwischenergebnis fest: Irreversibilität ist konstitutiv für eine Messung. Eine Diskussion des Messprozesses auf der Grundlage abgeschlossener Systeme und mit unitärer Dynamik allein ist sinnlos, denn sie missversteht, was eine Messung eigentlich ausmacht. Wir müssen auf die in den Badfreiheitsgraden gespeicherte Information verzichten, wenn wir sinnvoll über die Ergebnisse von Messungen sprechen wollen, d.h. über definitive Detektorklicks und Zeigerpositionen.
Wenn wir aber die Badfreiheitsgrade ausspuren, dann verschwinden die
kohärenten Interferenzterme im gemeinsamen Zustand von Objekt und Messgerät, um einer Verteilung mit inkohärenten, klassischen Wahrscheinlichkeiten Platz zu machen. Man nennt deshalb diesen Effekt Dekohärenz.
Zitat:
3.5.3 Die Emergenz von Realität und Objektivität durch Redundanz
Abgesehen davon, dass Dekohärenz in einigen konkreten Fällen die experimentellen Daten erklärt, leistet dieses Konzept auf einer grundsätzlichen, interpretatorischen Ebene noch mehr.
Erstens laufen wir nicht mehr Gefahr, bei der Beschreibung des Messprozesses
in einen infiniten Regress zu geraten, in dem wir immer mehr Umgebungen in die Beschreibung durch kohärente Zustände einbeziehen müssen, so dass zum Schluss wir selbst und das ganze Universum in Myriaden kohärenter Überlagerungen gebracht werden. Dies macht de facto sogenannte ”Viele-Welten-Interpretationen“ überflüssig, und wir können uns wieder der einen Welt zuwenden, zu deren Beschreibung
die Quantentheorie dient.
Was sieht der Autor Deiner Ansicht nach falsch?
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Der Verstand schafft die Wahrheit nicht, sondern er findet sie vor - Aurelius Augustinus
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