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Alt 13.09.20, 17:45
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Kollaps der Wellenfunktion am Doppelspalt

Der Widerspruch besteht darin, dass es kein Problem darstellen sollte, das zu messende System sowie das Messgerät als größeres und nun insgesamt abgeschlossenes System zu betrachten.

Das funktioniert jedoch nicht, weil man damit sofort den Zugang zur Messung mit eindeutigem Ergebnis verliert, denn nach dem Superpositionsprinzip plus (3) würde eine Superposition von Zuständen des zu messenden Systems unmittelbar zu einer Superposition des Messgerätes führen. Da derartige Superpositionen jedoch gerade nicht beobachtet werden, müssen nach von Neumann weitere Postulate und insbs. (7) eingeführt werden.

Wenn man (7) nicht einführt, wäre bei einer zweiten Messung der selben Observablen A das Ergebnis nicht zu 100% wieder der selbe Messwert a wie bei der ersten Messung.

Nach dieser Logik der orthodoxen Interpretationen ist (7) zwingend, und damit eine Messung gemäß (7) keine normale Wechselwirkung gemäß (3).

Wir kennen einige Auswege, insbs. die Everettsche Interpretation, die das Konzept des eindeutigen Messergebnis aufgibt und Wahrscheinlichkeit durch Multiplizität ersetzt. Allerdings bringt dieser Zugang natürlich andere Probleme mit sich, insbs. die Notwendigkeit der logischen Folgerung der Bornschen Regel sowie der Begründung der praktischen bzw. epistemischen Gültigkeit des Projektionspostulates (7). Dies wird teilweise - nicht vollständig- durch die Dekohärenz gelöst.

Zusammenfassend ist das Messproblem im Rahmen der orthodoxen Quantenmechanik nicht prinzipiell gelöst, lediglich praktisch irrelevant; ich denke, das ist weitgehend Konsens. Bzgl. weiterer Lösungsansätze besteht jedoch keine Einigkeit.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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