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Alt 22.10.19, 20:15
n4mbuG0t0 n4mbuG0t0 ist offline
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Standard AW: The Trouble with Many Worlds

Zitat:
Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Mach mal hier halt! Interpretationen usw. interessieren noch gar nicht, das philosophische Problem hast du bereits hier, es wird dir jedoch nicht bewusst.

Ich formuliere deine Aussage etwas um:

Newtonsche Mechanik
  • Formalismus: dieser enthält die Bewegungsgleichungen und liefert eine vektorwertige Funktion x(t)
  • Beobachtung: wir beobachten ein Objekt auf einer Bahn durch den Raum
  • Zusammenhang: wir assoziieren Orte im Raum mit Punkten des Funktionsgraphen

Quantenmechanik
  • Formalismus: dieser beinhaltet die Schrödingergleichung sowie (selbstadjungierte) Operatoren und liefert den Zustandsvektor
  • Beobachtung: wir beobachten relative Häufigkeiten / Erwartungswerte für bestimmte Messwerte
  • Zusammenhang: wir assoziieren relative Häufigkeiten / Erwartungswerte mit Matrixelementen von (selbstadjungierte) Operatoren für den jeweiligen Zustandsvektor

Der kritische Punkt ist diese Assoziation.

Das mathematische Objekt x(t) ist nicht identisch mit der tatsächlichen Bahnkurve; der Mathematiker würde von einer Isomorphie sprechen. Wir denken zwar, es sei irgendwie „offensichtlich klar“, dass eine Entsprechung vorliege; aber das ist keineswegs offensichtlich - zumindest hat die Philosophie dieses Problem - den Zusammengang zwischen dem was ist, wie wir es beschreiben und was wir wahrnehmen - in den letzten 2500 Jahren nicht gelöst! Das Problem ist bereits bei Newton vorhanden, erscheint jedoch irgendwie nicht gravierend - für Physiker.

Fakt ist, dass es keinen logischen Zusammenhang zwischen Formalismus und Beobachtung gibt, sondern lediglich einen postulierten. Das Postulat erscheint bei Newton nicht problematisch, aber es ist und bleibt ein unbeweisbares Postulat, jedoch eines das uns „natürlich“ erscheint.

Rein logisch ist der Zusammenhang in der Quantenmechanik ebenfalls ein Postulat, es ist lediglich mathematisch komplizierter zu formulieren und eben nicht „offensichtlich klar“.

Frage dich doch mal, wie du rein logisch und ohne Rückgriff auf andere - hier nicht aufgeführte - Postulate diese Assoziation begründen kannst. Du wirst feststellen, dass sie immer in der Luft hängt.

Nun passiert folgendes: bei Newton erscheint - für den Pragmatiker - das Nachdenken irrelevant, Bohr et al. verweigern das Nachdenken, Everett et al. gegen das Problem an. Das heißt aber nicht, dass dieses Problem erst mit der Quantenmechanik entsteht, die Quantenmechanik legt nur offen, dass die Physiker dieses Problem seit Jahrhunderten ignoriert haben.
Das philosophische Problem ist mir bekannt, das ist nichts neues. Ich habe nicht behauptet, dass es diese Problem nicht gibt. Ich habe behauptet dass Everetts Interpretation dies aber auch nicht löst. Es postuliert auch nur einen Zusammenhang. Das Problem was Everett löst (sofern konsistent herleitbar) ist die Entstehung der beobachteten Werte aus dem Formalismus der QM. Das leistet sie durch das Postulieren der realen Existenz der Wellenfunktion.
Das von dir erwähnte philosophische Problem ist damit m.M.n aber keineswegs gelöst, also hat es für mich erstmal damit nichts zu tun.
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