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Alt 17.06.10, 18:52
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: Sein oder Nichtsein, das ist NICHT die Frage

973,

a) Eine perfekte Welt erschiene uns nicht als perfekt, denn wir hätten dann diesen Beurteilungsmaßstab und -begriff überhaupt nicht.

c) Die Frage der Willensfreiheit ist ein logisches Paradoxon und damit ein Scheinproblem. Man kann seinen Willen nicht auswählen, ohne ihn dabei bereits zu haben. Wovon soll der Wille denn frei sein? Doch nicht von den willensbildenden Faktoren wie den Genen(Veranlagung), den Erfahrungen, den Erwägungen usw. Wille ist zeitbedingt, nämlich auf die Zukunft gerichtet. Warum der Umweg des zukünftig Eintretenden über die Entwicklung einschließlich der Einschaltung des menschlichen Willens? Dieser zeitliche Umweg ist nur dann nicht überflüssig, wenn die Zukunft nicht festgelegt ist.


d) Paradoxien kommen wie folgt zu Stande.

Jede Frage stellt sich aus unserem Begriffssystem, und ist die Suche, Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken (auch vor-, über- und nichtbegriffliche, sogenannte Intuitionen) in unser Begriffssystem einzuordnen (Begriffen zuzuordnen oder von ihnen abzugrenzen).
Ordnungsprinzip sind die Begriffsstrukturen ( Kontradiktion, Abstraktion, Reduktion, Generalisierung, Komparation, Logik usw.) und die diesen zugrundeliegenden Wahrnehmungsstrukturen („Anschauungen“ wie Raum, Zeit, Pluralität, Kausalität usw.).Antworten werden nur dann akzeptiert als Fragelösung („etwas verstanden haben“), wenn sie in die Fragestruktur (Erwartungssystem) und damit auch in die Begriffs-und Wahrnehmungsstrukturen passen.
Je allgemeiner und damit abstrakter eine Frage – insbesondere in ihren Prämissen - strukturiert ist, desto weniger Raum läßt sie für eine Antwort auf höherer Abstraktionsebene (induktive Fragen), und desto weiter entfernt sie sich vom niedrigeren Abstraktionsbereich konkreter Antworten (deduktive Fragen). In beiden Richtungen verringert sich also die Möglichkeit, Antworten zu finden, die noch geeignet sind, in die Fragestruktur – überhaupt oder adäquat – eingeordnet werden zu können.
Fragen, die auf eine allgemeinere, gar letzte Antwort abzielen, vereinnahmen eine solche schließlich mit ihrem ausgeweiteten Substrat.
Fragen in Richtung auf eine niedrigere Abstraktionsebene (zum Beispiel nach Einordnungen und Abgrenzungen; ab wievielen Bäumen beginnt ein Wald?) führen zu verschwommenen Antworten, da das Abstrakte ja gerade eine Vergröberung des Konkreten ist .

Allgemeinfragen intendieren also Allgemeinantworten, die in den Grenzbereichen in ihren Strukturen entweder mit denen der Allgemeinenfragen deckungsgleich oder ihnen gegenüber indifferent sind. So kommt es zur Blockade, zur Rückkoppelung in Form von Paradoxien (Zirkel oder unendlicher Regress) oder Aporien.

G,h) Wirkung ist ein sekundäres, nämlich zeitliches Phänomen.


Zum Zufall:

Physikalisch kann der ontologische (nicht lediglich epistemologische) Zufall - zum Beispiel der Quantensprung,die Bifurkation in der Chaostheorie, die Genmutation in der Biologie usw. - als letzte, selbst ursachenlose Ursache aufgefasst werden.



