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Alt 10.05.10, 08:50
tornowa tornowa ist offline
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Registriert seit: 13.04.2010
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Da wäre jetzt die Frage, welche Analogien man zu gesellschaftlichen Systemen ziehen kann.

Trotzdem ist Vorsicht geboten.
Ähnliche Versuche (Vergleich menschlicher Gesellschaft mit biolog. Systemen)führten ja schon mal zum Sozialdarwinismus.
Gesellschaftliche Systeme verarbeiten enorme Hyper-Komplexität. Von der Physik und Mathematik beschriebenen Phänomene umgeben einen jeden zu jeder Zeit. Deren Erscheinungen folgen schon einem evolutionärem Charakter. Die Anwendung hinsichtlich des Sozialdarwinismus ist ganz klar zu kurz gegriffen und wie es scheint symptomatisch für das Streben nach Macht und Geld, getreu dem Motto, der Stärkere überlebt, also werde der Stärkste.

Aber Evolution ist lediglich ein Strategie im Sinne von Versuch-Irrtum. Die einzig sinnvolle Variante, hinsichtlich der Überanzahl von Informationen, die man schon für kleinste Systeme theoretisch in Betracht ziehen müsste. Jeder Versuch erzeugt eine neue Ausgangssituation, welche dann dahingehend bewertet wird, ob sie zuträglich ist oder nicht. Hierdurch ist die Verarbeitungskapazität auf ein Minimum reduziert.

Ab hier gibt es eine Schnittstelle zur Naturwissenschaft, nur eben nicht, um im Detail zu rechnen, sondern um miteinander die Ausmaße zu beschreiben.

Denn was sich ab dann übersummiert, ist das, was wir allgemein als die Natur wahrnehmen und diese erzeugt eine enorme Informations- und Möglichkeitenmenge, welche wir verarbeiten aber nicht im Detail berechnen können

Mir geht es also weniger um das Finden von Analogien, im Sinne von "welche Formel passt jetzt worauf" sondern viel mehr um die Beschreibung wesentlicher Prinzipien, welche sich in der einen oder anderen Form zeigt.

Das Beispiel der Verschränkung ist gar nicht mal so abwegig. Schließlich gibt es ja soziale Systemzustände, die ein gleichzeitiges Auftreten von Zuständen an unterschiedlichen Stellen begünstigt. Grob verglichen zum Beispiel die Beobachtung, dass manche Ideen oder Gedanken gleichzeitig an verschiedenen Orten zu entstehen scheinen oder Revolution an unterschiedlichen Orten zu entstehen scheint.

Leben hört im übrigen nicht mit dem Menschen auf. Auch die Menschen übersummieren ihre Möglichkeiten und schaffen Unmengen von für sich lebensfähigen Systemen welche rekursiv aufgebaut sind und in einem undurchschaubaren Geflecht mit einander in einer wechselwirkenden Beziehung stehen, deren Art und Weise des Interaktionsverhalten von den jeweiligen Selbst- und Zielverständnis abhängen.

Hier beginnt dann plötzlich die Frage nach der richtigen Ordnung, derer es durchaus vieler gibt, da soziale Systeme polystabil sind, also mehrere Gleichgewichte haben - also auch die Frage nach Ethik und Moral, richtig oder falsch. Und eben auch, was man mit dem Wissen macht.

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Dies besagt auch, dass ein ständiges wirtschaftliches Wachstum und damit ständig steigender Wohlstand z.B. eine Illusion ist, da ab einem bestimmten Punkt plötzlich neue Qualitäten (gesellschaftl. politische Umstürze, Kriege, wirtschaftliche Zusammenbrüche...) auftreten.
Genau das ist mein Steckenpferd. Diese neuen Qualitäten bzw. emergenten Systemeigenschaften drücken aus, was lebende Systeme meint. Eine Gesellschaft für sich genommen lebt und ist mehr als die Summe der sie bildenden Menschen. Es gibt Strukturen und Funktionsweisen, welche die selben, wie bei jeden Organismus sind. Die Summen aus Abstimmung, Organisation, Bewusstsein und Planung ergeben ein Individuum, eine Firma, eine Branche oder eben einen Staat.

Man kann sich das so vorstellen: Im Kopf interagieren Neuronen. Wenn sie intensiv interagieren entstehen Gedanken. Wenn Menschen intensiv interagieren, entstehen Städte, Firmen und Märkte. Diese interagieren ebenfalls miteinander und erzeugen neue Systeme mit anderen Systemeigenschaften aber immer noch den selben Funktionsweisen. Diese Systeme trachten dann immer nach einen ihrer Gleichgewichtszuständen - meist auch ein Grund dafür, dass ein System kippt. Revolution oder Emanzipation ist beispielsweise ein beobachtbares Systemverhalten hinsichtlich des Versuch, einen neue, unbekannten Gleichgewichtszustand anzustreben. Die Systemwissenschaften und Bio-Kybernetik haben da interessante Erkenntnisse beigetragen.

Im Übrigen ist ein permanenter Wohlstand durchaus möglich. Jedoch bedarf es dazu einer Neujustierung der Zielvorstellung und des Identitäten (der Systeme). Also die Frage wer sind wir, was wollen wir? Theoretisch haben wir das Potenzial eine Hochleistungsgesellschaft zu bilden. Ohne dass es irgendwen überfordert. Wir brauchen uns lediglich zu organisieren, wie sich das Hirn selbst organisiert. Spezialisierte Bereiche machen genau das, was sie können und vertrauen, dass der Rest das selbe tut.

Ich sehe momentan Tendenzen, dass das Gesamtsystem nach neuen Zuständen trachtet. Wir stehen momentan vor historischen Entwicklungen.

Ge?ndert von tornowa (10.05.10 um 09:18 Uhr)
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