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Alt 29.11.09, 20:28
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Zippel Zippel ist offline
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Registriert seit: 29.11.2009
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Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Hier stellt sich die Frage, inwieweit ein Prozess außerhalb der Raumzeit und gleichzeitig innerhalb des Universums stattfinden kann. Die Frage wäre m.E. dann entschärft, wenn Zippel's "elektromagnetischer Wirkprozess" ein rein philosophisches Konstrukt wäre.
Meine bescheidene Ansicht zu diesem Gedankengang habe ich folgendermaßen begründet:

Zitat:
11.2. Instantane Zustandsübertragungen und diskrete Bahnübergänge
Lässt sich diese Theorie der ARZ überhaupt belegen oder ist sie von rein metaphysischer Grundlage?
Nun gibt es in der Quantenmechanik eine handvoll Phänomene, welche augenscheinlich in
einem raumzeitlichen Bezug nicht fassbar erscheinen.
So gibt es das Phänomen der instantanen Zustandsübertragung, welches dem Beamen der
Science-Fiction-Autoren sehr nahe kommt. Der Wiener Physiker Anton Zeilinger befasst sich
sehr eingehend mit diesem Phänomen, welches auf der Grundlage des bereits angesprochenen
EPR-Experiments aufbaut. (vgl. Zeilinger, Anton: Einsteins Spuk. Teleportation und andere Mysterien der
Quantenphysik, 2005) Die experimentelle Widerlegung der Bellschen Ungleichungen durch Aspect,
Grangier und Roger hat diesen instantanen Charakter der Zustandsübertragung bestätigt und das
Prinzip der Lokalität verletzt. (vgl. Physical Review Letters 47, 1981, 460) Durch diese Entwicklung
ist ein komplementäres Verhältnis zwischen lokalem Realismus der Relativitätstheorien und den
Erkenntnissen der Quantenmechanik erwachsen. Wenn man diesen Widerspruch, der auf dem
Postulat einer schnelleren Zustandsübertragung als mit c beruht, aus dem Blickwinkel der ARZ
betrachtet, dann lässt er sich überwinden, indem man sich den Dualismus zwischen RePro (Realprozesse; z.B. Fermionen) und
WiPro (Wirkprozesse; z.B. Bosonen) vor Augen führt. Eine schnellere Zustandsübertragung als mit c kann es nämlich überhaupt
nicht geben. Schließlich würde diese mit einer höheren Geschwindigkeit als c vonstatten
gehen. Die Lorentz-Transformation beschreibt jedoch, dass es in der Welt keine höhere Geschwindigkeit
als c geben kann, da ab c jegliche Raumzeit auf null komprimiert ist. Das Prinzip
der Lokalität muss somit eingeschränkt werden. Es gilt nur für raumzeitlich angeordnete RePro,
jedoch nicht für e-mWiPro (elektromagnetische Wirkprozesse/Photonen). Diese wirken in der ARZ. Raumzeitliche Entfernungen und Abläufe
sind für sie ein Fremdwort. Derartige Begriffe dürfen auf e-mWiPro nicht angewendet werden.
Wenn zwei verschränkte e-mWiPro sich in unserer raumzeitlichen Welt in großer Entfernung
voneinander befinden, dann ist diese Entfernung nur eine Erscheinung.

Stellen Sie sich bitte das
Hemd, welches Sie gerade anhaben, als idealisierte zweidimensionale Raumzeit mit ihren Höhen
und Tiefen vor. Legen Sie nun bitte Ihren Daumen und Ihren Zeigefinger in einem Abstand von
einigen Zentimetern auf Ihr Hemd. Stellen Sie sich nun bitte vor, Ihre Finger repräsentieren die
voneinander entfernten verschränkten e-mWiPro als zwei Ereignisse in der Raumzeit. Eine Zustandsübertragung
zwischen diesen zwei Ereignissen in der Raumzeit und somit unter Wahrung
der Lokalität geschieht in einer direkten geodätischen Linie über das Hemd zwischen Ihren Fingern.
Eine instantane Zustandsübertragung jedoch darf überhaupt nicht in dem raumzeitlichen
Zusammenhang des Hemdes verstanden werden. Stellen Sie sich eine solche, die gegen das Prinzip
der Lokalität verstößt, nicht durch eine extrem schnelle Überwindung von Entfernung und
Dauer vor. Führen Sie bitte Daumen und Zeigefinger so zusammen, dass diese eine Falte des
Hemdes zusammenschieben und umschließen. Eine instantane Zustandsübertragung lässt sich
nun durch einen Nadelstich durch diese Falte vergleichen, die somit gleichzeitig an zwei verschiedenen
Stellen der Raumzeit wirklich wird, ohne je eine Entfernung zurückgelegt zu haben.
Synopsis
Die nichtlokalen Phänomene der Quantenmechanik beruhen somit nicht auf einer instantanen
Zustandsübertragung, sondern auf einem Vorgang in der ARZ. Raumzeitliche
Trennungen sind in diesem Sinne für korrelierte e-mWiPro nicht real, sondern
nur eine Erscheinung aus Sicht der RePro. Die Quantenmechanik steht somit nicht
im Widerspruch zu dem lokalen Realismus der Relativitätstheorien. Vielmehr begrenzt
sie dessen Gültigkeit auf die Welt der RePro, die sich relativ zueinander in einem
raumzeitlichen Zusammenhang befinden.

Natürlich ist nun die Frage gerechtfertigt, wie ein Vorgang ablaufen könne, ohne das Raumzeit
vergehe. Der Begriff „Vorgang“ darf hier nicht wörtlich genommen werden. Er soll nur beschreiben,
dass es zwischen verschränkten Prozessen eine Verbindung außerhalb von Raum und Zeit
geben kann. In der ARZ läuft somit nichts ab, was raumzeitlich in Erscheinung treten würde. Sie
ist nur ein Bild, um zu verdeutlichen, dass die Vorstellung der Welt aus Raum und Zeit nur einen
subjektiven Aspekt dieser verdeutlicht und nicht deren Gesamtheit.
...... (107ff.)
Das Phänomen der Verschränkung und der instantanen Zustandsübertragung weist sicherlich darauf hin, dass unsere lokale Welt der Raumzeit nur eine (von mehreren) Erscheinungsweise(n) der Welt ist. David Bohm hat diesen Gedanken auch in seiner Idee der impliziten Ordnung verarbeitet. Seine Schriften zu diesem Thema sind interessant, jedoch an vielen Stellen durchaus kritikwürdig.

Ob mein emWiPro ein rein philosophisches Konstrukt ist, überlasse ich dem jeweiligen Betrachter und seiner eigenen metaphysischen Weltsicht.
Wissen kann man schlussendlich nie wissen, man kann nur daran glauben. In gewissem Sinne ist jegliche Wissenschaft auch eine Art Religion. Während der Priester weiß, was er glaubt, glaubt der Wissenschaftler, was er weiß.

Ge?ndert von Zippel (29.11.09 um 20:31 Uhr)
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