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Alt 03.01.22, 07:43
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?

Zitat:
Zitat von pauli Beitrag anzeigen
Multiversen [Viele Welten] lösen zwar ein bestimmtes Problem der QM, wischen aber Folgeprobleme die das Konzept aufwirft einfach vom Tisch indem man sagt es sei eh keine Interaktion zwischen den Welten möglich …
Man wischt das Problem nicht vom Tisch; die Dekohärenz zeigt, dass keine Interaktion zwischen diesen makroskopischen Welten möglich ist. Es handelt sich demnach nicht um ein zusätzliches Postulat sondern um eine Konsequenz der bekannten Postulate der Quantenmechanik.

Tatsächlich bleibt aber die Tatsache bestehen, dass quantenmechanisch mögliche Zustände auch sicher eintreten. Wenn wir eine unitäre Zeitentwicklung U zugrunde legen, dann mag z.B. das Matrixelement

〈 ”wilhelminisches Kaiserreich …” | U | “ich bin Bundespräsident …” 〉

ungleich Null sein - und dann existiert eben ein Zweig mit winziger Amplitude innerhalb der vielen Welten, in dem ich tatsächlich Bundespräsident bin.

Nur, das Problem ist überhaupt kein Problem der “Vielen Welten”, es tritt auch dann auf, wenn ich diese Interpretation ablehne!

In einer Kollaps-Interpretation müsste man zum Beispiel die Frage beantworten, welches Quantenexperiment mit Kollaps dies verhindert hat. In beiden Interpretationen müsste man die Berechnung praktisch durchführen, und das ist offensichtlich unmöglich. Keine der beiden Interpretationen erklärt demnach, warum ich in diesem einen von unendlichen vielen möglichen Zweigen nicht Bundespräsident bin und ob ich es auch in keinem anderen bin, oder warum ich in diesem einen und eindeutigen Zweig nicht Bundespräsident bin.

Man sollte also nicht so tun, als ob die Kollaps-Interpretation das Problem lösen könnte. Sie müsste konkret durch Rechnung mittels unitäre Zeitentwicklung plus unendlich vielen Kollapsen zeigen, dass ich es nicht bin, und das kann sie nicht. Sie konstituiert lediglich, dass ich es nicht bin, d.h. sie sagt ex post, dass die unendliche Folge von Kollapsen diese winzig kleine Möglichkeit letztlich wegprojiziert hat. Das ist aber nur ein Glaube.

In meinen Augen sind es eher Bohr, Heisenberg, Zeilinger u.a., die fälschlicherweise glauben, es gäbe in ihrer Interpretation kein Problem, und die gerade deswegen nicht in der Lage sind, es zu diskutieren geschweige denn zu lösen.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (03.01.22 um 07:46 Uhr)
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