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Alt 17.01.22, 16:12
Ich Ich ist offline
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Standard AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?

Zitat:
Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Das ist nun derart ad hominem, dass es ich es eigentlich nicht nötig habe, darauf zu antworten. Da ich aber immer noch davon ausgehe, dass es nicht mein Mangel an Phantasie ist sondern nur meine unzureichende Darstellung meiner Gedankengänge (nicht dein Mangel an Phantasie, sich Rechenschaft über einen blinden Fleck abzulegen) versuche ich es nochmal.
Da muss ich dir schon Recht geben, dich mit denen in einen Topf zu werfen war ungerecht und unnötig.
Der Kern des Vorwurfs: Seit Jahrhunderten hören wir aus der Philosopie von "denknotwendigen" Dingen. Für Kant z.B. der euklidische Raum, und die Rezepztion der SRT in den verschiedenen philosophischen Denkrichtungen spricht Bände - von Aristoteles ganz zu schweigen. Mit dem vorgeworfenen "Mangel an Phantasie" bist du also in bester Gesellschaft. Dass man sich keinen gekrümmten Raum oder relative Gleichzeitigkeit vorstellen konnte - der "Mangel an Phantasie" - ist auch kein Vorwurf. Da halte ich mich natürlich auch nicht für schlauer.
Aber es ist ja gerade das schöne an der Physik, dass uns die Natur wieder und wieder eines Besseren belehrt, wenn wir glauben, das Unvorstellbare sei unmöglich.
Und in dieser Frage hatte ich eben den Eindruck, dass du aus einer philosophischen Tradition heraus argumentierst, nicht einer physikalisch-wissenschaftlichen. Ich denke, da wirst du mir auch zustimmen. Ich wollte darauf hinweisen, dass in dieser Tradition die größten Geister in schöner Regelmäßigkeit ins Klo gegriffen haben, wenn sie etwas kategorisch ausschlossen.
Zitat:
All das erfasst jedoch nicht die Essenz des Phänomens Bewusstsein, wie es sich für mich anfühlt, sich meiner bewusst zu sein. Dieses Phänomen entzieht sich den von dir genannten Methoden, und es ist prinzipiell rein subjektiv und nicht objektivierbar.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir reden von Eigenschaften eines Algorithmus - und die sollen der wissenschaftlichen Methode nicht zugänglich sein?
Mal folgenden denkbare Szenario:
Man kann identische Subjekte beliebig oft parallel laufen lassen. Man kann Aspekter der postulierten Eigenschaft "Bewusstsein" identifizieren, verstehen, modifizieren und ggf. quantifizieren. Man diese Aspekte auf ähnliche Algorithmen übertragen, so wie mit dem Zauberstab bei Harry Potter. Man kann die Subjekte in ihren Eigenschaften verändern, vielleicht z.B. Interpolationen zwischen verschiedenen Menschen schaffen, was die Überrtragbarkeit von Erfahrungen auch zwischen nicht so ähnlichen Menschen/Algorithmen möglich macht.
Wo in diesem Szenario ist das Subjektive nicht Gegenstand der wissenschaftlichen Methode? Natürlich kann diese Forschung nicht auf Atome und Moleküle runterreduziert werden, das hat hier genau so wenig Sinn wie bei vielen anderen Froschungszweigung. Und das "vollumfängliche" Verstehen eines Bewusstseinsaspekts mag für ein menschliches Gehirn zu komplex sein, das könnten vielleicht nur AIs. Aber Gefühle und Erlebnisse wären definitiv Gegenstand der Forschung - bis auf eine Untermenge der Größe Null, die sich durch das nicht präzisierbare Attribut, dass es das "wirkliche" Erleben sei, auszeichnet.


Zitat:
Für mich ist daher die Aussage, dass es keine Qualia gäbe, im Popperschen Sinne unwissenschaftlich und dogmatisch. Deswegen mache ich sie mir nicht zu eigen und akzeptiere lieber die logisch mögliche Konsequenz, dass der Platzhalter “Qualia” für das stehen könnte, was sich unserem wissenschaftlichen Verständnis insofern entzieht, als es uns als rein subjektiv als irreduzibel erscheint.
Langsam: Allein die Forderung, die Nichtexistenz einer (ausgedachten oder auch echten) Entität zu beweisen, ist unwissenschaftlich, nach Russell und auch nach Popper. Und ich habe auch nicht vor, die Nichtextstenz schwammig definierter, der wissenschaftlichen Methode angeblich nicht zugänglicher Entitäten zu widerlegen. Ich bis es ja nicht, der diese Dinge kategorisch ausschließst*, aber du bist es der ihre Existenz behauptet, du bist in der Beweispflicht. Meine Gegenbeispiele sollen nur dazu dienen, anschaulich zu machen, dass auch das Subjektive grundsätzlich wissenschaftlich erforscht (also objektivierbar gemacht) werden kann.

*Natürlich schließe ich sie aus, keine Frage. Aber nicht kategorisch: Wenn man mir irgendwie beweisen könnte, dass da 1) tatsächlich etwas ist, das 2) nicht der wissenschaftlichen Methode zugänglich ist, dann bin ich bereit zu folgen. Aber dazu müsstest du (nicht ich) dieses Etwas präzise genug formulieren, dass man ausschließen kann, dass es nicht nichts ist. Und trotzdem nicht wissenschaftlich untersucht werden kann.
Dieser Existenzbeweis kann m.E. zum jetzigen Zeitpunkt nicht geführt werden, wo man noch fast gar keine Ahnung von diesen Dingen hat.
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