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Alt 29.11.09, 17:42
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
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Standard AW: Physik und Philosophie bei A. EINSTEIN

Zitat:
Zitat von Marco Polo Beitrag anzeigen
Endlosigkeit und Unendlichkeit sind für mich das Gleiche. Unterschiedliche Begriffe für den gleichen Sachverhalt sozusagen.
Hierzu mache ich gewisse Unterscheidungen.

In der Polargeometrie (Barthel) bedeutet "unendlich" nicht dasselbe wie "endlos". So schneiden sich ins Unendliche wachsende Hyperbeln in den Polen einer 3-Sphäre, um von dort zum jeweiligen Gegenpol zu laufen.

Endlos hingegen wäre eine Strecke, die kein Ende nimmt, derart, dass ich stets ein Δs hinzufügen könnte ohne jemals ans Ziel zu gelangen. Objekte, die zwar einen Anfang aber kein Ende haben, gibt es m.E. nur in der menschlichen Vorstellung. Selbst das Weltall hat Anfang und Ende (Bigbang und Bigcrunch). Zumindest der Anfang scheint unbestritten zu sein.

Ewigkeit wird meist als ohne Anfang und ohne Ende verstanden. Dies kommt aus der Luther-Bibel (1521), welche den entsprechenden Terminus in diesem Sinne wiedergibt. Luther hat sich nebst dem verwendeten 'Textus Receptus' (eine byzantinische Textsammlung) stark auf die Vulgata (die lateinische Übersetzung des Hiernonymus) abgestüzt, wo "ewig" bereits mit gewisser Tendenz übersetzt wurde. Glücklicherweise finden sich trotzdem einzelne Schriffstellen, die das zugrunde liegende griechische 'aionios' mit 'in aternum et ultra' wiedergeben. Wenn bereits die eine Ewigkeit unendlich wäre, gäbe es bestimmt kein "und darüber hinaus". So aber gibt es widerspruchsfrei viele Ewigkeiten, die sämtliche Anfang und Ende haben.

Im griechischen Grundtext - auf welchen sich auch der 'Codex Sinaiticus' abstützt, steht für Ewigkeit das Wort Aeon (aion) und das Adjektiv äonisch (aionios). Damit wird nicht eine endlose Dauer ausgedrückt, sondern eine bestimmte, oft auch verhüllte, Zeitspanne. Der genaue Sinn muss dem jewiligen Kontext entnommen werden. Ein Aeon wird sowohl für die Lebzeit eines Königs, aber auch für undenklich lange Zeiträume verwendet. Das adäquate hebräische 'Olam' bedeutet vielfach nur "Welt". Die Septuaginta gibt Olam mit Aeon (und damit als Weltzeit, Zeitalter) wieder. In diesem Sinne benutzen es auch die Schreiberlinge des neutestamentlichen Kanons. Es ist die Rede von diesem Aeon und den kommenden Aeonen. Ob es dereinst einen letzten Abschluss der Aeonen gibt, lässt sich nur noch indirekt beantworten. Was danach käme, ist nicht aussprechbar, weil es die menschliche Vorstellung bei weitem übersteigt. Es stünde jedoch nicht im Widerspruch zur modernen Kosmologie.

Ewig bedeutet in der ursprünglichen Intention als keineswegs unendlich, sondern für eine bestimmte Zeit, eine Lebensdauer, eine festbeschlossenene Zeit, eine nicht auflösbare Zeitspanne (solange bis deren Zweck erreicht ist) etc.etc.

Gr. zg
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