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Alt 12.06.10, 06:04
973 973 ist offline
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Standard AW: Können klassische Wissenschaftler und Ingenieure jemals die QT verstehen?

Ich habe den Text gerade gelesen. Und stimme in vielen Punkten Prof. Dürr zu, in vielen anderen aber auch nicht.



Zunächst eine Vorbetrachtung die ich für wichtig halte. Das Hauptproblem ist weder die Wissenschaft selbst, noch die Metaphysik inklusive Objektivität und Verstehbarkeit. Das Hauptproblem ist vielmehr eine falsche Erwartung, und Enttäuschung - weniger des Wissenschaftlers selbst, als des Publikums - wenn sich diese nicht erfüllt.

Als Kind, in Schule, und in Ausbildung besteht zunächst ein tls. volles Vertrauen auf die Erwachsenen, auf das Ethablierte. Um viel davon in Frage zu stellen, besteht jedenfalls in der Ausbildung noch für einen erfolgreichen Anfang des Berufslebens wenig Erfolgsaussicht, Dieses Vertrauen wird bei manchen Leuten sogar blind. Die Halblinge wie Techniker, Ingenieure usw. bleiben dann auch auf der halben Strecke stehen. Sowohl psychologisch, als auch wirtschaftlich-beruflich ist das stur Erlernte, das deterministische, mechanische, technische ihr Ein und Alles, und wird in ihrem technischen Arbeitsbereich und unter Ihresgleichen auch tagtäglich autokonfirmiert. Entsprechend reduziert sich auch ihre Weltanschauung auch fast immer auf scientologische Sekten, Freimaurer usw. Beim naturwissenschaftlichen Studium ist das zunächst auch so - schon das Ethablierte nur zu lernen oder gar zu 'verstehen' ist immens, die Abbrecherquote hoch; mindestens bis zum Diplom bleibt keine Zeit, meist auch kein geistiger Freiraum, außer stur alles zu glauben und zu lernen.

Bei der späteren eigenverantwortlichen Forschung oder Lehre lockert sich das etwas. Man kann sagen, daß erst hier anfängt, was man wissenschaftliche Lebenserfahrung und wirkliche Beobachtung bezeichnen kann. Bei relevanter Forschung besteht kein bereits vhd. untolerantes Schema, keine schon zu erwartenden Ergebnisse, und werden dann die wirklichen Grenzen sowohl der Wissenschaft als ihrer Methodik deutlich. Bei der Lehre entdeckt man Unsauberheiten in Randgebieten, Begründungen, aber auch dort durchaus vorhandene Alternativen oder Ergänzungen. Gleichzeitig hat man genügend Kenntnisse, um nicht so schnell Misverständnissen oder Trugschlüssen zu verfallen; hat zunehmend mehr Erfahrung wie Vorhergesehenes fehlschlägt, schnell aufgestellte 'bombensichere' Theorien oder gar Modeerscheinungen verpuffen; andererseits auch ein Gespür entwickelt zu fühlen, wo irgendwas faul oder aber verbesserungsaussichtsreich ist, sowie daß Theorien selbst bei vorhandenen Beobachtungen durch jahrelanges Durchdenken, Drehen und Wenden sicherer werden statt einer Ente sind. Am günstigsten, sowohl um zu forschen als auch um hinterher zu schreiben was man will, ist dran wenn man nicht einer Arbeitsgruppe oder gar einem zielgerichteten Projekt oder Geldgeber inkl. dazu Artikel schreiben verpflichtet ist. Manchmal fühlte man schon während dem letzten Teil seines Studiums wo was faul oder verbesserungswürdig ist, kann es aber erst jetzt laut sagen.

In der Vergangenheit waren Forscher unabhängiger, etwa Newton, Leibnitz, T.Meyer, Gauß, und konnten frei forschen, denken, schreiben. Heutzutage sind am unabhängigsten die Universitäten (aber auch zunehmend weniger); Max-Planck ist schon wie eine Kirche wo wegen dem Geld einstimmig zu beten ist; und bei der deutschen Wirtschaft die jede gewinnträchtige Irrlehre gesundbetet und deren Respekt bei mir schon auf unter 0 gesunken ist, sind auch Forscher nur Ingenieure.


Und ganz genau dieser letzte Teil der Vorbetrachtung ist der wichtigste. Viele, fast die meisten fortgeschrittenen Forscher haben die Phase der Technik überwunden, und eine sehr kritische Meinung sowohl zur jeweils aktuellen Forschung (dh. halten 80% der Ergebnisse anderer Forscher für Müll, und zu 30% auch die ihrer eigenen Arbeitsgruppe) als auch zur Fähigkeit der Wissenschaften Erkenntnisse zu erbringen (wobei mE aber die Erkenntnistheorien in noch größerer Krise stecken als die Wissenschaften selbst). Nun, während ihres Berufslebens wollen, können oder haben sie meist keine Zeit das offen zu sagen - zumindest aber versuchen einige davon sich schon in ihrer Praxis soweit möglich danach zu richten. Sobald sie aber in Rente gegangen sind, was anderes arbeiten, oder sonstwie vom System nicht mehr abhängen, aüßern sie dann doch ihre Bedenken. Und die sind oft recht ähnlich.


