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Alt 10.01.19, 16:20
Herakleitos Herakleitos ist offline
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Standard AW: Herakleitos' Gedanken über Zeit

O.k. Sieht so aus, als habe ich nicht deutlich machen können, worum es mir geht. Ich möchte es nochmal versuchen:
In allererster Linie geht um Naturerkenntnis. Wie funktionieren die Natur & der Kosmos mit allem, was darin ist? Antworten darauf gibt die Physik, die seit Galilei in zunehmendem Maße mathematisch formuliert wird. Diese Aussagen werden durch Beobachtung/Experiment verifiziert (oder eben nicht). Durch diese Wechselwirkung von Theorie & Praxis ist gewährleistet, dass die Aussagen der Physik einigermaßen verlässlich sind und sich weiter entwickeln können.
Nun gibt es (mindestens) zwei Standpunkte in Bezug darauf, welche Rolle die Mathematik in diesem Erkenntnisprozess spielt:
Der erste ist der erstmalig so deutlich von Galilei formulierte; sinngemäß:
„Das Buch der Natur ist in mathematischer Sprache geschrieben“, was bedeutet, dass die Mathematik in der Natur liegt und wir sie nur entdecken müssen, was der Standpunkt der meisten Physiker auch heute ist (z.B. extrem: Max Tegmark).
Der zweite Standpunkt demgegenüber:
"Die Ganzen Zahlen hat der liebe Gott gemacht, alles andere ist Menschenwerk"
(Leopold Kronecker, Mathematiker, 1886).
"Sogar die Ganzen Zahlen sind Menschenwerk. Das Gebäude der Mathematik wurde durch Versuch und Irrtum errichtet. Ich denke eher, dass dies die einzige Sprache ist, in der wir die Welt lesen
(Dehaene, Hirnforscher und Mathematiker (Zeitgenosse)).
„Die Mathematik [kann] nur deshalb vieles gut beschreiben, weil die entsprechenden Formeln und Modelle für genau diese Fragestellungen entwickelt und optimiert worden [sind]. Viele andere Dinge lassen sich hingegen gar nicht gut mit Mathematik abbilden (Stephen Wolfram, britischer Physiker und Mathematiker (Zeitgenosse)).
„Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit“ (Einstein).
Diese Zitate mögen reichen, um den zweiten Standpunkt und die Tatsache, dass nicht alles auf meinem Mist gewachsen ist, darzustellen. Es geht mir nicht um eine Abwertung der Mathematik, aber um eine kritische Distanz zu deren Aussagen.
Im ersten Standpunkt sind Naturprozesse & Mathematik (weitgehend) identisch.
Im zweiten Standpunkt besteht ein Abstand zwischen Naturprozessen und der Beschreibung von Naturprozessen. Naturgemäß ist der zweite Standpunkt der etwas kritischere, aber Kriterium ist bei beiden die Praxis: Beobachtung & Experiment.
Ernst Mach nahm ebenfalls den zweiten Standpunkt ein, indem er Raum & Zeit für rein mathematische Fiktionen, aber nichtsdestoweniger für wichtige Hilfsgrößen hielt.
Nun, beim Raum hat er sich geirrt, weil heute einwandfrei die kausale Wechselwirkung von Raum & Massen verifiziert werden kann.
Eine derartige Bestätigung für die reale Existenz der Zeit steht aber – soweit ich weiß – aus. Oder gibt es auch nur ein einziges Experiment, in dem nachweislich die Zeit als Naturobjekt (und nicht das Zeitmessgerät oder sonstwas) eine kausale Wirkung ausübt oder erleidet? Kann Zeit als Naturobjekt etwas verändern oder verhindern?
Und jetzt zur Ausgangsfrage zurück:
Sind Zeitreisen – auch von Information oder Funkwellen - möglich?
Grundlegende Voraussetzung dafür wäre das Vorhandensein einer Zeit.
Gibt es sie nicht, kann man sich ermüdende Spekulationen & viel Geld für die Konstruktion einer Zeitmaschine sparen.
Gibt es sie, würde ich sehr wahrscheinlich viel Geld für Zeitreisen ausgeben – allein, ich glaub‘ nicht dran.
Zusatz: ich glaube, man könnte auch viele Interpretationsprobleme der QT lösen, wenn man sich mal kritisch anschaut, ob bestimmte mathematische Terme eine Entsprechung in der Realität haben (Stichwort: Wahrscheinlichkeitsamplitude, Indeterminismus, Stationarität umlaufender Elektronen, mind. 4 Formulierungen der QT, …)? Oder hinke ich nur gnadenlos hinterher …?
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