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Zitat von Timm
Ontisch oder nicht ontisch ist aber eine Frage der Interpretation.
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Ontisch - im Gegensatz zu epistemisch - ist kein Gegenstand der Interpretation.
ontisch - das tatsächlich Seiende betreffend
epistemisch - das Wissen bzw. die Erkenntnis oder Wahrnehmung betreffend
So oder so ähnlich kann man das im Duden, in Lexika o.a. Quellen nachlesen.
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Zitat von Timm
Das minimalistische "shut-up-and-calculate" ...
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... darf sich hier weder festlegen, noch an den Begriffsdefinitionen rütteln.
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Zitat von Timm
Genau diese letzte Frage taucht aber immer wieder in diesem Sinne auf und es werden Positionen verteidigt, als ob es um "falsch oder richtig" ginge.
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Es geht mir gerade nicht um richtig oder falsch, sondern lediglich darum, dass die Möglichkeit eines Diskurses besteht.
D.h. „ shut-up-and-calculate“ muss sich hier jeglicher Aussage bzgl. ontisch, epistemisch oder sonstwas
enthalten. Häufig wird „shut-up-and-calculate“ jedoch mit dem
Verbot derartiger Fragestellungen verwechselt, und das ist Käse. Man darf sich gerne auf eine Position zurückziehen, die keine Antworten auf derartige Fragen liefern kann und will; man darf jedoch keine anderen Postionen ausschließen, die sich anschicken, dies doch liefern zu wollen - egal welche Position dies wäre, und egal zu welchen Ergebnissen sie gelangt.
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Zitat von Timm
Mir ist nicht klar, was genau "ontisch" tatsächlich bedeutet.
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Die
ontische Interpretation eines Formalismus bedeutet, dass man die Ansicht vertritt, dass dieser Formalismus - im Gegensatz zu einer epistemischen Ansicht - Aussage über das tatsächlich Seiende - d.h. unabhängig von Wissen, Erkenntnis, Wahrnehmung oder Beobachtung - trifft.
Nach einer trivialen ontischen Haltung erzeugt ein umstürzender Baum Schallwellen, auch wenn sie niemand hört, und der Mond ist da, auch wenn keiner hinschaut. Gewisse Aspekte dieser beobachterunabhängigen Existenz von “Etwas” werden vom mathematischen Formalismus zutreffend beschrieben.
Im Falle einer
ontischen Interpretation der Quantenmechanik wäre der Zustandsvektor entweder eine zutreffende Kodierung von “Etwas” - vor bzw. ohne jegliche Beobachtung, gemäß einer
epistemische Interpretation lediglich im Kontext von Messungen als Werkzeug zu deren Berechnungen anzuwenden, ohne jegliche Aussage was vor bzw. ohne Messung tatsächlich existiert.
Ich denke nicht, dass es diesbzgl. abweichende Ansichten gibt - höchstens ein unzureichendes Verständnis einiger Physiker bzgl. dieser Begriffe. Man trifft sich wolkige Begriffe wie “real” oder “physikalisch”, die so nicht weiterhelfen.
All dies sagt nicht dass eine optische Postion sinnvoll oder gar zutreffend ist. Es dient der Klärung der Begriffe und ermöglicht so erst eine vernünftige Diskussion.
Zitat:
Zitat von Timm
"shut-up-and-calculate" ist das Eingeständnis, das wir die QM nicht verstehen ...
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“shut-up-and-calculate” ist zunächst das Eingeständnis dessen -
der diese Position einnimmt - dass
er die Quantenmechanik in dieser Hinsicht nicht verstehen oder diskutieren will. Wenn er diesbzgl. agnostisch ist, kann er trivialerweise
nichts zu anderen Positionen sagen, diese also auch nicht für andere bewerten. Des Weiteren ist “shut-up-and-calculate” eine Aufforderung, nicht verstehen oder nicht diskutieren zu dürfen. Diese dogmatische Haltung ist dumm, denn warum sollte ich anderen das Denken verbieten, nur weil ich es mir selbst untersage.
Kein Tauber verbietet mir, ein Konzert zu besuchen.