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Alt 17.01.15, 10:24
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Quantensprung ohne Zeitverlust?

Lass' es uns anders formulieren:

Wenn du die VWI akzeptierst, dann akzeptierst du die reale Existenz vieler Welten. Ob du das als Ballast bezeichnest, ist Geschmacksache. Physikalisch interessant wäre es, diese experimentell zu falsifizieren. Zumindest theoretisch ist dies möglich.

Wenn du die orthodoxe Interpretation in einer ihrer Spielarten akzeptierst, dann ersetzt du ontologischen durch logischen Ballast. Der Kollaps ist z.B. nicht im Rahmen des mathematischen Formalismus der QM beschreibbar; diese ist also unvollständig, was die Naturbeschreibung begrifft.

Grundsätzlich halte ich die VWI für wesentlich interessanter als die orthodoxe Interpretation. Letztere behauptete, dass wir bestimmte Dinge weder wissen noch beschreiben noch experimentell überprüfen können. Erstere besagt, dass wir das doch können, zumindest prinzipiell. Außerdem ist die VWI konzeptionell einfacher im Sinne von Ockham's razor. Sie verzichtet auf einen außerphysikalischen, nicht beschreibbaren Kollaps (eine Annahme weniger) und sie verzichtet auf die Bornsche Regel als Postulat (noch eine Annahme weniger). Stattdessen akzeptiert sie die mathematische Schlussfolgerung der vielen Welten (beachte: Ockham's Argument bezieht sich auf die Annahmen, nicht auf die Ergebnisse!)

Die VWI ist also im Gegensatz zur orthodoxen Interpretation ein Forschungsprogramm: sie fordert uns auf, die Existenz der vielen Welten experimentell zu widerlegen (oder zu bestätigen). Und sie fordert uns auf, die Bornsche Regel als mathematisches Theorem abzuleiten.

Wo also die philosophische Haltung der Orthodoxie "Stopp" ruft, fordert die physikalische Haltung der vielen Welten zu Arbeit auf.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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