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Alt 11.03.09, 21:08
Dietmar Dietmar ist offline
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Registriert seit: 22.12.2008
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Standard AW: Ausgangspunkt der SRT

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Zitat von pauli Beitrag anzeigen
Verstehe ich nicht, quantitativ kann man sie soweit ich weiß immer noch nicht auseinanderhalten, während Einsteins Raumzeitkonzept von Beginn an ein völlig anderes war als irgendwie geartete Ätherkonzepte
Das lag daran, dass damals die Betonung nur auf die formalen und messbaren Konsequenzen des Relativitätsprinzips lag. Planck schrieb ("Das Prinzip der Relativität und die Grundgleichungen der Mechanik", Verhandlungen Deutsche Physikalische Gesellschaft 8: 136–141, 1906):
Zitat:
Zitat von Planck
Das vor kurzem von H. A. Lorentz und in allgemeinerer Fassung von A. Einstein eingeführte "Prinzip der Relativität", welches besagt, daß von zwei durch die Beziehungen [Lorentz-Transformationen] zusammenhängenden Bezugssystemen (x,y,z,t) und (x',y',z',t') keines mit größerem Rechte als das andere für die Grundgleichungen der Mechanik und Elektrodynamik benutzt werden und daher als "ruhend" bezeichnet werden kann...
Und in seiner nächsten Arbeit führte Planck (Walter Kaufmann folgend, der vom Relativitätsprinzip als der "Lorentz-Einsteinschen-Grundannahme" sprach) die Lorentz-Einstein-Theorie bzw. Relativtheorie ein ( "Die Kaufmannschen Messungen der Ablenkbarkeit der β-Strahlen in ihrer Bedeutung für die Dynamik der Elektronen", Physikalische Zeitschrift 7: 753-76, 1906):

Zitat:
Zitat von Planck
Ich habe die Rechnungen nur für diejenigen beiden Theorien durchgeführt, welche bis jetzt die meiste Ausbildung erfahren haben: die Abrahamsche, wonach das Elektron die Form einer starren Kugel hat, und die Lorentz-Einsteinsche, wonach das "Prinzip der Relativität" genaue Gültigkeit besitzt. Zur Abkürzung werde ich im folgenden die erste Theorie als "Kugeltheorie", die zweite als "Relativtheorie" bezeichnen.
Wichtig ist, dass sich Planck in beiden Arbeiten ausschließlich auf das Relativitätsprinzip bezieht, jedoch die Relativität der Zeit mit keinem Wort erwähnt (na, ja, der große Abwesende bei Plancks Schilderungen ist da leider Poincaré, aber was soll man machen.)
Im darauf folgenden Diskussionsabschnitt erwähnt nun Bucherer in einer etwas zusammenhanglos eingestreuten Kritik erstmals des Wort "Relativitätstheorie":

Zitat:
Zitat von Bucherer
Gegen die Einsteinsche Relativitätstheorie lassen sich gewisse Einwände erheben. Er wendet die Maxwellschen Gleichungen an, übersieht aber, dass gewisse Voraussetzungen nicht erfüllt sind, nämlich die Gültigkeit des Divergenztheorems der elektrischen Kraft.
Einstein erklärte die grundlegenden Bedeutung der Relativität der Zeit um 1907 nochmals, und zwar als er die begriffliche Unverträglichkeit des lorentzschen Äthers mit dem Relativitätsprinzip auflöste (Über das Relativitätsprinzip und die aus demselben gezogenen Folgerungen. In: Jahrbuch der Radioaktivität und Elektronik. 4, S. 411-462, 1907/1908):

Zitat:
Zitat von Einstein
Es zeigte sich aber überraschenderweise, daß es nur nötig war, den Begriff der Zeit genügend scharf zu fassen, um über die soeben dargelegte Schwierigkeit hinweg zu kommen. Es bedurfte nur der Erkenntnis, daß man eine von H. A. Lorentz eingeführte Hilfsgröße, welcher er "Ortszeit" nannte, als "Zeit" schlechthin definieren kann. Hält man an der angegebenen Definition der Zeit fest, so entsprechen die Grundgleichungen der Lorentzschen Theorie dem Relativitätsprinzip, wenn man nur die obigen Transformationsgleichungen durch solche ersetzt, welche dem neuen Zeitbegriff entsprechen. Die Hypothese von H. A. Lorentz und Fitzgerald erscheint dann als eine zwingende Konsequenz der Theorie. Nur die Vorstellung eines Lichtäthers als des Trägers der elektrischen und magnetischen Kräfte paßt nicht in die hier dargelegte Theorie hinein;
1909 war auch Planck der Zusammenhang vom RP mit dem neuen Zeitbegriff klar, wobei er gar Vergleiche mit Kopernikus anführte (Eight lectures on theoretical physics, delivered at Columbia University in 1909, New York: Columbia University Press, 1910):

Zitat:
Zitat von Planck
It need scarcely be emphasized that this new conception of the idea of time makes the most serious demands upon the capacity of abstraction and the projective power of the physicist. It surpasses in boldness everything previously suggested in speculative natural phenomena and even in the philosophical theories of knowledge: non-euclidean geometry is child's play in comparison. And, moreover, the principle of relativity, unlike non-euclidean geometry, which only comes seriously into consideration in pure mathematics, undoubtedly possesses a real physical significance. The revolution introduced by this principle into the physical conceptions of the world is only to be compared in extent and depth with that brought about by the introduction of the Copernican system of the universe.
mfg
Dietmar
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Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen - Friedrich Nietzsche

Ge?ndert von Dietmar (11.03.09 um 21:27 Uhr)
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