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Alt 23.01.22, 22:45
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?

So, ich denke, wir kommen zusammen.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Diese Frage hatte mich beschäftigt. Vermutlich hast du recht, "Emergenz" ist eine Umschreibung dessen, was man nicht kennt. Sie und damit Bewusstsein ist vermutlichbereits das Resultat einer perfekten Simulation.
Emergenz ist in diesem Fall eine Umschreibung dessen, was man nicht versteht. Das, was man nicht vollumfänglich versteht, sind Aspekte des Bewusstseins selbst, und daher natürlich auch die Emergenz dieser Aspekte.

In anderen Fällen bin ich optimistischer. Man versteht die Emergenz bis zu einem gewissen Grad, und es gibt wohl keinen prinzipiellen Hinderungsgrund für ein umfassendes Verständnis der emergenten Entitäten und ihrer Eigenschaften
  • Quarks + Gluonen → Hadronen, insbs. Nukleonen, Atomkerne
  • Atomkerne und Elektronen → Festkörper
  • DNA + Biochemie + Umwelteinflüsse → Organismen

Zitat:
Es gibt natürlich Lernziele - für Sehen, Hören, Sprechen, Lesen - aber eben ausschließlich implementiert mittels neuronalem Input, Verarbeitung und Output; und nichts davon ist spezifisch für Bewusstsein oder gar diesbzgl. kontextualisiert;
...

Vom „Gehirn im Tank“ halte ich wenig, da Sensorik/Aktorik/Interaktion m.E. entscheidend sind, um das „Gefühl für den eigenen Körper“ auszubilden; das ist wahrscheinlich ein wichtiger Schritt hin zum Ich und zum Bewusstsein.
Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Letzteres verstehe ich nicht, da wir doch offenbar davon ausgehen, dass Bewusstsein bereits implementiert ist, der Schritt zum Ich und zum Bewusstsein damit bereits vollzogen ist …
Was genau meinst du mit „implementiert“? Das Gehirn (bei der Geburt) oder das NN (beim ersten Start des Programms) sind strukturell fertig vollständig ausgeprägt, jedoch nicht parametriert. Der Schritt zum Bewusstsein vollzieht sich in den ersten Lebensjahren doch sozusagen automatisch mit dem „normalen Lernen“ und der „normalen Erziehung“.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
… und es deshalb keiner speziellen Lernziele diesbezüglich mehr bedarf, s. deine Aussage oben.
Ich sehe bzw. erkenne hier keine speziellen Lernziele ausgerichtet auf Bewusstsein, sondern „nur normales Lernen“. Aber ohne das geht er nicht.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Mit der perfekten Simulation - so scheint es plausibel - ist das „Gefühl für den eigenen Körper“ bereits vorhanden und dienen Reize der (simulierten) Sinnesorgane als input.
Aber die perfekte Simulation - warum eigentlich Simulation? - existiert bei der Geburt oder beim Start des NN-Programms ja nicht. Nach der Geburt spürt das Baby sicher irgendetwas, aber evtl. noch nicht bezogen auf einen bestimmten Körperteil oder gar ein spezielles Signal; ich denke zum Beispiel nicht, dass das Baby weiß, dass es Hunger hat. Diese Wahrnehmung des eigenen Körpers muss sich erst entwickeln und stellt m.E. einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Entwicklung von Ich-Bewusstsein dar. Letzteres ist für mich an eine Fähigkeit der Abstraktion gebunden, nämlich dass dieses Ich Aspekte umfasst, die sich gewissermaßen von der reinen Körperwahrnehmung „entkoppelt“ haben; es geht nicht mehr nur um Wünsche wie „satt werden“, sondern eben auch um nicht-körperliche Ziele, z.B. „im Leben erfolgreich sein“. Das funktioniert nicht ohne Gehirn und Körper, ist jedoch bzgl. der Selbstwahrnehmung etwas fundamental anderes als reine Körperwahrnehmung. An der Stelle wird es für mich spannend, da hier die Funktionen des Bewusstseins zunehmend den Input anderer höherwertiger Funktionen erhalten und den Output rückkoppeln, nicht mehr nur die primitive Sensorik/Aktorik.

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Wenn das NN versehentlich auf die Herdplatte "greift", "sieht" es diese, "spürt" den "Schmerz" und es entsteht der Sollwert 'kein Schmerz". Lernziel ist es, den kausalen Zusammenhang zu erfassen. Naiv gedacht, letztlich muss ich hier passen.
So naiv ist das gar nicht. Ich denke, dass es so funktioniert, wir verstehen eben nur nicht, warum.

Dabei ist das Lernen das eine - leichtere - Rätsel. Wenn wir ein NN plus Sensorik/Aktorik konstruiert und trainiert hätten, das menschenähnliches Verhalten zeigt, und wir seine neuronalen Zustände und Prozesse verstanden hätten, dann wüssten wir immer noch nichts über seine seine mentalen Zustände - Gefühle, Selbstwahrnehmung, seine Selbstreflexion etc.

Die Hypothese, es hätte vergleichbare mentalen Zustände, ist naheliegend aber objektiv nicht beantwortbar.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (24.01.22 um 07:39 Uhr)
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