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Alt 21.07.16, 10:21
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Wieviele Möglichkeiten gibt es für 2 Teilchen sich in einem 1 m³ aufzuhalten?

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Ich glaube nicht, dass der Bezug auf "externe" Messungen hier was bringt. Wenn man der VWI anhängt, dann entwickelt sich alles unitär weiter und eine externe Messung ändert nichts daran (das wäre nur ein solche "externer Einfluss"). Wenn man einen Kollaps will, dann verschiebt der Bezug auf den externen Raumbereich das Problem nur, statt es zu lösen. Man kann den externen Bereich ja mit als Quantensystem betrachten, und dann bräuchte es eine Messung aus einem noch externeren Bereich... das übliche Problem mit der Wellenfunktion des Universums eben.
Richtig, „wenn man einen Kollaps will, dann verschiebt der Bezug auf den externen Raumbereich das Problem nur, statt es zu lösen“. Und genau deswegen ist eine realistische Kollapsinterpretation logisch völlig untauglich, zumindest im Bereich der Kosmologie.

Betrachte zwei Raumbereiche B1 und B2 vor der Inflation. Beide werden durch einen Quantenzustand repräsentiert. Beide Quantenzustände |ψ1> und |ψ2> seien identisch. Beide Bereiche enthalten jeweils kleinere Bereiche b1 und b2, so dass die externen Einflüsse bis heute ausschließlich aus B1 und B2 stammen. D.h. es existieren Unterräume (der jeweiligen Gesamthilbertraumes zu B1 und B2), der b1 und b2 repräsentiert. b1 und b2 sind offen bzgl. B1 und B2, d.h. sie müssen als partiell ausgespurte Dichteoperatoren ρ1 und ρ2 beschrieben werden.

Nun passiert folgendes: Die Zeitentwicklung von ρ ist unitär. Die Dekohärenz sorgt für eine "zweigartige Struktur", in der sich klassische Strukturen ausdifferenzieren. ρ enthält demnach alle Zweige aller klassisch möglichen Teiluniversen (sowie weitere vernachlässigbare Zweige).

Bisher erfolgt kein Kollaps.

Wie soll der nun zustande kommen? Sicher nicht dadurch, dass in einem Bereich B1 und in einem Zweig ein Labor mit 'Ich' enthalten ist, der den Deckel einer Box öffnet und eine tote Katze findet. Denn von außen betrachtet ist die Dynamik von ρ und damit von 'Ich' eben unitär. Ein derartiger Auslöser für einen Kollaps wäre ein expliziter logischer Widerspruch (das ist deine Aussage von oben).

Es kann ja auch nicht so sein, dass der Kollaps nur deswegen auftritt, weil ein schlauer 'Ich' enthalten ist. Würden die Kaninchen meiner Tochter ausreichen? Wie verhält es sich mit den Zweigen, die keinen 'Ich' enthalten, weil da nur ein Milliarden Lichtjahre großer Void entstanden ist? Wie sehe ich als Physiker dem Bereich B an, dass da jetzt ein Kollaps resultiert bzw. anzuwenden ist? Oder eben nicht? Muss ich immer erst nachschauen?

Der Kollaps entsteht a) entweder dadurch, dass jemand von außen in b1 hineinfliegt und 'Ich' besucht. Diese Erklärung ist jedoch keine; es ist nur eine Ausflucht im Sinne von Wigner's Freund (und letztlich deine Aussage oben: „das übliche Problem mit der Wellenfunktion des Universums eben“). Oder er findet b) z.B. im Sinne des Quanten-Bayesianismus nur im Kopf eines Physikers statt, der Wahrscheinlichkeiten berechnet; in diesem Fall (b) müssen wir jedoch darauf verzichten, überhaupt eine Aussage zu treffen, was wirklich passiert, d.h. eine realistische Kollapsinterpretation ist ausgeschlossen. Oder c) man hängt der VWI an, alle Zweige in ρ bleiben erhalten, d.h. es existiert überhaupt kein Kollaps.

Ich denke, wir sind uns einig, außer ...

... egal wie man’s dreht und wendet, in all diesen Fällen spielt die „die übliche Quantenunbestimmtheit“ keine Rolle.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (21.07.16 um 10:29 Uhr)
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