Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 08.04.08, 21:30
Hermes Hermes ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 16.07.2007
Beitr?ge: 1.138
Standard AW: VWT im Spektrum der Wissenschaft

Den Artikel habe ich selbst nicht gelesen.
Ein Leserbrief in "Spektrum der Wissenschaft" fasst die Thematik schön zusammen:


Universum als Überlagerung möglicher Welten
von Gerhard Fischer, 2125 Neubau, Österreich

"Meines Erachtens existieren die von Everett vorgeschlagenen parallelen Welten nicht in verschiedenen Universen, sondern unser Universum besteht aus der quantenmechanische Überlagerung von vielen verschiedenen möglichen Welten. Der Urknall unseres Universums war ein quantenmechanischer Prozess und diese Prämisse führt zu bemerkenswerten Vorhersagen, zum Beispiel zur Berechnung der tatsächlich gemessenen räumliche Verteilung der kosmischen Hintergrundstrahlung.

Das heisst auch, dass man aufgrund der quantenmechanischen Prinzipien nicht voraussetzen kann, dass ein bestimmter Verteilungszustand der Ursuppe zur Zeit Inflation vorhanden war, sondern dass alle Verteilungsmöglichkeiten gleichzeitig als Überlagerungen realisiert waren. Das ist die universale Wellenfunktion. Erst aufgrund einer Messung kollabiert die Wellenfunktion zu dem konkreten Messwert, den wir beobachten. Nach Everett wird in jeder parallelen Welt ein anderer Messwert festgestellt.

Hier möchte ich einige zusätzliche Gedanken anbringen.

Das Prinzip der Dekohärenz ist für das Universum als Ganzes nicht anwendbar. Dieses geht ja davon aus, dass die Photonen die an einer Messung beteiligt sind, in die Umgebung entweichen. Ein Universum hat keine Umgebung, daher kann keine Dekohärenz stattfinden. Der Zustand des Universums war und ist in einem unbestimmten Zustand.

Genaugenommen kollabiert die universale Wellenfunktion nicht zu einem einzigen speziellen Messwert, sondern zu einem Subset von Wellenfunktionen (ich nenne es Wellenfunktionsbündel), die dadurch festgelegt sind, dass in allen der gemessene Messwert fix ist. Alle anderen denkbaren, aber (noch) nicht tatsächlich gemessenen Messwerte bleiben als Möglichkeiten in dem Wellenfunktionsbündel erhalten. Mathematisch ist ein Wellenfunktionsbündel die Menge aller Eigenfunktionen der universellen Wellenfunktion, die zu demselben Eigenwert bzw. zur selben Menge von Eigenwerten gehören, welche die beobachteten Messwerte representieren.

Eine fundamentale Art einer Messung ist die Beobachtung eines Ereignisses durch das Bewußtsein eines Menschen. Durch jede konkrete Beobachtung eines Menschen wird das Wellenfunktionsbündel enger und enger. Aber da es aus einem Kontinuum von Eigenfunktionen der universellen Wellenfunktion besteht, bleibt die Unbestimmtheit und daher die Menge von Freiheitsgraden trotzdem stets unendlich.

Wellenfunktionen haben die Eigenschaft, streng deterministisch zu sein. Nur der Messvorgang stört auf unerklärliche Weise diesen Determinismus. Dieses Paradoxon kann meines Erachtens durch das Modell des Wellenfunktionsbündels aufgelöst werden: Alle elementaren Wellenfunktionen eines Wellenfunktionsbündels bleiben deterministisch, durch die Messung wird „nur“ jenes Wellenfunktionsbündel aus der universellen Wellenfunktion ausgewählt, das den/die beobachteten Messwert(e) enthält.

Es könnte der Einwand gebracht werden, dass durch die Auswahl eines Wellenfunktionsbündels die Vergangenheit geändert wird, was unmöglich sei. Doch ist dies kein Gegenargument. Die Vergangenheit ist sowieso unbestimmt – siehe oben. Die festgelegte Vergangenheit ist eine Fiktion. Weiters sind die Begriffe von Vergangenheit und Zukunft durch den Determinismus der Wellenfunktion sowieso bedeutungslos weil gleichwertig, da deren Zustände streng ineinander abgebildbar sind.

Einen anderen Einwand würde ich gelten lassen: dass nämlich der Kollaps der Wellenfunktion noch immer nicht verhindert ist, sondern nur verschoben ist, nämlich hin zum Zeitpunkt des Urknalls. Ich sehe in diesem Modell dennoch einen Fortschritt, da dadurch mehrere Rätsel (Kollaps und Ursache des Urknalls) zu einem einzigen Rätsel zusammengefasst sind und wenigstens die weitere Entwicklung des Universums widerspruchsfrei dargestellt werden kann.

Die universelle Wellenfunktion kann konzeptionell auch die Überlagung von Welten mit unterschiedlichen Naturkonstanten beinhalten. Wenn ein Mensch andere Menschen beobachtet, die Umwelt beobachtet, deren chemische Zusammensetzung feststellt etc., wird durch diese Beobachtungen auf natürliche Weise jenes Wellenfunktionsbündel ausgewählt, in dem all dies möglich ist. Das antropische Prinzip ergibt sich automatisch daraus.

Eine knifflige Frage bleibt mir offen: Kann es auch Welten geben, in der die Quantenmechanik nicht gültig ist?"

Gerhard Fischer, 2125 Neubau, Österreich
gerhard.d.fischer @ siemens.com

Wieder einer dieser 'Weltenfantasten' und Quantenrebellen?!
Uranor, ich bitte Dich, grundlegende Fragen sind doch nicht trivial...

Hi JGC, Gandalf hatte den Spiegel-Link schon mal reingestellt:
http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=421
Du hältst die Viele Welten-Sichtweise für gefährlich?
Fürs gewohnte Weltbild schon...aber mal unter uns JGC, erweiterte Weltbilder schrecken Dich doch eher nicht?!

Also auf zur nächsten Runde im Kreis...
Es darf getanzt werden!
Mit Zitat antworten