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Alt 18.02.10, 22:39
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richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?

Hi Uli
Zitat:
Wenn du das Zitat von Gell-Mann genau liest, so wird klar, dass er keine nichtlokale Reduktion der Wellenfunktion benötigt, denn er ist ein Anhänger von Everetts Viele-Welten-Interpretation.
Ich meine Gell Mann vertritt eine Variante der VWI (Viele Welten Interpretation) , die "many" oder "consistent histories" http://en.wikipedia.org/wiki/Consistent_histories
Dagegen richtig sich meine Kritik weniger :-), wobei das Forum auf solche exotischen Interpretationen eigentlich verzichten wollte.
Ich werde sie jedenfalls nicht mehr fuer Argumente hier verwenden, sondern nur noch fuer meinen privaten Gebrauch.

Meine Kritik richtete sich lediglich an den zu vereinfachten Umgang mit Bertelmanns Socken.
Zitat:
1978 kam Bertlmann zum CERN und arbeitete dort mit J. S. Bell zusammen. Bertlmann trug stets verschiedenfarbige Socken. 1981 schrieb Bell seinen Artikel „Bertlmann's socks and the nature of reality“ (Bertlmanns Socken und die Natur der Realität). Darin verglich er den EPR-Effekt mit Bertlmanns Socken: Wenn Bertlmann um eine Ecke kommt und man sieht, welche Farbe einer seiner Socken hat, dann könne man mit Sicherheit voraussagen, dass der zweite Strumpf nicht auch diese Farbe hat. Der Gedanke läge also nahe, dass es sich bei der Quantenverschränkung ebenso verhalte. Dies ist jedoch eine unzulässige Vereinfachung. Im weiteren Verlauf des Artikels erklärt Bell die tatsächlichen physikalischen Zusammenhänge.
Das fett gedruckte uebersieht man trotz besserem Wissen ganz gerne Mal.
Man muss schon den ganzen Artikel lesen oder schildern, in dem Bell "seine" Ungleichungen uebrigends anhand von Socken veranschaulicht.
http://doc.cern.ch//archive/electron.../198009299.pdf
Wobei er zunaechst feststellt, dass der EPR Versuch den nichtlokalen = globalen Charakter der Quantenphysik widergibt. Das ist bekannt.
Interessant ist Seite 13 in der er ein Beispiel angibt wie sich das scheinbare Paradoxon löesen laesst. Ueber eine globale Varaiable wie der Wochentag oder einen quasi globalen Freiheitsgrad wie das Wetter.
Zitat:
"Geschichtszweig" meint doch wohl ganz klar Verzweigung in Welten.
Sehe ich auch so. Das ist eine VWI Variante. In dem Fall, aber eben nur wenn man eine VWI annimmt reduziert sich das EPR "Paradoxon" auf Bertelmanns Socken. Wobei der Prozess der Auswahl damit aber sicherlich auch nicht geklaert wird.
Zitat:
In the opinion of others[who?] this still does not make a complete theory as no predictions are possible about which set of consistent histories will actually occur. That is the rules of CH, the Hilbert space, and the Hamiltonian must be supplemented by a set selection rule. However, Griffiths explicitly states that asking the question of which set of histories will "actually occur" is a misinterpretation of the theory; histories are a tool for description of reality, not separate alternate realities.
Ebenso ist das gemeinsame Merkmal der meisten VWI Varianten keine Teilchen sondern Wellennatur.(Wie es konkret bei "many histories" ist weiss ich nicht) Und damit waeren wir bei wellenfoermigen Hypersocken. An so etwas dachte Bell sicherlich nicht. Sein Beispiel mit dem Wetter oder Wochentag ist sehr viel besser. Man beobachtet, dass Sonntags Kirchen voller sind als an anderen Wochentagen.
Ein ET wuerde dies nicht verstehen, wenn er nicht weiss, dass die Menschen Wochentage kennen. Im Gegensatz zu den Socken muss man hier einen zusaetzlichen globalen Freiheitsgrad angeben. Dann koennte man das Kind aber gleich beim Namen nennen.
Zitat:
Die instantane Informationsübertragung gibt es also in der Viele-Welten-Interpretation nicht. Da diese aber physikalisch äquivalent zur Kopenhagener Deutung ist, gibt es auch dort keinen Informationsfluss, denn ein Informationsfluss ist keine Frage der Metaphysik.
:-)
Mein Respekt fuer diese Argumentationsweise. Aber so geht das natuerlich nicht. Beispiel :
Ein Bauer bemerkt, dass alle 3 Monate eine Kuh von seiner Weide verschwindet. Er beauftragt einen Privatdetektiven, der beobachtet, dass die Kuehe von UFO's entfuehrt werden und dies dem Bauern mitteilt. Nun glaubt der Bauer aber nicht an die Existenz von UFO's sondern irdische Kuhdiebe (KD), die der Detektiv aber leider nicht beobachten konnte.
Der Detektiv argumentiert daher :
Ob ihre Kuehe von UFO's oder irdischen KD entfuehrt werden. Beides ist vom Resultat physikalisch aequivalent. Die Kuehe sind verschwunden. Der Kuhschwund ist damit auch keine Frage der dahinterstehenden Metaphysik und meine beobachteten Ufos aequivalent zu den irdischen Kuh Dieben.

Oder konkreter :
Die einfache Erklaerung der VWI ergibt sich nur deshalb, weil sie mindestens eine globale zusaetzliche Variable in der Natur annimmt. Z.B. in Form der Nummerierung der Histories.
Du kannst nicht die Erklaerung uebernehmen und nachtraeglich dann annehmen, dass diese zusaetzliche Variablen nun doch nicht existieren.
Ausser ein paar Exoten nimmt hier soundso niemand ernsthaft eine VWI an. Und gemaess der KD gibt es fuer das EPR Experiment damit keine Erklaerung. Bertelmanns Socken laesst man dann am besten ganz aus dem Spiel, denn wie du siehst verstehen dies einige dann falsch.
Mischt man diese noch mit einer VWI ohne ausdruecklich darauf hinzuweisen ist die Verwirrung natuerlich komplett. Ich gehe nicht davon aus, dass du zusaetzliche globale Variablen annimmst. Dann bleibt eben nur die spukhafte Fernwirkung. Eine andere Erklaerung gibt es in dem Fall nicht. Bertelmanns Socken die du in einem anderen Thread schon als Argument verwendet hast sind dann nichts weiter als ein Paar Socken.

Gruesse

Ge?ndert von richy (19.02.10 um 00:54 Uhr)
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