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Alt 02.12.22, 20:10
Jakito Jakito ist offline
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Standard AW: Axiome der Quantenmechanik - orthodoxe Interpretation

Zitat:
Zitat von photino Beitrag anzeigen
Ich bin keineswegs der Ansicht, dass die Quantentheorie revisionsbedürftig ist. Sie funktioniert ja wunderbar. Nach meiner Ansicht ist das Messproblem ein Scheinproblem, das sich von selbst erledigt, sobald die Theorie von überflüssigem metaphysischem Ballast befreit ist. Das Problem der Quantentheorie ist eher eines der Ontologie: sie ist extrem vage, was überhaupt ihr Gegenstand ist. (Das sollte jede anständige Theorie doch beantworten können!)
Die Quantentheorie bietet halt gleich mehrere mögliche Ontologien. Da gibt es zunächst mal die Ontologie, wo es klassische makroskopische Dinge gibt, und die Quantentheorie statistische Aussagen über ein Ensemble gleichartig präparierter Systeme macht. Leslie Ballentine vertritt diese Auffassung, und meint auch nachweisen zu können, dass dies auch Einsteins Auffassung war.

Dann gibt es die verwandte Ontologie, wo die Quantentheorie auch Aussagen über individuelle Systeme macht, bzw. machen kann, aber ansonsten auch die reale Existenz klassischer makroskopischer Dinge akzeptiert. Bohr war "vermutlich" ein Befürworter dieser Ontologie.

Nun kann man beide Ontologien ablehnen. Die die Ensemble Interpretation könnte man z.B. ablehnen, weil es inzwischen Experimente gibt, wo die Quantentheorie sinnvolle und zutreffende Vorhersagen für individuelle Systeme macht. Und die "Wahrscheinlichkeit für individuelle Systeme" Interpretation könnte man ablehnen, weil es "erfolgreiche" Quantenformalismen wie z.B. die QFT gibt, die aktuell nur über Ensembles und nur bei bestimmten Experimenten Aussagen treffen können. (Auch der Formalismus meiner geliebten Consistent Histories Interpretation funktioniert für individuelle Systeme nicht so toll.)

Und natürlich kann man diese Ontologien auch ablehnen, weil man sich etwas besseres versprochen hatte, und Quantenmechanik doch die fundamentale Theorie sein sollte, die nicht auf die klassische Physik für ihre Ontologie zurück greifen darf.

Zitat:
Ich bin überzeugt, dass sich Quantenfeldtheorie als Punktprozess (oder zufälliges Punktfeld) in der Raumzeit formulieren lässt. Die Theorie ist ein mathematischer Apparat zur Berechnung von Korrelationsfunktionen, mit denen wir die Punktmuster in der Raumzeit beschreiben.
An das klassische von den rellen Zahlen modelierte Kontinuum kann ich nicht so recht glauben, als fundamentale Basis der Wirklichkeit. Und da sollen Punktprozesse ablaufen, mit unendlich genau bestimmten Raumzeitkoordinaten? Für mich ist Quantentheorie doch gerade die Methode, wie die Natur um diese Unwirklichkeit herum kommt.
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