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Alt 05.09.10, 05:05
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richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Dekohärenz und andere Quantenmißverständnisse

Hi Hawkwind
Zitat:
Dafür verstoßen sie massiv gegen ein Design-Qualitätsmerkmal physikalischer Theorien - gegen Minimalität.
Das sehe ich nicht als Argument an, denn es ist ja nicht gesichert, dass sich auch das Universum an vom Menschen in seinem Erlebnisraum entdeckte Designmerkmale haelt. Gerade wenn man sich astronomische Bilder anschaut, z.B Groessenverhaeltnisse astronomischer Objekte, kann ich kein Sparsamkeitsprinzip, keine Minimalitaet erkennen.
Ein Universum in einem Kubikmeter, in a nutshell, wuerde ich als sparsam betrachten.
Ok klar. Minimalprinzipien gibt es schon in der Natur. Aber nicht ueberall.
Erzeugt die Inflationstheorie nicht astromomische Paralleluniversen ?
Wir haben gerade erst angefangen Design Merkmale ausserhalb unserers Erfahrungsraumes zu erforschen. Und upps schon die RT zeigt. So manches ist dort anders.
Zitat:
Was ist denn die "quantisierte Quantenwelt" ?
Ich dachte daran, dass es dort nur quantisierte Groessen gibt. Das haengt auch mit dem Begriff der Unendlichkeit zusammen. Selbst Mathematiker sind sich nicht einig ob "Unendlichkeit" nun lediglich ein geistiges Konstrukt ist oder tatsaechlich existiert. Existiert diese nicht gib es auch keine unendlich kleine Groesse. Auch keine "Null" und damit keine kontinuierlichen Groessen. Eine Frage die mich schon sehr lange beschaeftigt. Denn dann waere die Infinitesimalrechnung nur eine Naeherung (physikalischer) Differenzengleichungen. Die Natur waere nur ueber Differenzengleichungen exakt beschreibbar. Nicht ueber Differentialgleichungen. Das waere zugegeben ziemlich abgefahren. Mathematische Folklore. Denoch sehr aktuell. Denn praktisch bleibt der Quantenmechanik nichts anderes uebrig als komplexere Problemstellungen mittels Digitalrechnersimulationen zu loesen.
Zitat:
In der Quantenmechanik bilden die Energie-Eigenwerte ungebundener Zustände ein kontinuierliches Spektrum.
Auf dem Digitalrechner wirst du das Spektrum quantisieren muessen. Du bemaengelst die Einschraenkung einer allgemeine Quantisierung und in der "Just Calculate" Mentalitaet musst du gerade diese anwenden.
Ausser du rechnest Schulstoff durch.

Dein Argument ist dennoch sehr gut. (Mir auch nicht neu)
Ich halte das fuer eine zentrale Frage.
Tegmark verwendet meines Wissen die Planklaenge als Raumquantisierung.

Dazu noch andere Aspekte :
1)
Der Mensch selbst ist eine Entscheidungsmaschine. Aber wann treffen wir denn mal bewusst Entscheidungen ? Auesserst selten. Meist fuegen wir uns der determinmierten Notwendigkeit.
Ein Elementarteilchen in Gesellschaft kann auch nicht tun und lassen was es will :
Wer sagt denn, dass alle Zustaende in dem kontinuierlichen theoretischen Spektrum erlaubt sind ? Erlaubt in dem Sinne, dass sie in der Realitaet, also im Zusammenhang mit dem ganzen Universum, der globalen Entropie, nicht gegen physikalische Erhaltungssaetze verstossen ?
Kein Teilchen darf einen Platz einnehmen in dem es physikalischen Gesetzen widerspricht.
Insbesonders den Gesetzen der Thermodynamik. Um dies zu ueberpruefen muesstest du fuer deine 3. Semesteraufgabe real einen La placeschen Daemon einsetzen, der ein 10^80 Koerperproblem loesen kann. Vielleicht bleiben praktisch 10^9 oder10^6 oder 11 Moeglichkeiten uebrig. Wer weiss das schon ?
Der objektive Zufall ist in der Praxis stets mit dem determinierten Zufall (Chaos) ueberlagert.
2)
Die praktisch verbleibenden Moeglichkeiten sind physikalisch. Dennoch so irreal wie die Zukunft. Da kann es auch googol von Szenarien geben. Darueber regt sich allerdings niemand auf und zweifelt aufgrund von Minimalprinzipien gar an der Zeit. Oder fordert eine diskretisierte Zeit. Blos wenn man die Zeit umformuliert zu Moeglichkeiten, dann kommen die bekannten Einwaende.
Zeit und Moeglichkeit ist fast das Selbe. Aus mathematischer Sicht ist es das Selbe.
3)
Folgendes Beispiel ist dir sicherlich bekannt :
Gegeben sei ein kontinuierliches Gluecksrad, also ohne diskretisierte Rasterung. Der Umfang des Rades soll die Glueckszahlen 0-2Pi darstellen. Ich waehle die Zahl 1.47586
Es faellt leider die Zahl 1.475861. Pech ? Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine Zahl ueberhaupt faellt. Sie ist natuerlich gleich Null.
Wie man dieses anscheinende Paradoxon umgeht, dass das Gluecksrad daher an gar keinem vorhergesagten Punkt anhaelt ist natuerlich bekannt. Kontinuierliche Wahrscheinlichkeiten haben nun mal so ihre Tuecken. Kumulative oder diskrete Wahrscheinlichkeiten schon etwas weniger.
Geht man dann noch von physikalischen Dekohaerenzzeiten aus, einer gewisen Traegheit relativieren sich vielleicht die googolplex Parallelwelten.

Ist die Natur diskret oder kontinuierlich ? Das ist ueberhaupt die fundamentale, zentrale Frage. Die sicherlich noch mehrere Generationen beschaeftigen wird.

Zitat:
Es ist nicht das Ziel der Physik zu erklären, warum die Natur so ist, wie sie ist.
Das sehe ich anders. Man erstellt ein mathematisches Modell. Und das ist ein abstrahiertes Abbild der Natur. Und anhand des Modells erklaert man die Prinzipien der Natur. Und diese Modelle verfeinert man immer mehr, so dass sie ein immer genaueres Abbild darstellen. Die Modelle ueberprueft man experimentell. Die KD loest dieses Prinzip natuerlich auf. Das war mal. Die wissenschaftliche Vorgehensweise in der sich Beschreibung (Mathematik) und Physik (Experiment) ergaenzen. Beides zwingend existiert.Nur noch Folklore.
Fuer PSI soll kein beschriebenes Objekt mehr existieren. Der Schnittpunkt an dem die wissenschaftliche Vorgehensweise aufgegeben wurde war der Wellenkollaps. Und wie man aufgrund der Dekohaerenz nun doch deutlich sieht war dies ein bischen zu verfrueht angenommen.

Zur Nichtlokalitaet
Zitat:
Ich erkläre sie nicht; ich nehme sie zur Kenntnis.
Das ist die "Calculate" Einstellung die sicherlich auch sinnvoll ist.
Man kann die Nichtlokalitaet aber bereits ueber eine einzige zusaetzliche Moeglichkeitskoordinate in einem sehr vereinfachten Modell erklaeren.
Prof. Zeh hat nicht einmal ein vereinfachtes neues Modell betrachtet sondern lediglich die SGL um Erklaerungen zu finden. Und man muss doch zugestehen, dass dies sehr erfolgreich war.

Gruesse

Ge?ndert von richy (05.09.10 um 19:36 Uhr)
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