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Alt 27.07.11, 16:59
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Bauhof Bauhof ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Raumzeitkrümmung nur Mathematik?

Zitat:
Zitat von Eyk van Bommel Beitrag anzeigen
"Es fällt immer der andere" - Trägheit sehe ich da in keinem Fall? Einer ruht immer = Keine Trägheit?
Hallo Eyk van Bommel,

doch, Trägheit ist immer 'zu sehen', weil die schwere Masse äquivalent der trägen Masse ist. Das Äquivalenzprinzip sagt aus, dass wir lokal ein Gravitationsfeld nicht von einem (gleichförmig beschleunigten) Trägheitsfeld unterscheiden können und deshalb die Gravitation als eine Trägheitskraft betrachten sollten. Andreas Bartels formuliert das in [1] wie folgt:
Zitat:
Die Geodäte zwischen Punkten des Riemannschen Raumes erhält man, wenn man die raumzeitliche Länge (Eigenzeit) für Verbindungslinien der Punkte variiert. Die Geodäte besitzt, verglichen mit den benachbarten verbindenden Kurven, maximale raumzeitliche Länge.

Nach dem Äquivalenzprinzip ist der freie Fall, der dem Gravitationsfeld folgt, eine Trägheitsbewegung. Die schwere Masse ist numerisch identisch mit der trägen Masse, weil sie ihrem Wesen nach nichts anderes als träge Masse ist.
Gravitationsfelder und Beschleunigungsfelder, die als Folge bewegter Bezugssysteme auftreten, sind nur verschiedene Zustände des Trägheitsfeldes.

Alexander Friedmann äußerte sich in [2] dazu noch deutlicher:
Zitat:
Die Einsteinsche Theorie verwendet schon eine viel großzügigere Hypothese in bezug auf die Geometrie der Welt als die alte Mechanik, eine Hypothese, die wir Gravitationshypothese genannt haben. Die geometrische Welt wird nicht mehr als euklidisch, sondern - weniger einschränkend - als Riemannsch vorausgesetzt. Das Vorhandensein gravitierender Massen ruft lediglich eine Trägheitsbewegung hervor, und so erweist sich die allgemeine Gravitationskraft nur als eine Scheinkraft. Die Metrik des Raumes schließlich ist durch spezielle Weltgleichungen mit den Größen verknüpft, welche die Materie charakterisieren. Indem wir die Bewegung gravitierender Massen experimentell untersuchen, bestimmen wir die Metrik der geometrischen Welt.

Die Weylsche Theorie geht noch weiter als die Theorie Einsteins. Die Hypothese Weyls, von uns Materiehypothese genannt, besagt:

Jede Bewegung (in Gegenwart gravitierender Massen oder elektromagnetischer Prozesse) erweist sich gemäß der Materiehypothese als Trägheitsbewegung. Die Metrik der Welt und deren Maßstab-Vektor bestimmen sich aus speziellen Weltgleichungen. Alle Eigenschaften der Materie (die aus elektromagnetischen Prozessen besteht) ergeben sich aus den geometrischen Eigenschaften der Welt. Es gibt nichts außer den geometrischen Eigenschaften der Welt.
Die von Willem de Sitter gefundene Lösung der Einsteinschen Gleichungen zeigt, dass beim Verschwinden aller Massen selbst dann noch ein Raum übrigbleibt, der die Trägheit bestimmt. Die Trägheit ist also immer 'zu sehen', selbst wenn alle Massen im Universum verschwunden sind. Die Machsche Hypothese hat ausgedient.

Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] Bartels, Andreas
Grundprobleme der modernen Naturphilosophie.
Paderborn 1996. ISBN=3-8252-1951-8

[2] Friedmann, Alexander
Die Welt als Raum und Zeit.
Frankfurt am Main 2002.
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski

Ge?ndert von Bauhof (27.07.11 um 17:02 Uhr)
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