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Zitat von RoKo
Physik ist keine Mathematik; axiomatische Physik (bzw. physikal. Theoriebildung) darf nicht frei etwas postulieren; ihre Postulate müssen durch den empirischen Erfolg der Theorie, die sich aus den Postulaten ergibt, gerechtfertigt werden. Nun ist es so, dass die QM - egal in welcher Variante - ohne die Born-Regel keinerlei empirischen Erfolg vorzuweisen hat.
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Was die Axiome bzw. Postulate betrifft zunächst mal korrekt, und zwar bzgl. der meisten Interporetationen der QM.
Nun ist es jedoch
nicht so, dass neben der Wahrscheinlichkeitsaussagen auf Basis der Bornschen Regel keine empirischen Erfolge existieren würden - ganzn im Gegenteil. Die QM macht auch andere Vorhersagen außer Wahrscheinlichkeiten, z.B. Spektren in der Atom-, Kern- und Nukleonenphysik; z.B. die Festkörperstruktur, Metalle, Halbleiter (Bandstruktur, ...) usw.; z.B. Suprafluidität und Supraleitung; ... Dazu brauche ich keine Bornsche Regel.
Zitat:
Zitat von RoKo
Da die VWT (auch gemäß deinen späteren Angaben) die Bornregel nicht herleiten kann und auch nicht postuliert, gibt es nichts, was die VWT als wissenschaftliche Theorie rechtfertigt.
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Da habe ich dich wohl auf die falsche Fährte angesetzt.
Tatsächlich ist es so, dass es viele Ansätze gibt, die Bornsche Regel abzuleiten, einige davon VWI-spezifisch, einige allgemein relevant. Für die spezifischen Ansätze (insbs. Everett, Saunders, Wallace) sind die Prämissen und Argumente
auf Ebene der Interpretation nicht allgemein akzeptiert; es gibt jedoch starke Hinweise darauf, dass das funktionieren kann. Dann gibt es auf der unterlagerten Ebene der Mathematik zwei generische Erkenntnisse (Hartle-Frequency-Operator, Gleason's Theorem) wobei insbs. letzteres relevant zu sein scheint; es besagt, dass
wenn ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf einem Hilbertraum eingeführt werden soll, dieses zwingend der Bornschen Regel entsprechen
muss; man hat also keine Wahlfreiheit. Die VWI muss demnach nicht die Bornsche Regel im Speziellen ableiten, es ist ausreichend, das Auftreten von Wahrscheinlichkeiten im Allgeneinen zu rechtfertigen. .
Die VWI hat hier den Status eines Forschungsprogramms; das ist auch offen so kommuniziert, darüber betseht in der Fachwelt kein Zweifel.
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Zitat von RoKo
Ich argumentiere hier nicht für Kopenhagen, sondern gegen die VWT. Du kannst dich nicht mit dem Hinwis, dass andere noch schlechter sind, herausreden.
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Doch, kann ich. Jede Interpretation der QM muss im Kontext aller Interpretationen bewertet werden ...
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Zitat von RoKo
Da es Alternativen zur VWT gibt, gehört die Betrachtung der Konsequenzen mit zur Beurteilung der Theorie.
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... wie du ja selbst sagst.
Zitat:
Zitat von RoKo
Was behauptet die VWT dann, wenn nicht, dass jedes mögliche Messergebnis, jedoch in unterschiedlichen "Zweigen" realisiert wird?
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Die VWI behauptet, dass jedes jedes mögliche Messergebnis realisiert wird; sie behauptet jedoch nicht, dass diese Zweige exakt definiert und abzählbar wären.
Erklär' mir doch bitte in zwei getrennten Statements, i) welche Kritik du an der VWI an und für sich hast, und ii) an welchen konkreten Punkten die VWI schlechter abschneidet als eine andere Interpretation.
Eine Bitte: kritisiere nicht die grundlegende Annahme der realistischen Interpretation; diese ist Grundvoraussetzung. Wenn du eine anti-realistische Position einnimmst, dann benötigst du die VWI nicht und bist mit anderen Interpretationen besser bedient (Ensemble-Interpretation, Quanten-Bayesianismus, ...). D.h. diese Entscheidung bzgl. deiner philosophsichen Haltung zur Physik als Ganzes - nicht nur zur QM als isoliertes Feld - musst du bereits vorher getroffen haben.