Thema: arm und reich
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Alt 06.07.19, 21:33
Ich Ich ist offline
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Standard AW: arm und reich

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Zitat von Marco Polo
Der Reichtum des einen bedingt die Armut des anderen und umgekehrt.
Diese Weltsicht ist nachweisbar falsch und extrem gefährlich.
Zu nachweisbar falsch: Wie Timm schon sagt, ist das eine steile Behauptung, die du begründen musst, nicht ich widerlegen. Versuche ich natürlich trotzdem, das sollte man aber nicht aus den Augen verlieren.
Und natürlich setze ich voraus, dass wir nicht mit einer dieser bescheuerten Definitionen "relativer Armut" arbeiten. Die da z.B. in der Grundgesamtheit "Sultan von Brunei" und "Queen Elizabeth II" letztere als "arm" klassifizieren würden, weil sie weniger als 60% des Durchschnittseinkommens verdient. Wenn du so etwas im Sinn hattest, habe ich dich missverstanden, und es gibt nichts zu diskutieren.

Marktwirtschaft ist kein Nullsummenspiel. Der Gewinn des einen ist nicht notwendigerweise ein Verlust des anderen. Sogar Marx hat akzeptiert, dass es einen "Mehrwert" gibt, also zusätzlichen Nutzen, wenn Arbeiten spezialisiert verteilt werden. Im einfachen Beispiel heißt dass, dass alle davon profitieren, wenn manche Leute nur bestimmte Sachen machen, die sie aufgrund ihrer Spezialisierung (oder besonderen Talents) in sehr viel größerer Menge herstellen können als ein "Allrounder". Eine Gesellschaft, die auf dem Austausch solcher Waren und Dienstleistungen basiert, wäre produktiver und würde deshalb für jedes einzelne Mitglied mehr Wohlstand schaffen, als eine Ansammlung autarker Individuen oder Familien. Dem steht nicht entgegen, dass unter diesen Umständen bestimmte Personen noch mehr Wohlstand ansammeln könnten. Gegenbeweis fertig.
Ein reales Beispiel ist Nachkriegsdeutschland. Es ist unbestreitbar, dass es so ziemlich jedem 1960 wirtschaftlich besser ging als 1945. Da sind Leute reich geworden, ohne dass andere dafür arm werden mussten.
Natürlich hält man entgegen, dass dafür andere ausgebeutet und entsprechend ärmer wurden, namentlich Schwarzafrika. Dem entgegen steht die Tatsache, dass der Anteil des deutschen Außenhandels mit dieser Region nie deutlich über 1% hinauskam. Ob es Schwarzafrika gibt oder nicht, hat für das Wirtschaftswunder also keinen Belang. Es basiert nicht auf Ausbeutung anderer.
Noch viel interessanter ist die Entwicklung der ganzen Welt unter der Ägide der Marktwirtschaft. Ich möchte unbedingt jedem "Gapminder" ans Herz legen. Man sollte mal den Test mitmachen, und man sollte die Zahlen zur Kenntnis nehmen, die besagen, dass jede einzelne Weltregion in den letzen 100 Jahren an Wohlstand und Gesundheit gewonnen hat. Schwarzafrika sticht nur dadurch negativ heraus, dass es dort am wenigsten Fortschritt gab. Es ist aber reicher als früher - obwohl andere Regionen noch viel reicher wurden. Wir haben es mit einer beispiellosen weltweiten Wohlstandsexplosion zu tun, die jede Region erfasst hat, nur manche eben weniger. Das mag sich für den geübten Marxisten wie Zynismus anhören, wenn man sieht, wieviel schlechter es manchen Menschen heute geht als anderen. Fakt ist aber, dass es allen Regionen besser geht als früher.
Damit ist für mich widerlegt, dass der Reichtum des einen notwendigerweise die Armut des anderen bedingt. Wäre das wahr, wäre der weltweite Anstieg des Wohlstands unmöglich, den man beobachtet.

Soviel erst mal dazu. Falls ich damit durchkomme, würde ich als nächstes erläutern, warum diese unwahre Idee von "Reichtum nur auf Kosten anderer" auch noch extrem gefährlich ist.

Ge?ndert von Ich (06.07.19 um 21:37 Uhr)
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