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Zitat von Timm
Soweit ich das überblicke ist Zeilingers Instrumentalismus nicht in Verruf geraten.
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Auch wenn sich das immer nicht nicht rumgesprochen hat, bei einigen Freigeistern doch - s.u.
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Zitat von Timm
Ist es nicht vielmehr so, dass Instrumentalismus (Zeilinger: Wellenfunktion ist nicht real, sondern reine Rechenvorschrift) und Gültigkeit der QM für makroskopische Systeme (vermitttels Dekohärenz) keineswegs in Widerspruch zueinander sind?
Im Übrigen besteht nach Zeilinger's pragmatischer Deutung keine Notwendigkeit überhaupt von einem Kollaps der WF verstanden als Rechenvorschrift zu sprechen.
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Die Anwendung auf makroskopische Systeme ist mittels sicher möglich; diese erklärt auch das Auftreten makroskopischer Eigenschaften. Sie ersetzt jedoch
nicht den Kollaps. Dieser wird entweder als Rechenvorschrift benötigt - oder man glaubt an viele-Welten, die die Dekohärenz ja mathematisch explizit vorhersagt.
Auch wenn man die Wellenfunktion instrumentalistisch auffasst, kann Zeilinger - bisher letztlich kein Instrumentalist - erklären,
wann nun die Regel für die unitäre Zeitentwicklung und
wann der Kollaps anzuwenden ist. Diese Erklärungslücke ist dem Instrumentalismus an sich geschuldet. Und das ist es, was durchaus in Verruf gerät - s.u.
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Zitat von Hawkwind
Der Kollaps ist keine Rechenvorschrift; er ist ja eher Metaphysik.
Eine - in diesem Sinne "minimale" - Deutung der Quantenphysik sieht dagegen die Wellenfunktion selbst als reines Hilfsmittel zur Berechnung quantitativer Vorhersagen an, und spricht ihr die "physikalische Realität" ab.
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Zitat:
Zitat von Timm
Nach Zeilinger macht es dann Sinn, von einem Kollaps der Wellenfunktion zu sprechen, wenn man dieser physikalische Realität zuspricht. Denn dann zieht sich bei der Messung etwas physikalisch Reales instantan zusammen, was wiederum eine unphysikalische Vorstellung ist.
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Dass ein Kollaps = das von Neumannsche Projektionspostulat
rechnerisch anzuwenden ist, ist im Falle wiederholter Messungen am selben System offensichtlich.
Das Problem wird durch den Instrumentalismus sozusagen von der Realität in die mentale Ebene verlagert. Zwar liegt kein offensichtlicher Widerspruch in unser Beschreibung der Natur vor, jedoch existiert eine Erklärungslücke, da wir nicht sagen können,
wann genau und
warum dieses Projektionspostulat anzuwenden ist. Natürlich stört das einen Instrumentalisten nicht, solange die Vorgehensweise funktioniert.
Warum benötigt man das Projektionspostulat? Wenn man z.B. bei wiederholter Orts- oder Spin-Messung die Wahrscheinlichkeit für "Outcome A" und "Outcome B" berechnet, muss man
nach tatsächlichem Vorliegen des Ergebnisses "Outcome A" diesem die Wahrscheinlichkeit 100% zuweisen - also eine Projektion des Zustandes durchführen - um für die Berechnung der folgende Messung am selben Quantenobjekt tatsächlich korrekterweise diese 100% zu erhalten. Wenn zunächst p(A) = 50% ist und anschließend A gemessen wird, dann
muss für die folgende Messung rechnerisch p(A|A) = 100% gelten. Ohne Projektion bliebe es aber bei 50%. D.h. die Komponente |B> des Zustandes wird nach Messung von A "wegprojiziert, man verwendet für die folgende Messung |A> mit p(A) = 100%. An dieser Vorschrift von Neumanns ändert sich nichts; letztlich handelt es sich um bedingte Wahrscheinlichkeiten im quantenmechanischen Gewand.
Natürlich kann man rein pragmatisch von einem "Update" des Wissens über das System" sprechen und auf die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung verweisen. Dennoch bleibt die Frage nach dem
Wann und dem
Warum offen. Der Instrumentalismus
beantwortet diese Frage nicht, er behauptet lediglich, sie wäre unphysikalisch oder irrelevant.
Wie gesagt, die Kritik an dieser lediglich verlagerten Erklärungslücke bleibt bestehen - siehe folgender Beitrag.