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Alt 19.02.10, 01:43
Uli Uli ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Teilchenzustand vor Messung unbestimmt?

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Zitat von richy Beitrag anzeigen
Hi Uli

Ich meine Gell Mann vertritt eine Variante der VWI (Viele Welten Interpretation) , die "many" oder "consistent histories" http://en.wikipedia.org/wiki/Consistent_histories
Dagegen richtig sich meine Kritik weniger :-), wobei das Forum auf solche exotischen Interpretationen eigentlich verzichten wollte.
Ich werde sie jedenfalls nicht mehr fuer Argumente hier verwenden, sondern nur noch fuer meinen privaten Gebrauch.

Meine Kritik richtete sich lediglich an den zu vereinfachten Umgang mit Bertelmanns Socken.
Das fett gedruckte uebersieht man trotz besserem Wissen ganz gerne Mal.
Man muss schon den ganzen Artikel lesen oder schildern, in dem Bell "seine" Ungleichungen uebrigends anhand von Socken veranschaulicht.
http://doc.cern.ch//archive/electron.../198009299.pdf
Wobei er zunaechst feststellt, dass der EPR Versuch den nichtlokalen = globalen Charakter der Quantenphysik widergibt. Das ist bekannt.
Interessant ist Seite 13 in der er ein Beispiel angibt wie sich das scheinbare Paradoxon löesen laesst. Ueber eine globale Varaiable wie der Wochentag oder einen quasi globalen Freiheitsgrad wie das Wetter.
Sehe ich auch so. Das ist eine VWI Variante. In dem Fall, aber eben nur wenn man eine VWI annimmt reduziert sich das EPR "Paradoxon" auf Bertelmanns Socken. Wobei der Prozess der Auswahl damit aber sicherlich auch nicht geklaert wird.

Ebenso ist das gemeinsame Merkmal der meisten VWI Varianten keine Teilchen sondern Wellennatur.(Wie es konkret bei "many histories" ist weiss ich nicht) Und damit waeren wir bei wellenfoermigen Hypersocken. An so etwas dachte Bell sicherlich nicht. Sein Beispiel mit dem Wetter oder Wochentag ist sehr viel besser. Man beobachtet, dass Sonntags Kirchen voller sind als an anderen Wochentagen.
Ein ET wuerde dies nicht verstehen, wenn er nicht weiss, dass die Menschen Wochentage kennen. Im Gegensatz zu den Socken muss man hier einen zusaetzlichen globalen Freiheitsgrad angeben. Dann koennte man das Kind aber gleich beim Namen nennen.
:-)
Mein Respekt fuer diese Argumentationsweise. Aber so geht das natuerlich nicht. Beispiel :
Ein Bauer bemerkt, dass alle 3 Monate eine Kuh von seiner Weide verschwindet. Er beauftragt einen Privatdetektiven, der beobachtet, dass die Kuehe von UFO's entfuehrt werden und dies dem Bauern mitteilt. Nun glaubt der Bauer aber nicht an die Existenz von UFO's sondern irdische Kuhdiebe (KD), die der Detektiv aber leider nicht beobachten konnte.
Der Detektiv argumentiert daher :
Ob ihre Kuehe von UFO's oder irdischen KD entfuehrt werden. Beides ist vom Resultat physikalisch aequivalent. Die Kuehe sind verschwunden. Der Kuhschwund ist damit auch keine Frage der dahinterstehenden Metaphysik und meine beobachteten Ufos aequivalent zu den irdischen Kuh Dieben.

Oder konkreter :
Die einfache Erklaerung der VWI ergibt sich nur deshalb, weil sie mindestens eine globale zusaetzliche Variable in der Natur annimmt. Z.B. in Form der Nummerierung der Histories.
Du kannst nicht die Erklaerung uebernehmen und nachtraeglich dann annehmen, dass diese zusaetzliche Variablen nun doch nicht existieren.
Ausser ein paar Exoten nimmt hier soundso niemand ernsthaft eine VWI an. Und gemaess der KD gibt es fuer das EPR Experiment damit keine Erklaerung. Bertelmanns Socken laesst man dann am besten ganz aus dem Spiel, denn wie du siehst verstehen dies einige dann falsch.
Mischt man diese noch mit einer VWI ohne ausdruecklich darauf hinzuweisen ist die Verwirrung natuerlich komplett. Ich gehe nicht davon aus, dass du zusaetzliche globale Variablen annimmst. Dann bleibt eben nur die spukhafte Fernwirkung. Eine andere Erklaerung gibt es in dem Fall nicht. Bertelmanns Socken die du in einem anderen Thread schon als Argument verwendet hast sind dann nichts weiter als ein Paar Socken.

Gruesse
Meine Auffassung ist, dass die Quantentheorie sich einem wirklichen Begreifen durch den menschlichen Geist entzieht; drum haben wir diese Deutungen erfunden: Rezepte, mit Hilfe derer man sich zurechtlegen kann, was z.B. 2 aufeinanderfolgende Messungen an einem Quantensystem ergeben.
Man sollte diese "Rezepte" aber nicht zu ernst nehmen - es sind halt nur Krücken. Dinge wie "Viele Welten" oder "Kollaps der Wellenfunktion" haben mit Physik nichts zu tun - genauso wenig wie instantaner Informationsfluss. Ein Kollaps der Wellenfunktion oder eine Verzweigung in Viele Welten gibt es nur in unseren Köpfen.

Gruß,
Uli
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