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Alt 18.04.15, 17:33
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Joachim Joachim ist offline
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Standard AW: Theorien und der Umgang mit fehlender experimenteller Bestätigung

Ich glaube, wenn wir uns an Wortdefinitionen festhalten, werden wir aneinander vorbeireden. Ich kann mit deiner Definition von Theorie nichts anfangen. Ich habe den Begriff "Theoretische Physik" nicht so verstanden, wie du es hier darstellst. Zumindest in meiner Uni grenzte sich theoretische Physik von Experimentalphysik nicht dadurch ab, dass sich die einen mit Theorien und die anderen mit etwas anderem befassen, sondern dadurch, dass in Theoretischer Physik die mathematischen und philosophischen Grundlagen im Vordergrund stehen und in der Experimentalphysik die Experimente.

Unter einer Theorie verstehe ich jedes Konstrukt, dass den Anspruch erhebt, Phänomene der Natur zu erklären. Wenn eine Theorie außerdem den Anspruch erhebt, wissenschaftlich zu sein, muss sie natürlich weitere Anforderungen erfüllen. Sie darf unter anderem in ihrem Geltungsbereich zu keinen reproduzierbaren Phänomenen im Widerspruch stehen. Sie sollte sich in andere etablierte Theorien einfügen lassen. Und sie sollte auch, mindestens prinzipiell, falsifizierbar sein.

Aber ob eine Theorie all diese Ansprüche erfüllt, lässt sich erst sagen, wenn sie weit genug ausgearbeitet ist. Für Stringtheorien gilt das nicht. Du hast recht, bisher hat noch keine Stringtheorie irgendeine grundlegende Frage beantwortet, die sich aus dem Standardmodell ergibt. Vielleicht ist das auch gar nicht möglich, aber ich glaube, dass es sich das Wissenschaftssystem durchaus leisten kann, auch in diese Richtung zu forschen.

Und ich finde einen Streit darum, ob sich ein Ansatz nun Theorie nennen darf oder nicht, nicht besonders sinnvoll. Ab wann durften sich denn Quantenmechanik und ART Theorie nennen? Oder das Kopernikanische Weltbild? Auch diese Theorien hatten eine Zeit, in der es unklar war, ob sie experimentell brauchbare Ergebnisse liefern.
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