Wo ist das Problem hier ? Eigentlich weniger bei den Wissenschaftlern, als beim Publikum, das erstens die Situation der Wissenschaften nicht aus eigener Erfahrung versteht, zweitens eine Erwartungshaltung und Vertrauen ggnü. der Forschung hatte was nun nicht erfüllt wird, oder aber bei Halblingen aus dem Techniker-/Ingenieur-Milieu die meinen alles am allerbesten zu wissen und sogar Gott und die Welt zu beherrschen und zu regulieren (abgesehen davon daß bei denen auch wirtschaftliches Interesse und Eingebildetheit auf ihre technischen Kenntnisse und Titel am höchsten ist).

Genau in ebensolchem Pseudowissen sind es auch diese Leute, die dann drittens meist auch nicht Sinn oder gar nur Inhalt der Aussage des Forschers verstehen, und in Fehlkonzepten wie Mystik, Esoterik, Irrlehren entweder einen Ersatz für die 'verlorengegangene' Technik suchen, oder aber sogar die betreffenden Forscher oder Forschung als solches beschimpfen. Dabei haben diese Forscher, nachdem sie es sich erlauben können, das Einzig objektiv und subjektiv Richtige getan, nämlich sowohl die Grenzen der Wissenschaften als auch der Objektivität selbst aufgezeigt, als auch nötige interdisziplinäre Forschung inkl. den Geisteswissenschaften einerseits, mit jedoch klaren Kopf zu vermischen bzw zu trennen genau was zu vermischen bzw zu trennen ist andererseits, angemahnt.

Gerade bzgl. dem letzten Punkt ein Beispiel: etwas getrennt oder zusammengefaßt anzusehen richtet sich mitunter weniger nach dem Wesen der Sache[n] selbst, als nach der Zweckmäßigkeit zur Teilbetrachtung und Lösung von Problemen (rechnerisch zBsp Isolieren einzelner Unbekannter). Materie einerseits, abstrakte [Rechts-] oder konkrete Beziehungen zwischen den Menschen andererseits stehen zwar in verwickelter Verbindung, müssen aber zur Angelegenheiten-Behandlung durch Physik, Chemie, Medizin, Jura, Psychologie, Liebesbeziehungen usw. je nach Fall unterschiedlich unterteilt gedacht werden, für andere zBsp Soziologie, Kriminalforschung dagegen zusammen. Für die Physik indeß sind außer Betrachtung der Materie iW nur noch die philosophischen Fragen des Seins relevant, andere wie rechtliche, soziologische usw nicht.


Einstein, Schröder usw sind bereits der Kausalität und unmöglichen Zeitumkehr zum Opfer gefallen - die können wir nicht mehr befragen oder anhören . Wissenschaftler in fortgeschrittenem Alter sollten wir aber sehr respektieren, denn die haben - teils noch aus der Zeit und dem Milieu der Anfänge der RT und QT - sehr viele Kenntnisse und Erfahrungen in og Hinsicht sammeln können, und mahnen in iW korrekter und angemessener Weise dazu. Natürlich haben sie auch ihre eigenen, evtl. falsche, Ansichten, sie sind aber zumindest die kompetentesten Möglichen die man dazu anhören kann.

Ich stimme nicht allen Meinungen von Prof. Dürr zu, höre sie mir aber an / lese sie, respektiere sie als kompetent, und denke auch darüber nach.


Mit dem im Text hervorgehobenen, will Prof. Dürr nur zum Ausdruck bringen, daß - nichtreduktionistisch - die Diskusion nicht nur ein Austausch von Licht- oder Schallteilchen und physikalische Wechselwirkung zwischen Objekten, sondern auch ein vorstellungs- / erkenntnistheoretischer Prozes sowie abstrakte Beziehungen zueinander ist, der in 'objektivem', wissenschaftlichen Sinn nicht greifbar ist. Im Übrigen ist halt Vieles anderen Leuten nur durch Vergleiche erklärbar, wobei einige Vergleiche gut, andere schlecht sein mögen aber jedermann seine eigene Art hat. Hier gilt ähnlich wie für die Forschung (Beobachtungen, Theorien) selbst: iterativ akzeptiert man die beste Erklärung die man bekommt, und ersetzt sie gelegentlich durch eine bessere. Es ist nunmal Eigenschaft der Welt, das anders als im Paradies, es nichts Perfektes gibt und Prozesse mit Zwischenschritten, alles iterativ, verläuft, das betrifft auch Forschung und Erkenntnisse.

Ge?ndert von 973 (12.06.10 um 06:58 Uhr)
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