Gäbe es den Zufall nicht, wäre die Zeit überflüssig, denn es wäre zu fragen: Warum entwickelt sich erst etwas, statt von vorneherein so zu sein, wie es erst über den Umweg der Zeit sein wird; warum vergeht alles, statt von vorneherein erst gar nicht zu sein?
Der Zufall in Verbindung mit der Zeit bewirkt aber, dass das Sein nicht streng festgelegt ist auf einen bestimmten zukünftigen, endgültigen Zustand und ohnehin vergängliche Zwischenzustände.Die Zeit ist dank des Zufalls nicht lediglich ein Umweg für etwas von vorneherein festgelegtes Zukünftiges.Vielmehr ist die Zukunft ( jenseits der Prognosehorizonte, auf die die modernen Naturwissenschaften gestoßen sind ) offen und damit das Sein letztlich unendlich (potentiell) vielgestaltig, nicht einfach seiend.
Ein seiendes Sein würde sich in einem unendlichen Regress selbst voraussetzen. Ein offenes Sein ist dagegen potenziell. Sein unendliches Potenzial ist das (noch) nicht Seiende.

Nach Kant sind Raum und Zeit lediglich apriorische Vorstellungen, nicht Dinge an sich(wobei das Ding ansich ja auch nur Vorstellung ist). Dies haben die Relativitätstheorie und die Quantenphysik experimentell bestätigt.Zufall ist Zeitlosigkeit. Er hat weder eine Ursache, deren zeitliche Folge er wäre , noch einen Sinn, der zeitlich zu verwirklichen wäre.Dass die Zeit zwischen Ursache und Wirkung sowie Sinnerfüllung liegt, wäre ein überflüssiger Umweg, wenn die Wirkungen und Sinnerfüllungen bereits von vornherein völlig festgelegt wären.Dank des Zufalles sind sie es jedoch nicht.Quantenprünge und die Genmutationen sind zeitfrei und daher auch ursachen-und zweckfrei.Sie sind jedoch zugleich notwendig. Denn dass Quanten frei springen und Gene frei mutieren, ist notwendig.Die Zufälle verdichten sich auch statistisch zur Wahrscheinlichkeit und schließlich zur Notwendigkeit.

Der große Einstein! Noch zu Lebzeiten musste er viele wissenschaftliche Irrtümer einräumen.Als schlimmsten bezeichnete er die Einführung einer Variablen in sein mathematisches Formelwerk ,um die Konsequenz einer Expansion des Universums zu vermeiden.Auch seine Skepsis gegenüber der Quantenphysik, die er mit Gedankenexperimenten zu beweisen glaubte,wurde durch reale Experimente widerlegt.Es bestätigte sich insbesondere das Prinzip der Akausalität und der Nichtlokalität.
Auf das Ausgangszitat erwiderte Niels Bohr ,Einstein solle endlich aufhören, Gott Vorschriften machen zu wollen.
Dem Zitat liegt eine negative Wertung des Zufalls zugrunde.Das ist anthropomorphistisch.Zufall ist lediglich letzter, selbst nicht mehr verursachter Grund. Es lässt sich allenfalls sagen , dass seine Ursache das System ist, in welchem er auftritt ,Beispielsweise das Atom, in welchem die Quantensprünge stattfinden, und die DNS, in denen sich die Genmutationen ereignen.

Im übrigen führte Einstein auch aus religiösen Gründen Gott zu Unrecht als Kronzeugen an.Denn im Alten Testament, im Buch der Weisheit,Kapitel 2, Vers 2,wird die Schöpfung auf Zufall zurückgeführt (Es handelt sich um einen von drei biblischen Schöpfungsgeschichten). Auch nach der bekanntesten Schöpfungsgeschichte in der Genesis handelte Gott zufällig. Erst nach jedem Schöpfungsschritt beurteilte er diesen jeweils als gut.Das ist auch logisch, denn um dieses Urteil abgeben zu können, musste er ja erst einmal den Gegensatz von Gut und Schlecht, also die entsprechende Wertungsmöglichkeit,geschaffen haben,da ja wegen seiner Allmächtigkeit nichts vorgegeben sein konnte.
In der mittelalterlichen,christlichen Mystik (Thomas von Aquin) wurde der Zufall sogar als Gottesbeweis herangezogen, obwohl ein beweisbarer Gott ja kein Gott wäre, da er dann nicht allmächtig wäre sondern der Beweisbarkeit unterläge. Begründet wurde das mit der Unergründlichkeit, der Unerklärbarkeit des Zufalls.Denn auch Gott ist ja begriffsmäßig nichts anderes als das Unbegreifliche.

Leider kann ich aus Zeitgründen nicht auf alle deine Punkte eingehen
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